Ein T-Shirt für 3 Euro, eine Jeans für 9 Euro, Blusen um fünf Euro und Sneakers um drei Euro – mit dieser Schnäppchen-Strategie hat der Billiganbieter enormen Erfolg. Den wahren Preis zahlen andere, sogar Flüchtlingskinder aus Syrien in der Türkei. Sie produzieren unter menschenunwürdigen Zuständen einige seiner billigsten Kleidungsstücke für den europäischen Markt. Hier enthüllen wir die brutale Wirklichkeit von Primark.
Wir Netzfrauen waren zur Recherche in London. Im Vorfeld sagte man uns schon: wer nach London fährt, der muss shoppen! Es gibt kaum eine Stadt in Europa, wo frau so gut shoppen kann wie in der Hauptstadt Großbritanniens. Wir müssen gestehen, Shoppen ist nun gar nicht unsere Welt, aber da wir schon da waren, wollten wir nun diesem Phänomen nachgehen. Auf zur berühmten Carnaby Street, und da waren sie, ein Geschäft nach dem anderen. Und obwohl es Samstag war, suchten die einzelnen „teuren“ Marken nach Abnehmerinnen, sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Für Fans von Fashion und Kleidung ist die Oxford Street auf jeden Fall die erste Anlaufstelle und jetzt wissen wir auch warum. Denn da waren sie, wie eine wild gewordene Horde rissen sie die Kleidung von der Stange, wühlten auf Tischen und verschwanden mit einem Berg voller Kleidungsstücke in den Kabinen. Der Laden, um den es sich handelt: Primark. Nun standen wir davor, dem Klamottenladen, der es in den Touristen-Guide geschafft hat.
Schon beim Hineingehen roch es sehr nach Chemikalien. Und es stimmte, was wir sonst schon über Primark gelesen hatten, es war berstend voll und der Lärmpegel hoch. Dutzende Regale und Ständer mit Kleidung und dazwischen meist Frauen, egal welchen Alters, die sich mit hochrotem Kopf dazwischen befanden.
Wir machten uns dann auf die Suche, um festzustellen, woher die Kleidung kam. Angefangen von China, Myanmar über Indien waren alle Billiglohnländer dabei. Wir schafften es sogar, Beweisfotos zu machen, bis man uns höflich bat, diesen supergroßen Kleidermarkt zu verlassen. Fragen und Kritik waren nicht erwünscht.
Wir fragten noch eine Frauengruppe aus Deutschland, was sie denn so toll an Primark fänden. Die Antwort war, wie wir schon erwartet hatten: der Preis. Auf die Anmerkung, dass auch Kinder für diese Kleidung arbeiten würden und dass doch vor ein paar Jahren in Bangladesh bei einem Brand viele Frauen ums Leben kamen, wo auch Primark hatte nähen lassen, schauten einige dann doch etwas beschämt. Andere Frauen aus der Gruppe waren aber dann doch eher gleichgültiger und zückten die Liste hervor, auf der stand, was sie für ihre Töchter von Primark mitbringen sollten.
Erstaunlich waren Männer, die geduldig draußen warteten. Als schweiße es zusammen, rückten die wartenden Männer zusammen, es sei bemerkt, sie kannten sich vorher nicht, und sie fingen an zu diskutieren. Da brauche man doch eine Gasmaske, wenn man da reingehe, man habe den Frauen schon gesagt, dass man sie nicht retten würde, wenn sie in Ohnmacht fielen, sie täten es ja auf eigene Gefahr. Ein anderer beschwerte sich und sagte, dass man es doch wisse, auch wenn es billig sei, dass den Preis andere zahlten. Und so diskutierte man weiter und schüttelte über die Kauflust der jeweiligen Frauen den Kopf.
Wir fanden am Ende dann doch noch Läden, in denen man Kleidung und Schuhe kaufen konnte, die fair hergestellt wurden und direkt aus Großbritannien kamen. Und siehe, hier waren viele junge Mädels, die ihre Handys zückten und voller Begeisterung ihre Fotos ins Netz stellten. Hier gab es die schönsten Farben und mit einem echten Siegel, dass garantiert, dass hieran kein Blut klebt.
Preisdumping, wohin man schaut. Hauptsache billig, und Sie fühlen sich gut?
Dieses Foto machten wir in London bei Primark. Einen Parka für 9,- £ (10,65 €) aus Myanmar. Über die Textilindustrie Myanmar hatten wir Netzfrauen erst vor kurzem berichtet. In unserem Beitrag: Was haben Erdogan, Indonesien, Äthiopien, Monsanto und H&M mit Ihren Schuhen gemeinsam? berichteten wir, wo nicht nur Schuhe hergestellt werden, sondern auch Kleidung – und zwar so billig wie möglich. Erhöht ein Land seine Mindestlöhne, zieht die Karawane weiter. Sie fallen dann wie Heuschrecken über ein neues Land und dessen arme Bevölkerung her.
Textilindustrie in Myanmar: Hungerlöhne für unsere Kleidung
Myanmar möchte nach jahrzehntelanger isolierter Militärdiktatur das neue Bangladesch werden. Wöchentlich eröffnen Textilfabriken! Inzwischen verfügt Myanmar über rund 300 Fabriken, in denen fast 900 000 Menschen beschäftigt sind. 90 Prozent von ihnen sind junge Frauen. Zu den Auftraggebern gehören neben Primark globale Konzerne wie H&M, Aldi und Jack Wolfskin.
Recherchen von Oxfam zufolge stecken die Näherinnen in der Armut fest, obwohl sie sechs Tage die Woche bis zu elf Stunden täglich arbeiten. Oxfam untersuchte 2015 22 Fabriken in Industriegebieten in der Region Yangon.
Im September 2015 wurde ein Mindestlohn von 83 Dollar pro Monat eingeführt. Das ist der niedrigste Mindestlohn aller Länder mit Bekleidungsindustrie mit Ausnahme von Bangladesch, wo er 68 Dollar beträgt. Der Lohn reicht nicht mal aus, um den Grundbedarf der Arbeiterinnen und ihrer Familien zu decken. Fast die Hälfte der befragten Näherinnen gaben an, Schulden gemacht zu haben, um grundlegende Dinge zu bezahlen.
