Der Kampf für eine gesunde Nahrung ist noch nicht zu Ende. Im Gegenteil. Noch sehr viel bleibt zu tun, damit die Versorgung in Europa mit landwirtschaftlichen Produkten sichergestellt ist, die die Bezeichnung Lebensmittel auch verdienen. Der folgende Bericht von Farming Online aus England, der Anfang Februar veröffentlicht wurde, macht deutlich, warum wir nicht aufgeben dürfen. Darum haben wir ihn auch für Sie übersetzt. Über Glyphosat soll angeblich im März im Bundestag abgestimmt werden und auch in der EU-Kommission. Wir werden dazu noch Protestmails erstellen.
75 % der gesamten Glyphosat-Menge, die jemals auf Getreide ausgebracht wurde, ist laut einer US-Studie in den letzten 10 Jahren verteilt worden. Diese kommt zeitnah zu der anstehenden Entscheidung in der EU, bei der es um den weiteren Einsatz des weltweit am häufigsten verwendeten Herbizids in Europa geht.
Ein wissenschaftliches Dokument, das in Environmental Sciences Europe Anfang Februar veröffentlicht wurde, bestätigt, dass ein dramatischer Anstieg der Glyphosatverwendung weltweit festzustellen ist.
Die Arbeit „Trends in glyphosate herbicide use in the United States and globally“ von Charles Benbrook, Forscher an der Washington State University belegt, dass der Glyphosat-Einsatz um den Faktor 15 angestiegen ist, seit in den neunziger Jahren genetisch-veränderte (GV) und glyphosat-tolerante Getreidesorten (verkauft unter dem Label „Roundup Ready”) auf den Markt kamen. In den USA ist ein geringerer Anstieg in diesem Zeitraum zu verzeichnen – hier hat sich der Einsatz verfünffacht.
Frühere Forschungsarbeiten von Prof. Benbrook, die dieser am Center for Sustaining Agriculture and Natural Resources der WSU durchführte, belegten den Anstieg des Herbizidverbrauchs bei GV- und herbizid-tolerantem Getreide mehrfach. Das steht im Widerspruch zu der Aussage der Branche, die behauptet, dass derartige Pflanzen zu einem geringeren Einsatz der gefährlichen Chemikalien führen.
Rund drei Viertel der Gesamtmenge des Glyphosats, das weltweit in den vergangen 40 Jahren (1974 bis 2014) ausgebracht wurde, kam seit 2004 auf die Felder, so Benbrook. Diese Zahlen aus den USA werden zu einem spannenden Zeitpunkt veröffentlicht. Der Glyphosatverbrauch in England steigt an, international werden intensive Debatten über die Sicherheit des Herbizids geführt und im vergangenen Jahr wurde Glyphosat seitens der Krebsforschungsgruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als möglicherweise krebserregend für Menschen kategorisiert.
Obwohl eine spätere Risikobwertung der EU durch die EFSA zu einem anderen Ergebnis kam, gab es kritische Fragen durch die European watchdog’s research in Bezug auf den Studienrahmen. Siehe auch Unglaublich! Laut EFSA – Glyphosat keine krebserregende Gefahr für Menschen – vorsätzlicher Mord?
In der Zwischenzeit könnten die Ergebnisse der EFSA von den Behörden der EU dazu verwendet werden, die Lizenz für Glyphosat in Europa zu verlängern, die in diesem Jahr erneuert werden muss.
Benbrook sagt ebenfalls, dass der Einsatz von Glyphosat vor der Ernte in den Nordstaaten der USA (an der Grenze zu Kanada) seit Mitte der 2000er Jahre zunehmend gängiger wird. Das betrifft Weizen, Gerste und essbare Rüben (oder Bohnen). Laut Benbrook führt das zu höheren Rückständen in der Ernte, was dazu geführt hat, dass die Grenzwerte für Rückstände in den USA vor zwei Jahren erhöht wurden. In Deutschland ist dieses Vorgehen seit Mai 2014 verboten.
Laut der Soil Association in England habe sich dort der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft in den letzten 20 Jahren um 400 % gesteigert. Als Folge gäbe es bereits eine zunehmende Zahl an Studien, die negative Effekte auf die Umgebung und die menschliche Gesundheit konstatierten.
Als Reaktion auf die Veröffentlichung der EFSA zu Glyphosat im November vergangenen Jahres sagte Nick von Westenholz, CEO der Crop Protection Association, die die Herbizid-Hersteller repräsentiert:
„Pestizide gehören zu den am intensivsten regulierten Produken in Europa. Es erfordert ungefähr 10 Jahre und über 150 Millionen Pfund, um einen neuen aktiven Bestandteil auf den Markt zu bringen. Es ist dieser Prozess, gestützt durch effektive und unabhängige regulatorische Prüfungen, der sicherstellt, dass die Öffentlich absolutes Vertrauen in unsere Produkte haben können.“
Er führt weiter aus:
„Glyphosat ist ein wichtiger Bestandteil der landwirtschaftlichen Werkzeuge. Es ist besonders wichtig, um Verschwendung von Nahrungsmitteln zu minimieren, indem es ein breites Spektrum an Unkräutern im Griff hält, sodass der Boden weniger gepflügt werden muss. Das schütze den Boden vor Degeneration und reduziere die Emissionen und den Energieverbrauch. Nur ein Beispiel dafür, wie moderne Landwirtschaft von den Innovationen wie Glyphosat beim Getreideschutz abhängig ist, das den Boden schützt und gleichzeitig unserer Landwirtschaft so produktiv wie möglich macht.“
[Zwischenbemerkung der Übersetzerin: Bei manchen Übersetzungen kann ich als Übersetzer nur kotzen. Dies ist ein Beispiel dafür. „Glyphosat schützt den Boden“ … wer so etwas behauptet, hat noch nie das Sterben eines Ackers nach einer Glyphosatbehandlung gesehen … sämtliche Pflanzen sind … tot. Gesunde Kräuter wie Kamille, Löwenzahn, Rotklee – alles weg. Und da sollen die so wichtigen Mikroorganismen des Bodens überleben? Organismen, die nun wirklich wichtig für die Qualität der Humusschicht sind? Wie absurd ist das denn?]
