Die Krankheit des Menschen ist ein einträgliches Geschäft – dazu sind auch die Pharmakonzerne gerne bereit, Millionen Euro an die richtigen Stellen zu platzieren, um ihre Medikamente, ob sie nun helfen oder nicht, genehmigt zu bekommen.
Bei jeder Tablette geht es weniger um die Gesundheit als vor allem ums Geschäft.
Ein bewährtes Krebsmedikament wird unter neuem Namen als Mittel gegen Multiple Sklerose wieder auf den Markt gebracht – für den vierzigfachen Preis! Wie hier zu Lasten aller Patienten getrickst wird, zeigen wir in diesem Beitrag auf. Außerdem die Verflechtungen der Pharmaindustrie mit verschiedenen Gremien.
Siehe auch:
Die in Brüssel ansässige EFPIA repräsentiert die Pharmaunternehmen in der EU. Die EFPIA ist die Interessenvertretung der europäischen Pharmaindustrie. Durch die direkte Mitgliedschaft von 33 nationalen Verbänden und 39 führenden Pharmaunternehmen vertritt die EFPIA 1900 Unternehmen, die sich der Forschung und Entwicklung von neuen Arzneimitteln verschrieben haben.
Die EU verabschiedete 2011 ihre Richtlinie zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen, die alle Pharmaunternehmen dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die von ihnen produzierten Medikamente am Point of Dispense verifiziert werden können. Dieses sollte eigentlich bedeuten, dass Patienten und ihre Vertreter sich sicher sein können, dass ein an sie abgegebenes Medikament nicht gefälscht ist. Das neue Verifizierungssystem gilt für alle Medikamente, die in der Europäischen Union abgegeben werden.
Gemeinsam mit drei weiteren Organisationen hat die EFPIA die European Stakeholder Model (ESM) Partners Group gegründet, die insgesamt 2800 europäische Pharmaunternehmen vertritt – das bedeutet – alle unter einem Dach – eine riesige Lobbykrake. Von Vertrauen kann hier nicht mehr die Rede sein.
Eigentlich sollen Medikamente den Menschen helfen und der Gesundheit dienen. Doch die Realität sieht anders aus. Das jedenfalls meint der dänische Mediziner Peter Gøtzsche, der zunächst für Arzneimittelhersteller arbeitete und heute das Nordic Cochrane Center in Kopenhagen leitet. Seine These: Die Pharmaindustrie bringt mehr Menschen um als die Mafia. Er hält das gegenwärtige System der Arzneimittelproduktion, -vermarktung und -überwachung für gescheitert.
Wir erleben zurzeit eine riesige Fusionswelle. Erst vor wenigen Wochen übernahm der Pharmariese Pfizer den Pharmariesen Allergan oder auch Viagra übernimmt Botex. Im Februar 2015 übernahm der Generika-Hersteller Actavis das Unternehmen Allergan für 66 Milliarden US-Dollar, dann folgte im November 2015 die Bekanntgabe der Fusion von Allergan und Pfizer. Das neue Unternehmen wird seinen Sitz in Dublin haben, um verschärfte US-Steuergesetze zu umgehen. Denn obwohl diese Giganten Milliarden Dollar einnehmen – zahlen diese in den USA fast keine Steuern. Allein in den USA haben Facebook, Google und Apple in den letzten drei Jahren mehr als 8 Milliarden Dollar an Steuern gespart, nur weil diese die Steueroase Irland nutzen.
Der Schweizer Konzern Nestlé setzt auf Nahrungsmittel, die vor Krankheiten schützen sollen. Für den Bereich der Gesundheitsernährung hat die Firma eine eigene Tochtergesellschaft gegründet. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé baut sein gewinnträchtiges Gesundheitsgeschäft mit einer milliardenschweren Kooperation aus. Die Tochter Nestle Health Science investiert zunächst 120 Millionen Dollar in die Biotechnologiefirma Seres Therapeutics. Ziel ist die Entwicklung und Vermarktung eines Wirkstoffes gegen Verdauungskrankheiten. Nestlé setzt bereits seit einigen Jahren auf das Gesundheitsgeschäft, das meist höhere Erträge abwirft als der traditionelle Bereich mit Schokoriegeln, Kaffee oder Fertigprodukten. Siehe auch Krankheit des Menschen ist ein einträgliches Geschäft – Fusionswelle Big Pharma – Nestlé will größte Pharma werden und spezialisiert sich auf Krankheiten – hervorgerufen durch Ernährung!
