Es ist geradezu grotesk, dass ausgerechnet Bio-Gemüse und -Obst im Supermarkt noch einmal extra in Plastik eingepackt ist. Doch auch einzeln abgepacktes, geschältes Obst landet in Plastik – ob Ananas oder Melone, sogar geschälte Äpfel, es gibt nichts, was es nicht gibt. Denn obwohl die Kokosnuss bereits eine harte Schale hat, umhüllt man diese ebenfalls mit Plastik.
Sechs Millionen Tonnen Plastik. So viel Kunststoff gelangt jedes Jahr ins Meer. Tendenz steigend. Waren bisher vor allem die sichtbaren Wirkungen des im Meer treibenden Plastikmülls wie strangulierte Seelöwen und erstickte Vögel bekannt, warnen Chemiker und Meeresbiologen weltweit vor der toxischen Wirkung des Plastiks auf das Leben im Meer.
Plastik ist ein gefährlicher und langer Begleiter auf dieser Erde, da es nicht biologisch abbaubar ist. Jährlich sterben etwa eine Million Seevögel, weil sie irrtümlicherweise Plastikteile als Nahrung aufnehmen. Der Verdacht besteht, dass auch bei Menschen der Umgang mit Plastik zu Krebs, Unfruchtbarkeit, Autismus oder Allergien führen kann. Besonders problematisch ist der Stoff Bisphenol A.
Global werden pro Jahr nahezu 240 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert. Allein 60 Millionen Tonnen Plastik werden in Europa produziert, das sind etwa 25 Prozent der globalen Produktion.
Laut UNO gelangen 80 Prozent des Kunststoffmülls über Flüsse in die Ozeane.
Ende der 1990er-Jahre stoßen Forscher im Nordpazifik auf eine riesige schwimmende Müllhalde, in der Tausende Tonnen Plastik umherkreiseln. Und auch in Plastic Planet machte Werner Bote 2009 darauf aufmerksam: Wir sind Kinder des Plastikzeitalters: vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietscheente bis hin zum Auto. Plastik ist überall!
In den Weltmeeren findet man inzwischen sechsmal mehr Plastik als Plankton und selbst in unserem Blut ist Plastik nachweisbar! Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken.
Doch obwohl alles seit Jahren bekannt ist, ändert sich nichts dran. Der Anteil am weltweiten Plastikmüll ist zu einem Drittel auf Plastikverpackungen zurückzuführen. Dabei sind diese auch noch kaum wiederzuverwenden, wenn es um Plastikverpackungen für Obst und Gemüse geht.
Wer nach einem langen Arbeitstag keine Lust mehr hat, lange in der Küche zu stehen, ist mit „Plastikgemüse“ gut bedient. Vor allem die bunte Salatmischung findet leicht ihren Weg in den Einkaufswagen. Das sieht man übrigens immer häufiger auch in deutschen Supermarktregalen. Dazu als Nachspeise noch etwas „Plastikobst“, denn schließlich braucht der Menschen Vitamine. Ein Aufkleber weist daraufhin: wirklich frisch – ein Facharbeiter hat in mühevoller Kleinstarbeit jedes Obst händisch geschält und aufwändig verpackt, damit die Frucht direkt aus der Box in den Mund landen kann. Genau, das möchten die Konzerne uns weismachen, doch glauben Sie das wirklich?
Immer weniger Deutsche nehmen sich die Zeit, zu Hause selbst aufwändig zu kochen. Laut einer repräsentativen Studie, die im Vorfeld der Messe Anuga 2015 vorgestellt wurde, haben viele Verbraucher immer weniger Zeit zum Kochen und Einkaufen – und essen deshalb vermehrt auswärts oder greifen zu Produkten zum Mitnehmen. Auf der Anuga zeigten einige Aussteller neue Kreationen der „to-go“-Klassiker Kaffee, Pizza oder einen Hähnchensnack. Vom 07. Oktober bis zum 11.Oktober 2017 findet die nächste Messe statt, und da ja immer weniger Menschen kochen wollen, gibt es dann auch gleich frisch geschnittenes Gemüse oder Obst natürlich in Plastikbehältern – das wird sicher der Renner. Glauben Sie nicht?
