Was sollen 10.000.000.000 Menschen essen?

NahrungBis 2050 wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Wo wird dann die Nahrung für alle herkommen? Wird es die industrialisierte Landwirtschaft schaffen, genug auf unsere Teller zu bekommen? Film-Regisseur, Bestseller-Autor und Food-Fighter Valentin Thurn sucht weltweit nach Antworten und Lösungen. Dabei erkundet er die wichtigsten Grundlagen der Lebensmittelproduktion.

Im Laufe dieses Jahrhunderts wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden anwachsen. Wo soll die Nahrung herkommen, die jeder Einzelne täglich zum Überleben benötigt und von der ja bereits heute jeder Sechste zu wenig hat. Wie können wir verhindern, dass die Menschheit allein durch ihr Wachstum die Grundlage für ihre Ernährung zerstört?

Der Regisseur Valentin Thurn hat sich gefragt, wie wir die Menschen der Zukunft ernähren können. Er hat dafür 250 000 Dollar teure Laborburger in den Niederlanden gefilmt und japanische Gewächshäuser besucht, die ohne Erde auskommen. Aber die Lösung werde eine andere sein, sagt er: Kleinbauern.

Ein Beispiel:

Gesunde, sichere, hochqualitative und finanzierbare Nahrung für alle Menschen. „Jeder hat das Recht, gutes Essen zu bekommen“, erklärt Will Allen, der ehemalige Profi-Basketballer, der einen Bauernhof in einem Armutsviertel von Milwaukee gründete. Siehe Eine andere Welt ist pflanzbar – Another world is plantable

Oder:

Singapur ist einer der am dichtesten besiedelten Staaten der Welt. Platz auf der Insel ist Mangelware. Um die einheimische Landwirtschaft zu stärken, wird jetzt in die Höhe gepflanzt. Siehe Mehr mit weniger! Die vertikale Revolution: Agrarwolkenkratzer lösen Hungerproblem

Regisseur Valentin Thurn hat mit seinem letzten Film TASTE THE WASTE aufgezeigt, welche immensen Mengen an Lebensmitteln heutzutage ungenutzt auf den Müll wandern. Damit hat er eine breite Öffentlichkeit angesprochen und eine intensive gesellschaftliche Debatte über Deutschland hinaus entfacht. Jetzt geht er einen Schritt weiter und rückt in seinem neuen Dokumentarfilm „10 Milliarden“ die Landwirtschaft als Basis der Welternährung in den Mittelpunkt.

Dazu auch Planet Wissen: Wie werden wir in Zukunft satt ?

Wie kann zukünftig genug Nahrung für zehn Milliarden Menschen erzeugt werden? Zwei Lager behaupten, die Lösung zu kennen: Einerseits die industrielle Landwirtschaft, die global immer weiter expandiert und hocheffizient auf Massenproduktion setzt. Demgegenüber stehen die biologische und die traditionelle Landwirtschaft, die zwar weniger Masse produzieren, dafür aber schonend mit den begrenzten Ressourcen umgehen. Von beiden Seiten will der Filmemacher wissen, wie sie die Welt künftig ernähren wollen. Der Film zeigt die globalen Wechselwirkungen in der Landwirtschaft anhand von Protagonisten aus den zentralen Produktionsbereichen Saatgut, Düngung, Schädlingsbekämpfung, Futtermittelherstellung, Tierproduktion und Handel. Dabei wird kritisch die derzeit gängige Praxis beider Seiten hinterfragt, aber auch unvoreingenommen ihre Lösungsansätze und Visionen für die Zukunft vorgestellt.

Am Ende des Films stehen innovative Ansätze für die Ernährungssicherung auf lokaler oder regionaler Ebene. Sie alle offenbaren, welch enormen Einfluss wir mit unserem Essverhalten haben. Jeder von uns entscheidet aktiv mit, welcher Weg zukünftig die Landwirtschaft dominieren wird.

„10 Milliarden“ bietet eine fundierte Entscheidungsgrundlage hierfür.

