Eilmeldung: Viele Tote nach Überfall der Libyschen Küstenwache auf Sea-Watch Rettungseinsatz – Libyan Coast Guard attack on Sea-Watch rescue operation causes multiple dead

libyen-7777zur englischen Version Ein Boot der libyschen Küstenwache hat während eines Rettungseinsatzes ein vollbesetztes Schlauchboot geentert, die Migranten mit Stöcken geschlagen und die Crew der Sea-Watch davon abgehalten, Rettungswesten zu verteilen und mit der Versorgung fortzufahren. Durch das brutale Vorgehen der vermeintlichen libyschen Küstenwache brach an Bord eine Massenpanik aus; alle 150 Insassen fielen ins Meer, eine zweistellige Zahl an Menschen ertrank. Die Crew konnte 4 Leichen bergen; 4 weitere Menschen werden bewusstlos auf der Sea-Watch 2 behandelt. 120 Migranten konnten auf dem Schiff gerettet werden.

Das Vorgehen der libyschen Küstenwache hat zum Tod von vielen Flüchtenden geführt. Sea-Watch fordert umgehend eine detaillierte Aufklärung dieser immensen Menschenrechtsverletzung. Die Crew der Sea-Watch 2 ist momentan noch immer an der Evakuierung mehrerer Flüchtlingsboote beteiligt und arbeitet am Kapazitätslimit. Weitere Informationen folgen nach gründlicher Prüfung. so die gestrige Meldung der Sea-Watch.

Foto- Twitter

Libyen ist das Durchgangsland für viele Flüchtlinge nach Europa. Werden Flüchtlinge auf See gerettet, landen sie im Gefängnis. Hier werden sie regelmäßig ausgeraubt, gefoltert, entführt und sexuell missbraucht. Es wird berichtet, dass die Bedingungen in der Haftanstalt, in der Flüchtlinge eingesperrt werden, unmenschlich sind. Die Zellen sind total überfüllt und es gibt keine Nahrung und keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Erst Anfang April wurden laut UNO-Unterstützungsmission in Libyen (UNSMIL) in einem Gefängnis in Az-Zawiya, einer Stadt im Nordwesten Libyens an der Mittelmeerküste, etwa 50 km westlich von Tripolis entfernt, vier Flüchtlinge mit tödlichen Schusswunden aufgefunden. 20 weitere Flüchtlinge wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft in al-Zaiwiya leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein und befragte eine Reihe von Zeugen, finanziert von der Europäischen Kommission. So wie mit der Türkei in Deal geschlossen wurde, gibt es auch einen weiteren mit Libyen. Das Schicksal der Flüchtlinge ist längst besiegelt. Neue Lager wurden in Libyen mit Hilfe der EU errichtet, unweit der Gegend, in der bereits die Terrorgruppe IS wütet. Siehe Unterstützt die EU mit Millionen Euro den Terrorismus in Libyen, um Flüchtlinge zu verhindern nach Europa zu gelangen? Gerettete Flüchtlinge sterben in Libyen an Misshandlungen

Im August 2016 hatten auch die Bediensteten der Rettungsschiffe von Ärzte ohne Grenzen vor der Küste von Libyen ausgesagt, dass sie von bewaffneten Männern auf einem libyschen Marine-Boot angegriffen und dass ihre Schiffe geentert worden waren. Die libysche Marine sagte, sie hätten nur „Warnschüsse“ abgefeuert. Libyen erhält auch eine Finanzhilfe aus Deutschland von zehn Millionen Euro

Inzwischen gibt es eine ganze Liste von Delikten, begangen durch Frontex, der europäischen Grenzagentur, die bei solchen Schießereien mehrfach Flüchtlinge verletzt oder getötet hat. All diese Zwischenfälle wurden als Teil der Standard-Regeln beschrieben, um Boote aufzuhalten – selbst wenn dabei Menschen verletzt wurden.

