Weit mehr als nur Gammelfleisch – Woher kommt unser täglich Fleisch?

fleisch666Der Hunger nach Fleisch scheint in Deutschland und Europa trotz Gammelfleisch-Skandalen und Massenproduktion nahezu ungebrochen. Dabei ist der Weg des Fleisches sehr verschlungen: Erzeuger, Schlachthöfe, Zwischenhändler, Lieferanten und Verkäufer sorgen dafür, dass man diesen Weg kaum noch zurückverfolgen kann. Zum Verarbeiten reisen Hähnchen quer über den Globus. oder werden in Brasilien für Aldi und Co. billig produziert. Nirgendwo auf der Welt wächst die Fleischproduktion schneller als in Brasilien.

Verrückter geht es nicht mehr! EU will mit 15 Mio. Euro Fleischverzehr ankurbeln – Eier aus Ukraine und Argentinien – Geflügel aus Brasilien und Thailand und demnächst Hormonfleisch aus den USA

Fast 66 Kilogramm Fleisch isst jeder Europäer im Schnitt pro Jahr. Doch wissen wir eigentlich, wo genau unser Fleisch herkommt und welchen Weg es hinter sich hat, bevor es auf unserem Teller landet? Welche Möglichkeiten haben deutsche und französische Verbraucher nachzuvollziehen, aus welcher Haltung ein Tier stammt? Eine investigative Recherchereise quer durch Europa. Die Untersuchung beginnt dort, wo der Verbraucher jeden Tag entscheidet, was er kaufen will: im Supermarkt.

Man stelle sich das vor –  für die günstigen Chicken Nuggets von EDEKA, ALDI, LIDL und REWE ist selbst das Geflügelfleisch aus europäischer Massentierhaltung zu teuer. Alle vier bieten verarbeitetes Hähnchen wie Chicken Nuggets zu unschlagbaren Dumpingpreisen unter ihren eigenen Marken an. Doch woher kommt das verarbeitete Fleisch? Und unter welchen Bedingungen wurde es produziert? Hinter dem goldbraunen Genuss aus dem Ofen steckt eine globale Industrie, in der Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen leben und arbeiten: Siehe Edeka, Rewe, Lidl und Aldi verkaufen Chicken Nuggets aus Fleisch, das in Brasilien unter sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen produziert wird

„lidllohntnicht“ – Das Metzgerhandwerk legte sich 2015 mit Lidl an. Den meisten Unmut weckt bei den Fleischern hierbei der Qualitätsanspruch des Discounters: „Gutes Fleisch erkennt man am Preis – so lässt sich die Werbung des Discounters Lidl vereinfachen. Doch wer dies als Verbraucher noch glaubt, sollte sich diesen Beitrag anschauen.

Erst im März 2016 verging einem der Appetit, nachdem man sich die Aufnahmen von Europol angeschaut hatte. Mehr als 10 000 Tonnen und eine Million Liter gefälschter Lebensmittel wurden bei der von Europol und Interpol koordinierten „Operation Opson V“ in vier Monaten von November 2015 bis Februar 2016 sichergestellt. Die Waren könnten „hohe Gesundheitsrisiken für die ahnungslosen Verbraucher haben. So wurden z. B. im Sudan fast neun Tonnen Zucker gefunden, der mit Kunstdünger verseucht war. Italienische Ermittler stellten 85 Tonnen Oliven sicher, die mit einer Kupfer-Sulfat-Lösung gefärbt waren. In Indonesien wurden 70 Kilo Hühner-Innereien beschlagnahmt, die in schädlichem Formalin eingelegt waren. Polizei und Zoll stellten in 57 Ländern eine Rekordmenge von gefälschten Lebensmitteln und Getränken sicher. Gefälscht waren auch Sardinen in Bolivien, Schokolade in Ungarn oder Süßigkeiten für Kinder in Rumänien. Billiges Entenfleisch wurde als teure Gänseleber angeboten.Siehe: Ein Bericht, bei dem der Appetit vergeht! Mehr als 10000 Tonnen und eine Million Liter gefälschter Lebensmittel – Largest-ever seizures of fake food and drink in INTERPOL-Europol operation

Der Weg des Fleisches ist sehr verschlungen: Erzeuger, Schlachthöfe, Zwischenhändler, Lieferanten und Verkäufer sorgen dafür, dass man diesen Weg kaum noch zurückverfolgen kann.

