Korruption, Menschenrechtsverletzungen – Fußball-WM in Katar droht zum Skandal-Event zu werden!

QatarDie Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ist schon lange mit schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Deren Vergabe nach Katar hatte auch wegen der extremen Temperaturen und fehlender Infrastruktur vor Ort für Verwunderung gesorgt. Während der FIFA-Korruptionsskandal immer weitere Kreise zieht, ist es um die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar sehr ruhig geworden. Etwa 200 indische Arbeiter machen in Doha darauf aufmerksam, dass sie für die letzten 5 Monate keine Gehälter bekommen haben und unter unmenschlichen Bedingungen leben müssten. Der Premierminister Narendra Modi war am Samstag, dem 04.Juni 2016 für einen zweitägigen Besuch in Doha, um die wirtschaftlichen Beziehungen mit Katar zu stärken. Von den streikenden indischen Arbeitern bekam Modi nichts zusehen, das wurde erfolgreich verhindert. 

Letzte Woche wurden im Südwesten,des Landes, nachdem ein Feuer in einem Lager ausgebrochen war, 11 Arbeiter getötet und 12 verletzt. Nach neuen Zählungen leben 134 000 der ausländischen Arbeitskräfte in sogenannten Arbeitslagern. 

Immer wieder werden neue Vorwürfe laut, Arbeiter bekommen von ihren Arbeitgebern die Pässe abgenommen, damit sie das Emirat nicht vor Ablauf des Arbeitsvertrags verlassen können. Löhne werden verspätet oder gar nicht gezahlt. Sogar von Zwangsarbeit ist die Rede, doch das Emirat hält dagegen und spricht von einem „falschen Bild“.

Bis 2022 sollen etwa 200 Mrd. $ investiert werden, um Katar dann als hochmodernen Staat präsentieren zu können. Dabei will man allerdings nicht dem in Dubai erfolgreich praktizierten „Laissez-faire“-Modell nacheifern, sondern ein islamisch-konservatives Profil bewahren. Von Geldsorgen ist Katar trotz gefallener Öl- und Gaspreise nicht geplagt. Zumindest mittelfristig bleibt der Staatshaushalt deutlich im Plus.

Die Kritik an der Vergabe an Katar: Das Land weise keine fußballerische Tradition vor, rechtfertigte die FIFA mit der Erklärung, man wolle neue Wege gehen. Ein weiterer, eher praktischer Einwand gegen die Vergabe waren die hohen Temperaturen in dem Land. Auf Grund von fast 50 Grad Celsius im Sommer müssten die Stadien klimatisiert werden. Daraufhin regte Franz Beckenbauer eine Verlegung der Fußball-WM in den Winter an. Eine weitere, viel grundsätzlichere Kritik ist, dass bei der Abstimmung des FIFA-Exekutivausschusses im Vorfeld schon Katar-Stimmen gekauft worden waren.

Der Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung des Internationalen Fußballverbands, Federico Addiechi, sagte im März 2016 auf Druck der Menschenrechtsorganisation Amnesty auf der Fifa-Website veröffentlichten Stellungnahme, man sei sich der „vielen Probleme“ bewusst, aber „auf dem richtigen Weg und entschlossen, die Lage weiter zu verbessern und noch stärker zum Schutz der Arbeitnehmerrechte bei den WM-Stadionprojekten beizutragen“.

Doch wie schon in vielen anderen Skandalen, wenn Geld im Spiel ist, zählen Menschenrechte nicht. So auch in dem aktuellen Fall, wo 200 indische Arbeiter auf die Missstände in Doha hinweisen. Katar hat riesige Gasreserven und Indien benötigt Flüssiggas (LNG). Beide Länder wollen im Erdöl- und Erdgassektor enger zusammenarbeiten. Katar verfügt über 14 Prozent der weltweiten Reserven und ist der größte LNG-Exporteur der Welt. Allein 65 Prozent der von Indien importierten LNG-Menge kommt aus dem Golf-Kooperationsrat. Während des Besuches von Modi in Katar wurde nicht nur über die engere Zusammenarbeit zwischen Katar und Indien auf dem Gassektor gesprochen, das Emirat will auch weiterhin in Indien investieren. 

Mehr als 5000 Bauarbeiter aus Nepal, Indien und Bangladesch sind auf den WM-Baustellen im Einsatz. Häufig wurde die zum Teil immer noch menschenunwürdige Wohnsituation der Gastarbeiter durch internationale Gewerkschaften gerügt.

Seit mehr als fünf Jahren versprechen Katar und FIFA, die Situation auf den WM-Baustellen werde sich bald bessern. Geschehen ist fast nichts. Hungerlöhne werden zu spät oder gar nicht ausgezahlt. Im April hatte Gianni Infantino, der neue Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, Katar einen Besuch abgestattet, um sich über den Stand der Vorbereitungen zu informieren. Doch sicherlich hat er, wie schon seinerzeit Franz Beckenbauer, keine Sklaven gesehen.

Bereits 2014 befürchteten Gewerkschaften 4000 tote Wanderarbeiter bis 2022. Die nepalesische Botschaft hatte im Februar 2014 von 400 tödlich verunglückten Landsleuten seit 2010 berichtet. Ihre indischen Kollegen sprachen von 500 toten indischen Arbeitsmigranten allein seit 2012. Laut einem 32 Seiten starken Bericht der Gewerkschaften befinden sich derzeit 1,4 Millionen Wanderarbeiter in dem Land, von denen ein Großteil auf den WM-Baustellen arbeitet.

Beckenbauer hatte über den WM-Gastgeber von 2022, dem allerhand Vorwürfe über desaströse Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen gemacht werden,  gesagt: „Ich habe noch nicht einen einzige Sklaven in Katar gesehen. Die laufen da frei rum. Ich bin oft in Katar und habe deshalb ein anderes Bild, das, glaube ich, realistischer ist.“ Amnesty International hatte 2013 einen Bericht von 153 Seiten über die schlechten Zustände der Arbeiter in Katar vorgelegt.

Das folgende Video ist vom 05. Juni 2016 und zeigt die Arbeiter aus Indien, die sich über die Arbeitsbedingungen in Doha beklagen.

Bereits 2014 befürchteten Gewerkschaften 4000 tote Wanderarbeiter bis 2022.

Dies ist ein aktueller Beitrag von Amnesty Mexiko:

Viel ist passiert. Mit der Festnahme von sechs Fußball-Funktionären in Zürich fing der größte Skandal der FIFA an und der FIFA-Korruptionsskandal zieht immer weitere Kreise. Von 1991 bis 2015 sollen etwa 150 Millionen US-Dollar Schmiergelder an die FIFA und ihre Funktionäre geflossen sein. Auch Franz Beckenbauer rückt im Skandal um mögliche Bestechungen weiter in den Fokus. Im Skandal um mögliche Korruptionsfälle bei der FIFA sind neue Vorwürfe gegen deren ehemaligen Chef Joseph Blatter aufgetaucht. Der Weltfußballverband selbst wirft ihm vor, sich zusammen mit Ex-Generalsekretär Jérôme Valcke und dem ehemaligen Finanzdirektor Markus Kattner um rund 79 Millionen Schweizer Franken bereichert zu haben – umgerechnet sind das mehr als 71 Millionen Euro. Und auch der neue Boss der FIFA macht mit horrenden Spesen auf sich aufmerksam. 

Fazit: bis 2022 werden wir sicherlich weiterhin über Menschenrechtsverletzungen berichten und viele weitere Skandale der FIFA kommen bis dato ans Tageslicht!

Netzfrau Doro Schreier

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