Griechenland zieht seinen Botschafter aus Wien ab. Bulgarien erlaubt den Einsatz seiner Streitkräfte zum Schutz der Grenzen gegen Flüchtlinge, ein französisches Gericht billigte am Mittwoch die Teilräumung eines inoffiziellen Flüchtlingslagers in der Nähe der Stadt Calais. Viktor Orbán lässt die Ungarn über die Flüchtlingsquote abstimmen. Neue Grenzbarriere in Bratislava unweit des Länderdreiecks Slowakei, Österreich und Ungarn. Italien kritisiert Österreich: „Brenner wird neues Lampedusa.“ In Polen spricht man sich für eine Verbarrikadierung der polnisch-ukrainischen Grenze aus.
Nur ein paar Meldungen der letzten zwei Tagen. Wir erinnern uns :
Im Jahr 1985 trafen sich Politiker aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und der Niederlande in Schengen – einem Ort in Luxemburg – , um das „Schengener Abkommen“ zu unterzeichnen. Darin wurde vereinbart, dass die Grenzkontrollen für Personen sowie Güter zwischen diesen Ländern nach und nach wegfallen sollten. Nicht nur das Reisen in die Nachbarländer würde damit erleichtert werden, auch dem freien Handel von Gütern zwischen den Mitgliedern sollte dies zugute kommen – und so würden die Staaten wirtschaftlich profitieren. Nach Unstimmigkeiten wurde dann im Jahr 1990 schließlich „Schengen II“ unterzeichnet, der Vertrag trat dann am 26. März 1995 in Kraft. Weitere Staaten beteiligten sich an dem Abkommen: Italien, Spanien, Portugal und Griechenland – und schließlich Österreich. Im Jahr 2001 fielen die Kontrollen in Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen und Island weg.
Zurzeit zerbricht die EU vor unseren Augen, von Einigkeit ist nichts mehr festzustellen. Ein Flüchtlingsgipfel folgt dem nächsten, und waren sich die EU-Staaten noch bei der Bankenrettung so einig, – diese Rettung kostete uns übrigens 1,6 Billionen Euo – zeigt sich spätestens jetzt, wenn es sich um Menschen handelt, wird sich gezankt und lieber in Stahl investiert.
Jetzt scheint es fast so, als würde die EU der Stahlindustrie etwas Gutes tun wollen. Legte man noch bei dem Bau der A20 Wert darauf, dass man die Tierwelt berücksichtigt, – man baute spezielle Brücken, die die Tiere bei der Überquerung der Autobahn nutzen sollte – versperrt man ihnen nun den Weg, denn die Tiere kennen keine Grenzen. Wie viele Tiere bei den km langen Strachdrahtzäunen ums Leben gekommen sind, werden wir nie erfahren.
Fakt ist: Ein gemeinsames Europa gibt es nur noch auf Papier oder eben bei solchen Gesetzen wie über die Krümmung der Gurke oder der Banane, obwohl, nein, denn 2009 wurde die „Verordnung (EWG) Nr. 1677/88“ – Krümmung der Gurke abgeschafft, auch die Verordnung der Banane, aber es kamen schon wieder Forderungen von Spanischen EU-Parlamentariern, die die Form von Gurken und Bananen erneut festschreiben wollen, auch hier Uneinigkeit!
18 Innen- und Außenminister aus Mazedonien und anderen Balkanländern tagten auf Einladung Österreichs am Mittwoch in Wien. Griechenland stand nicht auf der Liste der Eingeladenen, was im Vorfeld heftige Proteste in Athen und Brüssel ausgelöst hatte. Beim Gipfel einigten sich die Balkanländer nun auf eine gemeinsame Vorgehensweise auf der Balkanroute. Schon vor der Wiener Konferenz am Mittwoch riegelte Mazedonien seine Grenze für den Großteil der Flüchtlinge ab. Nur mehr Iraker und Syrer mit gültigen Dokumenten werden durchgelassen.