Wie viele Tiere stecken in einer 500-Gramm-Packung Faschiertem von Aldi? Wo kommen sie her? Die Wahrheit über die Fleischspezialitäten von Aldi Nord und Lidl brachte die bittere Wahrheit in Deutschland ans Licht.

Fleischspuren von 150 Schweinen und 60 Rindern, also von insgesamt 210 (!) Tieren stecken in einer einzigen 500-Gramm-Packung Hackfleisch. Auch die Rückverfolgbarkeit sorgt für Unklarheiten: Obwohl in Deutschland mit dem 1. April 2015  eine neue Transparenzverordnung erlassen wurde, lässt sich die Herkunft des Tieres nicht einwandfrei ermitteln. Zwar werden der Ort der Schlachtung und der Mast angeführt, der Geburtsort des Tieres allerdings nicht.

WEGE DES FLEISCHES

Mehr Informationen auf ARTE – FLEISCH: WAS STECKT WIRKLICH IN DER VERPACKUNG?

Spätestens seit dem Pferdefleischskandal wissen wir, dass für den Fleisch-Vertrieb Staatsgrenzen keine Hindernisse darstellen. Auf verschlungenen Wegen wird die Ware in ganz Europa verteilt. So ist es alles andere als verwunderlich, dass der Pferdefleischskandal ein internationaler Skandal war. Geschlachtet wurde in Rumänien. Dann gelangte das Fleisch über niederländische und zyprische Zwischenhändler nach Frankreich und Luxemburg. Schließlich landeten sie auch in deutschen Supermärkten. Irgendwo auf dem Weg wurde aus dem Pferdefleisch plötzlich Rindfleisch. Und ganz egal, wer den Etikettenschwindel letztlich zu verantworten hat: Die ausgedehnte Europa-Tour der Pferde-Bolognese zeigte, wie unübersichtlich selbst innerhalb der EU der Weg vom Schlachter zum Verbraucher verlaufen kann.

Es ist ruhig geworden, über Skandale in der Nahrungsmittelproduktion wird kaum noch berichtet, doch dabei gibt es diese immer noch:

  1. Jetzt wird es ekelig! Brandbrief an Veterinäramt – Eitrige Abszesse auf Schweinefleisch
  2. Ein Bericht, bei dem der Appetit vergeht! Mehr als 10000 Tonnen und eine Million Liter gefälschter Lebensmittel – Largest-ever seizures of fake food and drink in INTERPOL-Europol operation

Wer billig Hähnchen im Discounter kauft, muss sich im Klaren sein: Diese Preise sind quersubventioniert. Bei Geflügel hat Polen innerhalb der EU Platz 1 erobert. So stammt das meiste europäische Hähnchenfleisch aus Polen. Eine finanzielle Unterstützung gab es von der EU. Von Polen bezieht Deutschland bereits 20 % des importierten Geflügelfleisches. Die Niederlande und Dänemark haben ihre Hühner- und Schweinemasten bereits nach Polen verlegt, wo geringere Umweltauflagen gelten. Im Zuge der Osterweiterung der EU 2004 kaufte sich der dänische Fleischkonzern Danish Crown in Polen ein, der US-Konzern Smithfield kontrolliert etwa zehn Prozent des polnischen Fleischmarktes. Laut Welternährungsorganisation FAO ist von 2000 bis 2010 in Estland vor allem die Schweinemast angestiegen, in Lettland, Litauen und Polen besonders die Hühnermast.

Polen ist auf dem Weg, zum größten Geflügelproduzenten nicht nur in Europa, sondern weltweit zu werden, mit finanzieller Hilfe durch die EU, allein von 2007 bis 2013  EUR 67 Mrd.

Deutschland gehört mit zu den größten Fleischproduzenten der Welt. Und gerade im Bereich Geflügel denkt man an PHW (Wiesenhof), die Rothköpper-Gruppe und auch an die Sprehe-Gruppe, doch obwohl Deutschland selber massenweise Geflügelfleisch produziert, kommen über 20 % des Geflügelfleisches aus Polen. Einen kleinen Einblick darin, wie viele Kilometer Geflügelfleisch zurücklegt, sieht man an folgenden aktuellen Zahlen vom September 2016: Deutlich gewachsen (plus 37 %) sind die Importe von Geflügelfleisch aus Drittländern. Größter Lieferant ist Brasilien, von dort bezog Deutschland 7769 t Fleisch (plus 29 %). Aus Brasilien wurden zudem noch 23 935 t an Zubereitungen und 12 325 t gesalzenem Geflügelfleisch bezogen. Auch die Lieferungen aus der Ukraine wuchsen, und zwar um 16 % auf 5438 t. Dazu auch unser Beitrag: Steuergelder für billiges Geflügelfleisch aus Polen – dem Fleisch zieht man seine Herkunft und Qualen nicht an

Dem Fleisch sieht man seine Herkunft nicht an. War Ihnen bekannt, dass die EU-Staaten qualvolle Massentierhaltung in Osteuropa unterstützen?

Während die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe weiterhin angespannt bleibt, Landwirte in der EU demonstrieren, werden in anderen Ländern Massentierhaltungen auch mit deutschen Steuergeldern gefördert. Oftmals halten diese Betriebe nicht einmal EU-Mindestanforderungen für Tierhaltung ein. Siehe: Gewusst? EU fördert mit Steuergeldern qualvolle Massentierhaltung in Osteuropa, Russland und Asien! – Public Financing Continues to Support Farm Animal Mistreatment

Gefährliche Keime auf Putenfleisch bei Aldi, Lidl und Co.

Ob Putenoberkeulen, Putenschnitzel oder Geflügelfleisch im Allgemeinen, im deutschen Einzelhandel herrschen Kampfpreise. Dieses führt dazu, dass auch billig produziert wird. Dazu unser Beitrag: „Silicon Valley der Agrarindustrie” – Massentierhaltung und die Folgen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gab 57 Putenfleischproben von Supermärkten und Discountern ins Labor, mit einem schockierenden Ergebnis. Auf knapp 74 Prozent der Proben fand das Labor MRSA-Keime, auf rund 53 Prozent ESBL-bildende Bakterien. Bei Aldi beispielsweise waren alle elf Proben mit mindestens einem der beiden Keime belastet. Bei Lidl elf von zwölf Proben. Auch bei Real, Netto und Penny waren auf einem Großteil der Waren Keime nachzuweisen. [Aldi, Lidl & Co. – Gefährliche Keime auf Putenfleisch]

Gutes Fleisch kommt nicht von Lidl – Discounter fehlt Kompetenz für Fleisch

Fleisch von Discounter und Metzger stammt oft aus gleichem Schlachthof

Woher aber kommt das Fleisch, etwa vom Discounter Lidl? Einer der Fleischproduzenten, die Lidl mit Frischfleisch beliefern, ist die B. & C. TÖNNIES Fleischwerk GmbH & Co. KG. Quelle

Der Schlachthof Tönnies ist der größte Europas. Fast drei Viertel aller deutschen Metzger schlachten nicht mehr selbst. Die großen Schlachthöfe bestimmen den Markt.

Die Gegend zwischen Oldenburg in Niedersachsen und Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen ist Deutschlands größte Schlachtanlage. Hier werden jedes Jahr 3,5 Millionen Tonnen Schweine-, 900 000 Tonnen Geflügel- und 400 000 Tonnen Rindfleisch produziert. Schlachten, das bedeutet: Hals aufschneiden, aufhängen, Rektum aufbohren, enthäuten, aufschneiden, zerteilen, verpacken.

Wir wollen immer mehr Fleisch essen und wir wollen es immer billiger haben. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen führt das zu einem System aus Hochtechnologie und Menschenhandel. Massentierhaltung ohne Rücksicht auf Tierschutz und Gestank bis zur „Ekelgrenze”. [Lesen Sie dazu: Skandal! Proteste gegen Schweinestall – Schulleiterin wird Amtsmissbrauch vorgeworfen]

GEDSC DIGITAL CAMERAEine Presseerklärung vom Fleischverband Bayern vom  08. April 2015

Gutes Fleisch erkennt man am Preis – so lässt sich die aktuelle Werbung des Discounters Lidl vereinfachen. „Mehr bleibt bei einer Überprüfung der aktuellen Werbekampagne nicht übrig“, ärgert sich Metzgermeister Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages und Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes Bayern. Dass Begriffe wie „Fairness und Nachhaltigkeit“ für Lidl oberste Priorität haben, sei angesichts der jahrelangen aggressiven Preispolitik, die auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt gehe, nicht nachzuvollziehen.

