Ein weiteres chemisches Produkt aus der Skandalchronik von Monsanto ist PCB (Polychlorierte Biphenyle) – Monsanto und seine Firmen müssen 41 Millionen € an PCB-Geschädigte zahlen.
Bayer wirbt derzeit bei seinen wichtigsten Aktionären um Zustimmung für die geplante milliardenschwere Übernahme des US-Konzerns Monsanto. Nach Angaben eines Firmensprechers vom Freitag soll die Aktion noch bis zur kommenden Woche andauern. Vor wenigen Tagen hatte Bayer für Monsanto ein Kaufangebot von 62 Milliarden Dollar (umgerechnet 55 Milliarden Euro) angekündigt. Der US-Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmittel wies die Offerte zwar als zu niedrig zurück, zeigte sich aber für weitere Verhandlungen offen. Blackrock, Sun Life und Capital Group sind die größten Bayer-Einzelinvestoren, aber auch von Monsanto: Siehe Monsanto in Deutschland längst Zuhause! Wird dieser Deal nun vollzogen, da sich jetzt die Klagen gegen Monsanto häufen? Allerdings ist auch Bayer vom PCB-Skandal betroffen: Der andere Konzern, der mit PCB über Jahrzehnte Milliardengewinne machte, ist Bayer. Die wichtigsten Handelsnamen waren Aroclor (Monsanto), Clophen und Elanol (Bayer) sowie Pyralene (von der französischen Firma Proodelec).
Wir hatten bereits 2015 berichtet, dass die Stadt Spokane (WA) Monsanto verklagt. In der Klage geht es um die Verschmutzung des Flusses Spokane. Monsanto machte mit polychlorierten Biphenylen (PCB) über Jahrzehnte hinweg Milliardengewinne. Der Konzern vertuschte die Gefahren der Substanzen jahrzehntelang. Weltweit wurden bis 1989 rund 1,3 Millionen Tonnen PCB hergestellt. Davon stammte etwa die Hälfte aus den Fabriken des US-Konzerns Monsanto. PCB sind chemisch mit Dioxinen verwandt und zählen zu den als „dreckiges Dutzend“ bekannten Gefahrstoffen. Siehe Klagen gegen Monsanto – Umweltverschmutzungen durch PCB – Spokane sues Monsanto for PCB contamination
Jetzt schlossen sich im März 2016 weitere Städte an. Portland, Seattle, Spokane, Berkley, Oakland, San Diego und San José. Allein Portland musste mehr als $ 1 Milliarde für die Reinigung des Willamette River, ein Nebenfluss des Columbia River, aufbringen, sagte der Bürgermeister.
Doch bei dem aktuellen Prozess geht es nicht um Spokane, sondern um drei Kläger, denen nun $ 17 500 000 durch Schäden von Monsanto und seine drei weiteren Unternehmen, Pfizer, Solutia, und Pharmacia zugesprochen wurde. Zusätzlich noch mal $ 29 000 000, für den trotz Verbot fortgesetzten Verkauf Diese Schäden entstanden durch die fahrlässige Herstellung von Leiterplatten. PCB oder polychlorierte Biphenyle sind eine Kategorie von Industriechemikalien, die kommerziell in Nordamerika im Jahre 1929 eingeführt wurden. Bis ihre Produktion 1979 verboten wurde, waren sie weit verbreitet im Kunststoff, Lack, Gummi, Elektro, Bau, Heizung und hydraulisch Industrien. Das Verbot von PCB wurde auf Grund von gesundheitlichen Gefahren verknüpft mit der Exposition gegenüber sowie ihre schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt.
Die Verhandlung fand am 28. April 2016 statt. Die drei Kläger sind Teil von fast 100 Rechtsstreitigkeiten, in die Monsanto verwickelt ist. Unter den Klägern sind auch die Familienangehörigen der Verstorbenen, die durch PCB Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) bekommen hatten. Nach nur eineinhalb Monaten steht fest, dass Monsanto und seine drei Firmen zahlen müssen, und zwar 41 Millionen €.
„Der einzige Grund, warum dieser Sieg selten ist, liegt daran, dass niemand das Geld hat, um gegen Monsanto zu kämpfen, “ erklärten die Anwaltskanzlei Williams Kherkher und andere Kanzleien, die sich gegen Monsanto zusammengetan hatten. „Es wird in Zukunft nicht mehr so selten sein“, sagte er. Seine Kanzlei hat rund 1000 Kläger, die wegen PCB klagen.
