Am Samstag geht es los, der Run auf die Weihnachtsgeschenke. Allein die Spielwarenhändler machen etwa 28 Prozent ihres Umsatzes in den letzten Wochen bis Weihnachten. Viele vergessen, dass gerade Kinder für die Herstellung dieser Spielwaren arbeiten müssen. Und damit diese Spielwaren dann rechtzeitig für den Boom fertig sind, arbeiten diese Kinder im Akkord.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet für das Weihnachtsgeschäft 2016 ein Umsatzplus von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht einem Gesamtumsatz von 91,1 Milliarden Euro.
Machen Sie mit: Kaufen Sie einfach NIX!
Nur noch vier Wochen bis Weihnachten. Am Sonntag ist der 1. Adventsonntag. Die erste Kerze am Adventskranz wird entzündet. Vielleicht noch hier und da im Familienkreis dazu Adventslieder gesungen oder wenigstens gehört.
Die stillste Zeit des Jahres bricht an. So kannten wir das zumindest. Mehr und mehr habe ich aber den Eindruck, dass sie zur lautesten geworden ist. Festbeleuchtung überall, Adventmärkte in jedem Bezirk, in Wien gibt es mehr als dreißig derzeit, der berühmteste am Rathausplatz. Alle Einkaufsstraßen locken mit verlängerten Öffnungszeiten zum Besuch und meinen damit natürlich Einkaufen.
Die Monate November und Dezember sind die umsatzstärksten Monate für den deutschen Einzelhandel. Für 2016 erwartet der Handelsverband Deutschland erneut eine Steigerung der Weihnachtsumsätze auf rund 91,1 Milliarden Euro. Mit dem Weihnachtsgeschäft steht dem Computerspiele-Markt die nachfragestärkste Zeit des Jahres noch bevor. Fünf von sechs Deutschen wählen 2016 digitale Weihnachtsgeschenke. Wie im letzten Jahr gehören Computer- und Videospiele zu den beliebtesten Präsenten, denn 35 Prozent möchten digitale Spiele verschenken. Prepaid-Guthaben für Mobilfunkleistungen will jeder vierte (24 Prozent) dieses Jahr zu Weihnachten.
1992 brachte der zunehmende Kaufrausch den Aktivisten und Künstler Ted Dave aus Vancouver auf die Idee, einen „Buy Nothing“-Tag ins Leben zu rufen. Er ist als konsumkritischer Tag gedacht, der gegen umweltschädliche und menschenverachtende Herstellungsbedingungen ebenso wie ausbeuterische Produktions- und Handelsstrategien internationaler Konzerne und Finanzgruppen protestiert.
In den USA am letzten Freitag, in Europa am letzten Samstag im November wird der „Kaufnix-Tag“ begangen und regt dazu an, das eigene Kaufverhalten zu überdenken. Und das wäre auch angebracht!
Wie RegioPlan herausfand, wird der Weihnachtsumsatz 2016 voraussichtlich um +1,3% nominell im Vergleich zum Vorjahresumsatz steigen. Dies wird rund 3% vom Gesamtjahresumsatz ausmachen im Gegensatz zu den 50er Jahren, als der Weihnachtsumsatz nämlich noch mit 10% zum Gesamtjahresumsatz beitrug.
Was soll schon ein Kauf-Nix-Tag bringen, werden Sie sagen. Kauft man halt am nächst möglichen Tag ein oder am 2. Adventssamstag.
Der Kaufnix-Tag, also ein Tag, an dem man nicht einen einzigen Cent ausgibt, zeigt einem selbst einiges. Über sich in erster Linie.
Wie viele Einkäufe sind schon zur Gewohnheit geworden? Die Semmel zum Frühstück, das Packerl Zigaretten, der Schokoriegel im Vorbeigehen, der Imbiss vor dem nächsten Termin – alles ganz automatisch, unbewusst. Durch Nichtkaufen erkennt man vielleicht Nötiges und Unnötiges, denkt nach über Hunger und Überfluss, über Haben und Sein.
Geschäft mit dem Smartphone – Hersteller profitieren von Kinderarbeit!
In kongolesischen Minen arbeiten schon Kinder ab sieben Jahren unter lebensgefährlichen Bedingungen, um Kobalt für Elektrogeräte abzubauen, die aus dem Verbraucheralltag nicht mehr wegzudenken sind. Bedeutende globale Elektronikhersteller wie Apple, Samsung oder Sony können nicht garantieren, dass in ihren Produkten kein Kobalt aus Kinderarbeit genutzt wird.
