Offener Brief an Journalisten

PresseAn alle Journalisten,

Sie haben einst den Beruf gewählt, um zu recherchieren und auf Missstände hinzuweisen.
Wo nicht unabhängig berichtet werden darf und wo Menschen ihre Meinung nicht frei äußern können, werden auch andere Menschenrechte verletzt. Daher ist die Freiheit zu informieren und informiert zu werden, stets auch ein zuverlässiger Gradmesser für die Achtung der universell gültigen Menschenrechte in einem Land.

Wir erinnern uns: Der „Guardian“ wurde unter massiven Druck gesetzt, weil die Zeitung Material des US-Informanten Snowden enthüllte. Die Überreste des Computers, von dem aus Edward Snowden dem Guardian die Daten zuspielte, mussten auf Druck der britischen Regierung zerstört werden.

Beispiel aus Deutschland: „Die müssen raus aus Bayern“, soll CSU-Chef Horst Seehofer über ein Journalistenteam des WDR gesagt haben. Was war passiert? Der Herr Seehofer hatte sich wiedermal abfällig gegen Journalisten geäußert und wollte am liebsten alle kritischen Journalisten des Landes verweisen.

2013 stufte das international renommierte Netzwerk Reporter ohne Grenzen (ROG) Deutschland um einen Platz auf Rang 17 herab. Problematisch sei vor allem die „abnehmende Vielfalt der Presse“ in Deutschland. Aus Geldmangel würden immer weniger Zeitungen mit eigener Vollredaktion arbeiten, mehrere Redaktionen seien komplett geschlossen worden.

Liebe Journalisten, wir bewegen uns auf etwas zu, welches wir bereits bei den Banken erleben: Masse statt Klasse.

Der Faktor: Profit um jeden Preis und ohne Rücksicht auf die Mitarbeiter hat auch den Journalismus erreicht.
Lang ist es her, da Journalisten die Watergate-Affäre aufdeckten.

Heute hört man nur noch „laut Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung“.
Da fragt man sich als Gebührenzahler schon, was da los ist. Recherchiert keiner mehr allein und welche Funktion hat die Süddeutsche Zeitung?

Ja, die Vielfalt geht verloren und mit ihr das Vertrauen der Bürger.
Muss man sich nicht inzwischen fragen, ob es nicht mehr denn je Journalisten braucht, die eine Haltung zu bestimmten Themen einnehmen und diese auch verteidigen?

Die also durchaus eine eigene Agenda haben? Ganz ehrlich: Uns persönlich reicht die Einordnung eines Themas alleine schon lange nicht mehr aus.
Glaubwürdigkeit definiert sich nicht länger nur über (Schein)-Objektivität, sondern vor allem über Transparenz. Und wem es nicht passt, der kann im Notfall immer noch umblättern (weiterklicken, wegzappen, ausschalten).

Liebe Journalisten, machen Sie nicht denselben Fehler wie die Banker, sondern kämpfen Sie für Ihren Beruf und nehmen Sie sich die Zeit für Recherchen.

Der ewige Kampf nach Quoten ist ermüdend. Setzen Sie lieber auf Qualität und dazu gehört es auch, dass man Qualität bietet und nicht tagtäglich die Meldungen von DPA und anderen Nachrichtenverkäufern übernimmt.

Ein Blatt für Lieschen Müller wollte Henri Nannen produzieren, intelligent und informativ: So erfand er 1948 den „Stern“. Doch schauen wir uns den Stern heute an, der ja nun zu Bertelsmann gehört, dann finden wir genau den gleichen Brei, den wir auch in den anderen Blättern finden können, nur eben zeitversetzt.

Also, Journalisten, kämpfen Sie für Ihre Sparte, noch ist es nicht zu spät.
Wenn wir alle an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander arbeiten, dann holen wir uns das wichtigste zurück, VERTRAUEN!

In diesem Sinne
Netzfrauen

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