Den Vorwürfen Athens gegen Wien, dass es in der Flüchtlingsfrage „nicht freundschaftlich“ agiere, folgte am 25.Februar 2016 ein weiterer Schritt der griechischen Regierung. Auf Anordnung von Außenminister Nikos Kotzias wurde die griechische Botschafterin Chryssoula Aliferi aus der Donaumetropole zurückberufen. Als Grund wurde in einer Mitteilung des Ministeriums genannt, dass man damit „die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten Griechenlands und Österreichs schützen“ wolle. In einer Parlamentsdebatte hatte Premier Alexis Tsipras es als „inakzeptabel“ bezeichnet, dass man „Vorkonferenzen zur Flüchtlingsproblematik ohne die Beteiligung Griechenlands“ einberufe. Athen müsse künftig von seinen Partnern ein verantwortungsvolles Handeln einfordern – in einer Krise, die sein Land unverhältnismäßig stark belaste.
In Griechenland halten sich derzeit etwa 20 000 Flüchtlinge auf.
An der griechischen Grenze zu Mazedonien strandeten gestern fast 4000 Flüchtlinge. Rund 2800 warteten in einem Lager bei Idomeni auf ihre Weiterreise entlang der westlichen Balkanroute, 800 weitere warteten an einer Autobahnraststätte auf Busse. Nur 100 Flüchtlingen wurden von mazedonischen Grenzbeamten die Einreise erlaubt.
In Thessaloniki verließen etwa 400 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak ein Durchgangslager und machten sich zu Fuß auf den Weg in das etwa 70 Kilometer nördlich gelegene Idomeni. Das Durchgangslager war gerade erst fertiggestellt und am Mittwoch mit 2000 Migranten belegt worden.
Auch hier noch zur Erinnerung, dass Griechenland durch die aufgedrückten Reformen der EU schon eh arg betroffen ist. Mitten in Europa erleben wir eine große humanitäre Krise.
Die griechische Krise ist in Vergessenheit geraten. Waren Sie der Meinung, dass die griechische Krise vorbei sei? Mitten in Europa erleben wir eine große humanitäre Krise. In den öffentlichen Krankenhäusern spielen sich unmenschliche Szenen ab.Wir hatten bereits berichtet, dass für die mehr als drei Millionen Menschen in Griechenland ohne Krankenversicherung lebensnotwendige Medikamente wie z. B. Insulin oder Krebsmittel nicht mehr erschwinglich sind.
Steigende Säuglingssterblichkeit, steigende Zahlen von HIV, Tuberkulose, erste Malariafälle und ein drastischer Anstieg von schweren Depressionen sind die Folge. Jeder dritte ist arbeitslos, nach einem Jahr ohne Beschäftigung enden Arbeitslosenunterstützung und Versicherungsschutz. Diese Menschen können sich keine medizinische Behandlung leisten. In den Krankenhäusern sorgen drastische Sparprogramme dafür, dass es am Nötigsten fehlt. Finanzkrise heißt auch, dass es gerade die Kinder besonders schlimm trifft, denn diese gehen oft hungrig ins Bett. 1500 Kinder müssen in der Hafenstadt Patras hungern. Siehe Griechenland – Vor unseren Augen spielt sich eine humanitäre Krise ab!
Das in einem gemeinsamen Europa, wo Wachstum zählt und Banken gerettet werden, wo Steuerflüchtlinge Unterschlupf finden. Neun von zehn Großkonzernen haben Niederlassungen in Steueroasen. Gerade erst mit dem Geld der Steuerzahler gerettet, erarbeiten die Banken neue Strategien, um ihren reichen Kunden die Steuerhinterziehung zu ermöglichen. Die Entlarvung von Steuerflüchtlingen macht begreiflich, wie die tiefen Löcher in Europas Staatskassen entstehen konnten. Siehe Steuerflucht – Wie Konzerne Europas Kassen plündern
Dieses Geld fehlt in den Staatskassen der einzelnen Länder und steht auch nicht für die humanitäre Krise in Griechenland zur Verfügung. Gerade dieses Land soll große Lager für Flüchtlinge errichten. Nach dem Motto: Wer fast nichts mehr hat, dem nehmen wir noch das Letzte, das ihm bleibt.
Beim EU-Innenministertreffen am Donnerstag erklärte Österreich, dass Griechenland auch der Ausschluss aus dem Schengenraum drohen könnte. Athen befürchtet, dass dann aus dem Land ein riesiges Flüchtlingslager wird. Griechenland will kein „Lagerhaus für menschliche Seelen“ werden.