Die Sicherheit ist ebenfalls ein großes Problem. Mehr als ein Drittel der Textilarbeiterinnen haben sich nach eigenen Angaben bei der Arbeit bereits verletzt. Viele haben Angst vor Feuer in den Fabriken, da Notausgänge häufig blockiert oder gar verschlossen seien.
Den Erkenntnissen Oxfams zufolge sind viele Näherinnen verbaler Gewalt durch ihre Vorgesetzten ausgesetzt, die sie zu schnellerem Arbeiten antreiben. Fast jede vierte gab an, zu Überstunden gezwungen zu werden, zum Teil ohne Bezahlung. Einige Befragte mussten ohne Mittagspause und bis in die Nacht hinein arbeiten, um die hochgesteckten Produktionsziele zu erreichen. Quelle
Ein anderes Kleidungsstück, welches wir überprüften, war „Made in Vietnam“! Anderes Land, aber gleiches Schicksal!
Nur ein Beispiel: Nachdem die Mindestlöhne in Indonesien angehoben werden sollten, drohten laut Angaben der Indonesian Footwear Association gleich 46 ausländische in Indonesien produzierende Hersteller, ihre Fertigungsschritte in andere Länder mit geringeren Lohnkosten wie Myanmar oder Vietnam zu verlagern. Alle Informationen hier: Was haben Erdogan, Indonesien, Äthiopien, Monsanto und H&M mit Ihren Schuhen gemeinsam?
Die irische Modekette Primark sorgt immer wieder für neue Skandale. Bekannt ist Primark vor allem für billige Ramschkleidung, eine endlose Auswahl mit mitunter giftiger Kleidung und sogar verschimmelte Kleidung soll verkauft worden sein.
Seit eine Textilfabrik in Bangladesch einstürzte und über dreitausend Näherinnen unter den Trümmern begrub, scheint es, als habe sich nicht viel an dem Kaufverhalten der Menschen geändert. 1132 Menschen wurden bei dem Unglück getötet. Spätestens seit dem Zeitpunkt sollte doch klar sein: Die Arbeitsbedingungen für Näherinnen dort und in anderen Billiglohnländern sind unzumutbar und lebensgefährlich. Primark zahlte zwar eine Entschädigung an die Opfer, aber auch erst auf Druck der Öffentlichkeit – Siehe Bangladesch: Nähen bis in den Tod – Keine Entschädigung für Näherinnen
Primark ist eine Tochterfirma von Associated British Foods (ABF), einem diversifizierten internationalen Lebensmittel-, Zutaten- und Einzelhandelskonzern. Es verfügt über einen weltweiten Umsatz von £11,1 Mrd. und beschäftigt 102 000 Mitarbeiter in 46 Ländern. Primark ist die wichtigste Komponente von ABFs Einzelhandelsporfolio, so der Konzern auf seiner Webseite. Dort steht auch:
Folgendes sind die Bestandteile des Verhaltenskodexes für Lieferanten von Primark:
- Freiheit der Beschäftigung
- Koalitionsfreiheit und Recht zu Tarifverhandlungen
- Sichere und hygienische Arbeitsbedingungen
- Umweltanforderungen
- Keine Kinderarbeit
- Zahlungen von Löhnen, die die Existenz sichern
- Keine übermäßigen Arbeitsstunden
- Keine Diskriminierung
- Angebot regelmäßiger Beschäftigung
- Keine harte oder inhumane Behandlung
- Achtung örtlicher gesetzlicher Anforderungen
Doch die Realität sieht anders aus, wie wir Ihnen an einigen Beispielen zeigen werden. Und viele werden sicher nun sagen: „Wieso, das ist doch schon lange bekannt.“ Dann fragen wir uns, wenn das alles bekannt ist, wieso kaufen dann doch VerbraucherInnen ihre Klamotten, Schuhe und Accessoires bei Primark?
Heute gibt es mehr als 300 Filialen überwiegend in Europa. Der Textileinzelhändler erzielte im Vorjahr 5,35 Milliarden Pfund Umsatz, verdiente 673 Millionen Pfund und steht für 58 Prozent des ABF-Umsatzes, und das mit Blusen um fünf Euro und Sneakers um drei Euro.
Laut Deutschland-Chef Wolfgang Krogmann wird unter anderem in Textilfabriken in China, Indien, Vietnam, Bangladesh, Rumänien und der Türkei eingekauft – daran erkennen Sie: Es sind Billiglohnländer.
Die Einkäufer der internationalen Bekleidungsfirmen, wozu auch die Schuhproduktion gehört, sind wie Nomaden, die es immer dorthin zieht, wo besonders günstig eingekauft werden kann. Vor allem im Billigsegment zählt fast nur der Preis. Internationale Textil- und Bekleidungshersteller wissen das und versuchen deshalb, auch ihrerseits immer neue und noch billigere Standorte ausfindig zu machen.
Primark und die syrischen Flüchtlinge in der Türkei
Foto: http://qz.com/ Photo published for Major fashion brands are trying to stop their factories in Turkey from exploiting Syrian refugees
Wir wollten schon immer einen Bericht über Primark schreiben, denn mehrfach hatten wir von verschiedenen Skandalen gehört und gelesen. So berichtete im Februar 2016 das Business & Human Rights Resource Center, dass schätzungsweise 250 000 bis 400 000 syrische Flüchtlinge illegal in der Türkei arbeiten, darunter auch in Bekleidungsfabriken, die für bekannte Marken arbeiten, darunter auch Primark. Wie das Business and Human Rights Centre aufdeckte, arbeiten auch Kinder in der türkischen Textilindustrie.
Primark wurde daraufhin gefragt, ob der Konzern wirklich der Meinung sei, dass für seine erstaunlich billige Kleidung keine Flüchtlinge ausgebeutet würden. Daraufhin gab der irische Konzern bekannt, dass er seine Fabrikinspektionen in der Türkei verdoppeln würde.
