Nahe der US-Metropole New York wurden bei Grundwassermessungen alarmierend hohe Strahlungswerte festgestellt. Offenbar lief kontaminiertes Wasser aus dem AKW Indian Point aus. Und auch in Frankreich gab es wieder einen Zwischenfall. Frankreich startete jetzt die fünfte Kampagne zur Verteilung von Jod-Tabletten zum Schutz vor Radioaktivität.
Und trotz Proteste gegen das Wiederhochfahren der umstrittenen Reaktoren Tihange und Dael in der deutsch-belgischen und deutsch-niederländischen Grenzregion wurden die alten maroden Pannenmeiler wieder hochgefahren, bis es irgendwann knallt. Aber vorsichtshalber wurden auch hier schon mal Jodtabletten verteilt. Siehe Tihange – Deutsche Bank, Allianz und Blackrock unterstützen umstrittene Atomkraftwerke in Europa
AKW-Unfall: Verseuchtes Grundwasser in New York
Das Atomkraftwerk Indian Point gilt als besonders gefährlich, da es sich nur 56 Kilometer nördlich vom Zentrum der Millionenstadt New York befindet.
Im Juli 2014 schlug der Bundesstaat New York vor, Indian Point im Frühjahr und Sommer zu schließen, um die Fischbestände zu schützen. Der Vorschlag wurde vom Betreiber und von der Atomlobby in der Wirtschaft zurückgewiesen.
In der Nähe des umstrittenen Atomkraftwerks Indian Point im US-Staat New York ist eine deutlich erhöhte Konzentration von radioaktiven Stoffen im Grundwasser gemessen worden: Sechs Prozent aller US-Amerikaner sind betroffen!
Die Werte an den Reaktoren in Indian Point lägen um das 650-fache über dem Normalwert, erklärte Gouverneur Andrew Cuomo. Vermutlich sei nur das Grundwasser direkt unter dem Kraftwerk vom Austreten des radioaktiven Stoffes Tritium betroffen, hieß es. Nun werde untersucht, ob das Leck eine Bedrohung für die Gesundheit der Anwohner darstelle.
Die immer älter werdenden Atomkraftwerke in den USA und in Europa gefährden zunehmend die Sicherheit der Stromversorgung und die Menschen. Allein in Großbritannien werden jährlich bereits 20 Ausfälle durch unvorhergesehene Störungen und Abschaltungen von Atomkraftwerken (AKW) gezählt. Fukushima ist gerade mal 5 Jahre her, doch keiner scheint daraus gelernt zu haben. Sogar neue AKWs sind in der EU im Bau oder geplant.
Jerry Nappi, ein Sprecher von Entergy sagte in einer E-Mail an The Journal News, dass Trinkwasserquellen nicht betroffen waren und die Werte von Tritium mehr als tausend Mal unterhalb der Bundesgrenzen sind.
Das Kernkraftwerk Indian Point ist seit Dezember nach Anweisung von New Yorker Beamten genau unter Beobachtung. Eine Untersuchung der Anlage wurde angeordnet, nachdem es nach zahlreichen Störungen immer wieder zu Abschaltungen gekommen war. Erst kürzlich reichte der AKW-Betreiber Entergy eine Klage gegen Secretary of State Cesar Perales ein. Der Konzern warf mangelnde Bereitschaft vor, da New York nicht bereit ist, eine Linzverlängerung zu erteilen. Die Anlagen befinden sich direkt am Hudson River.
Die Anlage wurde mehrmals auf Grund zahlreicher Störungen im Jahr 2015 stillgelegt. Die Gegner des Kraftwerks fordern schon lange, dass die AKWs stillgelegt werden sollten.
Die Einheiten gingen 1973 und 1976 in Betrieb (Indian-Point-2 und -3). Laut Betreiber besitzen die Reaktoren Betriebsbewilligungen bis 2013 und 2015. Der Altreaktor Indian-Point-1 (Betrieb 1962 bis 1974) ist nicht mehr am Netz.
„Das ist nicht das erste Austreten radioaktiven Wassers dieser Art“, ergänzte Gouverneur Andrew Cuomo. „Dieser Störfall zeigt erneut, dass Indian Point nicht auf eine Art betrieben werden kann, die die öffentliche Gesundheit schützt.“
Nun werde untersucht, ob das Leck eine Bedrohung für die Gesundheit der Anwohner darstelle.
New York könnte mit erneuerbaren Energien bis 2030 die Hälfte des benötigten Energiebedarfs decken. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die AKWs weiterhin subventioniert werden sollen. Wenn der Vorschlag der zuständigen Behörde umgesetzt wird, dann kommen auf die New Yorker Kosten in Höhe von $ 2 Mrd. bis $ 6 000 000 000 bis 2030 zu. Das sind nur die zusätzlichen Kosten für die Subventionen und nochmal 18 000 000 000 $ für die Kosten der vier Reaktoren. Die Atomgegner fordern auch hier, diese Summen in erneuerbaren Energien zu investieren.
Aber auch beim Atomkraftwerk Cattenom gab es wieder Probleme.
Im französischen Atomkraftwerk Cattenom an der Obermosel gab es offenbar bereits Ende Januar einen Zwischenfall. Nach Angaben des Betreibers EDF war ein Isolierverschluss im nicht-nuklearen Wasserkreislauf in Block zwei falsch eingestellt. Dies habe zu einem Dichtungsfehler geführt. Die Atomaufsicht in Paris stufte den Zwischenfall auf der niedrigen Stufe eins der internationalen Sicherheitsskala ein. Auch bei diesem alten maroden Pannenmeiler kommt es immer wieder zu Störungen und er sollte schon lange stillgelegt werden.