Zuerst schießen – wie Dokumente zeigen, schießt bei Frontex-Einsätzen die Küstenwache auf voll besetzte Flüchtlingsboote

Frontex3

Das ergaben Recherchen, die im August 2016 veröffentlicht wurden. Entsetzlich! Bei Frontex-Einsätzen im Mittelmeer wird auf Flüchtlingsboote geschossen – SHOOT FIRST! Coast Guard Fired at Migrant Boats, European Border Agency Documents Show

Nun traf es gestern die Sea-Watch. Wir sind erschüttert und fordern ebenfalls umgehend eine detaillierte Aufklärung dieser immensen Menschenrechtsverletzung. Seit letztem Jahr vermehren sich diese Übergriffe, die geahndet werden müssen. 

Wie soll man über solch einen Tag wie gestern schreiben?

Dazu schreibt , der auf der Sea-Watch-2  ist folgendes:

„Ich kann nicht wirklich in Worte fassen, wie es ist, wenn man hilflos zusehen muss, wie Leute ertrinken, weil durch den Wind Schwimmwesten, die über Bord geworfen werden, nicht weit genug fliegen. Im Dunklen herrscht Panik im Wasser rund um das Schiff. Das Schlauchboot sinkt und wir durften keine Schwimmwesten verteilen. Die libysche Küstenwache wusste sehr genau, was das wird, als sie prügelnd versuchten, vom Schlauchboot der Geflüchteten den Außenbordmotor zu klauen. Höhnisch grinsende Männer auf Deck, einer mit Maschinengewehr. Die Flüchtlinge werden behandelt wie Dreck, wahrscheinlich behandeln die Typen von der Coast Guard diese noch mit Respekt.
Ich bin froh, dass ich nur das Boot sichere, aus dem die vier Toten an Bord gebracht werden. Durch das Wasser-Benzingemisch rund um das Schiff sind die Leichen nicht richtig anzufassen.
Da hilft es leider nur sehr wenig, dass wir gestern ca. 900 Menschen gerettet haben. Ein kleiner Trost. Aber wirklich gut fühlt sich das nicht an.

Den ganzen Tag haben wir Geflüchtete in ihren Schlauchbooten mit Rettungswesten versorgt und zu einem Tanker gefahren, der schon in der Nacht Menschen aufgenommen hat. Der Kapitän hatte angeboten, die Menschen nach Italien zu bringen. Arbeit hilft gegen zu viel Grübeln. Irgendwie. Immer wieder sind die Schlauchboote so überfüllt, dass wir nicht an alle Menschen Rettungswesten ausgegeben können. Jede Weste braucht Platz und wenn ein Boot schon überfüllt ist, dann werden irgendwann die Menschen durch die Westen erdrückt, sacken zusammen und ersticken in der Brühe aus Meerwasser, Urin, Erbrochenem und Benzin, die sich knöcheltief im Boot sammelt. Wir müssen also erst ein paar Westen verteilen und dann diese Leute bergen, um weitere Westen ausgeben zu können. Manchmal verstehen die Geflüchteten das, wenn mit der Verteilung der Westen kurz gestoppt werden muss. Wenn nicht, kann Panik auf dem Schlauchboot ausbrechen. Und das ist ein Horror, nicht nur für die beiden Crews, die an den Booten arbeiten.

Als wir abends gegen 20.Uhr die letzten Menschen auf den Tanker gebracht haben, wollen wir nur noch weg. Weg zu unserer nächtlichen Position, wo wir an der 24 Meilenzone treiben. Kaum sind wir unterwegs, ordnet Frontex an, dass alle vom Tanker runter müssen und auf ein Kriegsschiff sollen. Da möchte man nur noch irgendwas kaputt schlagen vor Wut!