Das Geld ist den Menschen leicht aus der Tasche zu ziehen, ja, die Menschheit ist im Ganzen dümmer, als man angesichts der großen geistigen Leistungen unserer führenden Intellektuellen meinen sollte. Bitte nicht als Beleidigung empfinden, doch was ein Mitglied unserer Truppe auf der weltgrößten Fachmesse der Ernährungswirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie Anuga erlebte, ist eine unglaubliche Geschichte, in der sich das Entsetzen und der Humor die Waage halten. Kennen Sie die Kennzeichnung „glutenfrei“? Bei welchen Lebensmitteln vermuten Sie diese Kennzeichnung? Genau – bei Produkten aus Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Grünkern und Dinkel. Aber „glutenfreies“ Mineralwasser? Wasser enthält von Natur aus kein Gluten! Viele Besucher waren so begeistert von dem neuen „glutenfreien“ Wasser, dass wir uns fragen, ob man auch norwegische Fjordluftmischung in der Flasche kaufen kann. Mehr Erlebnisse von der Anuga finden Sie hier: Anuga – Sehr kostbares Nass: Mineralwasser »glutenfrei« und »laktosefrei«
Nun kommen nach „Glutenfreiem Wasser“, 2017 diese „Köstlichkeiten“ in Plastik. Und anstatt weniger Plastik wird immer mehr produziert, obwohl doch unlängst bekannt sein dürfte, welchen Schaden Plastik anrichtet.
Der Anteil am weltweiten Plastikmüll in Höhe von 240 Tonnen ist zu einem Drittel auf Plastikverpackungen zurückzuführen. Dabei sind diese auch noch kaum wiederzuverwenden, wenn es um Plastikverpackungen für Obst und Gemüse geht.
Plastik und Lebensmittel gibt es im Supermarkt häufig in enger Verbundenheit: Diese Symbiose gehört inzwischen zum normalen Anblick im Regal. Biobananen in Plastiktüten, die Gurke in der Folie oder ein paar vereinzelte Schinkenscheiben, die sich in einem Meer aus Plastik verlieren. Verpackungen haben häufig einen Anteil von bis zu 25 Prozent am Gesamtgewicht.
Beispiele aus der Praxis des alltäglichen Verpackungswahnsinns hat die Verbraucherzentrale in einer Liste Problemfall Plastikverpackung zusammengestellt.
„Hauptsächlich werden Bioprodukte bei uns verpackt, um den Kunden eine sichere und unverwechselbare Trennung dieser Produkte von konventionellen Produkten zu garantieren. Vielleicht macht ein Beispiel deutlich, warum das nötig ist: Ein Kunde greift im Markt zu einer konventionellen Gurke, entscheidet sich später aber für eine Bio-Gurke und legt die konventionelle Gurke zu den anderen Bio-Gurken. Dann hätten die folgenden Kunden keine Möglichkeit, zwischen konventionell und bio zu unterscheiden. Auch an der Kasse könnte es ohne separate Kennzeichnung zu Komplikationen kommen.“ So argumentiert der Handelskonzern REWE
Etwas findig, aber bildhaft umgerechnet, bedeutet das laut Verbraucherzentrale Hamburg dass der Müllberg sehr groß werden kann:
- Wenn in Deutschland nur noch eingeschweißte Gurken gegessen würden, könnten mit der Folie 6500 Fußballfelder bedeckt werden.
- Was wäre, wenn jeder von den 180 Millionen Schokohasen, die vor Ostern in Deutschland gekauft werden, in einer aufwändigen Plastikverpackung stecken würde? Das Gewicht von zwei großen Passagierflugzeugen käme zusammen, nämlich etwa 850 Tonnen.
- Mit allen in Deutschland pro Tag verbrauchten 17,5 Millionen Plastikbechern könnten etwa 16 000 Hamburger Michel mit einer Höhe von ungefähr 132 Metern aufgebaut werden.
Gemüse, Salate und andere Produkte – rundherum in Folie eingepackt. So manche Plastikverpackung kann der Gesundheit schaden.
Das Problem beim Kunststoff sind die Weichmacher, die bei der Produktion eingesetzt werden. Das sind vor allem die Industriechemikalien Bisphenol A (BPA) und Phthalate. Sie machen Plastik geschmeidiger und elastischer:
Protest in USA gegen Starbucks – Bananen in Plastik verpackt
Die Kunden in den USA trauten ihren Augen nicht, als sie feststellen mussten, dass Starbucks plötzlich Bananen in Plastiktüten eingeschweißt verkaufte. Es gab diese auch einzeln in Plastik verpackt. Auf Twitter machte sich dann Protest breit, ob es sich wirklich um Bananen handeln würde, oder ob diese künstlich seien. Gesundes anzubieten, bedeutet nicht, dass es auch gut gemacht ist.