Monsanto, Pfizer, Solutia und Pharmacia
1997 wurde das Chemiegeschäft in eine separate Firma namens Solutia ausgegliedert. Am 9. Februar 2000 wurden die landwirtschaftlich orientierten Geschäftsteile in eine Tochtergesellschaft ausgelagert. Die ursprüngliche Monsanto (ohne ausgegliederte Gesellschaften) fusionierte am 31. März 2000 mit Pharmacia & Upjohn und änderte ihren Namen in Pharmacia. Die zuvor gegründete Tochtergesellschaft für das Agrargeschäft führte von da an den Namen Monsanto und übernahm zum Teil Verpflichtungen aus den früheren Geschäftsteilen von Pharmacia. Am 23. Oktober 2000 wurden 15 % an die Börse gebracht und am 13. August 2002 erfolgte die vollständige Abspaltung als die heutige Monsanto. Am 16. April 2003 ging Pharmacia in Pfizer auf. Nach der Aufteilung des Unternehmens 1997 bis 2002 entwickelte sich Monsanto zum Spezialisten für Agrarchemie und gentechnisch verändertes Saatgut. Siehe Monsanto mit Gift und Genen und das „Superunkraut“
Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts vermarktet Monsanto zahlreiche hochgiftige Produkte, die Krankheit oder Tod von Tausenden von Menschen verursachten und die Umwelt dauerhaft schädigten. Dazu gehören:
- das PCB (polychloriertes Biphenyl), einer der zwölf im Stockholmer Übereinkommen aufgelisteten „persistente organische Schadstoffe“ (POP) der die Fruchtbarkeit von Mensch und Tier beeinträchtigt;
- die 2,4,5 T-Säure (2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure) ist ein dioxinhaltiger Bestandteil des Entlaubungsmittels Agent Orange, das von der amerikanischen Armee während des Vietnamkriegs eingesetzt wurde und heute noch Geburtsschäden und Krebs verursacht;
- Lasso (Alachlor), ein mittlerweile in Europa verbotenes Herbizid;
- RoundUp, das weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvertilgungsmittel und Mittelpunkt des größten Gesundheits- und Umweltskandals der modernen Geschichte. Dieses hochgiftige Herbizid wird großflächig in Kombination mit genmanipuliertem Saatgut – sogenanntem „RoundUp Ready“-Saatgut – verwendet, in erster Linie um Soja, Mais und Raps für Tierfutter und Agrotreibstoffe anzubauen.
- Kritiker werfen Monsanto vor, durch eine systematische Verschleierungsstrategie die durch ihre Produkte verursachten Schäden an Mensch und Umwelt zu leugnen und seine verheerenden Aktivitäten aufrecht zu erhalten. Zu diesen gehört: Lobbying bei den gesetzgebenden Agenturen und Regierungen, Lügen und Korruption, Finanzierung betrügerischer wissenschaftlicher Studien, Unter-Druck-Setzen unabhängiger Wissenschaftler, Manipulation von Presseorganen, etc. Vom 14. bis zum 16. Oktober 2016 wird in Den Haag das Monsanto Tribunal stattfinden, in dessen Verlauf die gegen Monsanto erhobenen Vorwürfe zusammengetragen und die verursachten Schäden evaluiert werden. Das Tribunal wird sich auf die im Jahre 2011 verabschiedeten „UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte“ stützen.
Das Tribunal befasst sich auch mit Monsantos Verbrechen gegen die Umwelt in Form des Ökozids, dessen Aufnahme ins internationale Strafrecht bereits vorgeschlagen wurde. Das Tribunal wird untersuchen, ob sich das Römer-Statut, auf dem der Internationale Strafgerichtshof seit 2002 beruht, reformieren lässt und Ökozid als Verbrechen darin aufgenommen werden kann. Dies würde ermöglichen, natürliche und juristische Personen, welche unter Verdacht stehen, ein solches Verbrechen begangen zu haben, zur Verantwortung zu ziehen.Angesichts dieser globalen Herausforderung rufen die Initiatoren des Monsanto-Tribunals die Zivilgesellschaft und alle Bürgerinnen und Bürger der Welt dazu auf, diese einzigartige Initiative durch eine große Crowdfunding-Aktion zu unterstützen.
Ein weiteres chemisches Produkt aus der Skandalchronik von Monsanto ist PCB
Schon in den späten 1930er Jahren wusste die Firma Monsanto von den Gesundheitsrisiken. Arbeiter in einer New Yorker Fabrik, die mit PCB in Berührung gekommen waren, litten an Chlorakne und Leberschäden, zum Teil mit tödlichem Ausgang. Der Umweltmediziner Cecil Drinker von der Harvard Universität wurde mit der Untersuchung beauftragt. Auf einer Konferenz, an der auch Vertreter des Konzerns teilnahmen, wies Drinker 1937 erstmals auf die Gefahren hin. Der Vermarktung von PCB tat dies jedoch keinen Abbruch.
Weitere Klagen folgen:
Die Stadt Spokane, Washington, verklagt den agrochemische Riesen Monsanto. Aus der Klage geht nicht hervor, ob ein bestimmter Schadenersatz gefordert wird. Es wird behauptet, dass Monsanto für den hohen Prozentsatz an polychlorierten Biphenylen (PCB) im Spokane River verantwortlich ist. Der Anwalt ist Scott Summy, er ist bei Baron & Budd, einem der größten und ältesten Unternehmen in den Vereinigten Staaten, die in Umweltrechtsstreitigkeiten spezialisiert sind.