„Wir wissen, syrische Flüchtlinge sind im Moment ein Thema in der Türkei, so haben wir unangekündigte Prüfungen in der Türkei vorgenommen,“ so Paul Lister, Leiter von Primarks ethischem Handelsteam, vor kurzem gegenüber Reuters. Lister sagte, dass etwa 100 Lieferanten für Primark in der Türkei arbeiten würden, das seien etwa 5% der Produktion. Auch andere Ketten lassen in der Türkei fertigen, welche es sind, können Sie dem Schaubild entnehmen. Im April 2016 berichtete Quartz über diese erschreckende Entdeckung – über die Ausbeutung von Flüchtlingen, darunter auch Kinder in der Türkei.
The Guardian schrieb im Januar 2016 einen Beitrag über die Flüchtlingskinder in der Textilindustrie in der Türkei. Wie sehr der Beitrag dem von 2008 über Flüchtlingskinder in Indien in der Textilindustrie gleicht, die für Primark arbeiteten, können Sie weiter unten lesen. Wir haben den Beitrag für Sie übersetzt, damit Sie sich davon überzeugen können, dass sich trotz aller Versprechungen von Primark auch gar nichts ändert. Der Verhaltenskodex für Lieferanten von Primark sind nur leere Worthülsen, und solange die Menschen in Massen dort kaufen, wird sich auch nichts ändern.
In dem Beitrag vom Januar 2016 wird von Kellerräumen in einem Vorort von Istanbul berichtet. Zwischen Bergen von weißem Stoff ist ein 12-jähriger Flüchtlingsjunge, der dort für ein paar Cents arbeitet. Er ist ein syrischer Kurde, der vor 10 Monaten mit seinem Onkel aus Qamishli im Norden Syriens floh. Oft arbeitet er 60 Stunden pro Woche für 600 Türkische Lira (£ 138), um seine Familie finanziell zu unterstützen. „Ich kann hier nicht in die Schule gehen, weil ich arbeiten muss.“, sagt er, „aber ich werde wieder zur Schule gehen, wenn wir nach Syrien zurückkehren.“ Shukri steht für viele Flüchtlingskinder, die für den europäischen Markt Kleidung zu einem „Wegwerfpreis“ herstellen und die Primark einen Milliarden-Euro-Umsatz beschert.
Primark will in Deutschland weitere Filialen eröffnen, doch die Bürger dieser Städte wie Hamburg und Bonn wehren sich. Primark eröffnet 2017 im Billstedt-Center und 2019 auch in einem Einkaufscenter nahe dem Bonner Hauptbahnhof seine „Wegwerfkleigungs-Paläste“. Das Vorhaben sorgt für viel Kritik. Nicht alle freuen sich, sondern sehen es eher als Rufschädigung für die Stadt. Sehen Sie warum:
Phänomen Primark – Die Tricks und Methoden des neuen Billiganbieters
Fakt bleibt: Primark lässt in Billiglohnländern zu Hungerlöhnen produzieren. Und den meisten Kunden ist es egal.
Den folgenden Beitrag des Guardian haben wir für Sie übersetzt. Der Beitrag ist schon älter, und wie Sie spätestens jetzt sehen können, ist er immer noch aktuell, denn es hat sich nichts geändert. Wir haben uns in London davon überzeugen können und immer wieder demonstrieren Menschen auch dort vor der Filiale. Und so wie auf Zigarettenschachteln steht „Rauchen fügt Ihnen und Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu“, sollten auch in den Tausenden Quadratmetern, die jeweils Primark seinen Kunden zur Verfügung stellt, solche Warnhinweise aufgestellt werden. Dazu noch Fotos mit den vielen Arbeiterinnen, die den wahren Preis zahlen. Sollten Sie nach London fahren, es lohnt sich wirklich, aber nicht der Kleidung wegen, London hat viel mehr zu bieten.
Hinter der Fassade von Primark
von Dan McDougall, Tamil, Nadu, Indien
Das riesige Modeunternehmen Primark kündigte letzte Woche dreien seiner Zulieferfirmen, nachdem eine Untersuchung für die Sendung „Panorama“ des BBC und des Observer zu Tage gefördert hatte, dass Kinder in indischen Flüchtlingscamps arbeiten, um einige seiner billigsten Kleidungsstücke zu produzieren. Hier enthüllen wir die brutale Wirklichkeit einer Versorgungskette, die Kinder ab 11 dazu missbraucht, T-Shirts zu nähen, die britische Käufer in Einkaufsstraßen nur wenige Pfund kosten. (Der Film ist in D’land leider nicht verfügbar)
Primarks beispielloser und überraschender Erfolg vereinnahmte sowohl den Kunden von Traditionsgeschäften als auch den eingefleischten Modefreak mit seiner einfachen Philosophie: Hoch im Stil und niedrig im Preis.
Als Primark seinen ersten Laden in Londons Oxford Street eröffnete, wurde er gestürmt von Schnäppchenjägern und verkaufte mehr als eine Million Kleidungsstücke in den ersten zehn Tagen. Die Eröffnung zog mehr Kunden an als Topshops Präsentation seiner Kate-Moss-Kollektion, bei der das Supermodel selbst in seinen Schaufenstern posiert hatte. Modebibel Vogue bescheinigte einer Jacke von Primark Spitzenqualität.
In der vergangenen Woche kam Primark den Veröffentlichungen des Observer zuvor, indem es mitteilte, drei seiner Kleidungszulieferer aus Indien gekündigt zu haben, nachdem es durch „Panorama“ auf BBC erfahren hatte, dass diese nachweislich Kinder vertraglich beschäftigte. Die Untersuchung ergab, dass in den Flüchtlingslagern in Südindien junge Kinder viele Stunden täglich unter unwürdigen Bedingungen Kleidungsstücke nähten, die dazu beitrugen, dass Primark den britischen Massenanbieter für Kleidung „Marks & Spencer“ im Jahr 2009 mit dem Ergebnis in den Schatten stellte, dass 1 von 10 £, die im UK für Kleidung ausgegeben werden, bei Primark landet.
