Die Exportbananen wachsen in riesigen Monokulturen heran. Damit besteht für die Pflanzen eine hohe Anfälligkeit durch Schädlinge und Krankheiten. Jährlich werden etwa 18,3 Millionen Tonnen Bananen weltweit exportiert. Sie sind eines der wichtigsten Exportprodukte der Länder der „Dritten Welt“.
Wenn Sie das nächste Mal Obst kaufen, schauen Sie sich die Banane einmal genauer an – Sie sehen eine bedrohte Art.
Unsere gängige Supermarkt-Banane, eine Varietät namens Cavendish, steht am Rande einer globalen Katastrophe. Ausgehend von Südostasien frisst sich ein Schimmelpilz durch Bananenplantagen und vernichtet die Pflanzen, eine nach der anderen. Nichts und niemand konnte diesen Pilz bisher aufhalten und alles sieht danach aus, dass er seinen Siegeszug fortsetzt, bis auch die letzte Cavendish-Banane vom Antlitz der Erde getilgt ist.
Drei US-Konzerne teilen sich weitgehend den Bananenweltmarkt: Chiquita (früher United Fruit Company), Dole (Standard Fruit Company) und Del Monte. Diese Fruchtkonzerne beherrschen Produktion und Vermarktung der „Fingerfrucht“. Von jeder verkauften Banane bleiben nur ca. 15 % im Anbauland, den größten Teil schöpfen ausländische Unternehmen ab.
Dass Bananen so billig sind, ist nur möglich, weil Bananen ein Massenprodukt sind, das unter hochgradig künstlichen Bedingungen entsteht. Und genau das macht sie so anfällig. Zwei Drittel des Kaufpreises gehen allein für Dünger und Pestizide drauf, Transport und Reifung sind dabei noch nicht eingerechnet. Nur die Massen, nur die großen Plantagen machen das Geschäft profitabel.
Es gibt nur eine Sorte, auf die all das zutrifft, was der Verbraucher angeblich wünscht, die Cavendish. Deshalb hat sie sich weltweit ausgebreitet, riesige Plantagen in Australien, Asien, Afrika und Lateinamerika sind mit ihr bepflanzt. Die sensible Cavendish hat den Bananenanbau verändert. Um die Pflanze vor Beschädigungen zu schützen, bekommt sie einen Plastikbeutel umgelegt. Die Arbeiter, die die schweren Bananenbüschel ernten, tragen gepolsterte Kissen auf den Schultern, damit die Früchte keinen Schaden nehmen. Der Weg bis zu den Verbrauchern in Übersee ist weit und viele Vorkehrungen werden getroffen, damit die Früchte unbeschadet bei uns ankommen.
Die Panamakrankheit ist nicht das einzige Problem. Der Blattpilz Black Sigatoka ist weltweit in allen Anbaugebieten verbreitet. Er schränkt die Photosynthese der befallen Bananenstauden ein. Sie bilden weniger Früchte. Zudem reifen sie vorzeitig, sodass sie sich nicht mehr für den Export eignen. Zwar verschärft der Anbau in großen Monokulturen die Anfälligkeit, aber auch auf den Feldern von Kleinbauern, die Kochbananen anbauen, richten diese Krankheitserreger erhebliche Schäden an.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stößt an seine Grenzen, da die Erreger zunehmend resistent werden und so zu erhöhten Aufwandmengen zwingen. Das ist nicht nur problematisch für die Gesundheit der Plantagenarbeiter und Umwelt, sondern treibt auch die Kosten nach oben.
Verschwindet die Banane, ist es für viele Länder eine Katastrophe.
Die Deutschen essen jedes Jahr durchschnittlich knapp zwölf Kilogramm Bananen. Die Importmenge liegt bei über 1 Millionen Tonnen pro Jahr. Weltweit hängen Millionen von Arbeitplätzen an der gelben Frucht.
Der Pilz lebt im Boden und verbreitet sich über Erde, Wasser, verseuchte Gegenstände oder infizierte Ableger und Schösslinge. Es gibt keine Fungizide, mit denen man die Pflanzen schützen könnte – Fusarium dringt über die Wurzeln in sie ein und wächst dann im Leitungssystem der Pflanze weiter, bis dieses irgendwann völlig verstopft ist.