Welche Rohstoffe stecken in Waschmaschinen, Handys oder Autos und woher kommen diese?
Das kann kaum einer wirklich beantworten, dabei handelt es sich um Rohstoffe, die von Millionen Menschen tagtäglich unter schwersten Bedingungen in Bergbauschächten abgetragen werden. Um zu überleben, riskieren die Kinder ihr Leben und werden dann oftmals vom Militär ihres Lohnes beraubt. Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind die Verbraucher in den Industrieländern. Billige Rohstoffe = billige Computer oder Handys.
So müssen unter archaischen Bedingungen Kinder z. B. im Kongo mit bloßen Händen Rohstoffe wie Tantal, Zinn und Wolfram aus der Erde buddeln. Die Metalle werden dringend gebraucht, sind sie doch Hauptbestandteil zahlreicher elektronischer Geräte. Siehe: Das „blutige“ Geschäft mit dem Smartphone – Hersteller profitieren von Kinderarbeit!
Der Schokoriegel, in dem Kakao von Kinderarbeit steckt, die Wasserflasche, die anderswo Durst bedeutet, die Pizzaschnitte zwischendurch, der Kaffee an der nächsten Ecke oder auch eine Tasse Tee – all das konsumieren wir ziemlich unbewusst.
Machen wir uns aber auf den Weg, um Geschenke zu besorgen, können wir – je nach Gefülltseinsgrad des Geldbörsels – wählen zwischen Kosmetik, Accessoires und Schmuck, Bekleidung wie T-Shirts, Pullover, Blusen, Jacken, Hosen, Tücher, Mützen, Schals, Pyjamas. Handtaschen, Schuhe, Hausschuhe stehen ebenfalls zur Auswahl, ebenso Heimtextilien und Möbel, Technik wie Fotoapparat, Kameras, Laptops, PCs, Smartphones, etc.
Wenn Sie sich jetzt der Mühe unterziehen und die angeführten Links aufmachen, wird es Ihnen ohnehin nicht schwer fallen, morgen nichts zu kaufen, vielleicht auch noch nächste Woche und die darauf folgenden Tage bis Weihnachten.
INOFOBOX
Sollten Sie die Spielwaren bei Toys“R“Us kaufen wollen, hier noch einige Hinweise:
Die großen Heuschrecken wissen schon heute, was Sie den Kindern zu Weihnachten kaufen werden. Allein in Werbung werden Milliarden Euros gesteckt, damit die Kinder auch genau wissen, was sie sich wünschen sollen.
Es ist auch nicht verwunderlich, denn die großen Aktionäre sind wieder: State Street Corporation, Vanguard Group, Fidelity und Blackrock. Aber auch Goldman Sachs ist dabei und zwar bei Toys“R“Us. Dieser Spielwarenkonzern gehört zu gleichen Teilen Bain Capital, Vornado Realty Trust und KKR & Co. L.P. Bain Capital wurde 1984 vom US-Politiker und -Präsidentschaftskandidaten im Jahr 2012 Mitt Romney mitgegründet. Ihm gehören auch große Anteile an Burger King. Interessant ist auch KKR & Co. L.P. Dieser Konzern gehörte noch bis Januar 2014 Prosiebensat1. Dieser Konzern kauft viele weitere Konzerne, auch deutsche Unternehmen mit Goldman Sachs zusammen. Kein Wunder, Robert D. Gottlieb, Chief Global Human Resources Officer, war vor seinem Einstieg 18 Jahre bei Goldman Sachs tätig. Zu den Großaktionären von KKR & Co. L.P. gehören auch die Deutsche Bank und Citigroup Inc.
Mehr Informationen: „Hello Barbie“ ist da – Geheimagentin im Kinderzimmer – Profiteure NSA, Goldman Sachs, Blackrock, Deutsche Bank und Co.
Mattell – Unfaires Spielzeug produziert in China
Bereits 2007 hat die Südwind-Partnerorganisation China Labour Watch, die aus Sicherheitsgründen in New York ansässig ist, in einer breit angelegten Undercover-Studie in südchinesischen Spielzeugfabriken schwere Arbeitsrechtsverletzungen festgestellt: Kinderarbeit, unbezahlte und unzählige Überstunden, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne wurden den großen Spielzeugherstellern, die überwiegend in China produzieren lassen, vorgeworfen.
