Nachdem in Nigeria erstmals eines der vor über zwei Jahren von der Terrorgruppe Boko Haram entführten Mädchen aus dem Ort Chibok wiedergefunden wurde, konnte sich auch ein 16-jähriges Mädchen mit ihrem einen Monat alten Baby aus den Fängen der Boko Haram befreien. Sie wurde vor 18 Monaten aus ihrem Zuhause in Nord-Kamerun entführt und nach Nigeria verschleppt. Dort wurde das Mädchen mit einem Kämpfer von den Boko Haram verheiratet und zu einer Selbstmordattentäterin ausgebildet. Letzte Woche gelang es ihr zu entkommen und lief mehrere Tag durch die Sambisa-Sümpfe im nigerianischen Bundesstaat Borno. Müde, schwach und hungrig fanden sie die Mitglieder einer lokalen Verteidigungsgruppe, die das traumatisierte Mädchen dem kamerunischen Militär übergaben.
„Als die nigeranische Armee das Lager der Boko Haram angriffen, konnte ich in den Wald entkommen, wo ich mich eine Woche lang durchkämpfte, bis ich die ersten Menschen sah,“ berichtete das Mädchen. Sie ist eine der Tausenden, die von der Terrorgruppe Boko Haram entführt wurden. Mittlerweile betrifft es nicht nur Nigeria, sondern die Entführungen gehen über die Grenzen hinaus und haben Kamerun, Tschad und Niger erreicht.
Am Sonntag konnten ihre Eltern das Mädchen endlich wieder in den Arm nehmen. Sie hatte Tränen in den Augen und erzählte, dass sie zu einer Heirat gezwungen worden war, der Mann sie aber wieder verließ.
„Ich wurde in ein Gefängnis in einer Höhle gebracht, wo wir drei Wochen lang eingesperrt wurden und dann an verschiedene Menschen verteilt. Jeden Morgen gab man uns erst Essen und dann sollten wir uns für unsere Männer vorbereiten“, erzählte sie in today.ng in ihrer Sprache, welches von einer Dolmetscherin übersetzt wurde.“Jeden Nachmittag wurden wir gebeten, zu beten und mussten eine Gelübde ablegen, die uns zum Gehorsam zwang.“
Sie sagte, sie und viele andere Mädchen wurden als Selbstmordattentäter ausgebildet. „Sie unterrichteten uns zwei Mal pro Woche darin, wie man Bomben zur Detonation bringt. Uns wurde gesagt, wenn wir im Namen von Allah im Kampf gegen die bösen Menschen sterben, werden wir in das Paradies eingehen.“
Das Mädchen wurde in ihrem Dorf, in der Nähe von Mokolo im Norden von Kamerun von Scharen von Menschen, darunter auch Regierungsbeamten, willkommen geheißen. Ihr 52-jähriger Vater war glücklich, seine Tochter zu sehen. [Anmerkung: Es ist nicht immer so, dass Familienmitglieder erfreut sind, denn oftmals kommt es vor, dass diese Mädchen, da sie ein Kind von Terroristen erwarten oder schon geboren haben, von der eigenen Familie verstoßen werden.]
Entführtes Mädchen aus Chibok wieder frei
Erst am 07.Mai berichteten wir darüber, dass während von den 219 Chibok-Mädchen auch zwei Jahre nach der Massenentführung durch Boko Haram es kaum eine Spur gibt, die nigerianische Armee 11 595 Zivilisten retten, die in verschiedenen Enklaven von der Terrorgruppe Boko Haram gehalten worden waren. Siehe: Rettung von 11 595 Geiseln aus den Fängen von Boko Haram. Jetzt ist ein Mädchen gerettet.
Erst letzte Woche wurde ein nigeranisches Mädchen gefunden. Sie gehört zu den 2014 entführten Mädchen aus dem Ort Chibok. Am 14. April 2014 entführte die Terrorgruppe Boko Haram etwa 270 Mädchen aus einer Schule im nigerianischen Chibok. Siehe auch #BringBackOurGirls – Was wurde aus den entführten Mädchen in Nigeria? Die Entführung der Mädchen sorgte weltweit für Empörung. Leider interessiert sich die Welt eher weniger dafür, was aus all den Mädchen wird, wenn sie von der Terrogruppe entführt werden. Mittlerweile sind Tausende Frauen und Mädchen in den Fängen der Terrorgruppe.