In der „Frontal 21“-Dokumentation von 2008 „Das Pharmakartell – Wie wir als Patienten betrogen werden“ sprachen ehemalige Manager und Mitarbeiter der Pharmaindustrie erstmals offen darüber, mit welchen brutalen Methoden die Konzerne seit Jahren Medikamente auf den Markt drücken, deren Wirkstoffe schwere Nebenwirkungen haben. Doch was hat sich seitdem verändert? Die Pharmakonzerne werden durch Übernahmen immer größer und somit steigern sie ihre Macht über die Gesundheit der Menschen.
„Es kann nicht so sein, dass eine Positivliste danach bestellt wird, wer die stärkste Lobby hat. Sondern sie muss nach wissenschaftlich sauberen Kriterien gemacht werden. Das war in überschaubarer Zeit nicht möglich, und deshalb haben wir sie dann beerdigt. Übrigens jede Folgeregierung auch. [Frage der Redaktion:] «Heißt das denn, dass die Lobby so stark war, die Pharmalobby gegen die Politik, und sie dann da zurückziehen mussten?» Seehofer: Ja, das ist so. Seit 30 Jahren. Bis zur Stunde.“ Horst Seehofer –„Das Pharmakartell: Wie wir als Patienten betrogen werden“, Frontal21, 2008.
Studie September 2015 – Macht der Pharma-Lobby – dramatische Auswirkungen auf IHRE Gesundheit
Ein neuer Bericht, der Anfang September 2015 veröffentlicht wurde, macht den als dramatisch zu bezeichnenden Umfang der Einflussnahme der Pharma-Lobby auf EU-Entscheider deutlich.
Die Branche gibt etwa 15 Mal so viel für diese Arbeit aus wie Organisationen, die sich mit der Gesundheit der Öffentlichkeit oder dem Zugriff auf Medikamente beschäftigen.
Im Bericht mit dem Titel ‚Policy prescriptions: the firepower of the EU pharmaceutical lobby and implications for public health‚ geht Corporate Europe Observatory auf die verschiedenen Aspekte ein. Es macht den bevorzugten Zugang zu Brüssels Entscheidern deutlich, den die Branche auf Grund der Investition von rund 40 Millionen Euro, extensiven Meetings mit den Machern der Gesetze sowie ihrer Präsenz in den Beratungsgremien genießt.
Die unzureichende Berichterstattung sowohl als auch die wiederholte Vermeidung der Regeln des freiwilligen Lobby-Transparenz-Systems der EU lässt befürchten, dass die wirklichen Ausgaben der Branche noch weitaus höher liegen, als man im Transparenz-Register nachlesen kann. Mehr Informationen: Studie – Macht der Pharma-Lobby – dramatische Auswirkungen auf IHRE Gesundheit
Der Bericht zeigt auf, dass Big Pharma an einer atemberaubenden Anzahl Besprechungen mit den verschiedenen Abteilungen und Offiziellen der EU-Kommission teilgenommen hat. Dazu gehören die einflussreiche EU Pharmaceutical Trade Association und die European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA). Darüber hinaus gab es über 50 Meetings mit der Juncker-Kommission allein in den ersten 4-5 Monaten.
