Eine alte Tugend entscheidet über Erfolg und Misserfolg: die Geduld! Und das in einer Zeit, in der alles immer schnelllebiger wird. In der wir mit nur ein paar Mausklicks jede Information sofort abrufen können.Symptome von Reizbarkeit und Ärger sind in der Regel Ungeduld. Kennen Sie das auch? Oft fehlt ein bisschen Geduld. Viele wollen nach Möglichkeit immer alles sofort erledigen oder erledigt haben. Wir haben fast alles, was wir brauchen, um ein zufriedenes Leben führen zu können. Vor allem, was Grundbedürfnisse betrifft wie Essen und Trinken. Sie haben Strom, sonst könnten Sie diesen gerade aufgerufenen Beitrag, nicht lesen. Sie haben ein Smartphone oder sitzen gerade an einem PC und nehmen sich die Zeit, einen Beitrag über Geduld zu lesen.
Ok, es ist Sonntag, da nimmt man sich Zeit und erholt sich von der stressigen Woche, wo Zeit Mangelware ist. Wieso scheint uns die Zeit eigentlich so sehr davonzulaufen, dass wir nie genug davon haben können und gar behaupten, das Leben wäre kurz? Gerade in Zeiten von Facebook, Twitter, WhatsApp oder Instagram kommt noch eine Herausforderung dazu, immer erreichbar zu sein, denn man möchte ja nichts verpassen.
Ein Beispiel: Sie wollen mit ihrer Familie in den schon lange fällig gewordenen Urlaub fahren. Dafür gibt es bereits gefühlte Tausende Plattformen, wo Sie schon vorab Zigtausende Hotels an verschiedenen Orten begutachten können. Das Land, wohin die Reise gehen soll, ist schon mal nicht schwer. Ob Sie fliegen wollen oder mit eigener Anreise, geht auch schnell und wird vom Familienrat bereits vorab beschlossen.
Nun stellen Sie sich eine vierköpfige Familie vor. Die Kinder bereits in dem Alter, in dem Internet zum Leben dazu gehört. Sie haben endlich nach vielen Mausklicks ein Hotel gefunden, wischen sich den Schweiß von der Stirn und verkünden beim Abendbrot das ausgesuchte, nach Ihrer Meinung: tolles Hotel. Preislich in Ordnung, Ruhe incl., denn Sie wollen sich ja auch entspannen. Nicht umsonst ist „die Seele baumeln lassen“ zu einem meist verwendeten Satz in der Tourismusindustrie geworden.
Während Sie schon in Gedanken in Ihrem Liegestuhl am Strand liegen, während Sie Ihrer Familie das Hotel in geradezu schwärmerischer Weise präsentieren, kommt als erstes die Frage von Ihrem Youngster:
„Mama, haben die auch kostenlosen Internetzugang? Ich muss doch meine Fotos hochladen können.“. Die Tochter fragt Sie nach der Bewertung und Ihr Mann will sicher auch noch seine liebste Sportsendung empfangen können. Haben Sie alles berücksichtigt? Können Sie diese Fragen mit ja beantworten? Haben Sie den passenden Link gespeichert, nicht dass Sie noch lange suchen müssen oder ist Ihnen der Geduldsfaden schon gerissen? Ein Geduldsfaden veranschaulicht bildhaft die Geduld. Während Sie geduldig alle Fragen anhören, wird Ihnen bewusst, wie geduldig Sie all die schönen Angebote auf den vielen Portalen sich angeschaut haben, um für Ihre Familie das Passende herauszusuchen. Und nun das!
Bedenken Sie, wir sind die Online-Generation! Wir wollen nicht nur eine gute Zeit verbringen, wir müssen auch noch dafür sorgen, dass sie besonders gut aussieht. Jeder soll uns um unsere Zeit beneiden. Denselben Effekt haben die vielen Urlaubsbilder auf Facebook: „Seht her, ich habe eine gute Zeit!“ Doch nicht nur Urlaubsbilder, mittlerweile ist nichts mehr sicher, ob die Katze, die sich gerade geduldig schlafen gelegt hat, oder sogar ein Schmetterling, der sich geduldig auf einer Blume niederließ. Und während Sie geduldig auf Ihren Kuchen im Backofen warten müssen, machen Sie schon vorab ungeduldig ein Foto für die Netzgemeinde, mit der Statusmeldung: “ Schaut mal, was uns gleich zum Kaffee erwartet“.