Mattel, Disney, Hasbro und Co. und ihr Unternehmensverband ICTI (International Council of Toy Industry) beriefen sich damals auf ihre Verhaltenskodices und versprachen Besserung.
Sieben Jahre später wurde neuerlich eine verdeckte Umfrage unter ArbeiterInnen in vier chinesischen Zulieferbetrieben, die Spielzeug wie Barbie, Mickey Mouse, Transformers, Thomas, die kleine Lokomotive, für Mattel, Disney, Hasbro, Fischer-Price u.a. herstellen, durchgeführt: fehlende Schutzkleidung und Sicherheitstrainings, sowie mangelhafte Feuerschutzmaßnahmen, gefährliche, schlecht gewartete Maschinen, bis zu 120 erzwungene Überstunden (obwohl von Gesetz wegen nur 36 erlaubt sind), unbezahlte Löhne und Sozialversicherungsbeiträge, illegale Kündigungen, mangelhafte Beschwerdemechanismen und Unterdrückung, wenn ArbeiterInnen ihre Rechte einfordern wollen.
„Diese Liste der Missstände in der chinesischen Spielzeugindustrie ist nach sieben Jahren Versprechungen auf Besserung von Seiten der Unternehmen und ihres Verbandes nicht kürzer geworden. Das zeigt, dass den Unternehmen die Gewinne, die sie durch den Spielzeugverkauf in Europa und den USA machen, ganz offenbar wichtiger sind als menschenwürdige Arbeit in den chinesischen Zulieferbetrieben“, resümiert Christina Schröder von Südwind, die in den letzten Jahren selbst auch auf Lokalaugenschein in China und Hong Kong war. „Wenn man die Armut und Ausbeutung, denen hunderttausende chinesische Arbeiterinnen und Arbeiter tagtäglich ausgesetzt sind, kennt, fällt es schwer, den Kindern hier mit Spielzeug-Geschenken eine Freude zu machen“, fährt sie fort. Der Bericht stammt vom Dezember 2014 in Eco-World Siehe Entstehung von Barbie
Sie könnten diese einkaufsfreie Zeit dazu nutzen herauszufinden, was und wo Sie in Zukunft einkaufen.
Auf dem Wochenmarkt, bei einem Bauern, bei Ab-Hof-Lieferanten, die auch zustellen, bei Menschen, die selbst Dinge herstellen, z. B. Upcycling-Mode, die Bekleidung neu denken, sodass Sie derart auch zu einem Unikat kommen. Viele Kreative schaffen wunderbare Dinge, auch Gestricktes und Gehäkeltes aus selbst gesponnener und mit Pflanzen gefärbter Wolle, Geschenkartikel, die nicht im Container übers Meer aus China kommen, sondern liebevoll von Hand gefertigt werden. Kreationen von Künstlern, Menschen zum Anfassen, mit denen Sie über ihre Ideen und Werke debattieren können und so noch den Mehrwert haben, jemanden Interessanten kennen zu lernen.
Da wird Einkaufen wieder etwas, an dem man Freude haben kann. Sparsam eingesetzt, für sich selbst und für liebe Menschen, denen man auch etwas Besonderes schenken möchte.
SAMSTAG ist Kaufnix-Tag und ab Montag gehen Sie einen neuen Weg. Viel Spaß dabei!
Netzfrau Lisa Natterer
Das könnte Sie auch interessieren:
Goldgrube Mülltonne – Privatisierung der Abfallwirtschaft bis Müll ist Money
Macht mit! Dieses Jahr machen wir’s einmal anders
Oh Tannenbaum – wie geklont, genmanipuliert und giftig sind deine…
Mogelpackungen – „Schmutzige” Schokolade incl. – Nestlé hat Patent auf Kakao!
Vorsicht: Chemie in Plastikverpackungen – Plastik kann impotent machen und ist schon in unserem Blut
Sie sind nicht krank, Sie sind vergiftet! Ist es nicht an der Zeit Plastikflaschen zu boykottieren
Kaffeekapseln oder Kaffeepads „Kaffeegenuss mit Reue“ – Die Müllmacher!
Die billige Masche von H&M – Die Karawane zieht weiter: „Made in Ethiopia“