10 Milliarden – Valentin Thurn im West ART Talk

Mehr Informationen HIER 10milliarden-derfilm.de

Trailer:

Problemstellung: Thematische Aspekte

Aus dem Material für Schulen: 

1. Der ethische Aspekt: Wir hier in Deutschland werden in absehbarer Zeit wohl genug zu essen haben. Was aber ist mit den Menschen etwa in Asien und Afrika? Dieses Problem ist nicht neu und hängt nicht mit der Frage nach den 10 Milliarden zusammen. Das Problem der Zunahme der Weltbevölkerung zeigt aber, dass die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Ländern mit einer satten und einer hungernden Bevölkerung auf dramatische Weise weiter auseinandergeht. Tatsächlich hungert heute schon ein Teil der Menschheit. Wie verhalten wir uns dazu? Welche Lösungen des Hungerproblems werden aktuell besprochen? Was können die reichen Staaten unternehmen? Inwiefern fühlen sich die reichen Länder verantwortlich?

Siehe: Afrikanische Bauern können die Welt ernähren, wenn nicht… – African Farmers Can Feed the World, If Only…

2. Ethischer Konsum: Der Kern der Frage nach der Welternährung – und das wird beim Anschauen des Films und seiner Argumentation deutlich – ist die mit jeder Konsumentscheidung verbundene ethische Frage nach der Verantwortung des Konsumenten. Wir leben in einem globalen Dorf, will heißen: Unsere Konsumentscheidungen haben weltweite Auswirkungen. Wir tragen Verantwortung für unseren Konsum und damit auch für das Problem der Welternährung. Die Entscheidung für ein Industriehühnchen etwa ist auch die Entscheidung für den Futtermittelanbau in Afrika und die Tatsache, dass dort Flächen der kleinbäuerlichen Produktion entzogen werden.

Siehe auch: Auf dem Weltmarkt wird Afrika keine Chance gelassen – Ghana groans under large food import bills

3. Die Verantwortung für die Zukunft: In der Sequenz „Solidarische Landwirtschaft“ wird dieser Aspekt im Film formuliert. Die reichen Länder verbrauchen gegenwärtig die Ressourcen der Welt und leben so, dass, wenn alle so leben wollten, wir mehrere Planten von der Größe der Erde bräuchten. Es gibt eine Verantwortung der Zukunft (zukünftigen Generationen) gegenüber. Mit den vorhandenen Rohstoffen, dazu gehört auch die bebaubare Ackerfläche, muss respektvoll und nachhaltig umgegangen werden.

Siehe: Vom Sägen am Ast, auf dem man sitzt, oder wie Glyphosat die Bodenbiologie vernichtet! – GMOs, Glyphosate and Soil Biology

4. Die Frage nach der gerechten Verteilung: Das Problem der Welternährung wird heute vor allem als Herausforderung an die industrielle Nahrungsmittelproduktion verstanden. Das, so der Film, ist eine Herangehensweise, die nicht zum Ziel führen kann. Industrielle Landwirtschaft und industrielle Fleischerzeugung nutzen die Ressourcen, ohne an die Zukunft zu denken. Ihre Maxime ist der Profit. Tatsächlich ist die kleinbäuerliche Produktion viel intensiver und effektiver und wäre auch in der Lage, die gesamte Menschheit zu ernähren. Warum aber funktioniert die Ernährung dann nicht schon heute? Der Film stellt hier die Frage nach der gerechten Verteilung und den ungleichen Zugangschancen.

Siehe auch: Landgrabbing in Afrika mithilfe der G7 – Millions of dollars pumped into oil palm development in Tanzania

5. Das Geschäft mit dem Hunger: Nahrungsmittel, das zeigt der Blick zur Börse, sind ein „normaler“ Bereich des weltweiten Handels. Es gelten die Gesetze von Angebot und Nachfrage, von Verknappung und Spekulation. Nimmt man diese Gesetze des Handels und des Marktes als gegeben, so stellt sich die Frage nach Handlungsmöglichkeiten innerhalb dieses Systems. Der Film gibt darauf mehrere Antworten. Eine besteht in der Herausstellung der Bedeutung der Unabhängigkeit der Kleinbauern. Eine andere im Hinweis auf die lokalen und regionalen Märkte. Inwieweit sind dies realistische und effektive Reaktionen auf das herrschende System der Nahrungsmittelverteilung?

Siehe auch: Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger?

6. Ein weitergehender thematischer Aspekt ist die Frage nach den sozialen Strukturen. Was passiert, wenn Grundnahrungsmittel wie etwa das Trinkwasser, nicht mehr als Leistung der öffentlichen Hand geliefert werden, sondern ebenfalls den Marktgesetzen unterworfen werden?