„Ahh, Starbucks hat herausgefunden, wie die essbaren Teile von der Banane geschützt werden können“ so auf Twitter… nach Protest auf Twitter stellte Starbucks dieses Projekt wieder ein. Bananen gibt es seither nur noch lose zu kaufen.
Was bleibt zu tun
- Supermärkte sollten eine Trendwende einleiten und verstärkt ins „hüllenlose“ Geschäft einsteigen: Der verpackungsfreie Einkauf in speziellen Supermärkten ist ein neuer positiver Trend. Aber auch der gesamte Einzelhandel sollte Möglichkeiten schaffen, um Gefäße von zu Hause befüllen zu können, Mehrwegsysteme zu nutzen und mehr lose Lebensmittel anzubieten, insbesondere im Obst- und Gemüsesortiment.
- Mehr unverpackte Lebensmittel in den Einkaufswagen: Setzen Sie ein Zeichen und kaufen Sie möglichst häufig plastikfrei ein.
- Weniger Plastiktüten: Das Umweltschutzprogramm der EU muss schneller umgesetzt werden, Einwegplastiktüten sollten möglichst vermieden werden und auf keinen Fall in der Umwelt landen. In Deutschland werden immer noch 71 Plastiktüten pro Kopf und Jahr verbraucht.
- Der Trend zu Einwegflaschen sollte gestoppt werden. Hier muss der Handel mehr Verantwortung übernehmen. Aber auch jeder Einzelne ist gefragt: Greifen Sie zu Mehrwegflaschen, insbesondere zu regional abgefüllten Getränken, und zeigen Sie Einwegflaschen die rote Karte.
- Quelle Verbraucherschutzzentrale Hamburg
Um Druck auf Politik und Wirtschaft auszuüben, lohnt es sich, immer wieder auf die Unmengen von Plastikverpackungen hinzuweisen. Gehen Sie zu Ihren Supermärkten und machen Sie immer wieder drauf aufmerksam, dass man auf Plastikverpackungen verzichten soll.
Sollten Sie in Discountern oder anderen Läden unsinnige Plastikverpackungen sehen, schicken Sie uns gerne ein Foto, wir werden diese dann veröffentlichen – info@netzfrauen.org
Eine Leserin fand die Trink-Kokosnüsse:
Wie zum Beispiel Apfelscheiben in Plastik! Diese Fotos wurden uns bereits geschickt:
Überall Plastik auch in den Regalen für Obst- und Gemüse:
Für große Empörung in den USA sorgte: #orangegate – Nach Shitstorm der geschälten Orange in Plastikpackung, wurde diese wieder vom Markt genommen
Hier auch ein aktuelles Beispiel aus Schottland:
Mehr Informationen erhalten Sie hier:
Studien: Mikroplastik in Speisefischen und Pflanzenfressern – Austern: weniger Nachkommen!
Unser Appell geht an alle Biosupermärkte und konventionelle Discounter:
Wir Kunden wollen zu loser Ware greifen. Das ist sinnvoll und schafft weniger Müll und verhindert so die Chemie durch Verpackungen in Lebensmitteln!
Nur so kann auch sinnlose Vernichtung von Rohstoffen vermieden werde. Siehe: Zocken auf Kosten der Ärmsten – Am Anfang stehen die Rohstoffe – Die geheimen Deals der Rohstoffhändler – Manipulation und Ausbeutung incl.
Wir haben es in der Hand, wir Verbraucher entscheiden.
Netzfrau Doro Schreier
Wenn Sie diesen Film gesehen haben, werden Sie nie wieder Plastik benutzen!Ananas: Südfrucht mit schlimmen Nebenwirkungen
Studien: Mikroplastik in Speisefischen und Pflanzenfressern – Austern: weniger Nachkommen!
The Big Four – Die Macht von Aldi, Edeka & Co.
„Fettleibigkeits-Epidemie“ – Wer trägt hierfür die Verantwortung?
Mineralwasser mit Östrogenen belastet – Study Finds Over 24,000 Chemicals In Bottled Water
Sie sind nicht krank, Sie sind vergiftet! Ist es nicht an der Zeit Plastikflaschen zu boykottieren?
Fängt schon das Risiko der Vergiftung gleich nach der Geburt an?
Risiko Trinkwasser – Experten warnen vor Chemikalien-Rückständen
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