„Lidl ist billig“ – lange hat der Discounter mit diesem Slogan geworben. Nun will er diesen Maßstab auch zum Qualitätsanspruch machen und den Kunden, zum Beispiel mit der Marketing-Offensive „Woran erkennt man gutes Fleisch“ suggerieren, dass transparente Produktion zu Ramschpreisen möglich ist und dabei noch das Tierwohl im Vordergrund steht. Ist es denn möglich, dass bei einem aktuellen  Preis von 5,99 Euro/kg für Putenbrust die Tiere ein artgerechtes Leben hatten, fragt Slowfood Deutschland berechtigterweise? Gilt die Putenlinie, die diese Brustfilets liefert, nicht längst als Qualzucht, deren Turbo-Schnellmast zu Krankheiten bei den Tieren führt? „Die Frage nach der Qualität sollte man hier gar nicht mehr stellen!“

Doch deutlich wird in der Werbung auch, dass die Kompetenz für das Lebensmittel Fleisch fehle, so Georg Schlagbauer: „Weder zählt Jungbullenfleisch zum zartesten Fleisch auf dem Markt, noch reichen zwei Wochen Reifezeit für Spitzenqualität. „Dass hier ein Qualitätsbegriff definiert werden soll, welcher noch dazu das Preis-Dumping in der Lebensmittelkette verschlimmert, kann so nicht hingenommen werden“, bilanziert Metzgermeister Georg Schlagbauer. Der Discounter biete weiterhin Fleisch aus Massentierhaltung an, was sich mit einer vernünftigen, artgerechten Tierhaltung nicht vereinbaren lasse, so Schlagbauer. Die „Initiative Tierwohl“ lasse man sich vom Verbraucher finanzieren, um damit werben zu können. „Das hat mit Fairness und Nachhaltigkeit wenig zu tun“, so der BHT-Präsident.

Besonders ärgert ihn, dass der Discounter den Verkauf durch kompetentes Fachpersonal in Frage stellt. „Gerade der Discounter, der durch die Überwachung seiner Mitarbeiter aufgefallen ist, sollte nicht über die Wertigkeit kompetenten Fachpersonals entscheiden“, so Schlagbauer. In der neuen Kampagne sieht er eine Diskriminierung der transparent und sauber arbeitenden Handwerksbetriebe vor Ort. Deutlich werde dies auch, dass der Begriff „regional“ in der Werbung nicht verwendet werde, der bei jeder Verbraucherstudie einen Spitzenplatz einnimmt.

Ein Spot des Discounters endet mit den Worten: „Eigentlich wissen wir doch alle ganz genau, was gut für uns ist.“ Das sieht der BHT-Präsident auch so und meint: „Der Einkauf beim Discounter mit seinen Dumpingpreisen ist weder günstig noch nachhaltig.“ Auf die Frage, woran man denn gutes Fleisch erkenne, meint der lächelnd „vielleicht daran, dass es nicht von Lidl kommt“.

Weitere Informationen:

Steuergelder für billiges Geflügelfleisch aus Polen – dem Fleisch zieht man seine Herkunft und Qualen nicht an

Sie sind von allen guten Geistern verlassen – Lebensmittel aus China, verdorben, gefährlich und hochbelastet auf Ihrem Teller! Diese 4 Früchte aus China sollten Sie unbedingt meiden!

Was Massentierhaltung anrichtet!

Gewusst? EU fördert mit Steuergeldern qualvolle Massentierhaltung in Osteuropa, Russland und Asien! – Public Financing Continues to Support Farm Animal Mistreatment

VIDEO: Die Folgen des Fleischkonsums

Dieses Fleisch würden Sie nicht essen!

Iss kein Fleisch – Verunreinigung in Rindfleisch!

Netzfrau Doro Schreier

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