Andere Händler mühen sich, diesem Konzept „Billig – Schnell – Modisch“ zu folgen – aus gutem Grund. Mit einem Wert von 5 Mrd £ umfasst die Primark-Kette inzwischen 460 000 m2 in 177 Geschäften in drei Staaten und beschäftigt 25 000 Menschen. Aber wie dieser Kinderarbeitsskandal zeigt, kontrollierte dieser irische Mischkonzern, der heute ein Zehntel aller Kleidungsstücke in Großbritannien verkauft, seine Zulieferkette nur unzureichend. Aktivisten fordern jetzt, dass die Regierung die Firmen zur Verantwortung für das Wohlergehen aller Mitarbeiter bis hinunter zu ihren undurchsichtigen Zulieferketten zwingt.
Primark kündigte drei Zulieferern, um einer Welle negativer Publicity auf Grund der Dokumentation zuvor zu kommen. Die Firma, die übrigens Associated Foods gehört, erfüllt nach eigenen Aussagen damit ihre Verantwortung gegenüber ihren Anteilseignern und will nicht, wie Zyniker unterstellen, den Schock einer internationalen Enthüllung abmildern. Die Firma äußerte ferner, dass sie neue Bestellungen bei den betreffenden Fabriken stornierte und Tausende Kleidungsstücke aus ihren Läden nahm, sobald sie durch den Observer und die BBC vor einem Monat auf die Praktiken aufmerksam gemacht worden war.
Das Tempo von Primarks Reaktion könnte bedeuten, dass sein Ansehen in den Einkaufsstraßen bestehen bleibt und sein Ruf wieder hergestellt wird, bevor viele seiner Kunden überhaupt bemerken, dass er beschädigt war. Jedoch hat sich am anderen Ende der Welt nichts geändert für die kleinen Glieder in der Zulieferkette, die den britischen Hunger nach immer billigerer Kleidung stillen:
Kinder wie Mantheesh, die für einen der gekündigten Zulieferer arbeitet: Bereits mit 11 Jahren bietet ihr Leben eine außergewöhnliche Überlebensgeschichte. Sie ist Vollwaise und floh als Tamilin vor den Bombardierungen in Sri Lanka und sah sich auf einer Sandbank von einem opportunistischen Menschenhändler zurückgelassen, 25 km von der Küste entfernt. Erschöpft und dehydriert, inmitten des gefährlichen Palik Strait, der Straße zwischen Indien und Sri Lanka, wurde sie von Fischern gerettet in dem Moment, als die Flut sie wegzuspülen drohte.
Mantheesh kam ins Durchgangslager von Mandapam, einer abgesperrten Reihe von halbzerfallenen einstöckigen Zementblöcken, 20 km entfernt von dem flachen Arichalmunai-Strand, dem ersten Anlaufhafen für Flüchtlinge aus Sri Lanka, die von Schmugglern gebracht werden. Sie spürte den Weg Tausender ihrer Mitflüchtlinge auf, die nach Norden gingen zu den Lagern der großen Textilindustrie von Tamil Nadu, wo es niedere Aushilfsjobs für diejenigen gibt, die verzweifelt genug sind, sie anzunehmen. Mantheesh ging in das Lager von Bhavanisagar, 60 km von Tirapur entfernt. Innerhalb von Monaten war sie ganz von der aufsteigenden indischen Wirtschaft in Anspruch genommen, indem sie mit der Hand von morgens bis abends für einen Geschäftsmann nähte, der auf gerissene Weise Hunderte von Flüchtlingen für Hungerlöhne einstellte, um Kleidungsstücke für ein halbes Dutzend europäischer Firmen herzustellen, darunter auch Primark.
Während meiner Arbeit für den Observer über die letzten drei Jahre half ich dabei, Machenschaften von einigen der weltgrößten Händler zu enthüllen: Otto-Heine, der größte Online-Händler in Europa; Esprit, der fünftgrößte Bekleidungshändler, und Gap Inc, eine der kultigsten modernen Marken – alle hatten Kinder beschäftigt. Jede Firma hatte, ohne es zu wissen, indische Unternehmer gebraucht, die sich wenig Gedanken über die Folgen des Subunternehmertums machten. In dem Labyrinth enger, schlammiger Gassen, die das Rückgrat von Delhi oder Bangalores ärmsten Märkten bilden, fallen Auswärtige sofort auf. Die brechend vollen Gebäude und schwer gesicherten Keller machen es schwer herauszufinden, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Einige der Produktionseinheiten versteckten sich hinter Falltüren, eine befand sich in einem halbzerfallenen Gebäude, das man nur über eine Strickleiter erreichen konnte. Boten und Wächter sind überall. Sie wachen über gesetzeswidrige Kneipenlöcher, Bordelle und Ausbeuterbetriebe.
Während einer Untersuchung über Kinderarbeit für den Observer im letzten Jahr wurde ich zusammengeschlagen, als ich einen solchen Betrieb in dem gesetzlosen Grenzgebiet des Bundesstaates Haryana in Nordindien betreten hatte. Eine wütende Menge jagte mich durch die alten Gassen, eine No-Go-Area für Fremde und die Polizei. Sie zerstörten Fotozubehör und drohten meinen Übersetzer zu töten, dessen Trommelfell bei diesem Angriff verletzt wurde.
Bhuwan Ribhu, Rechtsanwalt für die Organisation „Global March Against Child Labour“, deren Aktivisten von Gangstern dieser Ausbeuterbetriebe ermordet wurden, hält den Kampf gegen Kinderarbeit für zunehmend gefährlich sowohl für Journalisten als auch Aktivisten. Laut ihm ist dies einer der wesentlichen Gründe, warum große Modelabel internationale Enthüllungen scheuen.
„Die Kunden sollten verstehen, dass es unmöglich ist, all diese Ausbeuterbetriebe und Fabriken aufzuspüren, die Kinder beschäftigen, besonders in der Bekleidungsindustrie, für die man wenig mehr benötigt als einen Keller oder einen Dachboden, der vollgepackt mit Kindern ist, um einen gesunden Profit zu erwirtschaften.
Die Polizei ist auf die seltenen Hinweise angewiesen, weil es schwierig ist, arbeitende Kinder aufzuspüren. Schon bevor die Suchtrupps die Fabriken erreichen, sind die Fabrikbesitzer vorgewarnt worden und haben die Kinder herausgelassen,“ sagt er.