Die Spokane-Klage folgt einer ähnlichen Klage von der Stadt San José, Kalifornien, die ebenfalls eingereicht wurde, und auch behauptet, dass Monsanto wissentlich die San Francisco Bay mit PCB verschmutzt hat, und nun fordert, dass Monsanto für die Sanierung der Kontaminierung zahlen soll. Durch das Regenwasser der Stadt San Francisco fließt PCB in den Fluss, sodass dieses das Flusswasser kontaminiert.
Andere Städte haben in ähnlicher Weise über PCB-Belastung Schadensersatzansprüche an Monsanto gestellt, einschließlich San Diego Kalifornien und Westport, Massachusetts.
Die Sprecherin der Stadt Spokane gibt an, dass in den kommenden Jahren mit anfallenden Kosten von etwa 300 000 000 $ zu rechnen seien, um PCB und andere Schadstoffe aus dem Fluss zu entfernen.
Spokane ist die Hauptstadt des gleichnamigen Countys und größte Stadt im Osten Washingtons. Ihr Name basiert auf dem Indianerstamm der Spokan, welche die Gegend bis zur Ankunft der Europäer bevölkerten.Sie ist die zweitgrößte Stadt Washingtons nach Seattle.
Leseempfehlung
PCB sind persistente, sehr mobile Verbindungen, die sich aufgrund ihrer hohen Fettlöslichkeit entlang der Nahrungskette anreichern. Sie können das menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem schädigen, die Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Substanzklasse jüngst in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 hochgestuft.
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St. Louis jury orders Monsanto to pay $46.5 million in latest PCB lawsuit
ST. LOUIS • A jury on Wednesday awarded $17.5MILLION in damages to three plaintiffs and assessed $29 million more in punitive damages against Monsanto and three other companies in a suit here alleging negligence in the production of PCBs.
The 10-2 verdict in St. Louis Circuit Court ended a nearly-monthlong trial in one of a string of suits — some won by the defendants and some pending.
This case, which went on trial April 28, involved just three of nearly 100 plaintiffs claiming that exposure to polychlorinated biphenyls, or PCBs, caused non-Hodgkin lymphoma. Some died and their claims were made by surviving relatives.
The lawsuit claims Monsanto knew about the dangers decades ago but falsely told the public the compounds were safe, and continued selling it into the 1970s. Rivers, streams and some food humans consume still contain some levels of PCBs.
“This is the future,” said plaintiffs’ lawyer Steven Kherkher, of Houston. “People don’t know that PCBs cause cancer and that Monsanto has been suppressing” it.
Monsanto issued a statement saying, “We have deep sympathy for the plaintiffs but we are disappointed by the jury’s decision and plan to immediately appeal today’s ruling.”
It continues: “Previous juries in four straight similar trials rejected similar claims by attorneys that those plaintiffs CONTRACTED non-Hodgkin lymphoma as a result of eating food containing PCBs. The evidence simply does not support today’s verdict, including the fact that scientists say more than 90 percent of non-Hodgkin lymphoma cases have no known cause.”
The plaintiffs in this trial are from Alaska, Michigan and Oklahoma. Only three among the larger group are from Missouri, including one from St. Louis.
Monsanto was the primary U.S. manufacturer of PCBs from 1935 until 1977, two years before Congress banned production, according to the suit. PCBs were used in numerous products, including industrial equipment, food packaging and paint.
The old Monsanto Chemical Co. that made PCBs no longer exists. But Creve Coeur-based Monsanto, which now engineers agricultural seeds and makes herbicides, is handling PCB claims. The other defendants are Solutia, spun off by old Monsanto in 1997; Pharmacia, which absorbed part of the old Monsanto; and Pfizer, which merged with Pharmacia in 2003.
Juror Nathan Nevius, 25, a waiter, said after the verdict, “All of us could pretty much agree that Monsanto was negligent.”
Another juror, Ashley Enochs, 24, said, “I think it goes to show that large companies can put stuff out there that’s harmful and they can do it for along time but that justice is going to be servedwhether it’s a year after the products are put out, or in this case, 80 years.”
Last month, a Los Angeles jury rejected claims against Monsanto over non-Hodgkin lymphoma. In July, a St. Louis County jury found Monsanto was not liable in deaths and illnesses suffered by people who were exposed.
The city of Spokane, Wash., filed a similar lawsuit last year, and in January, Seattle sued Monsanto over costs of PCB CLEANUP. Those cases are pending.
Netzfrau Doro Schreier
Übernimmt Monsanto Bayer? Monsanto in Deutschland längst Zuhause!
Polychlorierte Biphenyle (PCB) und der Giftkrieg
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