Und wehe, Sie haben plötzlich kein Netz, warum auch immer, dann versuchen Sie mit allen Mitteln, mit Ihrem Smartphone hin und her zu wedeln, um endlich das schöne Foto hochzuladen. Da haben sich die Erfinder von den Smartphones was Tolles einfallen lassen, eine stinknormale Kamera ist überflüssig geworden, ist ja auch zu umständlich. Warum warten, Fotos machen und gleich auf allen Sozialen Netzwerken, die man pflegt, posten. Und hat das Foto nun seinen Platz gefunden, wartet man ungeduldig auf die ersten Kommentare. Da auch diese ungeduldig sind und gleich auf Antwort warten, sitzt man nun bereits eine viertel Stunde und erklärt, welchen Kuchen man gebacken hat, vielleicht sogar noch Austausch von Rezepten. Und irgendwann stellen Sie fest, es gibt gar keinen Kuchen, denn das Original haben Sie schon längst vergessen. Nun riecht es in der Küche nach einem verbrannten Kuchen, den Sie in die Tonne werfen können. Aber wetten, dass Sie das nicht der Netzgemeinde mitteilen werden?
Einer hat es eiliger als der andere
Nutze jede Minute des Tages, heute reicht das nicht, sondern am besten gleich jede Sekunde nutzen. Und genau hier bleibt die Geduld auf der Strecke. Sehen Sie Tag für Tag, wenn Sie irgendwo in einer Schlange stehen müssen, wenn Sie in einer Arztpraxis warten, oder wenn der Kellner nicht gleich schon das Essen bringt, während Sie eigentlich noch am aussuchen sind. Genau für diese Gesellschaft wurde der „Coffee to go“ erfunden, oder schauen Sie sich die Fastfood-Ketten an. Man bestellt nicht mehr im Laden, sondern öffnet nur noch das Fenster vom Auto, bestellt und isst während der Fahrt. Gut, dass es noch keine Reinigung to go gibt, oder doch? Nun ja, wir haben heute keine Zeit, dieses zu überprüfen, wollen wir auch nicht, denn es betrifft uns nicht.
Wir lieben es geduldig zu sein. Klingelt das Telefon, nehmen wir uns eine Tasse Kaffee und plaudern. Gern sagen wir auch: „Du, ich nehme Dich mit nach draußen, ist so ein tolles Wetter.“ Heute kann man sogar ein schnurloses Telefon überall, in Reichweite versteht sich, mitnehmen. Man kann zwar kein Foto damit machen, aber es ist auch schön, jemanden seine Gefühle zu beschreiben. Etwas mehr Poesie, mehr Geschichten erzählen, mehr Zuhören oder einmal warten, wie eine Gesellschaft, der eine alte Tugend abhanden gekommen ist: die Geduld.
Um noch einmal auf Ihren Urlaub zurückzukommen: Nehmen Sie ihre Familie und machen Sie einen Ausflug in die Stadt. Dort gibt es noch Reisebüros mit sehr netten geduldigen Menschen, die genau wissen, wo Sie das finden, was Sie für Ihren Urlaub wollen. Und am Ende sind Sie nicht Schuld, wenn der Urlaub nicht das verspricht, was sich alle gewünscht haben, denn alle haben mit entschieden. Aber glauben Sie uns, meistens bleibt einem das Gemeckere erspart, denn da ja alle mit entschieden haben, wird keiner etwas sagen. Wer gibt denn schon gerne einen Fehler zu?
Wir haben nun ganz geduldig diesen Beitrag geschrieben, denn eigentlich wollten wir nur Ihnen die folgende Geschichte zum Lesen veröffentlichen, weil heute Sonntag ist. Jeden Sonntagmorgen setzen wir uns an unserem PC und suchen eine „nachdenkliche“ Geschichte für Sie. Warum? Weil auch wir gerne solche Geschichten lesen und Sie uns von den vielen negativen Nachrichten, über die wir Sie sonst informieren, ablenkt. Wir gönnen es uns. Und ja, auch uns reißt oft der Geduldsfaden, wenn wir so manche Kommentare lesen müssen. Doch ist das nicht ganz normal?