„Besonders dreiste Eigentümer verstecken die Kinder sogar in Säcken und in sorgfältig verborgenen Zwischengeschossen, die absichtlich für den Fall solcher Razzien gebaut wurden. Wir haben einige Aktivisten verloren, die bei ihren Aktionen ermordet wurden. Andere wurden in Ketten gelegt, an Autos gehängt und gezogen.
Jetzt, nach einer siebenmonatigen Undercover-Untersuchung im indischen Elend der Ausbeuterbetriebe für Panorama, fand Primark Einzug in die immer größer werdende „Hall of Shame“ (Halle der Schande, Anspielung auf „Hall of Fame“) der Händler, die nachweislich ihre Kleider von Kindern machen lassen.
Primarks Erfolgsgeschichte ist seinem Geschäftsführer Arthur Ryan geschuldet, einem öffentlichkeitsscheuen Iren in seinen Siebzigern, der kürzlich zum einflussreichsten britischen Händler durch das Handelsblatt „Drapers“ ernannt wurde. Der in Dublin geborene Geschäftsmann soll seine Geschäfte verkleidet in einem alten Regenmantel inspizieren. Seit einigen Tagen hat jedoch George Weston, Geschäftsführer von AB Foods, sich der Säuberungsaktion angenommen. Er bezichtigt Primarks indische Vertragspartner des massiven Handelsbetrugs. Ihm bliebe als Reaktionsmöglichkeit nur, Bestellungen im Wert von Millionen £ zu stornieren. Dies löste Kritik von NGOs aus wie „Labour behind the Label“ (=Arbeit hinter dem Etikett), die der Firma vorwerfen, vor dem Problem ausgebeuteter Arbeiter davonzulaufen.
Ein Sprecher von Primark sagte dem Observer, die Firma habe eine Agentur als Partner bestimmt, die die Arbeit in der und für die Firma von Grund auf beobachten soll, und außerdem eine gemeinnützige Stiftung zugunsten der Kinder gründet. Er sagte: ‚Primark ist eine ethische Organisation, die ihre Verantwortung ernst nimmt. Anderes zu behaupten, ist absolut unverschämt. Die BBC kam zu uns mit sehr ernsten Anschuldigungen gegen das Verhalten einiger weniger Fabriken, die an Primark verkaufen, dem wir sofort und intensiv durch eigene Untersuchungen nachgingen. Was wir vorfanden, ließ uns keine andere Option, als diese Fabriken fallen zu lassen – keine noch so rechtschaffene Person hätte anders gehandelt.‘
„Wir kaufen weiterhin von vielen anderen guten Zulieferern aus der selben Gegend und infolge dessen wird der Wert unserer bestellten Waren gleich bleiben. Die „Primark Better Lives Foundation“ wird Organisationen finanziell unterstützen, die sich der Verbesserung der Lebensqualität junger Menschen verschrieben haben, darunter auch die von der BBC genannten. Millionen Menschen werden weiterhin durch unser Geschäft profitieren. Unsere Kunden können sicher sein, dass sie ethisch einwandfrei arbeitet und jungen Menschen in den Entwicklungsländern zu höherem Lebensstandard und einer besseren Lebensqualität verhilft.“
John Hilary, geschäftsführerender Direktor von „War On Want“ (=eine britische Organisation zur freien Wohlfahrtspflege, deren Ziel die Beseitigung der Armut ist) sagte, die Entdeckung von Flüchtlingskindern als Arbeitende für Primark sei eine „rote Linie“ für alle Händler und ihre Kunden. „War on Want“ möchte nun wie viele andere NGOs die Angelegenheit zur Chefsache von Downing Street machen.
In Großbritannien wurde der Begriff ‚the race to the bottom‘ (=der Wettlauf nach unten) geprägt, um die Praxis internationaler Händler zu beschreiben, die mit Händlern aus Entwicklungsländern Verträge machen, die einsparen, um die Gestehungskosten gering und die Gewinnspannen der westlichen Geldgeber hoch zu halten. Das Aufspüren von Primarks Belieferungskette führte zu einer intensiven Jagd von Neu Delhi bis in die südlichsten Bereiche des Subkontinents.
Mantheeshs Zuhause, das Flüchtlingslager Bhavanasagar, befand sich ganz im Süden. Der fragliche Zulieferer Primarks, ein größerer indischer Exporteur namens „Fab n Fabric“, hatte einen Subunternehmer angestellt, der die unterste, letzte Art von Arbeitskraft für sich entdeckt hatte: Flüchtlingskinder.
Im Norden Sri Lankas, wo der Krieg zwischen tamilischen Separatisten und der sri-lankischen Regierung wütet, entscheiden sich mehr und mehr Menschen, aus ökonomischen Gründen das Land zu verlassen.
„Sich nach Indien schleusen zu lassen, kostet 80 £“, sagte Meenakshi Ganguly von Human Rights Watch. ‚Für die Überfahrt müssen Familien oft Eigentum, z. B. ihr Hochzeitsgold verkaufen. Sie fahren auf illegalen Booten und viele hoffen, nach Norden zu gelangen, um Arbeit zu finden. Sie sind gefangen zwischen Baum und Borke.‘
Ungefähr 76 000 sri-lankische Flüchtlinge leben in Armut in 102 Lagern über den ganzen Bundesstaat Tamil Nadu (früher Madras) verteilt. Weitere Hunderttausende tauchen in Indiens Schattenwirtschaft ab. Die Bundesstaatsregierung stellt Hilfspakete für die Lagerbewohner zur Verfügung: Das Oberhaupt einer Familie erhält 200 Rupien = 3 £ pro Monat, weitere Familienmitglieder erhalten weniger.
Polizei und Staatssicherheitsdienst bewachen die Tore vieler Lager. Ein Regierungsbeamter sagte dem Observer, die Polizei schütze die Flüchtlinge, aber die Tamilen glauben, dass die Wachen mehr damit beschäftigt sind, ihre Aktionen zu kontrollieren und zu überwachen.