Der französische Staat hat jetzt die fünfte Kampagne zur Verteilung von Jod-Tabletten zum Schutz vor Radioaktivität gestartet. Per Post erhielten alle Einwohner, die im Umkreis von zehn Kilometern eines Atomkraftwerks leben, eine Benachrichtigung, mit der sie sich die Tabletten gratis in einer Apotheke abholen können.
Rund um das Atomkraftwerk im lothringischen Cattenom, nur wenige Kilometer von der saarländischen Grenze entfernt, wurden nach Angaben des Radiosenders France Bleu insgesamt 110 000 Menschen in 41 Kommunen angeschrieben. In ganz Frankreich sind es laut dem Sender France Inter 500 000 Haushalte.
Genau wie in den USA oder in Frankreich, nein: Überall auf der Welt sind die alten Atommeiler marode.
Als ob man nicht aus der Geschichte rund um Atomkraftwerke lernen will, werden neue gebaut, wie z. B, in Großbritannien.
Der Alptraum geht weiter – bis das nächste alte marode AKW wie ein Kartenhaus zusammenfällt!
Gegenwärtig betreiben 30 Länder weltweit 437 Kernreaktoren mit einer gesamten elektrischen Nettoleistung von rund 372 Gigawatt (Stand: 18. Januar 2013) – auch Japan hat wieder AKWs ans Netz genommen.
Das China-Syndrom
Am 28. März 1979 ereignete sich ein Kernschmelzunfall im Atomkraftwerk Three Mile Island im US-Bundesstaat Pennsylvania zum bisher schwersten Unfall in einem amerikanischen Kernkraftwerk. Am 29. März fordert die Regierung von Pennsylvania schwangere Frauen und Vorschulkinder im Umkreis von knapp zehn Kilometern um den havarierten Reaktor auf, die Gegend zu verlassen. Innerhalb weniger Tage packen 140 000 Menschen ihre Sachen und fahren weg.
Ende Oktober 1979 kommt die Untersuchungskommission des Präsidenten zum Schluss, dass der Reaktor 1984 wieder saniert sein werde und ans Netz gehen könne. Eine grandiose Fehleinschätzung: Im Juli 1980 werden Menschen das Reaktorgebäude betreten, vier Jahre später beginnt das Aufräumen. In mühseliger und langwieriger Kleinstarbeit werden die verschmolzenen und verklumpten Reaktorteile zerlegt, zerschnitten und entsorgt. 3000 Fachkräfte sind elf Jahre lang daran beteiligt. Kosten: Mehr als eine Milliarde Dollar, mehr als der Reaktor gekostet hat.
Das China-Syndrom…
… ist ein US-Katastrophenfilm, der kurz vor dem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island ausgestrahlt worden war. Der Hollywood-Streifen mit Jane Fonda, Jack Lemmon und Michael Douglas setzte sich kritisch mit der wirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie auseinander. Im Mittelpunkt des Films von James Bridges steht ein fiktiver Störfall in einem amerikanischen Kernkraftwerk, der seine Ursache sowohl in technischem als auch in menschlichem Versagen hat. So wurde aus einem Film innerhalb kürzester Zeit Realität.
Atomstrom ist keine saubere Sache!
Unsere Forderungen an die EU-Kommission:
- Keine EU-Förderung von Atomstrom, weder als Preisgarantie noch über eine Einspeisevergütung nach dem Muster der erneuerbaren Energien
- Keine Verschwendung von Steuergeldern zum Bau von Atomkraftwerken
- Eine Überführung der Rückstellungen in einen Fonds zur Sicherung der Gelder, die für Stilllegung und Rückbau der Meiler sowie für die Endlagerung der Jahrtausende strahlenden hochradioaktiven Abfälle benötigt werden
- Eine EU-weite Haftpflicht-Regelung, die gewährleistet, dass Atomkraftwerke genau so wie Solaranlagen oder Windkraftanlagen „vollkaskoversichert“ sein müssen. Die Kosten des Atomunfalls in Fukushima werden auf 100 Mrd. Euro geschätzt, die Katastrophe ist aber noch nicht zu Ende. In Europa sind die Meiler mit maximal einer Mrd. Euro versichert
- Der EURATOM-Vertrag aus den atomeuphorischen 1950er Jahren ist nicht mehr zeitgemäß und muss aufgelöst werden. Stattdessen soll ein Vertragswerk zur Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und Energieeinsparung beschlossen werden!
- Eine Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren, die immer preiswerter werden und langfristig die einzige Energieversorgung darstellen, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist.
Atomenergie ist und bleibt die mit Abstand gefährlichste Art, Strom zu erzeugen. Verantwortung für die Zukunft bedeutet Abschalten der Atomanlagen und keine NEUEN zu bauen. Denn: Atomkraft heißt Risiko: Der nächste GAU, die nächste Kernschmelzkatastrophe kann jeden Tag passieren – auch in deutschen Reaktoren. Atomkraft heißt „strahlende Zukunft.“ – Atomkraft? Nein Danke!
Netzfrau Doro Schreier
Abschalten sofort! Nach menschlichem Fehlverhalten im AKW Gundremmingen nun Leckage im AKW Emsland
Erhöhte Radioaktivität im ältesten Atomkomplex Europas
AKW-Neubau Hinkley Point – Großbritannien will Österreich wegen atom-kritischer Haltung verklagen
1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar