Weil sie der Hexerei beschuldigt wurden, wurden in Indien drei Menschen brutal ermordet. Laut Polizei griffen Hunderte Dorfbewohner eine Familie auf Grund von Gerüchten an, dass sie Kinder für Ritualmorde entführt habe. Der aufgebrachte Mob schloss die Familie in ihrem Haus ein und steckte es in Brand. Drei der Eingeschlossenen verbrannten bei lebendigem Leib, fünf wurden gerettet. Immer wieder gibt es auch Berichte über Ritualmorde: Erst ein paar Tage zuvor rettete die Polizei in Neu Delhi ein entführtes vier Monate altes Mädchen und nahm drei Männer fest – darunter den Onkel der Kleinen, der sie für ein Opferritual an einen Hexer verkauft haben soll.
In Indien werden jährlich etwa 200 Frauen gelyncht, weil sie der „Hexerei“ verdächtigt werden. Diese Tat erinnert an Hexenjagd im Mittelalter. Sie wird in Indien wieder praktiziert. Allein 2014 wurden ca. 160 Morde im Zusammenhang mit Hexerei in 13 indischen Staaten registriert. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die neuesten Zahlen der Regierung ergaben, dass in den letzten Jahren etwa 2300 Menschen, meist Frauen, wegen „Hexerei“ getötet wurden.
Immer wieder werden Frauen dazu aufgefordert, ihre Schuld zu gestehen und die Krankheit von dem Dorf zu nehmen. Doch wenn sie bestreiten, magische Künste zu beherrschen, werden sie gezwungen, sich zum Beispiel als Hexen zu verkleiden und anschließend menschliche Exkremente zu sich zu nehmen, oder sie werden gefoltert und getötet.
Unter dem Vorwurf der Hexerei sind in einem indischen Dorf 2015 fünf Frauen zu Tode geprügelt worden.
Bewohner hätten die Frauen aus ihren Häusern gezerrt und mit Stöcken und Eisenstangen auf sie eingeschlagen. Dutzende Dorfbewohner in Ost-Indien haben diesen Frauen nicht nur Hexerei vorgeworfen, sondern auch für eine Reihe von Unglücksfällen verantwortlich gemacht. Mindestens 21 Dorfbewohner wurden daraufhin festgenommen. Einige Staaten in Indien einschließlich Jharkhand haben spezielle Gesetze eingeführt, um solche Verbrechen zu stoppen. In Teilen Indiens ist der Glaube an Hexen und okkulte Kräfte noch heute weit verbreitet. Immer wieder gibt es Berichte über Vorfälle, bei denen zumeist Frauen unter dem Vorwurf der Hexerei gefoltert und ermordet werden.
Jharkhand Chief Minister Raghubar verurteilte die Morde. In einer Erklärung drängte er die Gesellschaft zum Nachdenken. „Im Zeitalter des Wissens ist dieser Vorfall erschreckend.“
In Indien sind die Hetzkampagnen der Medizinmänner, die zur Hexenjagd aufrufen, kaum in den Griff zu bekommen.
Die momentane Rechtslage ist zwar eindeutig. Wer einen anderen der Hexerei beschuldigt, macht sich strafbar und riskiert eine Gefängnisstrafe. Nachdem regelrechte Massenhinrichtungen an vermeintlichen Hexen verübt worden waren, wurden die Gesetze verschärft und die Polizei griff erstmals härter durch. Aber leider gibt es auf Seiten der staatlichen Behörden auch eine allgegenwärtige Korruption. Zahlreiche Zusammenstöße mit der Polizei gab es schon. Denn es ist eigenartig, dass die Polizei immer dann gut verdient, wenn es zu Verbrechen kommt wie zum Beispiel auch bei den Hexentötungen. Dann versucht die Polizei, sofort Kapital aus der Sache zu schlagen, indem sie die Hälfte der Dorfbewohner verhaften, um sie dann gegen Bezahlung wieder freizulassen. Die Angehörigen müssen dafür eine Menge Geld bezahlen.
Außerdem sind die armen Landbewohner auf die traditionellen Medizinmänner angewiesen. Eine ordentliche ärztliche Betreuung gibt es kaum. Für einen Distrikt gibt es meist nur ein Hospital. Diese Situation wird von vielen dubiosen Heilern und Quacksalbern ausgenutzt, die immer wieder die Magie und Hexerei bei der Behandlung von Krankheiten ins Spiel bringen.
Die indische Frau, die Hexenjäger jagt
Meet Birubala Rabha, hunter of witch hunters. #SundayRead from @BBCIndia #UnsungIndians https://t.co/AOVgi2LfJB pic.twitter.com/32NmtJoWaf
— BBC Pop Up (@BBCpopup) 10. April 2016
Birubala Rabha, eine Stammes-Frau, bekannt für ihren Kampf gegen das Hexenhandwerk und Hexenjagd in Indien, wurde bereits für ihren Mut ausgezeichnet. Viele Medien berichten über die noch immer vorhandene Hexenjagd in Indien. Auch BBC widmet Birubala Rabha einen Beitrag, in dem es sie als die Frau vorstellt, die unermüdlich gegen Hexenjäger kämpft. In den letzten zehn Jahren hat Frau Rabha etwa 35 Frauen vor dem Hexenmord retten können. Ihre unnachgiebige Kampagne brachte die Regierung des Bundesstaats Assam dazu, das härteste Anti-Hexenjagdgesetz zu verabschieden.
Auch Rabha wurde damals aus ihrem Dorf geworfen, nachdem sie als Hexe gebrandmarkt wurde. Grund war in den Achtzigern der Zustand ihres ältesten Sohnes gewesen. Dieser war krank gewesen, und die „Heiler“ hatten behauptet, dass der Sohn nicht mehr lange leben würde, doch der Sohn wurde wieder gesund und so bezichtigte man Rabha der Hexerei. Seither kämpft sie gegen die Anschuldigungen der Hexerei gegen Frauen.
Im vergangenen Jahr wurden laut Innenministerium mindestens 77 Menschen – vor allem Frauen – getötet und 60 verletzt, weil man sie der Hexerei bezichtigte. 2014 sorgte ein besonders grausamer Fall für Aufsehen, als eine gefeierte Athletin als Hexe gebrandmarkt wurde. Sie wurde gefesselt, brutal geschlagen und misshandelt. Mehr als 2000 ‚Hexerei-Morde „ wurden in den vergangenen Jahren in Indien registriert.
Hoffen wir, dass Birubala Rabha noch viele Frauen retten kann – eine starke mutige Frau.
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