Es ist ein Bild des Jammers, das sich auf den Straßen in Griechenland abspielt trotz der behördlichen Versuche, den Afghanen/Pakistanern u. a. klar zu machen, dass ein Durchkommen an der Grenze von Fyrom nicht mehr möglich ist, haben sich diese Menschen gemeinsam mit den irakischen und syrischen Flüchtlingen zu Fuß zur Grenze in Nordgriechenland aufgemacht.
Hier kam es auch zu Zusammenstößen mit der Polizei, weil sich die Flüchtlinge nicht aufhalten ließen.Sie setzten ihren Weg fort. An der Grenze von Fyrom werden die Menschen aus Syrien und dem Irak im Schneckentempo durchgelassen. Gestern schafften es 60 Flüchtlinge. Doch auch in Athen haben sich Schleuserbanden niedergelassen, die den verzweifelten Menschen für viel Geld illegale Einreise bis hin nach Serbien versprechen, so Berichte von Augenzeugen. Was aber die Schleuser den Flüchtlingen nicht erzählen, ist, dass ihnen dort keine weitere Möglichkeit geboten wird, weiterzuziehen. denn in Serbien ist Schluss.
Auch hier waren sich die EU-Staaten 2008 einig. Die Europäische Grenzschutzagentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen, kurz „Frontex„, wurde durch Ratsbeschluss (Verordnung (EG) 2007/2004 vom 26. Oktober 2004 zum 1. Mai 2005 eingerichtet und nahm ihre Arbeit am 3. Oktober 2005 in Warschau auf. Durch die im Dezember 2011 erfolgte Überarbeitung der Frontex–Verordnung (VO EU 1168/2011) wird die koordinierende Rolle der Agentur bei der Kooperation der EU-Mitgliedsstaaten im Bereich des Außengrenzschutzes weiter gestärkt. Hatte man schon mit der Flüchtlingskrise gerechnet?
Frontex unterstützt die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union bei der Überwachung, Kontrolle und Sicherung ihrer Außengrenzen. Dazu zählen auch Einsätze gegen Flüchtlinge nach Europa und die Rückführung von Personen aus Drittstaaten. Das Frontex-Einsatzgebiet reicht vom Seegebiet vor der senegalesischen Küste bis zur Ukraine. Zur Unterstützung wird Europa eingezäunt, dies mit finanzieller Hilfe in Milliarden-Höhe der EU, wir berichteten.
Frontex verfügt derzeit über rund 300 Mitarbeiter aus den EU-Mitgliedstaaten am Agentursitz in Warschau. Für das Jahr 2013 wurde Frontex ein Budget in Höhe von rund 85 Mio.Euro durch die EU-Haushaltsbehörde zugewiesen.
Deutschland beteiligt sich jährlich mit rund 100 Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei sowie verschiedenster Einsatztechnik an Frontex-koordinierten Einsätzen. Die Bundespolizeiakademie in Lübeck fungiert als Partnerschaftsakademie der Agentur und gestaltet im Auftrag von Frontex Fortbildungsmaßnahmen für die Grenzpolizeien Europas.
Italien hatte die EU-Gemeinschaft 2014 aufgefordert, mehr Beiträge zu leisten, um den Ansturm der Flüchtlinge, die ihren einzigen Ausweg in der Flucht übers Meer sehen, besser managen zu können. Im Juli 2015 berichteten wir, dass Italien versuchte, mit den mehr als 80 000 Flüchtlingen, die aus Kriegs- und Notstandsgebieten nach Europa flohen, zurecht zu kommen. Alleine im April 2015 ertranken in einer einzigen Woche mehr als 1200 Menschen im Mittelmeer vor den Küsten Italiens – das war bis dato eines der schrecklichsten Ereignisse in der Geschichte.
Italien konnte die Geldmittel für die Aktion Mare Nostrum nicht mehr aufbringen und bat die EU um Unterstützung, doch die wollte nicht und übergab die Aufgabe an Frontex mit der Operation Triton. Zwar kostet deren Einsatz der EU jetzt 9 Mio € pro Monat anstatt der 3 Mio € Monatskosten von Mare Nostrum. Verrückt, oder?
Bereits im Juli 2015 wiesen Behörden ein Schiff mit 700 Menschen zurück und verwehrten ihnen die Landung in Sizilien. Doch solche Meldungen werden in den Medien nicht berichtet, warum auch, es würde ja zeigen, dass nichts in Ordnung ist.