Die Europäische Kommission gab Merck und Sanofi Pasteur im Juni 2015 grünes Licht für das neue Präparat HPV-Impfung Gardasil9 (9 statt 4 Virustypen). Analysten gehen davon aus, dass allein dieses Produkt einen Jahresumsatz von etwa $ 1,9 Milliarden Jahresumsatz erreichen wird. Erstaunlich, dass das neue Präparat eine Zulassung bekam, denn erst kurz vorher hatte die dänische Zulassungsbehörde darum gebeten, dass der Impfstoff-Vorgänger Gardasil noch einmal eine zusätzliche Überprüfung des Sicherheitsprofils der humanen Papillomavirusimpfstoffe (HPV-Impfstoffe) durchlaufen sollte. Mehr Infos: HPV vaccine – Wichtiger Hinweis – HPV-Impfung gerät immer mehr in die Kritik
Zur Zeit erschüttert ein Medikamentenskandal Frankreich. Mehr als 12 000 Kinder in Frankreich könnten unter den Folgen durch Depakine leiden, so die Epidemiologe Catherine Hill. Ihre Schätzungen ergaben sich von den Umsätzen des Arzneimittels und der Anzahl der behandelten Schwangeren. Nach Apesac, die seit 2011 vor den Gefahren von Valproinsäure warnen, könnte diese Zahl auf „50 000 Kinder“ steigen, die tot oder behindert sind. Im Februar gab die Generalinspektion für soziale Angelegenheiten (IGAS) einen Bericht heraus, in dem Sanofi und die Drogenagentur ANSM kritisiert wurden, keine ausreichende Informationen zu den bekannten Risiken für Patienten zur Verfügung gestellt zu haben. Ende August 2016 bestätigte das Ministerium für Gesundheit, dass mehr als 14 000 schwangere Frauen zwischen 2007 und 2014 betroffen sind, und kündigte für die Opfer eine Entschädigungsregelung an. Siehe: Ein Medikamentenskandal erschüttert Frankreich. Missbildungen durch Depakine – 50.000 Kinder könnten betroffen sein – Hat die Französische Regierung absichtlich eine Studie über medikamentbedingte Missbildungen verheimlicht?
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (vfa) ist eine Interessenvertretung von Pharmaunternehmen in Deutschland
Der vfa ist der Wirtschaftsverband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 45 weltweit führenden forschenden Pharma-Unternehmen und über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik.
Die Mitglieder des vfa repräsentieren mehr als zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes. Allein in Deutschland investieren die forschenden Pharma-Unternehmen jährlich 5,2 Milliarden Euro in die Arzneimittelforschung für neue und bessere Medikamente.
Birgit Fischer, die ehemalige Gesundheitsministerin aus NRW und Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK ist seit 2011 Hauptgeschäftsführerin des vfa.
Vorstand
Amtsperiode 2016/2017)
Dr. Hagen Pfundner Roche Deutschland Holding GmbH
(Vorsitzender)Han Steutel Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA
Bristol-Myers Squibb, allgemein abgekürzt BMS, ist ein Pharmazieunternehmen, das 1989 durch die Fusion der Unternehmen Bristol-Myers Company und Squibb Corporation entstand. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in New York. 2014 erwirtschaftete BMS einen weltweiten Jahresumsatz von knapp 16 Mrd. US-Dollar. Im Dezember 2013 wurde die Übernahme der Diabetes-Sparte von Bristol-Myers Squibb durch die Firma AstraZeneca zum Preis von 2,7 Mrd. US-Dollar nebst Meilensteinzahlungen in Höhe von 1,6 Mrd. US-Dollar bekannt
Frank Schöning Bayer Vital GmbH
Georg Wager EISAI GmbH
Dr. Soeren Hermansson Merck Serono GmbH
Stefan Rinn Boehringer Ingelheim GmbH
Clemens Kaiser Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Dr. Sang-Jin Pak GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG
Adib Jacob Novartis Pharma GmbH
Dr. Iris Zemzoum Janssen-Cilag GmbH
Dr. Frank Mathias MediGene AG (vfa-Vorstandsmitglied als Vorstandsvorsitzender der Interessengruppe für Biotechnologie, vfa bio)
Weitere Mitglieder des Gremiums finden Sie hier https://www.vfa.de/de/verband-mitglieder/vorstand-gremien
Anfang Oktober trafen in Berlin die Gesundheits- und Forschungsminister der G7-Staaten Verabredungen zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen und armutsassoziierten Tropenkrankheiten (NTDs). Sie findet in einer Public-Private Partnership statt. Diese wird staatliche und industrielle Forschung mit einbeziehen, das gilt ebenso für international harmonisierte Studien- und Zulassungsanforderungen für Antibiotika.
