Friede Springer, die Witwe des verstorbenen Axel Springer, und Bundeskanzlerin Angela Merkel pflegen eine enge Freundschaft. Friede Springer gründete „Die Friede-Springer-Stiftung“ und wird beraten durch ein siebenköpfiges Kuratorium. Ihm gehört auch Prof. Dr. Joachim Sauer an, der Ehemann von Angela Merkel.
Erst gestern berichteten wir über Warren Buffett und seine Stiftungen. In den USA ist Wohltätigkeit längst ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Vieles wird mit Stiftungen verschleiert, die dann als Gutes wieder verkauft werden. Auch in Deutschland boomt die Gemeinnützigkeitsbranche wie nie zuvor. Stiftungen schießen wie Pilze aus dem Boden. Manche gebieten über Milliardenetats, andere sind winzig klein.
Friede Springer hält ihre Unternehmensanteile einmal über die Axel-Springer-Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. KG, die mit 47,3 Prozent an der Axel-Springer-SE beteiligt ist. Die Gesellschaft für Publizistik gehört zu 90 Prozent Friede Springer. Darüber hinaus hält Friede Springer 5,1 Prozent Anteile direkt an der Springer-Aktiengesellschaft. Ihr Vermögen betrug 2015 3,7 Milliarden USD und zählt zu den reichsten Personen in Deutschland.
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Neben der Friede-Springer-Stiftung bestehen zwei weitere eigenständige, gemeinnützige Stiftungen mit Sitz in Berlin, die den Namen Springer tragen und unabhängig operieren. Die Axel-Springer-Stiftung www.axelspringerstiftung.de und die Friede-Springer-Herz-Stiftung
www.friede-springer-herz-stiftung.de
Nun soll es Streit geben, ausschlaggebend für diese neue Stiftung. Im Medienkonzern Axel Springer ist ein Streit über Pläne der Hauptgesellschafterin Friede Springer entbrannt. Die will nach ihrem Tod ihre Vertraute Karin Arnold im Unternehmen als Stiftungsvorstand mit großer Macht einsetzen lassen. Arnold ist Partnerin bei Morrison & Foerster, will sich JUVE-Informationen zufolge aber selbstständig machen. In Teilen der Springer-Führungsetage soll von einem Putschversuch Arnolds die Rede sein.
Arnold wird ihre Kanzlei Morrison & Foerster exklusiven JUVE-Informationen zufolge zum März verlassen. Mit vier Mitarbeitern ihres Notariats will sie in Berlin eine eigene Sozietät eröffnen, die als Arnold Anwälte firmiert. Der Wechsel in die eigene Kanzlei und der Wirbel um ihre angedachte Rolle bei Springer stehen aber offenbar in keinem direkten Zusammenhang. Die Gründe sollen eher in ihrer Spezialisierung liegen. Zu ihren Mandanten zählen insbesondere Unternehmerfamilien und hochvermögende Privatpersonen – eine Ausrichtung, die möglicherweise langfristig nicht mit den strategischen Zielen einer internationalen Einheit wie Morrison & Foerster harmoniert. Umgekehrt erfordert Arnolds Geschäft auch nicht unbedingt das weltweite Netzwerk einer solchen Kanzlei.
Friede Springer könnte über eine eigene Stiftung Erbe und Vermächtnis ihres verstorbenen Mannes Axel Springer langfristig sichern.
Die Struktur der vorgesehenen Stiftung soll der FAZ zufolge derjenigen der Industriellenfamilie Krupp ähneln. An der Spitze der Krupp-Stiftung stand einst Berthold Beitz als Generalbevollmächtigter mit sehr weitreichenden Befugnissen, um den Stahlkonzern Thyssenkrupp im Sinne des verstorbenen Unternehmensgründers zu führen. Als er etwa dem Vorstandchef Gerhard Cromme 2013 das Vertrauen entzog, läutete dies dessen Ausscheiden aus dem Konzern ein.