Aber wir machen weiter. Heute früh sind wir schon wieder um 3:00 im Einsatz, um ein Schlauchboot zu retten. Und so geht es weiter, weiter, weiter. Da fällt mir die Frage des Krisenhelfers ein, die er mir vor unserer Abfahrt in Malta abends beim Bier gestellt hat: „Glaubst du an ein gutes Ende? Also von allem. Am Ende aller Tage.“ Ich hab ihm „Nein“ geantwortet, „Aber ich glaube an das Gute im Menschen“ und gelacht.
Und das Gute sehe ich hier, seitdem wir im Einsatz sind bei allen 16 Crewmitgliedern. Sonst könnte ich das hier nicht machen!“  Sie finden Christians Aufzeichnungen hier https://christian-ditsch.com

Sie erleben nun hautnah, was Menschen wie Christian Ditsch und die ganze Crew auf sich nehmen und Ihnen gehört unser Respekt. Sea-Watch e.V. ist eine gemeinnützige Initiative, die sich der zivilen Seenotrettung von Flüchtenden verschrieben hat. Angesichts der humanitären Katastrophe leistet Sea-Watch Nothilfe, fordert und forciert gleichzeitig die Rettung durch die zuständigen europäischen Institutionen und steht öffentlich für legale Fluchtwege ein. Da sich eine politische Lösung im Sinne einer #SafePassage, wie sie von uns gefordert wird, im Moment nicht abzeichnet, haben wir unseren Aktionsradius erweitert und neue Pläne geschmiedet. Wir sind politisch und religiös unabhängig und finanzieren uns aus privaten Spenden.

Archiv

Archiv

Libya naval forces deny charges of attack on migrant boat

A German aid group says that four bodies have been recovered after a rubber boat full of migrants off Libya partially collapsed when it was attacked by people aboard a speedboat labeled as belonging to Libya’s coast guard.

The Sea-Watch group says it was delivering life vests and medical aid to the rubber boat at the time of Friday’s incident. It says people aboard the speedboat boarded the rubber vessel and hit migrants with sticks, whereupon the people on board panicked and the boat partially collapsed.

Most of the estimated 150 people on board then ended up in the water, according to the group.

Sea-Watch says that 120 people were brought aboard one of its boats, and it recovered four bodies.

In August, another humanitarian group that operates rescue ships off the coast of Libya, Doctors Without Borders, said it had been attacked and boarded by armed men on a Libyan navy boat.

SHOOT FIRST! Coast Guard Fired at Migrant Boats, European Border Agency Documents Show

Netzfrauen Lisa Natterer und Doro Schreier
deutsche Flagge
Das könnte Sie auch interessieren:

Die Welt will von ‪‎Afrika‬ vor allem Rohstoffe – „Neue koloniale Invasion“ – British companies are at the forefront of a new “scramble for Africa” – New colonial invasion

Eingesperrt im Paradies! Spanischer Großkonzern Ferrovial betreibt Flüchtlingslager für Australien – hier herrscht Kindesmissbrauch und Verzweiflung

Grausam! Ein Boot mit über 600 Menschen kentert vor Ägyptens Küste – Egypt migrant boat capsize: Hundreds feared dead

Flüchtlingskrise – Leichen säumen Libyens Küste und gerettete Flüchtlinge sterben in Libyen an Misshandlungen

Entsetzlich! Bei Frontex-Einsätzen im Mittelmeer wird auf Flüchtlingsboote geschossen – SHOOT FIRST! Coast Guard Fired at Migrant Boats, European Border Agency Documents Show

Türkei erschießt elf Flüchtlinge aus Syrien, auch Frauen und Kinder! – Turkish border guards ’shot Syrian children‘

FRONTLINE: Children of Syria – Weibliche Flüchtlinge: Ausbeutung statt Schutz – IS exekutieren 250 Frauen

Unterstützt die EU mit Millionen Euro den Terrorismus in Libyen, um Flüchtlinge zu verhindern nach Europa zu gelangen? Gerettete Flüchtlinge sterben in Libyen an Misshandlungen

Organhandel – Flüchtlinge als billige Ersatzteillager

 ff

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.