Vorgeburtliche Geschlechtsselektion ist längst eine Tatsache. Ein Phänomen, das man eher aus Asien kannte, macht sich immer stärker auch in Europa breit. Allein in Asien fehlen 160 Millionen Frauen und Mädchen. Sie sind nie geboren worden, sondern wurden abgetrieben. Durch selektive Abtreibung weiblicher Föten haben sich nicht nur China und Indien einen Namen gemacht, auch in Europa nimmt die Abtreibung weiblicher Embryos deutlich zu.
Hier geht es nicht um restriktive Abtreibungsverbote, wie sie aktuell etwa neben der polnischen Regierung auch vom US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gefordert werden. Sondern in diesem Beitrag handelt es sich um die Geschlechtsselektion. In Asien zum Beispiel wählen die Eltern Jungen, in vielen Dörfern werden gar nicht genug Mädchen geboren. War das Verhältnis von Mädchen zu Jungen in China vor 30 Jahren noch fast normal, ist es heute landesweit aus der Balance geraten. Nach 35 Jahren schafft China zwar die Ein-Kind-Politik ab und chinesische Ehepaare sollen nicht wie bisher nur ein Kind, sondern zwei Nachkommen haben dürfen, doch nun kommen die immensen Kosten für den Nachwuchs. Viele Familien können sich einfach nur noch ein Kind leisten.
Auch in den Industrieländern verbreitet sich die Geschlechtsselektion.
Inzwischen mehren sich auch die Anzeichen dafür, dass in den USA die Selektion des Geschlechts zur Normalität wird. Die neuen Methoden gehören inzwischen zum Standardrepertoire von Reproduktionskliniken. Per künstlicher Befruchtung werden dabei im Labor Embryonen hergestellt (In-Vitro-Fertilisation) und dann auf unerwünschte Eigenschaften selektiert – z. B. das Geschlecht. Dann werden nur diejenigen Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt, die die erwünschten Merkmale aufweisen. Siehe Kinder nach Maß – schon lange kein Problem mehr – sogar Patente gibt es
Die Pränataldiagnostik (PND) bietet heute Untersuchungsmöglichkeiten mit hoher diagnostischer Sicherheit an ungeborenen Kindern und schwangeren Frauen, u. a. durch Fruchtwasserpunktion und Ultraschalluntersuchung. Jedoch ist der Wunsch nach einem gesunden Kind zunehmend nicht mehr oberste Priorität; denn die vorgeburtliche Geschlechterwahl, um „gender disappointment“ vorzubeugen, ist dank moderner Technik inzwischen der Grund vieler Abtreibungen weltweit.
Schrittweise wird die PID nur mit dem Ziel durchgeführt, das Geschlecht der Embryos auszuwählen. Dabei geht es in den USA wie auch in Europa darum, Familien ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen zu ermöglichen, sodass keine generelle Präferenz für eines der Geschlechter beobachtet werden kann. In anderen Ländern stellt der Wunsch nach männlichen Nachkommen dagegen die wesentliche Motivation für die Geschlechtsselektion dar.
Es gibt Firmen, die abgetriebene Föten aufkaufen und gewinnbringend weiterverkaufen. Es ist ein lohnendes Geschäft und egal, ob nun im Bereich Organhandel, der Kosmetik- oder Pharmaindustrie, ja sogar in der Nahrungsmittelindustrie werden abgetriebene menschliche Föten wie Rohstoffe gehandelt und dies sogar mithilfe von staatlich finanzierten Beratungsstellen. Siehe: Das schmutzige Geschäft mit abgetriebenen Föten–
Frauen zur Abtreibung zu zwingen, scheint ein gangbarerer Weg zu sein, als Männer ihrer „Potenz“ zu berauben. Unterstützt durch ein 20-Millionen-Dollar-Darlehen der Weltbank, dem UN-Bevölkerungsfonds und den Internationalen Entwicklungsbehörden begann Indien bereits in den 1970er-Jahren massiv, die Bevölkerungszahlen einzudämmen. Siehe Im Namen der Weltbank, UNO und WHO – Zwangssterilisation und Zwangsgeburtenkontrolle
Wir Netzfrauen hatten zwar 2013 schon einmal darüber in unserem Beitrag. Abtreibung – eine Frage des Geschlechts berichtet, aber noch immer findet diese Praxis auch in Europa statt.
Sie sind ungewollt, überflüssig – Oft werden sie direkt nach der Geburt von der Geburtshelferin in einem Müllsack entsorgt.
Der Femizid bezeichnet das systematische Töten von Frauen auf Grund ihres Geschlechts. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Abtreibung bzw. Tötung weiblicher Föten und Babys. Dieser Begriff ist sehr eng mit dem Term Genderzid verbunden.
Wir berichteten schon oft über den Genderzid, den Völkermord am weiblichen Geschlecht in Indien. Dabei gibt es einige Länder, die ebenso gefährlich sind für Mädchen und Frauen. Länder, in denen sie ebenfalls auf Grund ihres Geschlechts unterdrückt, misshandelt, vergewaltigt und/oder getötet werden. Siehe auch: Pakistan: Kinder auf dem Müll entsorgt – Neugeborenes Mädchen verbrannte lebendig!
In Ländern wie China und Indien hat man versucht, durch niedrigere Geburtenraten und ein langsameres Bevölkerungswachstum die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Dies schlägt hauptsächlich zu Ungunsten des weiblichen Nachwuchses aus. Im Jahr 2020 sollen allein in China 30 bis 40 Millionen Frauen im Alter zwischen 10 und 29 Jahren fehlen. Als eine der kriminellen Folgen der chinesischen Ein-Kind-Politik gilt der zunehmende Handel mit Kindern. Sie hat zu einer hohen Nachfrage nach Jungen geführt. Vor allem auf dem Land suchen viele Familien männliche Nachkommen. Jungen werden gekauft, Mädchen gegen einen geringeren Preis weggegeben.
Die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PACE) verabschiedete am 3. 10. 2011 einen Beschluss, nachdem die Vernichtung künstlich gezeugter Embryonen und Abtreibungen auf Grund des Geschlechts gesetzlich zu verbieten sei. In Albanien, Armenien, Aserbaidschan und Georgien habe die vorgeburtliche Geschlechtsselektion nach entsprechenden Statistiken (Jungenüberschuss) beunruhigende Ausmaße angenommen. Speziell diese Länder seien aufgerufen, den Status der Frau in der Gesellschaft zu verbessern.
Nach aktuellen Statistiken des UN Bevölkerungsfonds (UNFPA) kommen in Aserbaidschan auf 100 lebend geborene Mädchen etwa 117 Jungen, in Armenien sind es 115, in Georgien 114, in Albanien 112, in Montenegro 110. Normal ist ein Geschlechterverhältnis von 100 Mädchen zu 105 Jungen. Was nach vergleichsweise kleinen Abweichungen klingt, wird die Bevölkerung auf Generationen hinaus aus dem Gleichgewicht werfen, sagt Christophe Guilmoto von der Universität Paris-Descartes, einer der führenden Experten für anormale Geschlechterverteilung weltweit.
Die Bevölkerung wächst, aber das Wachstum ist nicht natürlich. In Asien werden viel mehr Jungen als Mädchen geboren. Früher gab man kulturellen Traditionen die Schuld an dieser Entwicklung, offensichtlich sind es aber eher ökonomische Gründe.
Abtreibung allein auf Grund des „falschen“ Geschlechts (Genderzid) ist in vielen Ländern illegal. Dennoch ist die Praxis weit verbreitet. Jungs zählten kulturell und traditionell in vielen Regionen mehr als Mädchen.
Innerhalb der Europäischen Union ist Genderzid offenbar weiter verbreitet als bisher angenommen.
In Serbien, Montenegro und Albanien ist in den vergangenen Jahren ein Rückgang an neugeborenen Mädchen zu erkennen. Viele Ärzte bezeugen, dass Frauen die Ungeborenen auf Grund des Geschlechts abtreiben. Die selektive Abtreibung wird in den betroffenen Ländern vor allem in Privatkliniken durchgeführt, da dies in staatlichen Krankenhäusern nicht möglich ist.
Im Oktober 2012 wurde im dänischen Rundfunk publik, dass schwangere dänische Frauen seit Jahren in Schweden einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, wenn ihnen das Geschlecht des erwarteten Kindes nicht zusagt. In Schweden ist eine Abtreibung bis einschließlich der 18. Woche erlaubt. Der britische Gesundheitsminister Andrew Lansley war im Februar 2012 unter Druck geraten, als die Tageszeitung The Daily Telegraph aufdeckte, dass Ärzte in mehreren britischen Kliniken Schwangerschaftsabbrüche durchführten, nur weil das Kind nicht das erwünschte Geschlecht hatte – oder zumindest die Bereitschaft zu dem Eingriff signalisiert wurde, wie Undercover-Journalisten auf Videomitschnitten festhielten, als sie Schwangere in neun verschiedene Abtreibungskliniken begleiteten.
Während die EU in Asien schon seit Jahrzehnten aktiv gegen die geschlechtsbezogene Abtreibung angeht, kann sie in Europa bei den künftigen Bündnispartnern wie Albanien ohnehin nur wenig ausrichten. Die Abtreibungspraxis in den betreffenden Ländern sei Teil der Gesundheitspolitik und damit ganz in der Verantwortung der einzelnen Staaten. Nur in Entwicklungsländern wie Indien und China falle die gezielte Abtreibung von Mädchen in den Bereich der Menschenrechtspolitik, nur hier darf sich die internationale Gemeinschaft einmischen.
Rein juristisch gesehen ist in allen europäischen Staaten die geschlechtsspezifische Abtreibung verboten. Tatsächlich aber nimmt sie nach Erkenntnissen des Europarates auch innerhalb der EU und ihrer Kandidaten drastisch zu. In Brüssel gilt das Problem als bekannt. Bisher schweigt man jedoch dazu.
Bitte kein Mädchen! Geschlechtsbezogene Abtreibung in Europa
Eine Frau nimmt sich das Leben, der Grund ist das ungeborene Mädchen in ihrem Bauch. Sie stirbt aus Verzweiflung, weil ihr Kind das falsche Geschlecht hatte, nicht in China oder Indien, sondern im europäischen Albanien. Die geschlechtsbezogene Abtreibung, der sogenannte Genderzid, ist nicht mehr weit weg, sondern vor den Toren der EU angekommen.
Auf Ultraschallaufnahmen können Schwangere das Geschlecht ihres Kindes erkennen. Doch nicht jede Frau ist glücklich über ein Mädchen. Dazu auch diese Dokumentation die auf 3Sat gesendet wurde.
Albanien, 2013
C. liegt auf dem Untersuchungstisch. Sie ist in der 14. Woche schwanger. Fragend schaut sie den Arzt an. Der Mediziner kennt diese Blicke. Die Gesundheit des Fötus spielt dabei eine untergeordnete Rolle, hingegen die erste Frage nach dem Geschlecht gilt dem fragenden Blick der Patientin. Die Antwort wird entscheiden, ob die Schwangere ihr Kind zur Welt bringen wird oder nicht, denn ihre Familie hat längst beschlossen, dass sie abtreiben muss, wenn bei dem heutigen Ultraschallergebnis das unerwünschte weibliche Geschlecht diagnostiziert wird. Eine Abtreibung ist zwar gesetzlich nur bis zur 12. Woche erlaubt, aber eine illegale Spätabtreibung ist für 150 bis 200 Euro auch über diesen Zeitraum hinweg einfach zu organisieren, egal ob zu Hause oder in einer Privatklinik.
Patriarchalische Familienstrukturen fordern Söhne
Traditionelle Familienstrukturen erfordern männliche Nachfolger. Mädchen sind eine Last, erfordern Mitgift, männliche Nachkommen tragen den Familiennamen weiter und während Frauen nach der Heirat ihre Familie verlassen, kümmern Söhne sich um ihre alten Eltern.
Der Europarat in Straßburg stellt in einer Resolution von 2011 fest, dass die „pränatale Geschlechtsselektion besorgniserregende Ausmaße angenommen hat.“ Wir wissen, dass in China und Indien die Abtreibung weiblicher Föten und die Tötung von neugeborenen Mädchen an der Tagesordnung sind. Dort kommen in manchen Regionen bereits 120 bis 130 Jungen auf 100 Mädchen mit der Folge, dass in Asien ca. 117 Millionen Frauen fehlen. Wie eine Studie des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) aufzeigt, nehmen die dramatischen Folgen zu: Männer finden keine Frauen, es kommt zu einer Zunahme von Menschenhandel, Prostitution, Gewalt und Zwangsehen im Kinderalter. Quelle
Von EU-Beitrittskandidaten ist die Rede
Nein, diesmal ist nicht die Rede von China oder Indien. Die Rede ist von Europa, genauer gesagt, von dem EU-Beitrittskandidaten Albanien. Nach einer Studie des UN-Bevölkerungsfonds kommen dort auf 112 Jungen 100 neugeborene Mädchen, im Kosovo und in Montenegro sind es 109 bis 110 Jungen. Experten schlagen Alarm, dass auch in Europa mit neuen Diagnostikverfahren gezielt Eltern das Geschlecht ihrer Kinder auswählen. Diese Daten stellt auch der französische Bevölkerungsexperte Christophe Guilmoto fest, Forscher der Universität Paris-Descartes. Für diese Entwicklung macht er eine fast „archaische Einstellung“ verantwortlich, die vor allem auf dem Balkan verbreitet sei. Quelle
Wird sich die EU des Abtreibungsproblems des Balkans annehmen?
Doris Stump ist Schweizer Abgeordnete in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg. Sie hat für das Parlament einen Bericht verfasst, der deutlich macht, dass die vorgeburtliche Geschlechterselektion mittlerweile auch in einigen europäischen Ländern praktiziert wird. Die Frage, ob dieses Vorgehen einen Einfluss auf den Beitritt dieser Länder in die EU hat, ist schnell mit Nein beantwortet. Die Europa-Abgeordnete betont, dass wir zwar die Familienplanung Chinas kritisieren dürfen, da China ein Entwicklungsland sei, hingegen sei dies bei den Balkanländern, die in die EU wollen, anders. Das Problem der gezielten Abtreibung von weiblichen Föten fällt in den Bereich der Gesundheits- und nicht der Menschenrechtspolitik und somit gibt es keine Handhabe gegen die Abtreibungspolitik der EU-Beitrittskandidaten. Quelle
Die Direktorin der größten Geburtsklinik in Tirana, Dr. Rubena Moisiu, kritisiert in einem Interview das abwartende Verhalten der albanischen Regierung. Da auch die Daten des albanischen Statistikamtes bestätigen, dass auf 100 weibliche Geburten 116 männliche Geburten kommen und bekannt sei, dass der Hauptgrund hierfür die gezielte Abtreibung auf Grund des Geschlechtes ist, wünscht sich Dr. Moisiu mehr Einsatz seitens der Regierung. Sie fordert Statistiken zu Abtreibungen und mehr Kontrolle für private Kliniken. Seit sie in mehreren Fernsehsendungen eingeladen wurde, beginnt langsam die Diskussion in der Öffentlichkeit und das albanische Gesundheitsministerium lud Ende 2012 zu einer Tagung ein, um sich diesem Tabuthema zu widmen. Es wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die sich mit dem geschlechterspezifischen Ungleichgewicht beschäftigen soll. Quelle
Es gibt sie nicht nur in China oder Indien – auch in Europa nimmt die Abtreibung weiblicher Embryos deutlich zu. Doch hier wird diese Menschenrechtsverletzung totgeschwiegen.
Diese Art der Schwangerschaftsabtreibung fällt unter den Begriff Femizid, welcher für jegliche Tat mit Todesfolge an Mädchen und Frauen verwendet wird und gehört untersagt. Denn sonst gibt es eines Tages zu viele Männer. Um das „gesunde“ Verhältnis wieder herzustellen, ist die Gefahr von Kriegen groß, wie schon die Vergangenheit zeigt.
Netzfrau Doro Schreier
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