Friede Springer will offenbar ihrer Beraterin und engsten Vertrauten Karin Arnold eine ähnliche Position wie Beitz zuweisen – und sie sogar mit noch größerem Einfluss ausstatten. Entsprechend wenig verwundert es, dass sich im Vorstand Widerstand gegen diese Pläne regt. Der ‘FAZ’ zufolge sieht das geplante Modell vor, dass Arnold auch erheblich in die Vorstandsarbeit eingreifen kann – bis hin zur Besetzung einzelner Vorstandsposten. Was zu einem Zerwürfnis mit Vorstandschef Mathias Döpfner führen könnte. Seit Juli 2000 ist Döpfner Mitglied des Vorstands der Axel Springer SE, seit Oktober 2000 zusätzlich Vorstand der Zeitungen, seit 1. Januar 2002 ist Vorstandsvorsitzender.Döpfner Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke, dessen „Young Leader“-Programm er abgeschlossen hat. Weiterhin ist Döpfner ein Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz 2015 in Österreich.
Wer ist die Frau, die Friede Springer vertraut? Viele Worte braucht auch Friede Springer nicht, um ihre Nähe zu Karin Arnold zu erklären: „Ich entscheide vieles mit ihr zusammen.“ Wenn Friede Springer irgendwann die Gebrechen des hohen Alters einholen werden, „dann wird sie (Arnold) erst einmal für mich denken müssen. Das weiß sie und sie wird es gut machen.“
Heute kommt dann von Friede Springer das Dementi. Gerüchte um ein Zerwürfnis mit Vorstandschef Mathias Döpfner weist sie zurück. Es gebe vielmehr gemeinsame Pläne.
Entsprechende Medienberichte seien „Unsinn“, sagte Springer in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Ich weiß natürlich sehr wohl, dass ich Vorsorge treffen muss für den Zeitpunkt, ab dem ich nicht mehr selbst entscheiden kann“, erklärte die 73 Jahre alte Medienunternehmerin.
Mit der Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien wollte Springer sicherstellen, dass die Familie Springer die Kontrolle über das Medienhaus behält. Nun ändert der Konzern seine Rechtsform aber doch nicht. Das bestätigte Friede Springer jetzt der dpa: „Die anderen Aktionäre wollten es nicht, die Berater waren sich nicht einig und ich hatte auch kein gutes Gefühl.“ Gerade wurde Döpfners Vertrag als Vorstandschef um fünf Jahre verlängert.
Die Stiftung http://www.friedespringerstiftung.de/
wird beraten durch ein siebenköpfiges Kuratorium. Ihm gehören an:
Marianne Birthler Stellvertretende Vorsitzende des KuratoriumsProf. Dr. med. Manfred Gahr Seniorprofessor der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität DresdenProf. Dr. Horst Köhler Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Christoph Markschies Prof. Dr. Joachim Sauer Dr. Eric Schweitzer Dr. h. c. Friede Springer |
Förderbereiche und Grundsätze
Die Friede-Springer-Stiftung betreibt
– die Förderung wissenschaftlicher, künstlerischer und kultureller Projekte
– das Abhalten von Veranstaltungen und Symposien mit wissenschaftlichem,
künstlerischem, kulturellem und erzieherischem Bezug– die Gewährung von Stiftungsprofessuren und Stipendien
– die Förderung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben
– die Unterstützung von Konzeptentwicklungen, Modellversuchen
sowie Lehr- und Beratungsinstituten– die Förderung schulischer Maßnahmen, des Schüleraustauschs
und die Förderung der KunsterziehungNach dem Wunsch und der Vorstellung der Stifterin
bekennt sich die Friede-Springer-Stiftung zu folgenden Grundsätzen:
– Förderung des unbedingten Eintretens für den freiheitlichen Rechtsstaat
Deutschland als Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und die
Förderung der Einigungsbemühungen der Völker Europas– Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört
auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes– Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der
freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika– Ablehnung jeglicher Art von politischem Totalitarismus
– Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft
Auf Du und Du mit Angela Merkel
Dass Prof. Dr. Joachim Sauer, der Ehemann von Frau Merkel, als Berater zur Seite steht, dürfte nicht verwunderlich sein. Bereits 2013, kurz vor den Bundestagswahlen, stellten wir Ihnen die „Kämpfenden Amazonen“ Friede Springer, Alice Schwarzer, Isa Gräfin von Hardenberg, Angela Merkel, Sabine Christiansen und Miriam Meckel, vor.