Und erst im Januar 2016 berichteten wir von zahlreichen Überfällen auf weitere Schulen, wo Mädchen entführt wurden. Im März 2015 sollen bis zu 500 Frauen und Kinder aus Damask nahe der Grenze zum Niger verschleppt worden sein. Nachdem vermehrt weibliche Selbstmordattentäter von der Terrorgruppe eingesetzt werden, haben viele die fürchterliche Vermutung, dass es sich dabei um die entführten Mädchen handeln könnte, was sich leider auch bestätigte. Und nicht nur Mädchen werden zum Selbstmordattentäter ausgebildet, auch kleine Jungs. Mitten auf dem überfüllten Marktplatz in der Stadt Gombi (Gombe) zündete ein Junge im Januar eine Selbstmordweste. Er richtete ein schreckliches Massaker an. Wie viele Tote und Verletze es gab, wissen wir nicht, die Zahl ist unwichtig, schlimm ist, dass es wieder zu einem regelrechten Massaker kam und dass Kinder dafür missbraucht werden. Siehe: Es ist Zeit, die sehr beschäftigte Welt an Boko Haram zu erinnern – Selbstmordattentate durch Kinder
Am Dienstag konnte Amina Ali Nkeki, die erste der verbliebenen 219 Geiseln, entkommen. Am Freitag befreiten Nigerias Streitkräfte 97 Gefangene von Boko Haram, unter ihnen ebenfalls eine Schülerin aus Chibok. Derzeit werden alle medizinisch betreut.
Wäre Amina nicht ein Mädchen von #BringBackOurGirls, keine Presse hätte sich dafür interessiert. Denn wie www.today.ng schreibt, gab es ein weltweites mediales Interesse. Doch wie schon mehrfach berichtet, sind immer noch Tausende Mädchen entführt. Von ihnen fehlt jede Spur. Auch Amnina wurde in der Nähe des Sambisa-Waldes entdeckt. Sie hatte ein vier Monate altes Mädchen bei sich. Der Mann, der sich als ihr Ehemann ausgab, wurde vom Militär als mutmaßlicher Boko-Haram-Kämpfer in Gewahrsam genommen. Es war ein historischer Moment, dass Amina wieder da war, das wollten die Medien nicht verpassen, doch der Gouverneur wollte nicht ins Fernsehen und versuchte auch, Amina und ihr Kind zu schützen. Er nahm das Kind auf den Arm und unterhielt sich mit ihr. Sie war an der Hüfte verletzt und auch an einem Bein. Sie hatte Schreckliches erlebt, dazu ein Baby bekommen. Amina kauerte auf dem Boden, weibliche Helferinnen kümmerten sich um sie und das Baby. Der Journalist, der den Bericht für Today.ng schrieb, berichtete, dass er fürchterlich weinen musste, als er Armina auf dem Boden sitzen saß und sich vorstellte, was sie in diesen zwei Jahren zusammen mit den anderen 200 Mädchen im Busch erlebt hatte.
Er hat von den Kriegen im Südsudan berichtet; aus Darfur; Westsahara; Elfenbeinküste und er sah Nachkriegssituationen auf anderen Teilen dieser Welt, aber keine Situation hat ihn so berührt, wie die Stunden, die er im Inneren des Hauses der Regierung am vergangenen Mittwoch mit Amina Ali, einem der Chibok-Mädchen, verbracht hatte.
Armina wird gut versorgt, sie wird medizinisch betreut und bekommt alle Hilfe die sie benötigt. Wir haben nicht den ganzen emotionalen Beitrag übersetzt, der gestern veröffentlicht wurde, denn es ist, wie schon das 16-jährige Mädchen erzählte, die Mädchen werden verheiratet, sind Sexsklaven und werden zu Selbstmordattentäterinnen ausgebildet.
Jeden Tag finden in Nigeria und über die Grenzen hinaus Terrorangriffe statt. Alles, was nicht der Ideologie der Terrorgruppe entspricht, wird vernichtet. Traurige Welt.
2,7 Millionen Menschen auf der Flucht leben zurzeit in der Region Tschadsee. Auslöser ist u. a. die Gewalt durch Boko Haram. Allein in diesem Jahr machten sich mehr als 13 000 Menschen auf die gefährliche Reise durch die Wüste. Von Nordafrika nach Italien flüchteten sie über das Mittelmeer. Tausende ertranken dabei, Tausende verdursteten.
Nigerias Kampf gegen Boko Haram – Wie viele Geiseln sind noch in den Fängen von Boko Haram?
Es ist Zeit, die sehr beschäftigte Welt an Boko Haram zu erinnern!
Netzfrau Doro Schreier
Es ist Zeit, die sehr beschäftigte Welt an Boko Haram zu erinnern – Selbstmordattentate durch Kinder
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