Bis zu 130 Arten sterben derzeit nach Angaben der Vereinten Nationen täglich aus! „Wir befinden uns inmitten des sechsten großen Massensterbens. Alle Menschenaffen sind bedroht. Auch Gibbons, Elefanten, Rhinozerosse, Tiger und Löwen werden bis zum Aussterben gejagt. Ihre Lebensräume werden großflächig zerstört und bauliche Entwicklungen schreiten voran. Die Auswirkungen haben einen Welleneffekt für das Leben. Mit unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, verschwinden Wälder, die CO2 aufnehmen, immer mehr Treibhausgase sammeln sich an und der Klimawandel schreitet immer zügelloser voran,“ sagte Jane Goodall anlässlich ihres Wien-Besuches am 19. 5. 2016:
Und damit hat die charismatische Frau mehr als Recht.
Die Menschen wüten, zerstören, beuten aus. Die Dinosaurier starben aus, weil ein Naturereignis ihre Lebensgrundlagen zerstörte. Vielleicht ist der Mensch sogar die erste Art, die diesen Prozess selbst herbeiführt. Das Frozen Ark Projekt ist eine Art Backup für die Artenvielfalt. Seit rund 20 Jahren wird das Erbgut bedrohter Arten von Wissenschaftlern des internationalen Projekts „Frozen Ark“ in Flüssigstickstoff eingefroren, um die Lebewesen zu einem späteren Zeitpunkt nachzüchten zu können.
Wo sich der Mensch ausbreitet, geht die Artenvielfalt zurück. Wissenschaftler von heute müssen also Ähnliches tun wie Noah in der biblischen Legende: Tierarten vor dem Aussterben bewahren. Sie führen die Tiere nicht in eine Arche, sondern sammeln ihre DNA-Proben in einer Zell- und Gendatenbank. Die Arche aus Zypressenholz – das sind heute Edelstahltanks so groß wie Thermoskannen. Siehe: Haben Sie schon ein Konto bei der Biobank – The Frozen Ark?
Die Vielfalt des Lebens geht verloren – Das 6. Massensterben der Erdgeschichte
Die Zunahme der Weltbevölkerung alleine schränkt schon den Lebensraum aller Wildtiere ein. Die Bedrohungen der Arten ist aber auch verursacht durch gravierende Umweltveränderungen wie z. B. Klimaerwärmung, Verschmutzung der Lebensräume, Überdüngung, Überfischung, Jagd, Ausbeutung der Ressourcen und die Ausbreitung fremder Arten. Alljährlich werden gigantische Flächen von Lebensraum vernichtet. Der größte Teil der Zerstörung findet in Schwellenländern statt. Durch Ausbeutung der Rohstoffe dieser Länder und den Kauf daraus hergestellter Produkte sind die Industrieländer direkt oder indirekt an dieser Zerstörung beteiligt.
Megakonzerne, die gegen die Interessen der Bewohner und der Natur Landnahmen vornehmen, um Minen zu betreiben, Stauseen zu errichten oder riesige Monokulturen anzulegen, haben ihren Anteil an dieser Erscheinung.
Alleine die Palmölindustrie vernichtet den Lebensraum vieler Tiere, die Bewohner des Regenwaldes sind, dies geht landstrichweise bis zu 80%.
Althergebrachter Abergaube im asiatischen Raum lässt den Ruf nach Tigerklauen, Elefantenstoßzähnen und Rhino-Hörnern nicht verstummen und bringt immer neue Tricks der Wilderer hervor.
Jane Goodall sagt in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“ auch:
„Jeder kann entscheiden, wie er auf die Welt einwirken will, indem er sich fragt: Was kaufe ich? Woher kommt es? Wie lange war es unterwegs? Könnte ich stattdessen etwas kaufen, das lokal erzeugt wurde? Mussten Kinder es in Sklavenarbeit herstellen oder Tiere darunter leiden? Und die wichtigste Frage, die kein Großkonzern hören will, ist: Brauche ich das wirklich? Die Botschaft nach jeder Finanzkrise ist: Kauft, kauft, kauft, kurbelt die Wirtschaft an! Wir leben in einem materialistischen Alptraum, treffen Entscheidungen, die nur Aktiengesellschaften guttun. Eines der Probleme der Welt ist die Macht der Aktiengesellschaften und ihre Liebesaffäre mit Politikern. Einzig und allein der Konsument kann diese Formen brechen. Nur wenn Kopf und Herz in Harmonie arbeiten, können wir unser Potenzial leben und verwirklichen.“
Im Global Biodiversity Assessment von 1995 wurden für die Erde insgesamt eine Zahl von rund 1,75 Millionen beschriebener Arten angegeben. Diese Zahl ist nur ein Schätzwert. Eine genaue Aufstellung existiert nicht. Heute rechnet man mit insgesamt über 2 Millionen beschriebenen Arten. Es gibt sogar Wissenschaftler, die von 5 bis 15 Millionen Arten ausgehen. Vom Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sind es 4105 höhere Pflanzenarten (Gefäßpflanzen). Nach einer Schätzung sind 44 787 vielzellige in Deutschland lebende Tierarten dokumentiert.