EU setzt auf das Prinzip der totalen Abschottung
Die Frontex soll helfen, die Außengrenzen der EU so undurchlässig wie möglich zu machen, zum Beispiel im Evrostal an der griechisch-türkischen Grenze. Hier patrouillieren Beamte aus Österreich, Deutschland, den Niederlanden oder Rumänien im Rahmen der Frontex-Operation „Poseidon“. Sie unterstützen ihre griechischen Kollegen beim Aufspüren und der Festnahme von illegalen Flüchtlingen. Die Flüchtlinge werden in grenznahen Aufnahmecamps erkennungsdienstlich behandelt und manchmal monatelang dort festgehalten. Die Situation in den Camps ist nach Auskunft von Flüchtlingsorganisationen wie Human Rights Watch oder Pro Asyl katastrophal und mit fundamentalen Menschenrechtsstandards unvereinbar. Im Frontex-Hauptquartier in Warschau hält man die Kritik jedoch für überzogen und sieht keinen Anlass, den Einsatz zu überdenken. Mehr dazu hier: Festung Europa – Frontex: Einsatz gegen Flüchtlinge
INFOBOX:
Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) (2014–2020)
Ziel und Gegenstand
Der Europäische Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds unterstützt die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der effizienten Steuerung der Migrationsströme, bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen und bei der Bewältigung der dadurch entstehenden Folgelasten.
Budget
Für die Durchführung des Programms stehen in den Jahren 2014 bis 2020 3,137 Mrd. EUR zu jeweiligen Preisen zur Verfügung. Davon sind 2,752 Mrd. EUR für die nationalen Programme der Mitgliedstaaten und 385 Mio. EUR für Unionsmaßnahmen, Soforthilfe, das Europäische Migrationsnetzwerk und technische Hilfe der Kommission vorgesehen. Das für Deutschland vorgesehene Budget für die Jahre 2014 bis 2020 beträgt rund 208 Mio. EUR.Mehr Information Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) (20142020)
Maschendraht gegen Flüchtlinge
Der Balkan macht die Grenzen dicht. Die Situation für Zehntausende Flüchtlinge wird immer dramatischer. Wer dachte, dass es zu einer Entspannung in der Flüchtlingskrise kommen würde, wird spätestens jetzt feststellen müssen, dass wir noch ganz am Anfang sind.
Kilometerlange Zäune mit gefährlichem Nato-Draht
Die Freiheit auf dem Kontinent, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zum Selbstverständnis der Europäer wurde, weicht gerade engmaschigen Zäunen, umspannt mit sogenanntem Nato-Draht, einer teuflisch präzisen Aneinanderreihung von Rasierklingen, die sich wie Widerhaken unter die Haut schneiden, um sie dann großflächig aufzureißen. Bereits 2012 errichtete Griechenland einen 12,5 Kilometer langen Sperrzaun zur türkischen Seite. Die Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei ist ebenfalls in weiten Teilen mit Nato-Draht und Sicherheitszäunen befestigt.
175 Kilometer Zaun und Stacheldraht hat Ungarn zu seinem Nachbarland Serbien ziehen lassen. Seit Oktober umzäunt Ungarn auch die Grenze zu Kroatien. Mazedonien will bis zu 15 Kilometer seiner Grenze zu Griechenland abriegeln. Slowenien baut bereits ein Drahtgeflecht zu Kroatien, das 80 Kilometer lang werden soll. Und Österreich errichtet auf einer Länge von vorerst 4,2 Kilometern einen Hochsicherheitszaun zum Nachbarn Slowenien.
Damit Sie einen Eindruck davon bekommen, wie viel Geld in Zäune gesteckt wird: Die bayrische Polizei sicherte das Gelände beim G7-Gipfel im vergangenen Juni mit einem 7,5 Kilometer Zaun. Die Polizei mietete den Maschendrahtzaun von einem Unternehmer aus Tirol, der sich auf solche Zäune spezialisiert hat – mehr als zwei Millionen Euro kostete die Umzäunung rund um das Schloss Elmau.
Der Friedensnobelpreisträger Europa will die Flüchtlinge nicht – nirgends wird das klarer als an dem rasiermesserscharfen Stacheldraht. Die Flüchtlingspolitik versagt in ganz Europa.