In Bhavanasagar wurden viele der für Primark mit der Hand nähenden Kinder im Lager geboren. Andere Kinder, verwaist oder kriegsbedingt von ihren Familien getrennt, sind neuere Zugänge. Ihr Zuhause besteht aus groben Hütten, Strohbüscheln und verrosteten Eisenstücken. Der kleine Laden bietet einzelne Zigaretten und trockene Kekse an.
Die meisten sind auf die Schattenwirtschaft angewiesen, um zu überleben, und örtliche Arbeitgeber bezahlen ihnen weitaus weniger, als es üblich sein sollte. Ein Industriezweig, der ganz auf Kinderarbeit aufbaut, ist die Herstellung von Saris, die Verarbeitung von Pailletten und komplizierte Stickereien – Dinge, die in Amerika und Europa sehr gefragt sind.
Flinke dünne Kinderfinger können komplizierte folkloristische Muster viel schneller herstellen. Aber wenn die jungen Kinder, die Saris herstellen, das Teenageralter erreichen, haben ihre Hände und ihre Augen oft schweren Schaden genommen durch die langen anstrengenden Arbeitsstunden in den dunklen Räumen.
Durch die unbequeme, oft gebückte Haltung an den bambusgerahmten Arbeitsflächen sind ihre Körper oft verkrüppelt.
Die Kinderarbeiter haben keine festen Arbeitsstunden, erst recht keine Gewerkschaft, die sich für ihre Belange einsetzt. Falls sie überhaupt bezahlt werden, verdienen fünf Kinder etwa genau so viel wie ein Erwachsener.
‚Jeden Tag gehe ich zu einem Haus im Lager‘, sagt Mantheesh. Sie sitzt zwischen hüfthohen Stapeln von Primark-Kleidern, von denen viele Etiketten mit Kontrollnummern haben, die ihren Bestimmungsort Großbritannien oder Irland anzeigen. „Manchmal bekommen wir große Bestellungen herein und müssen dann doppelt so schnell arbeiten. Mir werden ein paar Rupien für jedes fertige Kleidungsstück bezahlt, aber an guten Tagen verdiene ich bis zu 40 Rupien (=0,6 £). Die Perlen, die wir einnähen, sind sehr klein, und wenn wir spät am Abend arbeiten, müssen wir bei Kerzenlicht nähen. Die elektrische Versorgung im Lager ist sehr schlecht.‘
Flüchtlinge zu benutzen, zeigt, dass Vertragshändler die unterste Stufe alles Menschlichen erreicht haben in ihrem Bestreben, große Mischkonzerne zufrieden zu stellen, so Bhuwan Ribhu. ‚Hier steht Primark im Zugzwang‘, sagt er. ‚Glauben sie wirklich angesichts der Riesenmenge an Aufträgen, die sie nach Indien schicken, dass der Rest ihrer Produktionskette über alle Zweifel erhaben ist?! Wie wollen sie sicherstellen, dass keine anderen Kinder in die Produktionskette eingebunden sind? Ich wüsste gern die Antwort.
In der vergangenen Woche leugnete George Weston, dass Kinderarbeit unvermeidbar sei, wolle man Produkte zu sehr niedrigen Preisen verkaufen. Er sagte: ‚Wir gelangen nicht zu einem 2-£-T-shirt dadurch, dass wir Kinder Stickereien anfertigen lassen, sondern durch geringe Handelsspannen und große Abnahmemengen. Unsere Fixkosten sind gering und wir schalten keine teure Werbung.‘
Er sagte ferner, Primark zahle seinen Vertragpartnern das selbe für ein 2-£-T-shirt wie viele Händler anspruchsvollerer Waren, die ihren Kunden höhere Preise abverlangen.
‚Wir wollen nicht, dass Kinder unsere Kleider herstellen. Wir bewirken viel Gutes für Menschen, die in unseren Fabriken unter ordentlichen Bedingungen arbeiten. Wir möchten, dass die Menschen einen anständigen Lohn bekommen. Wir sind sehr ärgerlich. Wir dachten, wir würden diese Leute [die Zulieferbetriebe] kennen und etwas Gutes tun, und dann plötzlich diese Geschichte. Wir fühlen uns sehr im Stich gelassen.‘
Ob unsere Primark-Untersuchung eine „rote Linie“ für Geschäfte und Kunden in Großbritannien sein wird, ist noch unklar. Die indische Textilindustrie ist inzwischen Hunderte Milliarden £ wert und heute werden irgendwo zwischen 60 und 115 Millionen Kinder in Fabriken arbeiten, Lumpen sortieren, Ziegel machen, Edelsteine polieren, Zigaretten rollen, Feuerwerkskörper verpacken, als Dienstboten arbeiten und Seiden-Saris und Teppiche weben.
Wo immer eine große Nachfrage herrscht und es darum geht, Geld zu machen, wird man Kinder im Arbeitsprozess finden.
– Dan McDougall ist Auslands-korrespondent für den Observer und Mitautor der Dokumentation ‚Primark:Auf der Folter‘, eine Spezialausgabe von „Panorama“
Geboren in ein Leben für Kinderarbeit – Eins von sechs Kindern verrichtet eine Arbeit, die seine mentale, physische und emotionale Entwicklung schädigt.
– Weltweit gibt es zwischen 210 und 240 Millionen Kinder, die arbeiten.
– 126 Millionen dieser Kinder müssen eine lebensbedrohende Arbeit leisten.
– Jedes Jahr sterben 22 000 Kinder bei Arbeitsunfällen
– 73 Millionen arbeitender Kinder sind unter 10.
– Schwarzafrika weist die größte Anzahl arbeitender Kinder auf – beinahe ein Drittel sind Kinder von 14 Jahren und jünger.
– 5,7 Millionen Kinder leben in Schuldenknechtschaft oder in anderen Formen von Sklaverei.
– 70 Prozent arbeiten in der Landwirtschaft, der Fischindustrie oder der Forstwirtschaft, 8 Prozent in Fabriken, im Großhandel und Einzelhandel, in Restaurants und in Hotels.