Auch zur Bekämpfung armutsassoziierter Tropenkrankheiten (NTD) gab es Verabredungen. Zu diesen Krankheiten zählen zahlreiche Erkrankungen durch parasitische Würmer und Einzeller, aber auch mehrere bakterielle und Virusinfektionen, die vor allem in ärmeren Regionen viele Menschen betreffen. Im Jahr 2012 wurden diese Programme noch einmal ausgeweitet, als sich zahlreiche forschende Pharma-Unternehmen aus Industrienationen im Rahmen der London Declaration verpflichteten, an der Ausrottung oder Eindämmung von zehn sogenannten vernachlässigten tropischen Krankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) bis 2020 mitzuwirken
Partner der London Declaration 2012 waren und sind die Bill & Melinda Gates Foundation (Bill Gates – die Allianz mit Big Pharma und Agro-Gentechnik) – die WHO, internationale Gesundheitsorganisationen, die Weltbank, mehrere Regierungen und Unternehmen, darunter die Pharma-Unternehmen AbbVie, AstraZeneca, Bayer, Bristol-Myers
Squibb, Eisai, Gilead Sciences, GlaxoSmithKline, Janssen, Merck, MSD, Novartis, Pfizer und Sanofi.Die Unternehmen machten dabei Zusagen für Medikamentenspenden für ca. 14 Milliarden Behandlungen, verstärkte Arzneimittelforschung und die Förderung von Infrastrukturmaßnahmen und Gesundheitskampagnen. Zu marktüblichen Konditionen gekauft, hätten die zugesagten Medikamente einen Wert von 19 Milliarden US-Dollar. Quelle
Medikamente mit folgenden Wirkstoffen werden von forschenden Pharma-Unternehmen für die Bekämpfung von NTD gespendet:
- Bilharziose: Praziquantel (Merck)
- Boden-übertragene Würmer: Mebendazol (Janssen), Albendazol (GSK), Triclabendazol (Novartis)
- Flussblindheit: Ivermectin (MSD)
- Lymphat. Filariose: Albendazol (GSK), Ivermectin (MSD), DEC (Eisai)
- Afrikanische Schlafkrankheit: Eflornithin (Sanofi), Nifurtimox (Bayer), Suramin (Bayer), Pentamidin (Sanofi), Melarsoprol (Sanofi) u. a.
- Chagas: Nifurtimox (Bayer)
- Leishmaniose: liposomales Amphotericin B (Gilead Sciences)
- Lepra: Clofazimin/Rifampicin/Dapson (Novartis)
- Trachom: Azithromycin (Pfizer
Der vfa ist Mitglied der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA).
Auf der offiziellen Transparenz-Liste der EU ist die Zahl der spendenden Pharma-Firmen in den vergangenen drei Jahren deutlich von 23 auf 40 Konzerne angestiegen. Vorne steht Bayer, der für Lobbyarbeit 2014 rund 2,46 Millionen Euro ausgab. Dahinter kommen Glaxosmithkline, Novartis und AstraZeneca mit je rund zwei Millionen Euro. Die gestiegene Lobby-Arbeit der Pharmaindustrie hat einen handfesten Hintergrund: In den kommenden Jahren laufen viele Patente aus. Die Branche fürchtet billige Generika, die ihnen das Geschäft verderben. Bis 2019 drohen Verluste von bis zu 55 Milliarden Euro.
Prof. Peter Gøtzsche ist Autor des preisgekrönten Buchs „Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert“
Professor Peter Gøtzsche ist Direktor des Nordic Cochrane Centers, eines Instituts, das sich mit der Erstellung, Aktualisierung und Verbreitung systematischer Übersichtsarbeiten zur Bewertung von Therapien beschäftigt.
Gøtzsche verweist auf große Hersteller wie Pfizer, GlaxoSmithKline, Eli Lilly und Johnson & Johnson, die große Summen dafür bezahlen, Prozesse wegen Arzneimittelbetrugs zu beenden. „Immer ging es um Betrug und Irreführung, Bestechung oder Vermarktung nicht-zugelassener Mittel. Diese Straftaten erfüllen die Kriterien für das organisierte Verbrechen, deshalb kann man von Mafia reden.“ Als weiteres Beispiel nennt er Roche: 2009 verkaufte das Unternehmen in den USA und europäischen Ländern für mehrere Milliarden Dollar und Euro das Grippemittel Tamiflu – veröffentlichte aber nur einen Teil der Studien zur Wirksamkeit. Erst nach großem öffentlichem Druck wurden die Daten zugänglich gemacht. Und danach „nutzt das Mittel noch weniger als befürchtet, kann aber in einigen Fällen schwere Nebenwirkungen auslösen“.