Hinzu kommt, dass die Flüchtlingshilfe outgesourced wurde – an die Schweizer ORS, die vor allem eine gewinnorientierte Aktiengesellschaft ist. Für den einen Leid, für den anderen Geld!
Millionen Euros fließen in Länder wie Libyen, Ägypten, Tunesien und auch nach Afrika, damit diese Länder die Flüchtlinge aufhalten sollen.
Ausländische Fachkräfte – Blick über die Grenzen
2010 wollte der damalige Wirtschaftsminister Brüderle Gastarbeiter mit Begrüßungsgeld locken. Er hielt das für den richtigen Weg. Zahlen sollten allerdings die Unternehmen selbst – und nicht der Staat. 2013 stellte dann eine Studie fest, dass es Facharbeiter selten nach Deutschland zieht. Es klang bereits da so, als seien die deutschen Konzerne verzweifelt. Wie wir nun erfahren haben, fahren die chinesischen Unternehmen die Strategie, dass sie Firmen aus den EU-Mitgliedstaaten übernehmen und nach Bulgarien verlagern. Siehe Chinas Kampfansage an die großen Konzerne der Welt – nach Pirelli nun KraussMaffei – Wird Europa ausverkauft?
Wenn dieses Schule macht, dann könnten auch die Balkanländer demnächst auf neue Konzerne und damit auf neue Arbeitsstellen hoffen – und die benötigten Arbeitskräfte kommen dann in Form von Flüchtlingen aus aller Welt. Doch was für ein unmenschlicher Preis. Tag für Tag sterben Menschen auf der Flucht, stehen vor verschlossenen Grenzen und die EU wird für sie unerreichbar. Anstatt Menschen zu helfen, werden Milliarden Euros in Zäune gesteckt. Seit November 2015 werden Flüchtlinge, die sich zu Zehntausenden auf den Weg machen, förmlich eingekesselt. Dieses kann verschiedene Gründe haben, doch zu dem aktuellen Zeitpunkt wäre es nur eine reine Spekulation. Siehe:Europas eiserner Vorhang – rasiermesserscharfer Stacheldraht gefördert von der EU
Fakt ist: Die Grenzen werden dicht gemacht, aus einem grenzenlosen Europa ist schon längst eine Festung geworden und die EU gibt es nur auf Papier.
Wurde bereits im März 2015 alles geplant?
Bereits im März 2015 erwog die EU eine Patrouille im Mittelmeer, um Länder wie Ägypten und Tunesien auszugrenzen, von wo aus eine hohe Zahl der verzweifelten illegalen Einwanderer ihr Leben riskieren, um die europäischen Küsten zu erreichen.
Sie wollen so die Flüchtlingsströme reduzieren. Nach den Vorschlägen, die vertraulich von der italienischen Regierung vorgelegt wurden, würde die EU die nordafrikanischen Länder finanzieren und ihre Flotten in Such- und Rettungsaktionen für die Zehntausenden von Menschen trainieren, die von Libyen nach Italien.flüchten. Sind diese erst mal gerettet, werden sie in die Herkunftsländer zurückgebracht. „Damit würde man eine wirklich abschreckende Wirkung erzeugen, sodass immer weniger Migranten bereit wären, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um die europäischen Küsten zu erreichen“, besagt ein Dokument der italienischen Regierung.
Der Italiener sagte, dass ein solcher radikaler Wandel notwendig werde, um der Massenmigration über das Mittelmeer Herr zu werden. Die Innenministerien werden ebenfalls über die Pläne zur Schaffung und Finanzierung von Flüchtlingslagern oder „Aufnahmezentren“ für Migranten in Nordafrika und dem Nahen Osten diskutieren, so in dem Beitrag. Der EU-Grenzschutz wird also die Flüchtlingsströme nach Tunesien, Ägypten, Sudan und Mali blockieren, um zu verhindern, dass die Flüchtlingsströme die europäische Küste erreichen.
