Derzeit werden Ananas für weniger als einen Euro verkauft. Der größte Teil kommt aus Costa Rica. Wie kann ein Land so billig produzieren?
Eine vergiftete Umwelt – keine seltene Folge in der Agrarindustrie. Aber selten ist sie so gut dokumentiert wie im Fall der Ananas.
Im mittelamerikanischen Costa Rica können Tausende Menschen seit Jahren kein Leitungswasser trinken, weil darin Pestizide aus dem Ananas-Anbau gefunden wurden. Seit 2007 warnen die Behörden und versorgen El Cairo und die anderen drei betroffenen Dörfer per Tankwagen mit sauberem Wasser.
Das Ananas-Kartell: Chiquita, Dole und Del Monte.
Wie schon bei anderen Südfrüchten wie Orangen und Bananen, aber auch sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die in großen Mengen billig nach Deutschland geschafft werden müssen, ist es den Konzernen ziemlich egal, wie der Anbau vonstatten geht.
Del Monte tomatisiert die Ananas
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat in den letzten Jahren die Gentechnik auch bei der Forschung und Züchtung neuer Obstsorten Einzug gehalten.
Der Fruchthandelsriese Del Monte hat im November 2011 ein Patent auf eine transgene Ananas mit modifiziertem Carotinoidgehalt bekommen (EP1589807). Das Carotinoid Lycopin stammt aus Tomaten, zählt zu den Antioxidantien und gilt als Radikalfänger. Die Ananas weist eine rötliche Färbung und wird als „Health Food“ vermarktet. In den USA ist sie für den Import als Lebensmittel zugelassen. Hierfür war keine gentechnik-rechtliche Zulassung erforderlich.
Rosa Ananas sind beliebte Zierpflanzen, vor allem in Nordamerika. Der US-amerikanische Fruchtkonzern Del Monte hat gentechnisch veränderte Ananas mit rosa Fruchtfleisch entwickelt. Dazu wurden Gene aus Zierananas und Tangerine eingeführt, die zur Bildung von natürlichen rosa Farbstoffen (Lycopenen) führen. Diese Rosé-Ananas sollen in Costa Rica angebaut werden. Die Zulassungen als Lebensmittel in den USA und für den Anbau in Costa Rica stehen noch aus.
Hier noch ein weiteres Patent von Del Monte.
Im Visier: Ananas
Das Wort Ananas entstammt der Bezeichnung naná für den Begriff Frucht in der Guaraní-Sprache. Sie ist ursprünglich in Amerika heimisch und wird heute weltweit in den tropischen Gebieten als Obstpflanze angebaut.
Die Ananas wurde bereits in präkolumbianischer Zeit kultiviert und über weite Teile Südamerikas und im Norden bis nach Mexiko verbreitet. Sie wurde als Nahrungsmittel, Heilmittel und zur Weinherstellung genutzt. Für Europa entdeckt wurde sie von Christoph Kolumbus am 4. November 1493 bei seiner zweiten Reise auf Guadeloupe. Ananasfrüchte waren ein Willkommensgeschenk der indigenen Bevölkerung für ihn. Früher wurde die Ananas fast nur als Zwischenkultur zusammen mit Pflanzen mit kurzem Wachstumszyklus angebaut, wie Erdnuss, Reis, Bohnen und Gemüse. Als Unterkultur wird die Ananas unter Ölpalmen, Dattelpalmen, Zitrus-Arten, Avocado und Mango angepflanzt.
Heute hingegen ist der Anbau weitgehend als Monokultur angelegt. Siehe auch Die Natur schlägt zurück – Eine Welt ohne Bananen – Bye, bye, Bananas
Die Beliebtheit der Ananas schlägt sich in den Importzahlen nieder: Wie Sie dem Schaubild entnehmen können, werden jährlich 129,7 Tonnen Ananas importiert. Der Durchschnittspreis in deutschen Supermärkten betrug dabei im September 2012 nur 1,59 Euro. Zurzeit liegt der Ladenpreis bei 0,79 Euro und 2 Euro.