Die Folgen können am sogenannten Wasserkrieg in Bolivien studiert werden – Siehe: auch Kampf ums Wasser

.Wäre es umgekehrt möglich, Brot, Mehl oder Reis so zu behandeln, wie heute in vielen Ländern das Trinkwasser? Wie lässt sich das in zahlreichen Konventionen festgeschriebene Menschenrecht auf Nahrung durchsetzen?

7. Die Lösung des Welternährungsproblems liegt nach Meinung des Regisseurs in der Produktion von Nahrungsmitteln in kleinbäuerlichen Betrieben mit intensiver Bewirtschaftung, in der Nachhaltigkeit des Anbaus, d. h. in der Erhaltung der natürlichen Ressourcen und im darauf abgestimmten Konsum: dem Konsum lokal, regional und nachhaltig erzeugter Produkte im saisonalen Wechsel. Ganz bewusst formuliert der Regisseur am Ende des Films seine Antwort auf die Ausgangsfrage. Er bleibt nicht anonym und sprachlos. Er versteckt sich nicht hinter den Experten und Expertisen. Er bezieht als Filmemacher Stellung – und fordert den Zuschauer so zur eigenen Stellungnahme heraus.

Siehe: Landwirtschaft geht auch anders, ohne GVO und Pestizide! – Farming in a different way!

Mehr Informationen Schulmaterial zum Downloaden 

Am Schluss des Films fasst Regisseur und Autor Valentin Thurn die Ergebnisse seiner Reise rund um die Welt zusammen.

„Er gewichtet und bewertet die Antworten und Argumente der Interviewpartner und zieht ein persönliches Fazit: „Bei meiner Suche ist mir bewusst geworden, wie komplex die Herstellung von Nahrung ist. Und vor allem, wie verwundbar die globalisierten Märkte sind, von denen heutzutage alles abhängt. Es war ein großer Fehler, dass wir es zugelassen haben, dass die Entscheidungen über unser Essen von wenigen Konzernen gefällt werden. Denn dadurch werden die Kleinbauern fast überall auf der Welt von Großfarmern verdrängt. Doch die wirtschaften nicht nachhaltig und können deshalb die Ernährung unserer Kinder und Enkel nicht sichern. Die Lösung der ganz großen Probleme liegt ganz offenbar im Kleinen. Gerade in Afrika und Asien, wo die Bevölkerung am schnellsten wächst, können die Kleinbauern mehr aus dem begrenzten Land herausholen. Vor allem aber sorgen sie für eine bessere Verteilung der Lebensmittel und Einkünfte. Das ist eindeutig der effektivste Weg, um Hunger zu bekämpfen. Auch in Europa brauchen wir die bäuerliche Landwirtschaft. Dabei geht es nicht um romantische Vorstellungen, sondern um das lebenswichtige Interesse, dass die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt. Wir sollten deshalb von unseren Politikern fordern, den Vormarsch der industriellen Landwirtschaft zu stoppen anstatt ihn sogar noch mit Subventionen zu fördern. Wir Verbraucher können die kleinen und mittleren Bauern stärken, indem wir mehr regional einkaufen, damit unser Ernährungssystem die nötige Stabilität für die Zukunft bekommt. Ich persönlich fühle mich jedenfalls dafür verantwortlich, wo meine Lebensmittel herkommen und wie sie hergestellt wurden. Und ich weiß jetzt, dass wir mit jedem Einkauf mithelfen können, dass die bald 10 Milliarden Menschen alle satt werden.“

Empfehlen möchten wir dazu auch:

Ein Blick auf die Massenproduktion von Lebensmitteln – Wenn wir wüssten, was wir essen, würden wir es vielleicht gar nicht mehr essen wollen!

Jeder von uns hat Handlungsspielraum und es ist nicht nötig, in Pessimismus zu verfallen. Die Aussicht auf „10 Milliarden“ wird durchaus auch von den Geschäftsinteressen der Großkonzerne missbraucht, um Angst zu verbreiten und die eigenen Lösungen durchzudrücken.

Danke an  Valentin Thurn und sein Team.

Netzfrauen

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Was Massentierhaltung anrichtet!

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New York „Eine Stadt macht satt“ – Gemüse von den Dächern Brooklyns.

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