Frauenstimmen zum Klimawandel im südlichen Afrika

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Die UN-Klimakonferenz in Marrakesch ging gerade zu Ende. Nächstes Jahr wird der Weltklimagipfel in Bonn stattfinden. Solche medialen Großereignisse verfolgen afrikanische Klimaexpertinnen mit Interesse. Einige nehmen auch selbst daran teil, obwohl unsere Medien nicht einmal eine Randnotiz dazu bringen. Klimaforschung gilt fälschlicherweise noch immer als Männerdomäne. Um so wichtiger ist die multi-mediale Informationsplattform africanclimatevoices.com. Hier kommen afrikanische Klimaforscherinnen, Aktivistinnen und Entscheidungsträgerinnen zu Wort.

In Malawi, das keineswegs als Vorzeigeland in Sachen Gender-Gerechtigkeit gilt, berichteten nationale Medien über die Stellungnahmen des Netzwerkes von Frauen aus Nichtregierungsorganisationen zur Klimakonferenz in Marrakesch. So betonte die Vorsitzende des Komitees für landwirtschaftliches Empowerment, Hellen Chasowo, Verantwortung für Gender-Interessen sei die Grundlage für nachhaltige Resultate zum Klimawandel. Das gelte für die internationale Ebene ebenso wie für die nationale Umweltpolitik, konkret für den Klimaschutz und alle Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.

Zudem verlangte das malawische Frauennetzwerk gender-sensible Frühwarnsysteme, um Dürren, Flut, Stürme vorauszusagen, denn von deren Folgen seien Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten besonders betroffen. Schließlich sind sie die tragenden Kräfte in der Landwirtschaft und familiären Wasserversorgung.

Das unterstrichen bereits Entwicklungsaktivistinnen aus dem benachbarten Sambia während der Weltklimakonferenz 2011. Mailes Muke forderte damals, die Gelder internationaler Geber für Klimaprojekte sollten viel mehr Frauen helfen. Sie würden unter immer schwierigeren Bedingungen die Ernährung und Versorgung ihrer Familien gewährleisten. Dennoch würden die meisten Klimafinanzen für Maßnahmen ausgegeben, ohne Frauen zu berücksichtigen. Das sei ein Alptraum und ein Widerspruch zur nachhaltigen Entwicklung.

Auch die regionale Frauenrechtsorganisation Women in Law and Development in Southern Africa (WILDAF) verlangte nach umfassenden Ansätzen. Regierungen sollten mehr gegen die Abwanderung vom Land und für die Gesundheit tun. Insbesondere HIV-Infektionen müssten reduziert werden, da sie Frauen und Mädchen schwächen und ihnen hohe Pflegelasten aufbürden, wenn Familienmitglieder an AIDS erkranken. Durch unsichere Ernten, weniger Nahrungsmittel und schwierigere Wasserbeschaffung in Folge von Dürren sind diese Probleme besonders dramatisch. All das sind weiterhin Verstöße gegen die Menschenrechte von Frauen, zu deren Einhaltung alle Länder der Afrikanischen Union aufgrund eigener Abkommen verpflichtet sind.

Landrechte gelten als Schlüssel für eine selbstbestimmte Entwicklung, die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung und die Ernährungssouveränität. Wenn Frauen Landrechte erhalten, können sie durch lokale angepasste agrar-ökologische Anbausysteme aktiv zum Erhalt der Biodiversität beitragen. Falls das nicht geschieht, steigen Abhängigkeit, Armut, Gesundheitsprobleme, Ausbeutung und Gewalt.

Zahllose Landfrauen werden sexuell erpresst oder müssen sich prostituieren, um Zugang zu Nahrungsmittelhilfe erhalten, wie Menschenrechtsorganisationen aus Simbabwe berichteten. Korrupte Behördenmitarbeiter nutzten ihre Notlage skrupellos aus. Auch in Mosambik prangern internationale humanitäre Organisationen den Missbrauch von Frauen und Mädchen an. Sie skandalisieren zudem die Verbreitung von Kinderehen in Folge der Dürre und das in einem Land, in dem die einflussreiche Politikerin Graca Machel Kampagnen gegen die Verheiratung von Minderjährigen durchführt, um eheliche Gewalt, Teenagerschwangerschaften sowie hohe Mütter- und Säuglingssterblichkeit insbesondere in ländlichen Gebieten zu verhindern.