Von Costa Rica kommen fast drei Viertel der in Deutschland verkauften Ananas. Dabei ist das Land nicht einmal so groß wie Bayern. Und im Zuge der gestiegenen Nachfrage in den vergangenen Jahren hat man noch mehr Platz für Plantagen geschaffen – auf Kosten des Regenwaldes. Heute wird in Costa Rica auf etwa 40 000 Hektar Ananas angebaut, 1999 waren es noch 9900 Hektar. Inzwischen exportiert Costa Rica mehr Ananas als Bananen. Das Geschäft teilen sich zu 90 Prozent die drei US-Fruchtkonzerne Chiquita, Dole und Del Monte.
Massiver Einsatz von Pestiziden
Costa Rica ist mit geschätzten 52 Kilogramm pro Hektar das Land mit dem weltweit höchsten Pestizideinsatz, zeigen Studien des Instituto Regional de Estudios en Sustancias Tóxicas (IRET) der Nationaluniversität Costa Ricas.
Die Monokulturen stellen die Farmer vor ein Problem: Die Pflanzen sind anfällig für Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Natürliche Feinde fehlen. Stattdessen werden intensiv Chemikalien wie Pestizide gesprüht. Und wenn die im Boden versickern, ist auch das Grundwasser gefährdet. Außerdem wäscht sie der subtropische Regen auch in umliegende Bäche und Flüsse.
Die Orte Milano, Cairo, Francia und Lousiana sind umgeben von Ananasplantagen. Erst kürzlich warnte das Gesundheitsministerium die Bewohner auf Flugblättern erneut, „kein Wasser aus der Wasserleitung zu trinken, da es kontaminiert ist. Es darf nur zum Waschen der Kleidung und für die Sanitäranlagen genutzt werden“.
Für Trinkwasser sorgt schon seit 2007 ein Tankwagen, der die Menschen zweimal pro Woche mit Trinkwasser beliefert. Das Problem des verunreinigten Trinkwassers ist aber schon seit 2003 bekannt.
Hohe Konzentrationen
Clemens Ruepert vom Toxikologischen Institut der Nationaluniversität Costa Ricas in Heredia nahm bereits 2003 Wasserproben in der Region um Milano und wies unter anderem das von der Environmental Protection Agency (EPA) als „möglicherweise krebserregend“ eingestufte Pestizid Bromacil in einer Konzentration von bis zu 5,25 Mikrogramm nach. Zum Vergleich: In der Europäischen Union sind maximal 0,1 Mikrogramm zugelassen. In Deutschland ist das Pestizid bereits seit 1990 nicht mehr zugelassen und seit 1993 ausdrücklich verboten, „weil der Wirkstoff zur Versickerung neigt und damit das Grundwasser gefährdet“, so das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Xinia Briceno lebt seit sechs Jahren in Milano. Seitdem kämpft sie für ihr Recht auf sauberes Trinkwasser und suchte immer wieder das Gespräch mit Del Monte, einem der Betreiber der benachbarten Plantagen. Doch Del Monte gab ihr in all den Jahren keine Antwort. Auch gegenüber dem WDR war Del Monte zu keiner Stellungnahme bereit.
Bei den Dreharbeiten erhielt der WDR auch Einblick in eine Studie, die ein renommiertes europäisches Institut Ende 2011 erstellt hat. Sie wollten mit den Wissenschaftlern darüber reden, doch das wurde abgelehnt. Auch den Auftraggeber der Studie darf man ihnen nicht nennen. Fakt ist allerdings: Im Wasser in und um Milano ist Bromacil auch 2011 noch nachgewiesen worden – mit Konzentrationen von bis zu 6,5 Mikrogramm!
Ananas – bittere Frucht – Del Monte und die Umweltzerstörung in Costa Rica
Die Zustände auf den Plantagen sind hart, erzählen viele Arbeiter vor Ort. Einer von ihnen, der jahrelang Vorarbeiter bei Del Monte war, behauptet sogar, dass sie ohne Schutzkleidung arbeiten und im ständigen Kontakt mit Pestiziden seien. Auch hier gab es keine Stellungnahme von Del Monte.