Der „Living Planet Index“ des WWF konstatierte im Mai 2008, dass die Artenvielfalt auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27 Prozent gesunken ist. Besonders betroffen waren diesen Erhebungen zufolge Land- und Süßwasserbewohner im asiatisch-pazifischen Raum. Rund 34 000 Arten sind laut WWF vom Aussterben bedroht.
Vielfach wird das derzeitige Artensterben mit den großen Massenaussterben der Vergangenheit verglichen. Der bedeutsamste Unterschied früherer Ereignisse von Massensterben zur derzeitigen Situation ist aber der, dass das heutige Artensterben durch eine einzige biologische Art, nämlich den Menschen mit seinen Aktivitäten und seinem Raum- und Ressourcenanspruch verursacht wird, während frühere Ursachen wohl überwiegend geologische oder atmosphärisch-kosmische Ursachen hatten.
Vielleicht sollte sich jeder an diesem Tag in Erinnerung rufen, dass
• … in Deutschland mehr als 48 000 Tierarten und fast 30 000 Pflanzen- und Pilzarten beschrieben wurden?
• … die Wissenschaft weltweit zwar etwa 1,8 Millionen Spezies festgehalten hat, dabei aber noch lange nicht geklärt ist, wie viele Arten tatsächlich auf der Erde leben (Schätzungen reichen von 3 bis über 30 Millionen) ?
• … die Tropen zwischen 50-75% aller Arten beherbergen (diverse Schätzungen gehen sogar von bis zu 90% aus) ?
• … pro Minute(!) circa die Größe von 35 Fußballfeldern an Regenwald vernichtet wird?
• … jede siebte Vogelart aller Vögel weltweit entweder gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben ist? (Stand: Juni 2012)
• … fast die Hälfte unserer in Deutschland lebenden Wirbeltierarten gefährdet ist? (Stand: Oktober 2009)
• … fast jedes vierte Säugetier auf der Welt vom Aussterben bedroht ist? (Stand: Oktober 2008)
• … nach Schätzungen circa 25 000 Tier- und Pflanzenarten jedes Jahr von der Erde verschwinden?
• … die Internationale Naturschutz-Union (IUCN) davon ausgeht, dass das Artensterben tausend bis zehntausend Mal höher ist, als dies ohne menschlichen Einfluss zu erwarten gewesen wäre?
• … Bienen laut dem Labor für theoretische und angewandte Wirtschaft des wissenschaftlichen Forschungszentrums CNRS in Montpellier für eine Wertschöpfung von etwa 200 Milliarden Euro sorgen?
• … das Bienensterben bei weiterem Fortschreiten zu einem Verlust an zahlreichen Lebensmitteln führen würde und einen wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe bedeutet? (Stand: Juli 2013)
• … etwa 10 der 25 weltweit erfolgreichsten Medikamente aus wildlebenden Arten gewonnen werden?
• … bis 2030 60% aller Korallenriffe verloren gehen könnten?
• … der Nutzen intakter Korallenriffe als Fischgrund, Lebensmittelproduzent oder touristische Attraktion für die Menschheit mit rund 17 Milliarden US-Dollar beziffert werden kann?
• … die jährliche Wirtschaftsleistung intakter Mangrovenwälder wie zum Beispiel in Thailand circa 2100 Euro pro Hektar beträgt (durch Wahrung des Klimas, Schutz vor Fluten und Einkommensquelle für lokale Fischer)?
• … die globale Fischereiwirtschaft rund 50 Milliarden US-Dollar durch nicht nachhaltige Fangtaktiken verliert?
• … Ökonomen den Wert aller Biodiversitätsleistungen vor Jahren auf 33 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt haben und diese Zahlen weiter steigen?
Das Ausmaß ist schockierend: Etwa 110 000 Quadratkilometer tropischer Regenwald werden pro Jahr weltweit zerstört. Nicht selten geht die grüne Lunge in Rauch auf. Mit dramatischen Folgen: Abholzung und Brandrodung setzen Kohlendioxid und andere gefährliche Klimagase frei. Wo liegen die Gründe für die massive Vernichtung des Regenwaldes?
In den nächsten Jahren entscheiden Bürger, Politiker und Industrielle über das Schicksal der letzten Primärwälder der Erde. Wie wir uns jetzt entscheiden, wird unsere Zukunft bestimmen. Wir stehen vor einem Fenster, das sich vielleicht nie mehr öffnen wird, wenn wir es jetzt schließen.
World Ressouce Institute, 2005
Netzfrau Lisa Natterer
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