Den Tod in Kauf genommen
Aus Sicht des Mediziners gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass Pharmaunternehmen Mittel auf den Markt brachten, die schädlich und teilweise sogar tödlich waren – wie etwa das Schmerzmittel Vioxx von Merck. Es sei ohne ausreichende klinische Dokumentation auf den Markt gekommen, obwohl bekannt gewesen sei, dass es ein Herzinfarktrisiko darstellt und zum Tod führen kann. Den Schätzungen des Wissenschaftlers zufolge kamen deshalb rund 120 000 Menschen ums Leben. Allein das Antipsychotikum Zyprexa von Eli Lilly kostete laut Gøtzsche etwa 200 000 der 20 Millionen Patienten weltweit das Leben. „Die Pharmaunternehmen sind deshalb sogar schlimmer als die Mafia. Sie bringen viel mehr Menschen um.“
Besser dran ohne Medikamente
Allerdings verdanke man Medikamenten auch eine gute Gesundheit und hohe Lebenserwartung, konstatiert die SZ. „Natürlich gibt es Mittel, die mehr Nutzen als Schaden bieten“, bestätigt Gøtzsche – speziell im Kampf gegen Infektionen, Herzkrankheiten, einige Krebsarten und Diabetes vom Typ 1. „Aber im Verhältnis zu der Menge der Mittel, die verschrieben werden, profitieren nur wenige Menschen tatsächlich davon. Weil Kranken viel zu häufig Arzneien verschrieben werden. Weil die Firmen sogar wollen, dass auch gesunde Menschen ihre Mittel nehmen.“ Er geht davon aus, dass 95 Prozent des für Arzneimittel ausgegebenen Geldes eingespart werden könnte. Menschen könnten dann vermutlich sogar ein längeres und glücklicheres Leben führen. Doch weil die Pharmaindustrie „extrem mächtig und finanziell unglaublich gut ausgestattet“ sei, bleibe die Politik untätig.
Revolution im Gesundheitswesen erforderlich
Auch die Zulassungsbehörden machen laut Gøtzsche „einen ziemlich schlechten Job“ – vor allem die FDA in den USA. „In dieser Behörde gibt es eine Menge Interessenkonflikte und Korruption.“ Im Zweifel entscheide die Behörde eher zugunsten der Pharmaindustrie als zugunsten der Patienten. Weil Studien der Pharmabranche letztlich nur für die Werbung taugten, fordert der Pharma-Kritiker, dass sie immer von unabhängigen Wissenschaftlern vorgenommen werden sollten. „Wir brauchen eine Revolution im Gesundheitswesen: Unabhängige Medikamenten-Tests, für die die Industrie weiterhin zahlen könnte“ – inklusive Veröffentlichung aller Studiendaten, auch der negativen. Außerdem sollte Werbung für Medikamente – auch innerhalb von Fachkreisen – verboten werden.
Wie kommt der Abgabepreis für verschreibungspflichtige Arzneimittel zustande?
Die Pharmaindustrie erwirtschaftet die höchsten Renditen aller Branchen. Sie beherrscht die medizinische Forschung und verkauft teure Medikamente, über deren Unwirksamkeit und Gefahren sie längst Bescheid weiß. Immer wieder werden negative Studienergebnisse über produzierte Medikamente verheimlicht.
Jedes Jahr bringt die Pharmaindustrie rund 40 neue Medikamente auf den Markt – neue Wundermittel gegen Diabetes, Krebs und Bluthochdruck. Doch sind die immer ein Fortschritt für die Patienten?
Bis in die 1970er-Jahre stellte die Pharmaindustrie Medikamente her, um Krankheiten zu heilen. Seitdem steht sie – zumindest teilweise – im Verdacht, dass sie auch Krankheiten schafft, um Medikamente zu verkaufen.
Die Pharma-Wächter – Das IQWiG wacht seit 2004 über die Pharmafirmen
Jürgen Windeler vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hält die meisten Medikamente auf dem deutschen Markt für überflüssig.