Ein weiterer Primark-Kunde findet im Dezember 2015 einen Brief „von einem chinesischen Folteropfer“ in einem Paar Socken…
The hidden face of Primark fashion
The Guardian Dan McDougall in Tamil, Nadu, India
The huge fashion store Primark sacked three of its suppliers last week after an investigation for the BBC’s Panorama and The Observer uncovered children labouring in Indian refugee camps to produce some of its cheapest garments. Here we reveal the brutal reality of a supply chain that sees children as young as 11 sewing T-shirts which cost shoppers just a few pounds to buy on high streets across Britain. Watch the Panorama preview here
Its unrivalled success took the competition by surprise as it won over both the high-street shopper and the diehard fashionista with its simple philosophy: high on style, low on price.
When Primark was launched, its flagship store in London’s Oxford Street was besieged by stampeding bargain-hunters and sold more than a million garments in its first 10 days. The opening drew a bigger crowd than that managed by Topshop’s much-hyped launch of its Kate Moss collection, which featured the supermodel herself moodily posing in its windows. Fashion bible Vogue gave a Primark jacket high-end credibility.
Last week, in an announcement that effectively pre-empted publication by The Observer of this investigation, Primark announced it had sacked three of its clothing suppliers in India after being told by the BBC’s Panorama programme of evidence that it was subcontracting labour to child workers. The investigation found that in the refugee camps of southern India young children had been working long hours in foul conditions to sew the designs that will see, at current growth rates, Primark eclipse Marks & Spencer as Britain’s biggest mass-market fashion retailer by 2009, taking £1 of every £10 spent on clothing in the UK.
Other major retailers are scrambling to follow the cheap, fast and fashionable concept – for good reason. Worth an estimated £5bn, the Primark chain now has 4.8 million sq feet of retail space across 177 stores in three countries, employing 25,000 people. But as this child labour scandal shows, the Irish conglomerate, which sells one in every 10 items of clothing bought in Britain today, had little control over part of its supply chain. Campaigners are now demanding that the UK government acts to force companies to be responsible for the welfare of workers all the way down their tangled supply chains.
Primark sacked the three suppliers before being hit by a wave of negative publicity inevitably coming its way from the documentary. The firm, owned by Associated British Foods, said it had made the statement to fulfil a responsibility to shareholders, not – as cynics suggested – to lessen the shock of an international exposé. The retailer said that, as soon as it was alerted to the practices over a month ago by The Observer and the BBC it cancelled new orders with the factories concerned and withdrew thousands of garments from its stores.
The speed at which Primark acted may mean that its standing in the high street remains secure, its reputation repaired before many of its customers will have even noticed it was tarnished. But at the other end of the world nothing has changed for those tiny links in the chain of supply that is meeting the British appetitive for cheaper and cheaper clothing: children like Mantheesh, who works for one of the sacked suppliers. At 11 her life is already an extraordinary story of survival. An orphan, this Tamil refugee had fled the bombings of Sri Lanka only to find herself abandoned by an opportunistic trafficker on a sandbank 10 miles off land. Exhausted and dehydrated, in the middle of the treacherous Palik Strait, the channel between India and Sri Lanka, she was rescued by fishermen just as the tide was closing over her.
Mantheesh ended up at India’s Mandapam transit camp, a fenced-off series of dilapidated, one-storey cement blocks, 12 miles from the flat Arichalmunai beachfront, the first port of call for Sri Lankan refugees brought in by smugglers. She traced the path of thousands of her fellow refugees, moving north to the camps of the major textile industry region of Tamil Nadu where menial jobs are available to those desperate enough to take them. Mantheesh went to Bhavanisagar camp, 60 km from Tirapur. Within months she was absorbed into India’s burgeoning economy, hand sewing from dawn to dusk for a businessman who had shrewdly recruited hundreds of refugees on the cheap to make garments destined for half a dozen European firms, including Primark.
Working for The Observer over the past three years, I have helped expose several of the world’s major retailers: Otto-Heine, the largest online fashion retailer in Europe; Esprit, the world’s fifth largest clothing store; and Gap Inc, one of the most iconic modern brands, all for employing children. Each firm, without its knowledge, had used Indian contractors with scant regard for the consequences of subcontracting.
In the maze of narrow, mud-bricked lanes that form the spine of Delhi or Bangalore’s poorest market areas, outsiders are highly conspicuous. The tightly packed buildings and heavily secured basements make it difficult to detect what goes on behind closed doors. Some of the units were hidden behind trapdoors, one was in a half-demolished building reached only by a rope ladder. Runners and watchmen are everywhere, protecting illicit drinking dens, brothels and sweatshops.
Carrying out an Observer investigation into child labour last year, I was badly beaten for being found inside a sweatshop in the lawless Haryana state border area of northern India. An angry mob chased me through the ancient alleyways, a no man’s land for foreigners and police. They smashed photographic equipment and threatened to kill my translator, who had his eardrum perforated in the attack.
According to Bhuwan Ribhu, lawyer with the Global March Against Child Labour, which has had activists murdered by sweatshop gangsters, the fight to expose child labour is increasingly dangerous for both journalists and activists. This, he claims, is one of the key reasons many big names in fashion escape international exposure.
‚What consumers need to understand is it is an impossible task to track down all of these terrible sweatshops and factories employing children, particularly in the garment industry when you need little more than a basement or an attic crammed with children to make a healthy profit.
The police have to rely on rare tip-offs because it is difficult to track down child workers. Even before the search parties get to the factories the owners are tipped off and many of the children are cleared out,‘ he said.
‚More daring unit owners even hide the children in sacks and in carefully concealed mezzanine floors designed to dodge such raids. We have lost a number of activists, murdered in the course of their duties. Others have been dragged in chains behind cars.‘
Now, after a seven-month undercover investigation into India’s sweatshop misery for Panorama, Primark is added to the growing hall of shame of retailers proven to have had children making their clothes.
Primark has been steered to success by its chairman Arthur Ryan, a reclusive Irishman in his seventies, recently voted Britain’s most influential retailer by trade magazine Drapers. The Dublin-born businessman is known to inspect his stores disguised in an old mac. But over the past few days it is George Weston, chief executive of AB Foods, who has taken control of the purge, describing Primark’s Indian contractors as being guilty of ‚wholesale deception‘ and leaving him little option but to cancel millions of pounds worth of orders. That move attracted criticism from NGOs like Labour Behind the Label, which accused the firm of ‚cutting and running‘ from exploited workers.
