Eilmeldung: 1 Toter und etwa 10 Verletzte bei Angriff auf Guarani-Gemeinde, darunter ein Kind, das einen Bauchschuss hat. Nach dem Bericht von Instituto Socioambiental fuhren 70 bewaffnete Farmer mit ihren Pickup-Trucks zu einer Versammlung der Guarani, an der etwa 1000 Indios teilnahmen. Die Farmer fingen an, das Feuer auf die Indios zu eröffnen.
Etwa 30 000 Indigene vom Volk der Guarani-Kaiowá kämpfen im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul um Zugang zu ihren traditionellen Gebieten. Sie wurden in der Vergangenheit von ihrem Land vertrieben, um Platz für eine großflächige Landwirtschaft zu schaffen. Der hohe Bedarf an Soja für die Futtermittelindustrie und Zuckerrohr für die Produktion von Agrartreibstoffen – gerade für Europa – heizt den Druck auf Land weiter an. Vermehrt kommt es zu Konflikten zwischen den Guarani-Kaiowá und Farmerinnen und Farmern. Die von 1915 bis 1928 von der Regierung abgesteckten Reservate für die Guarani-Kaiowá sind heillos überfüllt. Viele Indigene hausen in notdürftigen Camps oder an den Straßenrändern.
Auf Grund des fehlenden Zugangs zu Land können sie sich nicht selbst ernähren. Hunger, Unterernährung, Selbstmorde und Morde an indigenen Aktivistinnen und Aktivisten prägen den Alltag der Gemeinden.
Eilmeldung: 1 Toter und viele Verletzte bei Angriff auf Guarani-Gemeinde
Eine Gruppe von bewaffneten Männern hat eine indigene Guarani-Gemeinde in Südbrasilien angegriffen. Ein Guarani-Mann wurde getötet und mindestens 10 weitere verwundet, darunter ein Kind. Es ist der letzte Angriff in einer Reihe von gewaltsamen Übergriffen auf die Guarani.
Der Angriff ereignete sich gestern (14. Juni) in der Gemeinde Tey’i Jusu. Guarani-Dorfbewohner waren in der Lage, den Angriff aus einiger Entfernung zu filmen. In der Aufnahme sind Schüsse und Schreie hörbar und Brände scheinen ein benachbartes Feld zu beleuchtet.
Video Bewaffneter Angriff auf die Tey’i Jusu-Gemeinde
Bei dem Todesopfer soll es sich um Clodiodi Aquileu handeln, einen lokalen Gesundheitsmitarbeiter um die Mitte 20.
Der Angriff ist sehr wahrscheinlich Teil der zunehmenden Versuche der lokalen Agrar- und Viehzuchtlobby, die eng mit der neuen brasilianischen Übergangsregierung verknüpft ist, die Guarani illegal von ihrem angestammten Land zu vertreiben und sie mit genozidaler Gewalt und Rassismus einzuschüchtern.
Anfang dieser Woche erhielt Survival International über sein bahnbrechendes Projekt „Tribal Voice“ Tonaufnahmen der Gemeinde Pyelito Kue, die einen anderen Angriff von Bewaffneten auf ihr Dorf dokumentieren.
Neuen Berichten zufolge droht einer weiteren Guarani-Gemeinde in der selben Region die Vertreibung. Die Gemeinde Apy Ka’y hatte mit ihrer Anführerin Damiana Cavanha Teile ihres Landes wiederbesetzt. Es ist noch nicht bekannt, ob die neun Familien dort nach dem Räumungsbefehl von letzter Woche in der Lage waren, auf ihrem Gebiet zu bleiben – was ihnen rechtmäßig unter brasilianischen und internationalen Recht zusteht.
Bei einem Europa-Besuch letzten Monat bat Tonico Benites Guarani, ein Guarani-Sprecher, um Unterstützung für sein Volk: „Ein langsamer Völkermord findet statt. Ein Krieg wird gegen uns geführt. Wir haben Angst. Sie töten unsere Anführer, verstecken ihre Leichname, schüchtern uns ein und bedrohen uns.“
„Wir kämpfen immer für unser Land. Unsere Kultur erlaubt keine Gewalt; aber die Viehzüchter werden uns töten, ehe sie uns unser Land zurückgeben würden. Das meiste Land wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren geraubt. Die Viehzüchter kamen und schoben uns ab. Das Land ist von guter Qualität, mit Flüssen und Wald. Jetzt ist es sehr wertvoll.“
In den letzten Jahrzehnten waren die Guarani Opfer von genozidaler Gewalt, Sklaverei und Rassismus, um ihr Land, ihre Ressourcen und ihre Arbeitskraft zu rauben. Mit seiner Aktion „Stoppt Brasiliens Völkermord“ macht Survival International seit April verstärkt auf die schreckliche Krise aufmerksam, um brasilianischen Völkern im Olympia-Jahr eine Plattform zu geben.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Wir sind Zeugen der anhaltenden und brutalen Angriffe auf die Guarani und ihre Intensität nimmt zu. Einflussreiche Menschen in Brasilien versuchen, die Guarani zum Schweigen zu bringen, sie zu terrorisieren, bis sie den Anspruch auf ihr Land aufgeben. Aber die Guarani geben nicht auf. Sie wissen, dass sie den Tod riskieren, weil sie auf ihre angestammte Heimat zurückkehren wollen. Aber die Alternative ist so schlimm, dass sie keine andere Wahl sehen, als sich den Bewaffneten und ihren Kugeln zu stellen. Brasiliens Übergangsregierung muss mehr tun, um diese Welle der Gewalt zu beenden. Sie endet in Mord.“
#Brazil: Landowners‘ militia kills one #GuaraniKaiowá & wounds 5 others, including a child in #Caarapó. #indigenous pic.twitter.com/2e014L87x2
— Nas lutas (@PersonalEscrito) 14. Juni 2016
GUARANI-KAIOWÁ: INDIO BOM É INDIO MORTO? – Mais um assassinato envergonha o Brasil!
– https://t.co/iNvVPcUK74 pic.twitter.com/miJRqKY29O— JOSE J AZEVEDO (@vidarteecologia) 15. Juni 2016
Völkermord an den Guarani von Mato Grosso do Sul Kaiowá
„Wir, die Eingeborenen, haben das verfassungsmäßige Recht, unser Land zu besetzen, und wir werden weiterkämpfen,“ unterstreicht der Stammeshäuptling der Guaraní-Indianer Vera Popygua, der Respekt für sein Volk fordert, das so schwer massakriert worden ist. Unsere Führer wurden getötet und das ist traurig und inakzeptabel. Er hält daran fest: „Wir sind eine fortschrittliche Gesellschaft im XXI. Jahrhundert. Das kann nicht geschehen, es darf nicht geschehen.“
Sie wurden ausgeraubt, massakriert, ihre Häuptlinge wurden umgebracht und ihnen wurde ein zynischer Gerichtsprozess aufgezwungen, den sie niemals gewinnen konnten.
Eine indigene Gemeindesprecherin der Guarani wurde 2014 im zentral-westlichen Brasilien ermordet, nachdem sie sich für die Rückgabe des angestammten Landes ihres Volkes eingesetzt hatte. Die 27-jährige Marinalva Manoel wurde wahrscheinlich vergewaltigt und erstochen. Ihre Leiche wurde im Graben neben einer Schnellstraße gefunden. [Lesen Sie dazu: Brasilien: Mord an Guarani-Anführerin – Ihre Kinder sterben und ihre Anführer werden erschossen]
Daraufhin kündigten die Guarani-Kaiowá, ihr Land ist die Quelle allen Lebens, einen gemeinschaftlichen Selbstmord an, nachdem auch noch gewaltbereite Rancher das Gebiet der Guarani verwüstet und fast alles an sich gerissen hatten. Ein von den Führern der Eingeborenengemeinschaft der Guarani-Kaiowá aus dem Bundesstaat Mato Grosso do Sul unterzeichnetes Schreiben kündigte den gemeinschaftlichen Selbstmord von 170 Personen (50 Männern, 50 Frauen und 70 Kindern) an, sollte das Urteil des Bundesgerichtshofes vollstreckt werden, das besagt, dem Stamm soll die „zurechtgebogene Farm“ genommen werden, auf der sie übergangsweise kampieren. Auf dem Gelände, das die Eingeborenen Tekoha (alter Friedhof) nennen, würden Zuckerrohr und Soja Plantagen angelegt und es ist auch für die Viehzucht vorbereitet worden. Wir Netzfrauen haben uns dafür eingesetzt, dass die Guarani ihr Land behalten können und einen Brief mit unseren Lesern an Dilma Rousseff, Präsidentin von Brasilien geschickt. Siehe: Guarani-Kaiowá: 170 Indigene wollen gemeinschaftlichen Selbstmord begehen – das müssen wir verhindern!
Dilma Rousseff ist zur Zeit suspendiert. Das Amt führt Interimspräsident Temer aus. Schon in den ersten Wochen jagt ein Skandal den anderen: Es geht um die Veröffentlichung vertraulicher Tonaufzeichnungen, den plötzlichen Rücktritt zweier Minister, Korruptionsvorwürfe und umstrittene Entscheidungen Temers wie die Ernennung eines nur aus weißen Männern bestehenden Kabinetts. Einige Senatoren wollen sich noch einmal überlegen, ob sie für Rousseffs Amtsenthebung stimmen. Seit Monaten ist das Land in einem totalen Chaos. Unter dem Motto „Fora Temer“ protestierten am Freitag zehntausende Menschen in über 34 Städten gegen die neoliberale Interimsregierung unter Michel Temer sowie gegen die Privatisierung des Erdölkonzerns Petrobras. Dazu auch Gratulation an Brasilien – Unternehmen dürfen nicht mehr an Parteien spenden.
Die illegitime Interimsregierung von Michel Temer ist eine derjenigen in der brasilianischen Geschichte, die die Bevölkerung am schlechtesten repräsentiert. In Brasilien spielt sich eine Tragödie ab. Doch bei all den Unruhen, die gerade in Brasilien herrschen, kämpfen die indigenen Völker um ihr Land.
Die Guarani waren eines der ersten Völker, die von den Europäern kontaktiert wurden, als diese vor ungefähr 500 Jahren Südamerika „entdeckten“. Heute leben in Brasilien ungefähr 51 000 Guarani in sieben Bundesstaaten. Das macht sie zum größten indigenen Volk des Landes. Viele weitere leben in den Nachbarländern Paraguay, Bolivien und Argentinien.Das Volk der Guarani teilt sich in drei Gruppen: die Kaiowá, Ñandeva und M’byá. Die Kaiowá bilden mit über 30 000 Angehörigen die größte Gruppe, ihr Name bedeutet „Waldmenschen“.
Die Probleme und Verzweiflung sind im Bundesstaat Mato Grosso do Sul besonders akut. Hier bewohnten die Guarani einst Wälder und Wiesen von der Größe Deutschlands. Heute leben sie eingepfercht in kleinen Schutzgebieten, umgeben von Viehweiden, Soja- und Zuckerrohrplantagen. Manche besitzen überhaupt kein Land und leben unter Planen am Straßenrand.
In den letzten 500 Jahren wurde den Guarani nahezu ihr gesamtes Land im Bundesstaat Mato Grosso do Sul genommen.
Durch die Abholzung der Wälder wurde das einst fruchtbare Heimatland der Guarani zu einem Ödland aus Viehweiden und Zuckerrohrplantagen für Brasiliens Biotreibstoff-Industrie.
Viele Guarani wurden in kleine, überfüllte Reservate gezwängt. Im Dourados-Reservat leben 12 000 Indigene auf etwas mehr als 30 km².
Die Waldzerstörung hat auch das Jagen und Fischen unmöglich gemacht. Es gibt außerdem kaum mehr genug Land für die Guarani, um Getreide oder Früchte anzubauen. Unterernährung ist ein ernsthaftes Problem, viele Guarani-Kinder sind bereits verhungert.
Viele Guarani-Gemeinden wollen aus den zu kleinen Reservaten und deren sozialen Folgeproblemen entkommen. Sie versuchen, kleine Parzellen ihres angestammten Landes zurückzugewinnen.
Diese Retomadas (Wiedernahmen) werden jedoch von den mächtigen und rücksichtslosen Farmern, die das Land nun besetzen, gewaltsam unterbunden.
Teilweise heuern die Farmer bewaffnete Angestellte an, um „ihr“ Grundstück zu verteidigen. Zahllose Guarani wurden während oder nach den Retomadas getötet, oder, wie oben berichtet, behandelt.
Mehr Informationen: Die Guarani – Die Kinder der Guarani verhungern. Ihre Anführer werden ermordet. Hunderte haben bereits Selbstmord begangen. Werde aktiv ↓
Guarani-Kaiowá: Another Native Leader Murdered by Land Owners
Missionary Indigenous Council’s Note of Condolences
The Indigenous Missionary Council denounced and repudiated the paramilitary action carried out by farmers against the Guarani-Kaiowá families in the Caarapó region on Teusday the 14th which resulted in the murder of young Clodiodi who was 26. At least six were injured by gun fire, including one child of 12 who was shot in the abdomen.
We note with concern that actions undertaken by parastatal sectors of agribusiness have been recurring in Mato Grosso do Sul. Since August of 2015, when the indigenous leader Simeon Vilhalva was assasinated, in Nhenderú Marangatu, we have recorded more than 25 paramilitary attacks against communities of Guarani-Kaiowá people in the State. Demonstrating profound disrespect for the rule of law and acting in complete impunity, landowners have opted for the common practice of „injustice into their own hands“.
We believe that the role of rural supporting congressmen and senators in their attempt to approve legislative proposals, such as the bill PEC 215/00, and within the framework of parliamentary committees of inquiry, such as the congressional committees investigating the Indigenous Missionary Council and Funai, contribute to deepening the feeling of hatred towards the indigenous, worsening even more the situation of violence against the native peoples in Brazil and, in particular, to those of Mato Grosso do Sul.
The Indigenous Missionary Council in solidarity with the Guarani-Kaiowá, especially with the families of the killed and the wounded, requires that the Ministry of Justice take immediate and effective measures in order to end the paramilitary attacks against indigenous communities in the State of Mato Grosso do Sul, as well as to identify and punish the killers of another native leader of that State.
The fact that sectors of agrobusiness in Brazil continues to assasinate leaders of traditional communities brings national and international shame.
Genocide against the Guarani-Kaiowá continues at the hands of agrocrime in Mato Grosso do Sul.
Brasilia, June 14th 2016
Indigenous Missionary Council-Cimi
NOTE FROM THE MINISTRY OF HEALTH
The Sesai-Special Secretariat for indigenous health · Tuesday, 14th of June 2016
The Special Secretariat of Indigenous Health of the Ministry of Health (Sesai/MS) expresses regret to the families of 26-year-old Cloudione Rodrigues Souza, of the Guarani-Kaiowá, who passed away on Tuesday (6/14), as a result of ethnic conflicts in the region of Caarapó, in Mato Grosso do Sul.
The young officer was killed in a cowardly fashion by armed men who shot at about 1000 indigenous people, including four health workers, who were gathered in the territory around the village Te ‚ Ýikuê, when they were surprised by armed men in approximately 60 vehicles (vans).
May God protect and comfort all indigenous people and families in this time of grief.
Netzfrau Doro Schreier
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