Wem es an Geduld fehlt, der sollte sich Zeit nehmen, denn die ist bekanntlich geduldig. Renzie, Thom
Auf dem Weg zur Geduld
(leicht geändert nach Isabelle Guerry)
Es war einmal ein ungeduldiger, jähzorniger, aggressiver Junge mit einem schwierigen Charakter. Sein Vater gab ihm einen Sack mit Nägeln und den Rat, jedes Mal, wenn er dabei sei, die Geduld zu verlieren, oder mit jemandem in Streit zu geraten, doch einen davon in den Gartenzaun zu schlagen.
Am ersten Tag schlug der Junge 37 Nägel in den Gartenzaun. In den folgenden Wochen lernte der Junge sich zu beherrschen und die Anzahl der Nägel, die er in den Gartenzaun schlagen musste, wurde von Tag zu Tag geringer. Der Junge hatte herausgefunden, dass es einfacher ist, sich zu beherrschen, als Nägel in den Gartenzaun zu schlagen.
Schließlich kam der Tag, an dem er überhaupt keine Nägel mehr in den Zaun schlagen musste. Da ging er zu seinem Vater und erzählte ihm davon, dass er heute Hammer und Nägel noch nicht benutzen musste.
Sein Vater sagte, dass er nun für jeden Tag, an dem es ihm gelungen sei sein Temperament zu kontrollieren und ruhig zu handeln, einen Nagel wieder aus dem Zaun herausziehen solle
Viele Tage vergingen, bis der Junge endlich seinem Vater sagen konnte, dass nun wieder alle Nägel aus dem Zaun entfernt seien.
Da führte der Vater den Sohn zum Zaun und sprach: „Mein Sohn, Du hast diese Aufgabe gut gemeistert, aber sieh wie viele Löcher Du im Zaun hinterlassen hast.“
„Nie wieder wird es so sein wie vorher. Wenn Du jemanden im Streit mit bösen Worten verletzt, hinterlässt Du Wunden wie diese. Du kannst das Messer herausziehen, wenn Du einem Menschen einen Messerstich zugefügt hast. Aber der Schmerz, die Wunde, die Narbe werden bleiben. Keine Entschuldigung kann die Verletzung je wieder rückgängig machen. Eine Verletzung mit Worten schmerzt genau so wie eine physische. Denke vor allem im Umgang mit Deinen Freunden daran.
Freunde sind seltene Edelsteine. Sie können ein Lächeln auf Dein Gesicht zaubern und Dir in vielen Bereichen helfen. Sie sind bereit, Dir zuzuhören, stehen hinter Dir und öffnen Dir ihr Herz. Zeige ihnen, wie sehr Du sie liebst.
Geduld ist eine Tugend. Es ist eine wertvolle Eigenschaft eines Menschen, abwarten zu können. – Sprichwort
Noch eine Anmerkung zum Geduldsfaden:
Eine Erläuterung von Dr. Franz-Josef Hücker, Wirtschaftspädagoge:
Es gehört doch viel Geduld und Fingerfertigkeit dazu, einen möglichst langen, gleichmäßigen Faden zu spinnen. Klappt das nicht, will das einfach nicht gelingen, kann einem schon mal der „Geduldsfaden“ reißen. Eine weitere mögliche Erklärung ist der beim Weben zum Zerreißen gespannte Faden. Ebenso ist es vorstellbar, dass manchmal der „Geduldsfaden abgelaufen“ ist. Denn der Faden wird von einer Spule solange abgewickelt, bis diese leer ist. – Als „Maß des Geduldsfadens“ gilt seine Dicke und Stärke beziehungsweise Unempfindlichkeit. Denn nicht selten hängt die Geduld an einem seidenen Faden, der freilich und verständlicherweise besonders leicht reißen kann. – Ein Geduldsfaden veranschaulicht somit bildhaft die Geduld.
Netzfrau Doro Schreier
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