Auch in dem Beitrag Ananas: Südfrucht mit Nebenwirkung? vom WDR – Markt wurde auf die Missstände um die Frucht Ananas hingewiesen und Rewe damit konfrontiert. Dort wurde schließlich eine Ananas von Del Monte gefunden. Der Konzern antwortete: „Die Rewe bezieht bereits 90 Prozent ihrer Ananas von Lieferanten, die nach entsprechenden Sozialstandards zertifiziert werden.“ Rewe wies den Vorwurf zurück.
Auch als wir 2014 in unserem Beitrag: „Das bittere Geschäft mit den Orangen“ über die Zustände berichteten, die in der Orangenproduktion herrschen, gab es ein Dementi. Doch auch 2016 hatte sich erneut gezeigt, dass sich seither nichts geändert hat. Weiterhin herrschen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Kinderarbeit ist, wie vielerorts in Brasilien, an der Tagesordnung, und das, obwohl die Arbeitsbedingungen nicht nur als menschenunwürdig zu bezeichnen sind, sie sind zudem gefährlich. Nicht selten kommt es auf Grund zu langer oder zu kurzer Leitern, fehlender Schutzkleidung und wegen extrem hohem Arbeitsdruck, der auf den Plantagen und in den Verarbeitungsfabriken herrscht, immer wieder zu Unfällen. Wie teuer ist billig? Orangen zum Dumpingpreis
Der Preis der Ananas
Die Organisation makefruitfair kritisiert, dass eine Ananas zum Preis von einem Euro auf der Seite der Arbeiter keinen Gewinn bringen könne und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Stellung der deutschen Supermärkte. In Deutschland mit seinen traditionell billigen Lebensmitteln würden diese quasi die Rolle eines Türstehers übernehmen, der bestimme, was und zu welchen Preisen in den Handel komme und was nicht. Im mittelamerikanischen Costa Rica sollen Tausende Menschen seit Jahren kein Leitungswasser trinken, weil darin Pestizide aus dem Ananas-Anbau gefunden wurden. Seit 2007 warnen die Behörden und versorgen El Cairo und die anderen drei betroffenen Dörfer per Tankwagen mit sauberem Wasser. Zurzeit werden Untersuchungen von der eawag.ch durchgeführt.
Chemiker Clemens Ruepert von der Nationaluniversität Costa Ricas fand schon 2003 in den Wasserquellen der Orte den Pestizidwirkstoff Bromacil, der besonders leicht versickert. Bis zu seiner vorläufig letzten Untersuchung im Mai 2011 maß er im Quellwasser der Gemeinde Milano regelmäßig 2,5 bis 6,7 Mikrogramm pro Liter – 25 bis 67 Mal so viel wie der europäische Grenzwert. Untersuchungen im Auftrag des staatlichen Wasserwerks AYA haben die Überschreitungen des Grenzwerts bestätigt. Costa Rica selbst hat keine Limits festgelegt.
Die Region im Osten des Landes ist nicht die einzige, in denen Ananasfarmen die Umwelt schädigen. Verantwortlich sind auch Fincas, die für internationale Konzerne wie Fresh Del Monte Produce produzieren. Sie bringen die Früchte auch in deutsche Supermärkte. Rund 70 Prozent der Importe kommen dem Statistischen Bundesamt zufolge aus Costa Rica, dem kleinen Land zwischen Nicaragua und Panama: etwa 136 000 Tonnen pro Jahr. Auch weltweit ist es der größte Ananasexporteur.
Ananas werden – wie viele Südfrüchte – meist in Monokulturen angebaut, weil sich die Fincas so auf eine Frucht spezialisieren können. Würden sie verschiedene Pflanzen anbauen, würden sie weniger Geld verdienen. Aber in den Monokulturen wachsen über Jahre auch Populationen von Schädlingen und Unkräutern, die auf die Ananas eingestellt sind. „Deshalb halten die Farmer mit großen Mengen teils besonders giftiger Pestizide dagegen“, sagt ein Ingenieur von Costa Ricas Nationaluniversität.
Eine vergiftete Umwelt – keine seltene Folge in der Agrarindustrie. Aber selten ist sie so gut dokumentiert wie im Fall der Ananas.