Auf Du und Du
Damals begann die Rede von den Frauennetzwerken. Von Hardenberg hatte eine führende Rolle dabei gespielt, unter bürgerlichen Frauen, die als einflussreich galten, Unterstützung für die Kandidatin Merkel zu mobilisieren.
Man meinte, die entfalte ihre Wirkung vor allem im kleinen Kreis – so ist das bei Frauen -, und so wurden in vielen Bundesländern Veranstaltungen für Frauen organisiert, um die Kandidatin kennenzulernen.
Gräfin Pilati in Hessen, Ann-Katrin Bauknecht in Baden-Württemberg, Susanne Porsche in München – es schien, als wecke Merkels Kandidatur gerade unter Unternehmerfrauen ein feministisches Bewusstsein. „Was die Kanzlerin mit vielen Unternehmerfrauen verbindet: Viele waren die Ersten in einer Männerwelt. Sie sind Pioniere“, sagte Annette Schavan. Auf den Wahlausgang hatte die Mobilisierung am Ende keinen großen Einfluss: Angela Merkel erhielt 2005 bei Frauen weniger Stimmen als Edmund Stoiber drei Jahre zuvor.
Bei den „Amazonen“ steht Gräfin Hardenberg in der Mitte und legt ihren Arm auf die Schulter von Alice Schwarzer. Um zu zeigen, dass man mit Alice auf Du und Du steht, darauf wird im Kreis dieser konservativen Frauen Wert gelegt. Es ist schick, mit der einstigen feministischen Schreckschraube, die nun durch die Freundschaft der Kanzlerin geadelt ist, zu verkehren. Frau Merkel sagt, sie habe versucht, „ein Stück Zusammenhalt und Zusammengehen von Frauen von ,Emma‘ bis zum bürgerlichen Lager zu schaffen“.
Mit den Jahren ist Ihnen sicherlich auch dieser Klüngel der „Kämpfenden Amzonen“ aus dem Blick geraten. Dass auch Alice Schwarzer zu dieser Frauenrunde gehört, überrascht sicher viele. Nun wird auch deutlich, warum sie plötzlich Werbung für die Bild machte, obwohl sie sich jahrelang negativ gegenüber dieser Zeitung äußerte.
In einem Interview vom September 2015 im Deutschlandfunk erfahren wir dann mehr über die Freundschaft zwischen Friede Springer und Frau Merkel.
Detjen: Persönlich, da wird manchmal auch gesagt, das ist ein Netzwerk von Frauen, da wird dann gerne noch Liz Mohn dazugerechnet, die Eigentümerin des Bertelsmann-Verlags, Angela Merkel … Ist das so, dass da ein solches Netzwerk besteht?
Springer: Kann sein, ja, kann sein. Darüber möchte ich gar nicht so öffentlich sprechen, nein.
Detjen: Aber die Freundschaft zwischen der Eigentümerin eines der größten Presseunternehmens und der Bundeskanzlerin ist keine reine Privatsache! Zumindest ist es legitim, die Frage aufzuwerfen! Was ist das, kann man das als eine rein persönliche Verbindung definieren? Die Frage, die natürlich gestellt wird: Nutzt Angela Merkel die Medienmacht, die ihre Freundin Friede Springer hat?
Springer: Nein. Ich habe die Bundeskanzlerin kennengelernt, da war sie noch gar keine Bundeskanzlerin, das war lange vorher, wenige Jahre nach der Wende, also viel, viel früher. Und daher stammt die Freundschaft, das Vertrauen zueinander. Aber, dass sie sich irgendwo einmischen würde, nie und nimmer, das ist nicht ihre Art, gar nicht. Das ist auf einer anderen Basis, unsere Freundschaft.
Dass die Bild mittlerweile als Hauszeitung der Bundesregierung agiert, ist daher nicht mehr verwunderlich.
Netzfrau Doro Schreier
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