Für die, die nicht über Libyen kommen, beginnt ihre nautische Odyssee in Ägypten oder Tunesien. Wie wir dem Dokument entnehmen, wird die EU dort Lager errichten. Mit Italien teilt auch Spanien den europäischen Rekord über die wachsende Zahl der Neuankömmlinge, und dies seit 2000. Für Italien eskalierte die Krise im Oktober 2011 mit dem Sturz von Libyens Staatschef Muammar Gaddafi. Vorher, im Jahr 2008, hatte Ministerpräsident Silvio Berlusconi einen Deal mit Gaddafi vereinbart:
Italien würde unter anderem 5 Milliarden Dollar an Libyen zahlen und zwar für die Schäden, die Italien während der Kolonialzeit Libyen zugefügt hatte. Im Gegenzug wurden seitens Libyens die Migranten am Verlassen seiner Küsten gehindert. Italien suspendierte diese Vereinbarung Anfang 2011, aber die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern existierte weiter. Nun wird die EU, so haben wir es verstanden, wieder dafür sorgen, dass keine Flüchtlinge mehr in die EU fliehen können.Siehe Boko Haram in Nigeria – Hundertausende auf der Flucht – EU und Deutschland bauen Grenzzäune
Wie Sie diesem Teil entnehmen können, doktert die EU bereits seit über einem Jahr an der Flüchtlingskrise und die Rüstungsgeschäfte in diesen Krisengebieten laufen weiter.
Wir stehen erst am Anfang der Flüchtlingskrise, denn weitere Millionen Menschen sind unterwegs. Nicht nur aus Jemen, sondern auch aus dem zerstören Libyen machen sich Menschen auf den Weg. Allein in Libyen sind von 6,3 Millionen Menschen 250 000 Flüchtlinge. Dazu auch Nordafrika versinkt im Krieg – Leichen säumen Libyens Küste
Vier Milliarden Euro soll die Flüchtlingshilfe kosten, 77 Milliarden Euro die Grenzabsicherung. Wenn Kritiker sagen, dass die Flüchtlingshilfe auf Dauer mehr Kosten wird, dem sei gesagt, die Grenzabsicherung wird ebenfalls Folgekosten haben, schließlich werden auch hier Grenzbeamte eingesetzt.
Dass diesen Menschen geholfen werden muss, da sind wir uns doch sicher alle einig. Wegschauen ist eine weitere Menschenrechtsverletzung.
Eine weitere Option wäre auch seitens der Vereinten Gemeinschaft, die eingefrorenen Vermögenswerte von gestürzten Diktatoren zu verwenden wie zum Beispiel Sani Abacha aus Nigeria und Ferdinand Marcos, Philippinen. Eine weitere Option wäre, die Rohstoffhändler zu belangen, die in diesen Krisengebieten, gerade bezüglich Afrika profitieren.
In der Europäischen Union könnten die Banken ihre Schulden zurückzahlen, das Geld, mit dem sie während der Finanzkrise 2008 gerettet wurden. Allein hier kämen wir auf beachtliche Milliarden Euro. Auch sollte die Europäische Union weniger in Zäune investieren, um aus Europa eine Festung zu machen, sondern der humanitären Krise ins Auge schauen und handeln, wie es sich für einen Friedensnobelpreisträger gehört.
Zusätzlich müssen endlich humane Vorkehrungen getroffen werden, denn wer glaubt, dass die Flüchtlingszahl abnimmt, der hat sich noch nicht mit den aktuellen Zahlen beschäftigt. Dass die Flüchtlingshilfe privatisiert wurde, indem man sie einem gewinnorientierten Unternehmen (ORS) übergab, zeigt wieder mal, dass die wirtschaftlichen Interessen nicht mal vor der Not der Menschen aus den Krisengebieten Halt macht. Da fragen wir: Sind denn die verantwortlichen Regierungen nicht auch in gewissem Sinne Menschenhändler?
Wie schon die Namen Vereinten Nationen, Europäische Union u. s. w. aussagen, handelt es sich um Gemeinschaften, die endlich auch wie eine Gemeinschaft handeln sollten.
Die gemeinsame EU gibt es nur noch auf Papier. War Sie sich noch bei der Bankenrettung einst so einig, scheiterte sie an der Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen.
Und immer wieder wiederholt sich die grausame Geschichte:
»Und dann standen sie an den Grenzen, dann bettelten sie bei den Konsulaten und fast immer vergeblich, denn welches Land wollte Ausgeplünderte, wollte Bettler?« (Stefan Zweig in: ›Die Welt von Gestern‹)
Verzweiflung auf der Flucht – „Wir wollen einfach nur die Freiheit, wir wollen nur Frieden“
Netzfrauen Lisa Natterer (Österreich) und Doro Schreier (Deutschland)
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