Auf Ananasplantagen in Costa Rica ist einiges faul: Giftige Pestizide, Hungerlöhne – das ist die Wahrheit hinter den Ananas, die Supermärkte wie Lidl als „nachhaltig“ anpreisen und verkaufen. Über die Situation berichten die Wissenschaftlerin und politische Aktivistin Eva Carazo Vargas und die Umweltaktivistin Xinia María Briceño aus Costa Rica.
Del Monte kauft seit Anfang der 90er-Jahre Ananas von der größten Plantage in El Cairo. Der Konzern weist in einer E-Mail an die sonntaz „falsche sensationalistische Behauptungen“ zurück, er sei für Umweltprobleme der Ananasproduktion in Costa Rica verantwortlich. Die Farm habe „2008 aufgehört, Bromacil zu benutzen“. Indirekt räumt Del Monte also ein, dass sein Zulieferer davor das Ackergift benutzt hatte.
Auch wenn die Del Monte-Finca seit 2008 auf Bromacil verzichten sollte, könnte sie daran schuld sein, dass auch lange Zeit später im Grundwasser Pestizide gefunden wurden. „Bromacil ist sehr stabil“, sagt der Chemiker Ruepert. Aus diesem Grund sei es möglich, dass die Substanz Jahre später im Wasser lande. Welchen Pestizidwirkstoff Del Monte heute verwendet, sagt der Konzern nicht. Andere Ananasfarmen benutzen der Nationaluniversität zufolge sowieso weiter Bromacil.
Süße Früchte, bittere Wahrheit
Die Mitverantwortung deutscher Supermärkte für menschenunwürdige Zustände in der Ananas- und Bananenproduktion in Costa Rica und Ecuador
Die vorliegende Untersuchung zeigt am Beispiel der Ananasindustrie in Costa Rica und der Bananenindustrie in Ecuador, mit welchen dramatischen sozialen und ökologischen Kosten der Anbau tropischer Früchte verbunden ist.
Deutsche Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Edeka und Rewe sind mitverantwortlich für die unhaltbaren Zustände in der Bananen- und Ananasproduktion: Sie nutzen ihre Marktmacht aus, um einen starken Preisdruck auf Produzenten und Lieferanten auszuüben. So sind etwa die Importpreise für Ananas trotz steigender Produktionskosten zwischen 2002 und 2014 um rund 45 Prozent gesunken. Dies trägt dazu bei, dass traditionelle Ausbeutungsstrukturen in den beiden Ländern noch verschärft werden, die Löhne der Plantagenarbeiter/innen weder in Costa Rica noch in Ecuador für den Lebensunterhalt einer Familie ausreichen und immer noch prekäre Arbeitsverhältnisse vorherrschen.
Während Supermarktketten das Aussehen der importierten Früchte penibel kontrollieren und beim kleinsten Makel ganze Lieferungen nicht annehmen, spielen soziale und ökologische Kriterien für sie eine deutlich geringere Rolle. Die Untersuchung deckt (zu) viele Verletzungen von Menschen- und Arbeitsrechten in der Ananas- und Bananenproduktion auf. Die Studie können Sie hier downloaden
Bereits 2013 beobachteten Experten wie der Agrarwissenschaftler Esteban Ricardo Acosta Pereira von der Universität Earth nicht nur in Costa Rica, dass die Zahl der Konflikte rund um die Ananas zunehmen. „Bei den bestehenden Anbaumethoden und dem exorbitanten Einsatz von Pestiziden ist es zwangsläufig so, dass es zur Verschmutzung von Grundwasser und Flüssen kommt. Wir brauchen ein unabhängiges Monitoring beim Pestizid-Einsatz und eine Kontrolle bei der Ausdehnung der Anbauflächen“, erklärt der Wissenschaftler.
Peireira hält die Ökobilanz der konventionellen Ananasproduktion für verheerend, auch wenn die Früchte, die schließlich in der EU in die Läden gelangen, bisher alle Grenzwerte einhalten. Die Frauen aus Milano teilen seine Einschätzung. Mehrfach schon haben sie an die Produzenten appelliert, mehr Bio-Ananas anzubauen. Bislang ohne Erfolg.