Seit 2013 berichten wir über die „verschwindende“ Banane. Wie ernst es aktuell wird, zeigt der Bericht der Washington Post, den wir für Sie übersetzt haben.
Bye, bye, bananas
Mitte des 20. Jahrhunderts verschwand die populärste Bananensorte der Welt – eine süße, cremige Sorte namens Gros Michel, die in Lateinamerika angebaut wird – beinahe von der Weltbühne. Zu dieser Zeit war sie die einzige Bananensorte weltweit, die exportiert werden konnte.
Ein Pilz jedoch, bekannt als die Panamakrankheit, der erstmals in Australien Ende 1800 auftrat, änderte das abrupt, als er auch auf andere Kontinente übersprang.
Der Pilz schwächte die fruchttragenden Pflanzen. Der Schaden kam so rasch und umfassend, dass die Sorte Gros Michel binnen weniger Jahrzehnte fast ausstarb.
Heute, ein halbes Jahrhundert später, bedroht eine neue Welle dieser Krankheit die Cavendish, die Sorte, die ehemals die Gros Michel als wichtigste Exportbanane ersetzte. Cavendish hält 99% Marktanteil, neben einigen Bananensorten, die auf der Welt lokal angebaut und verzehrt werden.
Es gibt keinen Weg, der Krankheit Einhalt zu gebieten oder sie auch nur einzugrenzen.
Das ist das besorgniserregende Ergebnis einer neuen Studie, die in PLOS Pathogens veröffentlicht wurde und die bestätigte, was viele Agrarwissenschaftler schon befürchteten: Die absterbenden Bananenpflanzen in verschiedenen Teilen der Welt leiden an exakt der selben Krankheit: Tropical Race 4, eine noch potentere Mutation der gefürchteten Panamakrankheit.
Die Forscher warnen besonders davor, dass die Krankheit, die vor ca. 50 Jahren zuerst in Südostasien verheerenden Schaden anrichtete und kürzlich erst in anderen Teilen Asiens, Afrikas, des Mittleren Ostens und Australiens auftrat, nun auch ihren Weg nach Lateinamerika finden wird, wo immer noch die überwiegende Mehrheit der für den Export bestimmten Bananen angebaut wird. Es sei nicht die Frage, sagen sie, OB Tropical Race 4 das Mutterschiff der globalen Bananenproduktion infiltrieren werde: die Frage ist WANN.
Die Ursache für die Anfälligkeit der Bananen für die Panamakrankheit und ihre jüngste Mutation liegt in der Art, wie wir die Frucht kultivieren. Während Dutzende von Varietäten auf der ganzen Welt angebaut werden, oft dicht nebeneinander, so sind die kommerziell angebauten Früchte alle gleich – das ist wörtlich zu nehmen, denn es sind geklonte Pflanzen.
Das erleichtert Unternehmen wie Dole und Chiquita die Qualitätskontrolle und die billige Massenproduktion, ohne sich mit „fehlerhaften Früchten“ belasten zu müssen. (Deshalb finden wir diese Früchte problemlos in allen Supermärkten) Aber dadurch sind die Bananen eben auch besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Gibt man alle Varietäten auf, dann riskiert man eine Pflanzenart einer Situation auszusetzen, mit der sie weder fertigwerden, noch gegen die sie einen Schutzmechanismus entwickeln kann.
Die irische Kartoffelsorte Blight ist das beste Beispiel dafür, wie Monokulturen nach hinten losgehen können. Im 19. Jahrhundert hatten die irischen Kartoffelbauern eine einzige Kartoffelsorte favorisiert, die zurück schlug, als ein pilzähnlicher Organismus die Insel erreichte und auf keinerlei natürlichen Widerstand traf. 1846 verlor das Land, dessen Hauptnahrungsmittel die Kartoffel war, den Großteil seiner Kartoffelernte. Es kam zu einer Hungersnot mit vielen Tausend Toten.
Die faktische Ausrottung der Gros Michel ist ein ebenfalls gutes Beispiel.
Als die erste Welle der Panamakrankheit in Lateinamerika auftrat, gab es nichts, das sie stoppen konnte.
INFOBOX
Das Bananenkartell. Wie in allen Branchen üblich, gibt es nur ein paar wenige Konzerne, die das Sagen haben – so auch bei Obst – Konzerne wie Chiquita, Del Monte und Dole.Diese Konzerne haben auch das Ananas-Kartell.
Den Vereinten Nationen zufolge teilen Chiquita, Fyffes, Fresh Del Monte und Dole 80 Prozent des weltweiten Bananenhandels unter sich auf. Hätte die Fusion geklappt, dann hätten zwei Konzerne die Hälfte der weltweiten Bananenproduktion kontrolliert.
Siehe auch Die Natur schlägt zurück – Pilzkankheit gefährdet weltweite Bananenproduktion
CUTRALE und CITROSUCO kontrollieren zusammen mit dem US-amerikanischen Unternehmen CARGILL und Louis Dreyfus Citrus (LD Citrus) 75% des Orangen–Weltmarkts! Dazu: Der hohe Preis für billigen Orangensaft – gemanipuliert, Pestizide, Kinderarbeit, Orangen-Kartelle, Patente…
Chiquita hatte zudem vor, bei einer Fusion mit Fyffes seinen Firmensitz aus Steuergründen von Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina ins irische Dublin zu verlagern.
Wir Deutschen sind Europameister im Bananenessen: Im Schnitt verputzt jeder gut 100 Bananen im Jahr. Bananen gehören mit Angebotspreisen von 69 Cent pro Kilo zu den billigsten Lebensmitteln überhaupt. Das sind Kampfpreise, die lange nichts mehr mit dem wahren Preis dieser aufwändig angebauten und transportierten Tropenfrucht zu tun haben. Warum das so ist – das deckt Ranga Yogeshwar in Quarks & Co auf.
Bye, bye, bananas
By Roberto A. Ferdman Wahington Post
In the mid 1900s, the most popular banana in the world—a sweet, creamy variety called Gros Michel grown in Latin America—all but disappeared from the planet. At the time, it was the only banana in the world that could be exported. But a fungus, known as Panama Disease, which first appeared in Australia in the late 1800s, changed that after jumping continents. The disease debilitated the plants that bore the fruit. The damage was so great and swift that in a matter of only a few decades the Gros Michel nearly went extinct.
Now, half a century later, a new strain of the disease is threatening the existence of the Cavendish, the banana that replaced the Gros Michel as the world’s top banana export, representing 99 percent of the market, along with a number of banana varieties produced and eaten locally around the world.
And there is no known way to stop it—or even contain it.
That’s the troubling conclusion of a new study published in PLOS Pathogens, which confirmed something many agricultural scientists have feared to be true: that dying banana plants in various parts of the world are suffering from the same exact thing: Tropical Race 4, a more potent mutation of the much feared Panama Disease.
Specifically, the researchers warn that the strain, which first began wreaking havoc in Southeast Asia some 50 years ago and has more recently spread to other parts of Asia, Africa, the Middle East, and Australia, will eventually make its way to Latin America, where the vast majority of the world’s banana exports are still grown. At this point, they say, it’s not a question of whether Tropical Race 4 will infiltrate the mothership of global banana production; it’s a matter of when.
The reason the original disease and its latest permutation are so threatening to bananas is largely a result of the way in which we have cultivated the fruit. While dozens of different varieties are grown around the world, often in close proximity to one another, commercially produced bananas are all the same (quite literally in fact, because they are effectively clones of each other).
This helps companies like Dole and Chiquita control for consistency and produce massive amounts of bananas on the cheap without having to deal with imperfections (it’s the reason why the fruit is so easy to find at supermarkets everywhere). But it also makes their bananas incredibly vulnerable to attacks from pests and disease. When you get rid of variety entirely, you risk exposing a crop to something it can neither cope with nor evolve to defend itself against.
The Irish Potato Blight is a perfect example of how monocultures can backfire. In the 1800s, Irish potato farmers came to favor a single potato variety, which backfired when a fungus-like organism entered the country and met no natural resistance. In 1846, the country, which depended heavily on potatoes for basic nutrition, lost most of its potato production, which, in turn, contributed to the deaths of hundreds of thousands of people.
The virtual extinction of the Gros Michel is an apt example, too. When the first strain of the Panama Disease appeared in Latin America, there was nothing to stop it.
Netzfrauen
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