„Erfahrungen zeigen, dass eine gute medizinische Versorgung mit 2000 bis 3000 Medikamenten möglich ist“, sagt er. Pharmahersteller müssen seit Anfang 2011 bei dem Kölner Institut den Nutzen neuer Arzneimittel nachweisen. Nur wenn es einen Zusatznutzen hat, kann der Hersteller mit dem Kassenverband den endgültigen Preis des Mittels aushandeln. Sonst wird ein Festbetrag auf dem Preisniveau vergleichbarer Präparate festgesetzt. Windeler sagte, zweifelhafte Arzneimittel würden schon gar nicht mehr auf den Markt gebracht: „Das kann man als durchaus gewollten Effekt des neuen Verfahrens sehen.“
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wägt Nutzen und Kosten von Medikamenten ab und gibt Erstattungsempfehlungen für die Krankenkassen. Quelle
Infobox
Das Pharmaunternehmen kann seinen Verkaufspreis für Arzneimittel zunächst frei bestimmen. Apotheken und der Großhandel erheben auf ihre Einkaufspreise Zuschläge. Der Staat schreibt nur die Höhe der Zuschläge vor, mit denen die Leistungen des pharmazeutischen Großhandels und der Apotheken vergütet werden. Die Zuschläge werden auf den Abgabepreis des Herstellers erhoben. Für ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel gilt immer der gleiche Zuschlag, egal in welcher Apotheke das Arzneimittel verkauft wird. Der Zuschlag, den die Apotheken erheben dürfen, beträgt drei Prozent des Einkaufspreises. Hinzu kommt ein Fixbetrag von 8,35 Euro je Packung zuzüglich 16 Cent zur Förderung der Sicherstellung des Notdienstes. Der Großhandel erhält seit dem 01. Januar 2012 einen prozentualen Aufschlag von 3,15 Prozent je Packung, höchstens jedoch 37,80 Euro zuzüglich eines Festzuschlages je Packung von 70 Cent, um die Beschaffung, Bevorratung und Verteilung von Arzneimitteln von den Herstellern an die Apotheken zu vergüten. Deshalb hat ein bestimmtes rezeptpflichtiges Arzneimittel in jeder Apotheke den gleichen Preis, egal ob in der Stadt, auf dem Land oder auf der Insel.
Quelle
Wie man mit alten Medikamenten noch mal ganz neu Geld verdienen kann
Weil der französische Pharmakonzern Sanofi sein einstiges Leukämiemittel Lemtrada jetzt für Multiple-Sklerose-Patienten vermarktet, kostet der Wirkstoff das 40-Fache. Bereits Anfang November 2013 hatte die FDA Sicherheitsbedenken angemeldet und vor möglicherweise tödlichen Risiken des Mittels gewarnt, das auch unter dem Namen Alemtuzumab bekannt ist.
Sanofis US-Tochter Genzyme habe nicht zeigen können, dass der Nutzen des Mittels die ernstzunehmenden Risiken überwiege, erklärte die FDA im Dezember 2013. Vor einer Zulassung seien weitere Untersuchungen nötig.
Die FDA nahm Sanofis ergänzenden Antrag an, teilte das Unternehmen im Mai 2014 mit. Ein 6-Monats-Berichtszeitraum wurde gestartet, eine endgültige Entscheidung ist im vierten Quartal dieses Jahres zu erwarten. Sollte das Medikament zugelassen werden, dürfte wieder mit einem enormen Umsatz gerechnet werden. Quelle
Bereits in dem Beitrag DAS SKRUPELLOSE PHARMA-KARTELL von ZDF Frontal21 aus 2008 wurden die Machenschaften der Pharma deutlich. 2009 wurden die Frontal21-Autoren Astrid Randerath und Christian Esser mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis für ihre Fernsehdokumentation „Das Pharmakartell” ausgezeichnet. Die Jury sieht hier „ein herausragendes Beispiel von investigativem Journalismus”
In dem Beitrag: Pharmakonzerne geben im Schnitt nur 10% für die Forschung aus – 40% hingegen in die Vermarktung der Medikamente! So wird das Geschäft mit Medikamenten für die Pharma-Konzerne erst richtig interessant.
Ein Ex-Geschäftsführer einer leitenden Firma in der Pharmaindustrie sagte: „Falls Sie meinen, die Pharmaindustrie bringt Medikamente auf den Markt, um Ihnen zu helfen,… Vergessen Sie’s“.
Die Tricks der Pharma-Industrie
Sie beherrschen die medizinische Forschung, verheimlichen negative Studienergebnisse und verkaufen uns sündhaft teure Medikamente, über deren Unwirksamkeit und Gefahren sie längst Bescheid wissen. Sie erwirtschaften damit die höchsten Renditen aller Branchen: die Manager der Pharma-Industrie. Oft sind die Pillen nicht die Lösung, sondern das Problem. Die größten Profite machen die Konzerne neben den Schmerzmitteln auch mit Vitaminen und Vitaminpräparaten.