Auch in anderen Teilen der Welt: Landgrabbing und Abhängigkeit
In Thailand liegt der Anbau der Ananas vorwiegend in der Hand von Kleinbauern. Ganz anders stellt sich die Situation auf den Philippinen dar. Der Ananasanbau ist hier das Geschäft von Multis – und hier insbesondere der Unternehmen Del Monte und Dole – die rund 85 % der Anbaufläche bewirtschaften.
Die California Packing Corporation – jetzt Del Monte Corporation (USA) – begann 1926 mit dem Plantagenanbau auf Mindanao. Zwei Jahre später verfügte das Unternehmen schon über eine Anbaufläche von mehr als tausend Hektar. Später kamen Konservenfabriken hinzu. Die Methoden des Landerwerbs und die Arbeitsbedingungen stießen auf Kritik und wurden als „frühkolonialistisch“ charakterisiert. Anwerber wurden und werden von den Agrarkonzernen in die Barrios geschickt, um die Bauern zur „Verpachtung“ ihres Landes an den Betrieb zu überreden. Zur Überzeugungstaktik gehörten große Geschenke, Alkoholgelage und Fahrten mit ausländischen Luxuswagen. Wer nach Monaten der „Freundschaft“ mit diesen Strohmännern und der Anhäufung von soviel „Utang na loob“ dennoch nicht verpachten wollte, wurde bedroht und eingeschüchtert. 300 bis 500 Pesos erhielt ein Landbesitzer pro Jahr für einen Hektar.
Für das Großunternehmen waren das lächerliche Summen. Die Bauern hatten jedoch keine Erfahrung mit soviel Geld. Außerdem wurden fast nie Verträge unterschrieben, und ein Teil der Auszahlung musste als Steuer wieder abgegeben werden. Eine, wenn nicht reiche, so doch relativ zufriedene Landbevölkerung wurde auf diese Weise in eine Schar unterbezahlter Industrie- und Plantagenarbeiter verwandelt.
Die Weltwirtschaftskrise führte zu Produktionseinschränkungen. 1941 wurden einige Ananasfelder in einen Flugplatz umgewandelt, den unter anderem General McArthur 1941 für seinen Flug nach Australien in Anspruch nahm. Nach Kriegsende wurde der Anbau, die Verarbeitung und Vermarktung von Ananasprodukten weiter zielstrebig ausgeweitet. Dies gilt insbesondere für die sechziger Jahre, als auf Hawaii, dem bisherigen Hauptlieferungsland der Ananas, die Arbeitskosten stiegen und Anbauflächen knapp wurden. In den achtziger Jahren erwarb der Nahrungsmittel– und Zigarettengigant JT Reynolds die Del Monte Corporation, trennte sich 1996 jedoch wieder von seinem Besitz. Heute gibt es heute zwei Hauptanteilseigner:
(a) zum einen die philippinische Macondray and Co. Inc., ein Tochterunternehmen der im Agrargeschäft (u. a. Bananen) tätigen philippinischen Lorenzo-Unternehmensgruppe und
(b) zum anderen die in Italien ansässige Cirio Del Monte NV.
Beide Unternehmen sind wiederum Hauptanteilseigner der Holdinggesellschaft Del Monte Pacific Limited, Singapur, die insbesondere die Markenrechte für Del Monte Dosenprodukte und –säfte auf den Philippinen und dem indischen Subkontinent besitzt. Hin und wieder findet man noch den Hinweis, dass die philippinische Del Monte Company sich in amerikanischem Kapitalbesitz befände. Diese Information ist schon seit längerer Zeit unzutreffend.
Del Monte betreibt durchaus Public Relation. Fast nicht zu ermitteln ist jedoch der Landbesitz auf den Philippinen. In älterer Literatur finden sich Angaben von 20 000 bis 25 000 Hektar, wobei nicht spezifiziert wird, inwieweit es sich auch um gepachtetes Land bzw. Land von Vertragsbauern handelt. Vielleicht ist auch die Eigentumsfrage gar nicht mehr so relevant, denn die transnationalen Gesellschaften (TNCs) wie Del Monte und Dolefil praktizieren – auch vor dem Hintergrund einer vielleicht doch noch stärker greifenden Landreform – verstärkt das „Contract Growing“, das ihnen auch ohne Eigentumsrechte eine beachtliche Verfügungsgewalt über die Ananasproduktion und -vermarktung einräumt. Man schließt langfristige Verträge (zehn Jahre und mehr) mit Bauern ab, in denen diese sich verpflichten, unter ganz bestimmten Auflagen (Art der Früchte / Pestizid-Einsatz) Ananas für die Gesellschaft anbauen. Die Bauern werden mit den notwendigen „inputs“ beliefert, verkauft werden kann nur an die Vertragsgesellschaft.