Schon am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen vor fünf Jahren, am 25.11.2011, thematisierten Landrechtsaktivistinnen im Rahmen der internationalen Klimakonferenz COP 17 in Durban, die Strukturprobleme von Kleinbäuerinnen und Landbewohnerinnen, die zusätzlich zu zahlreichen gesellschaftlichen und ökonomischen Schwierigkeiten nun auch noch die Folgen des Klimawandels bewältigen müssen. Um so wichtiger sind umfassende rechtliche und politische Ansätze, strafrechtliche Konsequenzen für korrupte, sexistische und gewalttätige Behördenvertreter sowie Einstellungsänderungen männlicher Autoritäten, die Kinderehen besiegeln. So lautete beim Treffen der Basisfraueninitiativen in Durban eine zentrale Forderung: die Einhaltung von Rechtsstaatlichkeit.

In Südafrika, das seit der Demokratisierung 1994 sukzessive Frauenquoten in vielen Entscheidungsgremien einführte, setzen lokale Frauenorganisationen auch auf Regierungsvertreterinnen. Sie sollten die Interessen und Probleme der Landfrauen nicht vergessen und in internationalen Klimaverhandlungen klar Stellung beziehen.

Die offizielle Delegation Südafrikas, die kürzlich zur internationalen Klimakonferenz nach Marrakesch reiste, wurde von der Umweltministerin Edna Molewa geleitet. Sie repräsentierte bereits im Dezember 2015 bei der Weichen stellenden internationalen Klimakonferenz in Paris das Land am Kap der guten Hoffnung. Aus Südafrika, das wegen seiner vorbildlichen Frauen- und Gender-Politik Leuchtturmcharakter auf dem Kontinent hat, kam auch Botschafterin Nozhipho Mxakato-Diseko, die Verhandlungsleiterin der Afrikagruppe und der Gruppe der 77 Entwicklungsländer in Paris. Darin sind inzwischen 134 Länder und China zusammengeschlossen, in den Ländern leben über 80 Prozent der Weltbevölkerung. Schon im Vorfeld hatte Mxakato-Diseko hart verhandelt und die Interessen von Entwicklungsländern gegenüber den Industriestaaten vertreten. Standhaft beharrte sie auf den Forderungen der Entwicklungsländer nach Zusagen der Geber zur Entwicklungsfinanzierung. Schließlich sind die Industrieländer Hauptverursacher von CO2-Emmissionen und für den rasanten Anstieg der Treibhausgase verantwortlich.

Industrieländer sind auch gefordert, politisch, juristisch und finanziell mehr für eine nachhaltige Entwicklung und gegen Gewalt an Frauen zu tun. Das fordert die internationale Kampagne UNITE anlässlich des diesjährigen Tages gegen Gewalt an Frauen, also am 25. 11. 2016. Und UN-WOMEN-Direktorin Phumzile Mlambo-Ngcuka pflichtete dem schon im Vorfeld bei, die Staatengemeinschaft und alle Regierungen müssten größere Anstrengungen unternehmen, um die Gewalt an Frauen zu überwinden. Das sei die Grundlage für friedliche Gesellschaften. Sie weiß, wovon sie spricht, denn in ihrer Heimat Südafrika war sie jahrelang für Frauenorganisationen und für Bildungs- und Entwicklungsprogramme von Frauen in ländlichen Gebieten zuständig.

Rita Schäfer

Umfassende Informationen über den Klimawandel bietet die multimediale Plattform Africanclimatevoices.com

http://africanclimatevoices.com/south-africa-all-infos-at-a-glance

http://africanclimatevoices.com/malawi-all-infos-at-a-glance

http://africanclimatevoices.com/zambia-all-infos-at-a-glance

http://africanclimatevoices.com/climate-issues/gender

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