Nestlé pumpt kostenlos Millionen Liter Wasser aus den Großen Seen, während die Menschen in Flint für Gift-Wasser zahlen müssen
In Flint herrscht seit Mitte Januar der Notstand: Die Bürger wurden über zwei Jahre mit verseuchtem Wasser versorgt. 2014 wurde die Wasserversorgung von Flint umgestellt. Statt das Wasser wie bisher aus Detroit zu beziehen, sollte es kostengünstig aus einem nahe gelegenen Fluss kommen. Dazu wurde es durch alte Rohre in die Stadt geleitet. Weil das Wasser nicht ausreichend behandelt wurde, löste es Blei aus den Leitungen – die 100 000 Bewohner der Stadt klagten vermehrt über schlechte Gerüche, Kopfschmerzen und Hautausschläge.
Seit dem Rückzug der Autoindustrie in den 1980er-Jahren ist Flint wirtschaftlich schwer angeschlagen. Fast die Hälfte der 100 000 Einwohner lebt in Armut. Gouverneur Snyder berief einen Notfallmanager, der den Stadthaushalt sanieren sollte und 2014 entschied, das Trinkwasser nicht mehr aus Detroit zu beziehen, sondern billiger aus dem örtlichen Fluss. Doch aus noch immer nicht ganz geklärten Gründen wurde dabei kein Korrosionsschutz beigemischt – nicht nur unüblich, sondern gefährlich. Viele veraltete Wasserrohre aus Blei fingen an zu rosten und sich zu zersetzen. Hohe Bleimengen lösten sich in das tägliche Trinkwasser.
Wir hatten bereits im Februar darüber berichtet, doch noch immer herrscht in Flint der Notstand! Mitte Januar rief Obama den Notstand für Flint aus und gab damit Bundeshilfe für die Region frei. US-Präsident Barack Obama hat den Bewohnern der von Leitungswasserverschmutzung gebeutelten Stadt Flint im Mai 2016 Mut zugesprochen und sogar ein Glas gefiltertes Wasser getrunken. Denn mittlerweile hat die Wasserkrise auch die weltweite Öffentlichkeit erreicht. US-Präsident Barack Obama erklärte den Einwohnern von Flint, Michigan, dass für ihre Kinder, die von dem verschmutzten Wasser aus dem Flint River vergiftet wurden und von denen viele möglicherweise lebenslange Schäden davontragen, „alles gut werden wird“. Nachdem er bei seiner Rede an der Northwestern High School einen winzigen Schluck gefiltertes Flint-Wasser getrunken hatten, verkündete der Präsident, man könne das Wasser bedenkenlos trinken. Obama fuhr fort: „Ich möchte nicht, dass Sie glauben, alle Kinder in Flint würden für den Rest ihres Lebens Probleme haben, denn das stimmt nicht.“ Die Katastrophe verharmlosend, erklärte Obama: „Wenn Sie im meinem Alter sind oder älter, vielleicht auch ein bisschen jünger, dann haben Sie in Ihrer Jugend etwas Blei in Ihren Körper aufgenommen. Ich bin sicher, das haben Sie. Als ich zwei Jahre alt war, habe ich sicherlich einen kleinen Splitter Farbe probiert und dabei Blei aufgenommen.“
„Er ist Millionär, und seine Freunde sind Millionäre. Es ist gut möglich, dass er noch nicht einmal bewusst lügt – auf irgendeiner Ebene glaubt er vielleicht, dass die Probleme der armen Leute sich einfach in Nichts auflösen, wenn sie nur aufhören würden, sich zu beschweren,“ so die betroffenen Bürger von Flint.
Es sind die Lehren, die wir alle aus der Wasserkrise in Flint ziehen können, denn das ist der Preis für die Privatisierung des Wassers. 2010 verabschiedete die Generalversammlung der UNO eine historische Resolution, die den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht anerkennt. Mit diesem Dokument im Rücken können Bürgerinnen und Bürger ihre Regierungen nun juristisch in die Pflicht nehmen, auch um Schaden von Wasserquellen abzuwenden, etwa durch Bergbauunternehmen. Doch was nützt es, wenn der Schaden bereits so groß ist, dass wie in Flint die Menschen an den Folgen der Bleivergiftung lebenslang darunter zu leiden haben.
Die Wasserknappheit wird oft noch unterschätzt: Obwohl die Welt zu drei Vierteln aus Wasser besteht, eignen sich nur 0,7 Prozent als Trinkwasser. Bereits vor 10 Jahren verdeutlichte Pascal Schuler, Manager des Nachhaltigkeitsfonds Swisscanto Water Invest, den wirtschaftlichen Aspekt. Allein um die Wasserinfrastruktur in den USA zu erneuern, müssten in den nächsten 20 Jahren eine Billion Dollar investiert werden; In Europa sind es 360 Milliarden Euro in zehn Jahren. Das war, wie gesagt, vor 10 Jahren und wie sieht es heute – 2016,- aus?