Del Monte wurde 2010 an Kohlberg_Kravis_Roberts verkauft.
Die wiederum haben gemeinsam mit Goldman Sachs z. B. den Geldautomaten- und Kassenhersteller Wincor Nixdorf vom Siemens-Konzern gekauft und nach dem Börsengang sechs Jahre später wieder verkauft und wenn man die Tätigkeiten von KKR im Verbund mit Goldman Sachs studiert, kommt man auf interessante Details. Goldman Sachs und Kohlberg Kravis Robet sind auch unter den Teilnehmern der Bilderberger 2016 zu finden. Mehr Infos: BILDERBERG MEETING DRESDEN – Informationen zu den Teilnehmern und der Konferenz
Und jetzt soll auch Brasilien verstärkt den Ananas-Anbau steigern
Ananas steht in Brasilien an dritter Stelle der am meisten angebauten tropischen Früchte. Als Saft, frische Frucht, Dessert, Torten, Gelees und Trockenfrucht ist die Ananas fester Bestandteil der brasilianischen Küche. Mit zunehmendem Wirtschaftswachstum und steigender Kaufkraft der Unter- und Mittelschicht steigt auch der interne Ananaskonsum in Brasilien. Allein auf dem Früchtegroßmarkt (CEASA) in Natal/RN werden täglich ca. 90 000 Ananas vermarktet.
Der Bundesstaat Rio Grande do Norte hat bedeutende Ananas-Anbaugebiete, da die Früchte aus dieser Region auf Grund der vielen Sonnentage eine exzellente Qualität und hohen Brix (Süße) besitzen. Täglich fahren von hier aus Dutzende beladene Ananas-LKWs in die großen Metropolen von ganz Brasilien, um die Früchtegroßmärkte mit der bekannten Abacaxi aus dem Nordosten zu bedienen.
Die Ananas gehört zu den Bromeliengewächsen. Sie wächst auf jedem Boden, der gut drainagiert ist. Auf viel Bodennässe reagiert sie sehr empfindlich und neigt zu Wurzelfäule. Die Pflanze kann monatelange Trockenperioden überleben, eine zusätzliche Beregnung kann den Ertrag jedoch wesentlich verbessern. Unter Beregnung dauert der Pflanzzyklus von der Pflanzung bis zur Ernte 16 – 18 Monate. Ohne Beregnung entsprechend länger. Ananas wird bevorzugt in Meeresnähe angebaut, weil dort die Tages- und Nachttemperaturen ausgeglichener sind. Denn kühlere Nachttemperaturen unter 20° C bewirken bei der Pflanze das vorzeitige Blühen, was der Produktion schadet. Rio Grande do Norte bietet die idealen Standortsbedingung für den Ananasanbau.
In Costa Rica wurden die weltweit ersten FAIRTRADE Bio-Ananas produziert! Die „Super Sweet“ Bio Ananas mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel, die nun nach Österreich importiert werden, stammen aus Costa Rica und Ghana.“
Erfüllte Kriterien
Einhaltung der EU-Bio-Verordnung 834/2007 | |
Besondere Leistungen im Sozialbereich | |
Umweltschonende Verpackung | |
Förderung regionaler Wirtschaft | |
Kein Einsatz von Gentechnik |
z. B. Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Zahlung von Prämien für Sozialprojekte (z. B. Schulen, Gesundheitsversorgung, Trinkwasseraufbereitung)
Hilfreich ist ab und zu ein Blick in den Einkaufsratgeber und auch das Maßhalten beim Einkaufen, weil sehr oft unüberlegte Käufe dann im Müll landen.
Netzfrau Lisa Natterer
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