Auch hier die Antibabypille von Bayer: Es war, als würde ein Auto auf der Brust stehen. Dann kam es zum akuten Herz-Kreislauf-Stillstand, Atemstillstand“, erzählt Felicitas Rohrer. Die 25jährige, sportliche Frau war klinisch tot. Erst in einer Notoperation konnten die Ärzte sie am offenen Herzen reanimieren. Beide Lungen waren durch Embolien verstopft.
Frau Rohrer kann ihren Beruf als Tierärztin nicht mehr ausüben und hat nun den Hersteller der Antibabypille verklagt, die sie eingenommen hatte: Yasminelle enthält das Hormon Drospirenon, das laut Bayer AG auch Haut und Figur verschönert. Dass allerdings das Risiko, durch die „sanfte“ Pille eine Thrombose zu erleiden, mehr als doppelt so hoch ist wie bei den anderen Pillen, verschweigt der Hersteller. In Österreich sind 38 ähnliche Fälle offiziell bei der AGES gemeldet. In den USA haben bereits 11 000 Frauen Entschädigungzahlungen von rund einer Milliarde erstritten. Doch Yaz, Yasminelle und Yasmine werden weiter vertrieben.
Auch Xarelto, ein modernes Mittel zur Blutverdünnung, das zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen massiv beworben wird, ist in die Kritik geraten. Es führt gelegentlich zu schweren Blutungen, die kaum beherrschbar sind. „Das Problem dieser Blutungen ist, dass es kein Gegenmittel gibt“, sagt Professor Hans Gombotz, Intensivmediziner am Linzer AKH, „Warum die zugelassen werden, ohne dass es ein entsprechendes Gegenmittel gibt, kann ich auch nicht sagen. Wir wissen nur, dass wir dadurch zum Teil enorme Probleme bekommen“. Bei der staatlichen Überwachungsbehörde AGES sind bereits 274 Meldungen schwerer Nebenwirkungen und 16 Todesfälle im Zusammenhang mit Xarelto dokumentiert. Lesen Sie dazu auch: Frau verklagt Bayer wegen Antibabypille – Prozess gegen den Hersteller beginnt!
Kurt Langbein ist Mitautor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Erstmals erschien das Buch vor genau 30 Jahren und hat inzwischen eine Auflage von 2,7 Millionen erreicht. Langbein, der vor Kurzem mit dem renommierten Axel-Corti-Preis ausgezeichnet wurde, begibt sich auf einen aktuellen Streifzug durch die Tricks und Täuschungen der Arzneimittelhersteller mit konkreten Beispielen, Betroffenen und den Verantwortlichen.
Gekaufte Leitlinien – Kritische Mediziner zeigen auf: Bei den Expertengremien, welche die Behandlungsleitlinien erstellen, gibt es Dutzende Interessenskonflikte – Die Autoren stehen auf der Payroll der Industrie. Insider enthüllen, wie die Industrie mit Ghostwritern die angeblichen Arbeiten der Professoren manipuliert. Ein Professor gesteht, dass die Konsensusberichte der Fachgesellschaft zu den Antidepressiva von Vertretern der Industrie redigiert wurden. Die Firmenmanager jedoch zeigen sich gegenüber den enthüllten Praktiken nur wenig auskunftsfreudig. Das kommt uns auch aus anderen Branchen bekannt vor. Quelle 3Sat
„Studien, die von den Unternehmen finanziert werden, haben häufiger Ergebnisse, die für diese vorteilhaft ausfallen. Das ist belegt. Der Industrie zu erlauben, ihre eigenen Medikamente zu testen, ist so, als dürfte ich in einem Prozess mein eigener Richter sein. Und Wissenschaftler, die an dem Design einer Studie zu viel Kritik üben, werden das nächste Mal nicht mehr gefragt. Das wissen die Betroffenen. Schon deshalb kommen sie den Wünschen der Industrie viel zu weit entgegen. Unerwünschte Ergebnisse werden außerdem gerne verschwiegen, während erwünschte veröffentlicht werden“, so Peter C. Gøtzsche.
Die Studien sollten deshalb nie von der Pharmaindustrie, sondern immer von unabhängigen Wissenschaftlern vorgenommen werden.
Die medizinische Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten so ungeheure Fortschritte gemacht, dass es praktisch keinen gesunden Menschen mehr gibt.
Aldous Huxley, brit. Schriftsteller (1894-1963)
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Netzfrau Doro Schreier
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