Die Trink- und Abwasserinfrastruktur ist in weiten Teilen der USA veraltet. Zahlreiche Rohrbrüche zeugen von dem maroden Zustand. Kommunen und Versorgungsunternehmen planen derzeit Großprojekte. Einige laufen schon. Experten erwarten in den kommenden Dekaden allerdings eine Unterfinanzierung bei den öffentlichen Investments in die Infrastruktur. Laut EPA kommt es auf Grund der veralteten Infrastruktur in den USA pro Jahr zu etwa 250 000 Wasserrohrbrüchen. Täglich versickern landesweit etwa 7 Mrd. Gallonen Trinkwasser auf Grund undichter Rohre. Milliarden von Gallonen unbehandeltes Abwasser gelange täglich in Oberflächengewässer, so die EPA. Der Großteil der Wasserleitungen wurde in den 1940er- bis 1960er-Jahren installiert. Die zumeist aus Gusseisen hergestellten Rohre werden nach einigen Dekaden oftmals brüchig.
Doch die öffentliche Finanzlage ist prekär. Das gilt besonders für die Kommunen. Die Gemeinden erhöhen daher häufig die Wassergebühren, um Projekte zu finanzieren. Der Marktforscher Standard & Poor’s erwartet für die Zukunft verstärkt Public-Private-Partnership-Modelle. Der Erdgasförderboom stellt die Abwasserinfrastruktur in einigen Regionen des Landes vor neue Herausforderungen.
Upmanu Lall, Professor an der Columbia University und Direktor des Columbia Wasser Center, sagte jetzt in einem Interview, dass die Wasserkrise in den Vereinigten Staaten schlimmer ist als die momentane Wasserkrise von Flint. Er sagt voraus , dass das Wasser in den nächsten den nächsten 10 bis 15 Jahren teurer wird.
Wir haben für Sie einen Beitrag übersetzt, in dem wir erfahren, dass Nestlé etwa 300 Kilometer entfernt Millionen und Abermillionen Liter Wasser aus dem Lake Michigan pumpt – ohne dafür zu bezahlen. Der Konzern erhielt vielmehr 13 Million Dollar an steuerlichen Erleichterungen.
Nestlé pumpt kostenlos Millionen Liter Wasser aus den Großen Seen, während die Menschen in Flint für Gift-Wasser zahlen müssen
Einer der Aspekte der Wasserkrise in Flint, der besonders wütend macht, ist die Tatsache, dass den Einwohnern nicht nur das vergiftete Wasser weiterhin berechnet wird, sondern die Wassergebühren auch noch nahezu die höchsten im ganzen Land sind.
Die Einwohner berappen weiterhin $ 864 pro Jahr für Wasser, das sie krank macht – mehr als das Doppelte als die meisten Amerikaner an Wassergebühren zahlen. Die Wasserbetriebe in Flint berechnen insgesamt 7 % des durchschnittlichen Haushaltseinkommens. Dem gegenüber steht die Empfehlung der Vereinten Nationen von 3 %.
Das giftige Wasser in Flint ist das teuerste in den USA
Durchschnittliche Jahresabrechnung für Wasser per Januar 2015 für Haushalte mit einem Verbrauch von 226 800 Litern (60 000 Gallonen)
„Man hat das Geld jahrelang in ungebührlicher Weise für die Finanzierung des allgemeinen Betriebs der Stadt eingesetzt”, sagt Valdemar L. Washington, der seit 2012 gerichtlich gegen die exzessiven Erhöhungen vorgeht. „2006 bilanzierten die städtischen Wasserwerke mit $ 36 Millionen und hatten 2012 ein Defizit von $ 23 Millionen.”
Zwischenzeitlich pumpt etwa 300 Kilometer entfernt der Multi-Milliarden-Dollar-Konzern Nestlé Millionen und Abermillionen Liter Wasser aus dem Lake Michigan – ohne dafür zu bezahlen. Der Konzern erhielt vielmehr 13 Million Dollar an steuerlichen Erleichterungen.
Obwohl Nestlé 2014 über 15 Milliarden US-Dollar Gewinn machte, berechnen die Behörden in Michigan Nestlé das Wasser nicht per Liter (oder Gallone), sondern verlangen lediglich eine geringe Konzessionsgebühr, erklärt Democracy Now.
So zahlen die gering verdienenden Einwohner von Flint genau genommen nicht nur mehr für ihr eigenes Wasser als Nestlé, sie sind zudem jetzt gezwungen, das von Nestlé in Flaschen abgefüllte Wasser zu kaufen, um zu überleben! Die Einwohner von Flint befinden sich in der unzumutbaren Situation, ihr Wasser von zwei verschiedenen Parteien kaufen zu müssen.
