Bist Du ein moderner Mensch?

Moderrner Mensch

Ein moderner Mensch verirrte sich in einer Wüste. Tage- und nächtelang irrte er umher. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten?

Das überlegte er sich ständig. Er wusste, dass man länger ohne Nahrung leben kann, als ohne etwas zu trinken. Die unbarmherzige Sonnenglut hatte ihn ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er erschöpft ein paar Stunden schlief, träumte er von Wasser, von Orangen und Datteln. Dann erwachte er mit schlimmerer Qual und taumelte weiter.

Da sah er in einiger Entfernung eine Oase. Aha, eine Fata Morgana, dachte er. Eine Luftspiegelung, die mich narrt und zur Verzweiflung treiben will, denn in Wirklichkeit ist gar nichts da. Er näherte sich der Oase, aber sie verschwand nicht. Sie wurde im Gegenteil immer deutlicher.

Er sah die Dattelpalmen, das Gras und die Felsen, zwischen denen ein Quell entsprang. Es kann natürlich eine Hungerphantasie sein, die mir mein halb wahnsinniges Hirn vorgaukelt, dachte er. Solche Phantasien hat man ja in meinem Zustand. Natürlich – jetzt höre ich sogar das Wasser sprudeln. Eine Gehörhalluzination.

Wie grausam die Natur ist!

Mit diesen Gedanken brach er zusammen. Er starb mit einem lautlosen Fluch auf die unerbittliche Bösartigkeit des Lebens.

Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen. „Kannst du so etwas verstehen?“ sagte der eine Beduine zum anderen. „Die Datteln wachsen ihm beinahe in den Mund – er hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Und dicht neben der Quelle liegt er, mitten in der schönen Oase – verhungert und verdurstet. Wie ist das nur möglich?“

„Er war halt ein moderner Mensch“, antwortete der andere Beduine. „Er hat nicht daran geglaubt.“

Was wäre gewesen, wenn diese Oase in der Werbung beworben wäre?

Hätte dieser moderne Mensch sich sogar mit letzter Kraft auf die Oase gestürzt?

Denn obwohl der moderne Mensch glaubt, die Werbung betrifft ihn nicht, wird er durch sie stark beeinflusst. Das fängt schon damit an, dass er Sprüche aus der Werbung – sogenannte „Werbeslogans“ – einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Egal, wo sich dieser moderne Mensch aufhält, er trifft ständig auf Werbung: ob im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten, in der Zeitung oder im Internet und diese übernimmt so sein Denken.

Das Denken verlernt?

Der moderne Mensch sitzt mit dem Handy in der Hand, egal, an welchem Ort er sich befindet. Er hat unterwegs Kopfhörer im Ohr und hört anstatt der Natur zu nur noch Musik. Das, was um ihn herum passiert, ist nicht so wichtig – erst Facebook, Twitter und Co. checken.

Zur Erinnerung: Denken ist die kleine Stimme in unserem Kopf, die wir als Gedanken bezeichnen. Aber wann nimmt der moderne Mensch sich noch wirklich die Zeit, selbst zu denken?

Ist der moderne Mensch mit nichts beschäftigt, nicht mit Facebook, Twitter und Co., aber auch nicht mit Arbeit oder Fernsehen, dann überkommt ihn die Langeweile. Das bedeutet nicht, dass er sich etwas zu tun suchen müsste, sondern dass der moderne Mensch es verlernt hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dazu bedarf es Fantasie und die ging in der Evolution scheinbar verloren.

Täglich bittet irgendein moderner Mensch einen Therapeuten, er möge ihm helfen, seine familiäre, berufliche oder private Situation zu ändern. Mal sind es die Kinder, die anders werden sollen, ein anderes Mal ist es der Partner, der sich ändern soll, aber immer sind es andere. Der moderne Mensch ist nämlich der Ansicht, dass seine Emotionen durch andere oder durch die „Umstände“ verursacht werden. Glücklicherweise hat der moderne Mensch jedoch Unrecht, wenn er andere oder die Situation dafür verantwortlich macht, wie er sich fühlt.

In Wirklichkeit ist es so, dass er seine Gefühle selbst hervorruft, nicht die sozialen Medien, die mal wieder auf seinen Nerven herumtrampeln, nicht das Handy, das mal wieder kein Netz hat. Der moderne Mensch hat verlernt, geduldig zu sein und abzuwarten, bis sich manche Dinge von allein klären. 

Er könnte auch seine Offline-Zeit allein in der Natur verbringen und somit hätte er Zeit, sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen und durch die Natur zu lernen. Doch wie der moderne Mensch in der Wüste würde er nicht glauben, was er sieht. Er würde eher verdursten und verhungern, obwohl er sich mitten in der Oase befindet.

Wenn wir nicht an uns selbst glauben, können wir nicht erwarten, dass es andere tun.

„Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.“
Marie von Ebner-Eschenbach

Bist Du ein moderner Mensch?

Netzfrau Doro Schreier

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