Peter Melchett, Policy Director bei der Soil Association sagt: „Dieses Forschungsergebnis zeigt, dass Glyphosat von Monsanto das am häufigsten genutzte Unkrautvernichtungsmittel der Geschichte ist. Und der Verbrauch steigt weiter sprunghaft an. Ein derartiger Anstieg an chemikalischer Behandlung der Felder ist das, was uns bevorsteht, wenn es jemals GV-Getreide in England gibt. Die Forscher stellen zu Recht die Frage nach der Sicherheit von Glyphosat, speziell wenn es auf Getreide kurz vor der Ernte ausgebracht wird – und damit direkt in den Verzehr gerät. Das ist eine Praxis, die in England immer mehr an Bedeutung gewinnt, aber ein Ende haben muss.”
MT @paul_msg: Redacted citations in what’s meant to be a scientific study: EFSA review of glyphosate carcinogenicity pic.twitter.com/F1OjdC4Yrz
— GMWatch (@GMWatch) 12. Februar 2016
According to a new study, the use of glyphosate has risen nearly 15-fold since 1996. https://t.co/wsTQC5WgZI pic.twitter.com/6dnyfMsq7D
— Dr. Joseph Mercola (@mercola) 16. Februar 2016
Glyphosate study: use increasing rapidly as EU decision nears
http://www.farming.co.uk/news/article/12128
Tuesday 02 February 2016
75% of all Glyphosate ever sprayed on crops used in the last 10 Years, according to US study, which comes as EU authorities face a decision on the future of the world’s most widely used herbicide in Europe.
A new paper (out 2nd February) published in Environmental Sciences Europe, confirms there has been a dramatic increase in the total volume of glyphosate applied to crops across the world.
The paper, Trends in glyphosate herbicide use in the United States and globally, by Washington State University researcher Charles Benbrook, reveals that globally glyphosate use has risen almost 15-fold since genetically modified (GM), glyphosate-tolerant crops (sold as being “Roundup Ready”) were introduced in the 1990s. However, in the U.S. there has been a smaller (five-fold) increase in agricultural use since this time.
Previous research work by Prof Benbrook, carried out at WSU’s Center for Sustaining Agriculture and Natural Resources, showed an increase in herbicide use on genetically modified herbicide-tolerant crops, which contrasts industry claims that the plants lead to a reduction in applications of damaging chemicals
Almost three quarters of the total volume of glyphosate sprayed world-wide over the last 40 years (1974 to 2014) has been sprayed since 2004, Benbrook said. The US figures come at an interesting time, with glyphosate use increasing in the UK whilst internationally there are ongoing debates about the herbicide’s safety; last year the World Health Organisation’s (WHO) cancer research arm categorised glyphosate as being ‘probably carcinogenic’ to humans. Though a later assessment by EU risk assessment office EFSA reached the opposite conclusion, questions have been raised about scope of the European watchdog’s research.
In the immediate term, EFSA’s findings could be used by EU authorities to renew glyphosate’s licence for use in Europe, which is up for review this year.
Benbrook also said pre-harvest uses of glyphosate have become increasingly common since the mid-2000s in the U.S. northern-tier states (those bordering Canada) and northern Europe on wheat, barley and edible beans. He said this usage means higher residues in harvested foodstuff, which has led to the granting of higher tolerance levels for residues (such as changes in the U.S. two years ago), though this use is now prohibited in some countries (e.g. Germany, since May 2014).
In the UK, the Soil Association has claimed that government data shows glyphosate use in UK farming has increased by 400% in the last 20 years and that a growing body of literature suggests there could be adverse effects for the environment ad human health as a result.
Responding to the publication of EFSA’s opinion on glyphosate in November last year, Nick von Westenholz, CEO of the Crop Protection Association which represents herbicide manufacturers said, “Pesticides are amongst the most heavily regulated products in Europe and it currently takes about ten years, costing over £150m to bring an active ingredient to market. It is this process, backed by effective and independent regulatory scrutiny, that ensures the public can have absolute confidence in our products.
“Glyphosate is an important part of a farmer’s… toolbox. It is particularly important in minimising food waste by controlling a broad spectrum of weeds and therefore reducing the need for ploughing of soils. This protects soils from degradation and reduces greenhouse gas emissions and energy consumption. This is just one example of how modern farming relies on innovations in crop protection such as glyphosate to protect soil whilst helping make our land as productive as possible.”
However, on Tuesday, Peter Melchett, policy director at the Soil Association said, “This research reveals that Monsanto’s Glyphosate is now the most heavily used weed-killer in history, and use is sky-rocketing.
“This huge increase in chemical spraying is what we can expect if GM crops are ever grown in England. The research rightly questions the safety of using Glyphosate on crops destined for people to eat just before they are harvested – a growing practice in the UK, which must end.”
Gewusst? Glyphosat findet sich in vielen Backwaren
17 Gründe warum Glyphosat verboten werden muss – Seventeen reasons to ban glyphosate
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