A Primark spokesman told The Observer that the firm is appointing an agency ‚as a partner to act as its eyes and ears on the ground‘ and is establishing a charitable foundation for children. He said: ‚Primark is an ethical organisation and takes its responsibilities seriously, and it is an absolute outrage for anyone to suggest otherwise. The BBC came to us with very serious allegations about the conduct of a small number of factories that sell to Primark which we investigated immediately and very thoroughly. What we found left us with no option but to drop those factories – no right-minded person would have done anything different
‚We continue to buy from many other good suppliers in the same region, and the overall value of our orders will not change as a result of this. The Primark Better Lives Foundation will provide financial assistance to organisations devoted to improving the lives of young people, including those identified by the BBC. Millions of people will continue to benefit from our business. Our customers can shop at Primark safe in the knowledge that it is an ethical organisation which also helps to give people in the developing world a higher standard of living and a better quality of life.
John Hilary, executive director of War on Want, said the discovery of child refugees working for Primark represents a line in the sand for retailers and their customers. War on Want, like many NGOs, now wants input on the matter from Downing Street.
In the UK the term ‚the race to the bottom‘ was coined to describe the practice of international retailers employing developing world contractors, who cut corners to keep margins down and profits up for western paymasters. And indeed tracing Primark’s supply chain became an intensely complex hunt from New Delhi to the southern reaches of the subcontinent.
Mantheesh’s home, the Bhavanasagar refugee camp, was at the very bottom. The Primark supplier in question, a major Indian exporter called Fab n Fabric, had employed a subcontractor who had discovered the ultimate disposable workforce: child refugees.
In northern Sri Lanka, where the war continues between separatist Tamils and the Sri Lankan government, the decision to leave is increasingly an economic one. ‚The cost of being smuggled to India is the equivalent of £80,‘ said Meenakshi Ganguly of Human Rights Watch. ‚The trip often requires families to sell property or their wedding gold. They travel by illegal boats and most hope to head north to find work. They are caught between a rock and a hard place.‘
About 76,000 Sri Lankan refugees live in poverty in 102 camps across Tamil Nadu. Several hundred thousands more have been absorbed into India’s black economy. The state government provides a relief package to those in camps – the head of a family gets 200 Indian rupees, around £3, a month, with smaller payments for additional family members.
Police and state intelligence officers are stationed at the gates of many of the camps. One government official told The Observer the police protect the refugees, but Tamils believe their guards are more concerned with controlling and monitoring their movements.
In Bhavanasagar, many of the children hand-sewing Primark garments had been born in the camp. Others, orphaned or detached from families by war, were more recent arrivals. Home for most are crude huts, amalgams of straw and broken pieces of corrugated iron. The shop offers cheap cigarettes, sold in singles, and dry biscuits.
Most rely on the black economy to keep their head above water and local employers pay them far less than the going rate. A major industry needing child labour is sequin and Zari work, intricate embroidery immensely popular in America and Europe.
Children’s thin, nimble fingers can work quicker on intricate ethnic designs. But by the time the youngsters engaged in the Zari sector reach their mid-teens, their hands and eyesight are often badly damaged by long hours of tedious work in dark rooms.
Their growth is often stunted by years of sitting in uncomfortable, hunched positions at the bamboo-framed workstations. The child workers have no fixed hours of work, nor is there any trade union to fight for their cause. For those who get paid at all, the combined wages of five children is less than that of one adult.
‚I go to a house in the camp every day,‘ said Mantheesh. She sat in waist-high piles of Primark garments, many with labels and reference tracking numbers showing their destination in the UK and Ireland. ‚Sometimes we get major orders in and we have to work double quick. I am paid a few rupees for finishing each garment, but in a good day I can make 40 rupees (60p). The beads we sew are very small and when we work late at night we have to work by candle – the electricity in the camp is poor.‘
According to Bhuwan Ribhu, using refugees shows contractors have reached bottom in their quest to satisfy major retail conglomerates. ‚Here is a question for Primark,‘ he said. ‚Are they confident, considering the sheer bulk of orders they place in India, that the rest of their production chain is beyond reproach? How will they ensure no other children are involved in their supply chain? I would like to know the answer.‘
Last week George Weston denied that using child labour was an unavoidable consequence of selling goods at very low prices. He said: ‚The way we get to a £2 T-shirt is not through letting children work on embroidery. It is because of low mark-ups and big volumes. Our overheads are low and we don’t run expensive advertising campaigns.‘
He said Primark paid its suppliers the same for a £2 T-shirt as more upmarket retailers which charge customers more.
‚We don’t want kids working on our clothes. We bring a lot of good to the people who work in our factories in proper working conditions. We want people paid properly. We are very angry. We thought we knew these people [the suppliers] and thought we were doing good, and then we discover this issue. We feel very let down.‘
Whether our Primark investigation will be a line in the sand for UK shops and shoppers is unclear. The Indian textile industry is now worth hundreds of billions of pounds, and today somewhere between 60 to 115 million children will be at work in factories, picking rags, making bricks, polishing gemstones, rolling cigarettes, packaging firecrackers, working as domestics, and weaving silk saris and carpets.
Wherever there is massive demand and money to be made, children will be found on the production line.
· Dan McDougall is a foreign correspondent with The Observer and the associate producer of ‚Primark: On the Rack‘, a Panorama special to be broadcast tomorrow at 9pm.
Born to lives of child labour
· One in six children in the world today is involved in child labour, doing work that is damaging to his or her mental, physical and emotional development.
· Globally, between 210 and 240 million children are child labourers.
· 126 million of these children are engaged in hazardous work.
· Every year 22,000 children die in work-related accidents.
· 73 million working children are under 10.
· Sub-Saharan Africa has the largest proportion of working children – nearly one-third of children aged 14 and under.
· 5.7 million children are forced into debt bondage or other forms of slavery.
· 70 per cent work in agriculture, fishing or forestry, 8 per cent in factories, wholesale and retail trade, restaurants and hotels.
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle (Übersetzung) und Doro Schreier (Recherche)
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