Die Abfüllfabrik von Nestlé in Mecosta County ist ein verhasstes Werk. Als wäre es nicht schon genug, das Wasser kostenlos zu erhalten, pumpte es der Konzern habgierig mit einer Quote von 1500 Litern (400 Gallonen) pro Minute ab und zerstörte so die Umwelt vor Ort. Die Organisation „Grassroots organization Michigan Citizens for Water Conservation” (MCWC) verklagte Nestlé, woraufhin der Konzern die lokalen Organisationen jahrelang auf das Schärfste bekämpfte.
„Wir wollten unser Wasser schützen. Das war unser Wasser, nicht ihres”, sagte Peggy Case, der Vorsitzende von MCWC. „Das dauert, wie ich schon früher gesagt habe, schon über acht Jahre an. In dieser Zeit hat uns das mit Anwaltskosten und allen Gebühren, die so ein Gerichtsverfahren mit sich bringt, mehr als $ 1 Million gekostet.”
Wie kriegt eine lokale Aktivistenorganisation das Geld zusammen, um gegen einen riesigen Konzern zu kämpfen?
„Wir haben um jeden Cent gebettelt“, sagte Case. „Wir haben untereinander und bei jedem, den wir dafür gewinnen konnten, 50/50-Gewinnspiele veranstaltet. Wir haben auf Flohmärkten und Hinterhöfen Sachen verkauft. Wir haben Zuschüsse beantragt. Wir haben Torten und Kuchen verkauft.”
Mit einem überwältigenden Sieg gelang es MCWC, Nestlé zu zwingen, die Wasserentnahme von 1500 auf 750 Liter (400 auf 200 Gallonen) pro Minute zu reduzieren. Doch Nestlé erhält das Wasser weiterhin kostenlos und dazu eine Vorzugsbehandlung.
Die Einwohner von Flint zahlen weiterhin überteuerte Preise für Wasser, das sie nicht nur umbringt, sondern zudem auch noch finanziell ruiniert.
Nestle is Pumping Millions of Gallons from the Great Lakes for Free While Flint Pays For Poison
Nathan Wellman | February 18, 2016
One of the most infuriating aspects of the Flint water crisis is that residents are not only still being charged for their poisoned water, but they’re being charged higher rates than almost anywhere in the country.
Residents continue to pay $864 a year for water that is making them sick, more than double what most Americans pay for water service. Flint’s water service charges total 7 percent of the average household income, compared to the United Nations recommendation of 3 percent.
“They’ve been using that money improperly for years to fund the general operations of the city,” said Valdemar L. Washington, who’s been fighting the excessive increases in court since 2012. “The city’s sewer fund had a balance of $36 million in 2006 but was running a $23-million deficit by 2012.”
Meanwhile, less than two hundred miles away, multi-billion dollar corporation Nestle has been pumping millions of gallons out of Lake Michigan for free. In fact, they receive 13 million dollars in tax breaks to do so.
Despite making over 15 billion dollars in profits in 2014, Michigan government officials don’t charge Nestle per gallon of water, instead taking only a small permitting fee, as Democracy Now explained:
So not only do low income Flint residents technically pay more for Michigan water than Nestle, but now they’re also forced to buy bottled water from Nestle to stay alive. Flint residents are in the deplorable position of being forced to buy Michigan water from two different parties.
The Nestle bottling plant itself is a hated institution in Mecosta County. As if getting water for free wasn’t enough, the corporation greedily pumped at a rate of 400 gallons a minute, destroying the local environment. Grassroots organization Michigan Citizens for Water Conservation (MCWC) sued Nestle, who bitterly fought the local group for years.
“We wanted to protect our water, and the water was ours, not theirs,” said Peggy Case, President of MCWC. “This lasted for—like I said before, this lasted for eight years. And in that time, with lawyer fees and, you know, all the fees that come with going to court, we spent over $1 million.”
And how did a local activist organization scrounge up the money to fight a corporate giant?
“We scrambled for every penny we could get,” Case said. “We did 50/50 raffles among us, or anybody else we could get into it. We did yard sales. We wrote grants. We had bake sales.”
In a stunning victory, MCWC succeeded in forcing Nestle to reduce their withdrawals from 400 to 200 gallons a minute. But Nestle continues to receive free water and preferential treatment.
And Flint residents continue to be overcharged for water that is not only killing them, but bankrupting them as well.
Netzfrau Heike Garisch
Klage gegen Nestlé wegen illegaler Wasserentnahme – TELL NESTLE Water is a public resource
Bottled Life – Die Wahrheit über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser
Nestlé – Nach Patent auf Muttermilch – Kapselwahnsinn auch für Babymilch!
Nestlé eröffnet Abfüllanlage in Äthiopien – dem Land droht die schlimmste Dürre seit 30 Jahren
1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar