Zu Beginn des Atomzeitalters glaubten Politik, Wirtschaft und Wissenschaft noch, das Problem einfach ignorieren zu können, und sie ließen es zu, dass es mit dem Wachsen der Müllmengen größer und größer wurde.
„Der große Atom-Deal“ führt vor Augen, wie eng Politik und Atomkraftkonzerne beim Atomausstieg zusammen gearbeitet haben, und wie den Konzernen von Regierungspolitikern der Boden bereitet wurde für milliardenschwere Schadenersatzklagen. Die exklusiven Recherchen enthüllen eine in der Geschichte der Republik beispiellose Kungelei auf Kosten der Allgemeinheit.
In das Atommülllager Asse dringen täglich etwa 12 000 Liter Wasser von außen ein. Das Salzbergwerk droht einzustürzen. Die Bundesregierung will die 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll deshalb bergen lassen, doch es ist gar nicht möglich. Außerdem will die Deutsche Behörde Asse-Wasser ins Meer leiten. Genau das schrieben wir Netzfrauen bereits 2013.
Marodes Lager
Das „Versuchsendlager“ Asse II bei Wolfenbüttel in Niedersachsen wurde 1967 als erstes unterirdisches Atomlager weltweit eröffnet. Die Asse liegt knapp 20 Kilometer von Niedersachsens zweitgrößter Stadt Braunschweig entfernt. Aus dem um 1900 angelegten Salzbergwerk Asse wurde bis 1916 Kali, später Steinsalz gewonnen. Anfang der 1960er Jahre wurde die Grube unwirtschaftlich und stand zum Verkauf. Die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) erwarb sie 1965 für 900 000 DM im Auftrag der Bundesrepublik, um dort ein Endlager für Atommüll oder ein Forschungsbergwerk einzurichten. Bis 1978 wurden rund 125 000 Behälter mit schwach radioaktivem Müll und 1300 mit mittelradioaktivem Abfall unter die Erde gebracht. Was genau eingelagert wurde, ist bis heute unklar.
Wir haben Ihnen eine Zusammenfassung von dem maroden Salzwerk zusammengestellt – ein tickende Zeitbombe – und noch immer ist die Frage offen, wohin das Salzabwässer aus der maroden Atommüllgrube Asse gebracht wird. Landet es durch die Flüsse ins Meer?
Vor 40 Jahren begann man, 126 000 Fässer mit Atommüll achtlos in das marode Salzbergwerk zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel zu werfen. Im Inneren der Asse tickt eine Zeitbombe. Im ehemaligen Salzstock verrotten die Atommüllfässer und kaum etwas passiert.
Hier ein Video vom Atommülllager Asse aus 2008 von Frontal 21
2012 folgte dann der Umweltminister Peter Altmaier und sagte: „Diese Atomabfälle holen wir raus!“ Doch schon da war bekannt – eine Rückholung ist nahezu unmöglich.
Am 29. März 2013 erfuhren wir z. B., dass bei einer Kontrolle in dem Endlager Asse radioaktives Cäsium in der Toilette der Mitarbeiter festgestellt wurde. Seit Jahren kritisieren Umweltschützer die Zustände in dem maroden Endlager in der niedersächsischen Asse. Das Verfahren um Cäsium-Belastung in Asse-Toilettenbehälter wurde im Mai 2014 nach Bußgeldzahlung abgeschlossen
Doch das war noch nicht alles. Anfang Februar 2013 gab es eine alarmierende Botschaft: Das Bundesamt für Strahlenschutz will Asse-Wasser ins Meer leiten!
Seit mindestens 1988 dringt mit Steinsalz gesättigtes Grundwasser aus dem angrenzenden Deckgebirge in das Asse-Bergwerk ein. Derzeit sollen dies 12 000 Liter pro Tag sein. Diese Zutrittswässer werden zum Großteil in 658 Metern Tiefe aufgefangen und nach einer radiologischen Kontrolle aus der Schachtanlage Asse II nach oben gepumpt und abtransportiert. Doch langsam wird es dort eng. Bis spätestens Ende 2016 muss eine neue Lösung her, dann läuft auch der Vertrag mit dem Betreiber aus, dem Düngemittelhersteller K+S. Zudem lässt sich K+S die Entsorgung gut bezahlen. Von 2009 bis 2011 schlugen Gesamtkosten von fast 700 000 Euro zu Buche.
Größter Einzelaktionär von K+S AG mit Sitz in Kassel, mit den Schwerpunkten Kali- und Steinsalzförderung ist die ehemalige Mehrheitsgesellschafterin BASF mit 10,3 Prozent.
Salzabwässer aus der maroden Atommüllgrube Asse bei Wolfenbüttel ab in die Weser und dann in die Nordsee? Diesen Entsorgungs-Notausgang hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) dem Umweltministerium in Hannover schon 2012 vorgeschlagen. Warum schlug diese Nachricht keine Wellen?
Erst 2012 wurde festgestellt, dass das marode Bergwerk Asse nie zur Lagerung von Atommüll hätte genutzt werden dürfen. Zu diesem Ergebnis kam der niedersächsische Untersuchungsausschuss. Alle Parteien forderten eine Bergung der 126 000 Fässer! „Die abgabefähigen Zutrittswässer aus der Schachtanlage Asse II, die radiologisch unbedenklich sind, werden bislang in regelmäßigen Abständen in das stillgelegte Bergwerk Mariaglück bei Höfer im Landkreis Celle gebracht. Bis 1977 wurde hier Stein- und Kalisalz gefördert. Die Hohlräume wurden bis 2009 nicht nur mit Süßwasser und den steinsalzgesättigten Zutrittswässern aus der Asse verfüllt, sondern auch mit Salzlösungen aus Abfallbeseitigungsanlagen.
Das BfS überlegte, wie schon erwähnt 2013, die Flüssigkeit in natürliche Gewässer zu leiten: „Eine Möglichkeit wäre die Einleitung des Asse-Wassers in Nord- und Ostsee, gegebenenfalls über Flüsse“, erklärt BfS-Sprecher Werner Nording. Die Politik fürchtete eine Welle der Empörung. Und die kommt sicherlich, denn so etwas darf nicht genehmigt werden.
Hintergrund: In die Flüsse oder ins Nordsee-Rohr?
• Wer Abwasser in Flüsse leitet, benötigt eine Genehmigung. Sonst ist die Einleitung strafbar.• Vor der Haustür der Asse fließt die Oker vorbei, sie mündet über die Aller in die Weser. Die Oker hat, wie andere Harzvorland-Flüsse, ein Problem mit Schwermetallen im Wasser. Jeder Regen wäscht sie aus Abraumhalden, Bergwerksgruben und Altlasten des einstigen Erzabbaus im Harz in die Flüsse. Ob auch noch Salzwasser in die Oker dürfte, ist offen.
• Die Asse-Abwässer könnten aber per Tank-Lkw an jeden anderen Fluss gefahren werden. K+S hat so jahrelang den Standort Neuhof-Ellers zur Werra entsorgt.
• Auch Einspeisung in eine Nordsee-Abwasserleitung für Werra-Kalisalzabwässer dürfte zumindest geprüft werden – falls die kommt und die Asse bis dahin nicht abgesoffen und aufgegeben ist.
Das hatten wir 2013 in unserem Beitrag: Nicht nur Fukushima – nein, auch Deutsche Behörde will Asse-Wasser ins Meer leiten
Die Rückholung der Atomfracht wird teuer werden. Der ehemalige Bundesumweltminister Gabriel sprach von vier Milliarden Euro. Der gleiche Umweltminister und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel organisierte die Änderung des Atomgesetzes und damit die Finanzierung der Endlagerung durch den Steuerzahler!
Das Thema: K+S Kali GmbH hat die Einleitung von salzhaltigen Industrieabwässern in die Oberweser durch eine Pipeline und ein 80 ha großes Speicherbecken nahe Hofgeismar beantragt. Der Runde Tisch fordert eine Leitung zur Nordsee.
2016 Wie der Konzern K+S die Umwelt verschmutzt
Im Grenzgebiet zwischen Hessen und Thüringen gewinnt das Unternehmen K+S Kalisalze als Düngemittel für die Landwirtschaft. Dazu wird Salzgestein abgebaut und die Kalisalze in einem aufwendigen Prozess herausgelöst. Übrig bleiben über 70 Prozent Salzabfälle. K+S leitet die flüssigen Salzabfälle nicht nur in die Werra – sie verpressen sie auch in den Boden. Das Problem: die Salzlauge kann an einigen Stellen nach oben steigen und gelangt so in Grundwasserschichten.
Es geht immer noch um die Oberweserpipeline!
Bei der Aufbereitung von Kalisalzen entstehen riesigen Mengen salzigen Abwassers. Einen Großteil davon pumpt K+S direkt in die Werra. Der Fluss gilt als der dreckigste in Mitteleuropa.
2016 – Milliardenrisiko Endlagerung: Neue Schlupflöcher für Atomkonzerne
Jahrzehntelang machten die großen Stromkonzerne mit ihren Kernkraftwerken Milliardengewinne und schütteten sie an ihre Aktionäre aus. Krisensicher zurückgelegt wurde das Geld größtenteils nicht. Dabei werden in Zukunft etliche Milliarden gebraucht, um die Atommeiler zurückzubauen und die radioaktiven Abfälle zu entsorgen. Wirtschaftsminister Gabriel will mit einem neuen Gesetz verhindern, dass sich die Atomkonzerne ihrer Verantwortung in Zukunft entziehen können.MONITOR zeigt, warum ein Großteil der Kosten am Ende trotzdem beim Steuerzahler hängen bleiben könnte.
Exclusiv im Ersten: Der große Atom-Deal
25. 07. 2016 | 30 Min. Quelle: Das Erste
700 Arbeiter, die seit über 20 Jahren damit beschäftigt sind, atomare Altlasten zu beseitigen, Tag für Tag, Schraube für Schraube: So sieht sie aus, die Realität des deutschen Atomausstiegs. Die Reportage führt an Orte, an denen die Altlasten der Atomenergie besonders gut sichtbar werden: zu den abgeschalteten Atomkraftwerken von Biblis und Greifswald sowie 750 Meter unter die Erde, ins marode ehemalige Endlager Asse.
Wer trägt die Kosten für den Atomausstieg?
Der „Monitor“-Autor Jan Schmitt auf seiner Reise quer durch Deutschland – Vor allem eine Frage beschäftigt ihn: Wer muss am Ende die Kosten tragen für das Jahrhundertprojekt Atomausstieg? Die Atomkonzerne, wie es das Atomgesetz vorschreibt? Oder doch wieder die Steuerzahler, die die Atomenergie schon jahrzehntelang subventioniert haben? Jan Schmitt hat sich intensiv mit dem Zahlenwerk, mit den Profiten und den Kosten des Atomzeitalters in Deutschland beschäftigt. Ein Zeitalter, das gerade mal Strom für eine einzige Generation lieferte, das aber Unmengen hochradioaktiven Atommülls hinterlässt, der in der Zukunft noch Hunderte Generationen gefährden wird.
Auf insgesamt 170 Milliarden Euro sollen sich die Gesamtkosten allein bis zum Ende dieses Jahrhunderts belaufen – nach offizieller Schätzung. Die Recherchen von Jan Schmitt zeigen jedoch: Es wird wohl deutlich teurer werden, zulasten der Steuerzahler. Die Behauptung, Atomstrom sei billig, entlarvt sich damit nach Meinung vieler Experten als Lüge.
Jan Schmitt war dabei, als die Konzerne Anfang des Jahres vor das Bundesverfassungsgericht zogen, um den Staat auf Schadenersatz für den Atomausstieg zu verklagen, obwohl sie jahrzehntelang Milliarden mit der Atomwirtschaft verdient haben. Der Film zeigt, wie in diesem Jahr der vorerst letzte große Deal zwischen Politik und Konzernen über die Bühne ging. Ein Deal, der die Experten zu einem einhelligen Urteil kommen lässt: Den Großteil der Kosten für den Atomausstieg wird am Ende der Steuerzahler tragen müssen.
Kungelei auf Kosten der Allgemeinheit
Das Atomkraftwerk Biblis mit zwei Reaktoren: Der milliardenschwere Rückbau steht noch bevor.
Aber es geht um noch mehr: „Der große Atom-Deal“ führt vor Augen, wie eng Politik und Atomkraftkonzerne beim Atomausstieg zusammen gearbeitet haben und wie den Konzernen von Regierungspolitikern der Boden bereitet wurde für milliardenschwere Schadenersatzklagen. Die exklusiven Recherchen enthüllen eine in der Geschichte der Republik beispiellose Kungelei auf Kosten der Allgemeinheit.
Ein Film von Jan Schmitt bei dem wir uns herzlich bedanken möchten.
„Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.“
Albert Einstein
Netzfrau Doro Schreier
Hurra – Keine 261 Millionen Euro Schadenersatz wegen des Atomausstiegs für EnBW!!
Fukushima – Radioaktives Wasser – Was die Medien uns verschweigen…
Der gefährlichste Moment in der Geschichte der Menschheit:
Tihange – Deutsche Bank, Allianz und Blackrock unterstützen umstrittene Atomkraftwerke in Europa
Atomkurs statt Energiewende? EU-Kommission will 69 neue Atomkraftwerke für Europa- Nicht mit uns!
Nein danke! Keine Subventionen für Atomkraft!!!
Nicht nur Fukushima- nein auch Deutsche Behörde will Asse-Wasser ins Meer leiten