Wo ist der Aufschrei?Jeder vierte Europäer hält Vergewaltigungen unter Umständen für gerechtfertigt?
Eine aktuelle Umfrage durch die Europäische Union sorgt für Entsetzen, denn 27 Prozent der Befragten gaben an, dass „Sex ohne Einverständnis“ durchaus gerechtfertigt sein kann. Bedeutet, Frauen zu vergewaltigen, ist ok. Mehr als jeder Vierte in Europa beantwortete die Frage: „Sind Frauen an Vergewaltigungen selbst schuld?“ mit JA, unter bestimmten Umständen.
Die Studie zu häuslicher und sexueller Gewalt wurde am 25. November 2016 zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen vorgestellt. Das Ergebnis ist beängstigend und als Frau fragt man sich: Wo bleibt die Empörung!? Wird oder ist häusliche Gewalt immer noch salonfähig? Dass auch in Europa unvorstellbar viele Frauen psychische, physische oder sexuelle Gewalt erleben, zeigte bereits 2014 eine Studie der Agentur für Grundrechte der Europäischen Union (FRA). Die Empfehlungen für die Länder der Union sollten die Situation für Frauen in Europa verbessern. 2013 hieß es sogar, dass in Deutschland mehr Frauen vergewaltigt werden als in Indien. Und wo ist der Aufschrei?
Während wir hier noch auf den Protest der Frauen warten, gingen in anderen Ländern Hunderttausende Frauen auf die Straße. Bereits im Oktober 2016 riefen Frauen in Argentinien nach brutaler Vergewaltigung einer 16-Jährigen zu einem Generalstreik auf. Im August 2016 demonstrierten 50 000 Menschen in Peru gegen Gewalt an Frauen.
Und obwohl am Weltfrauentag in der Türkei mit Tränengas und Gummigeschosse gegen die demonstrierenden Frauen losgegangen wurde, protestierten am 19.November 2016 Tausende Frauen, nachdem ein Gesetzesentwurf der Regierung bekannt wurde, dass sexueller Missbrauch straffrei bleiben soll, wenn der Vergewaltiger das Opfer danach heiratet. Siehe Türkei – ZYNISCHES RECHT …nicht strafbar, wenn der Vergewaltiger das Opfer heiratet! Und auch am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gingen Tausende Frauen in der Türkei auf die Straße.
Die Gewalt an Frauen nimmt weltweit zu. Wir haben allein dieses Jahr über zahlreiche schreckliche Misshandlungen an Frauen geschrieben. Aktuell erregt ein dramatischer Fall Indien. Dieses Land macht, trotz verschärfter Strafen immer wieder mit Vergewaltigungen, besonders an kleinen Kindern, auf sich aufmerksam. Als die 10-jährigen Mädchen aus einem Internat über Bauchschmerzen klagten, machten die Eltern und die Ärzte eine schreckliche Entdeckung. Die kleinen Mädchen waren schwanger. Elf Mitarbeiter, darunter der Direktor des Internats im Bezirk Buldhana, wurden am Donnerstag Abend, dem 03.November 2016 wegen angeblicher Vergewaltigung von zehnjährigen Schülerinnen verhaftet. Die Maharashtra-Regierung hat ein spezielles Untersuchungsteam (SIT) gebildet, um den Vorfall zu untersuchen.
Erst kürzlich berichteten wir, dass brutale Vergewaltigungen mit Handys gefilmt und als Video verkauft werden. Und obwohl Indien nach der brutalen Gruppenvergewaltigung von einer 24-Jährigen in einem fahrenden Bus in Neu-Delhi das Gesetz verschärfte, nehmen die Gewalttaten wieder zu. Die Brutalität der Vergewaltigungs-Gangs hat landesweite Proteste ausgelöst.Siehe: Porno ist passé. Man berauscht sich jetzt an realen Vergewaltigungen – Gang rape videos on sale in India amid rise in violent crimes against women
Bei einer Demonstration in Argentinien gegen Gewalt an Frauen, an der 70 000 Frauen teilnahmen, ging die Polizei mit massiver Gewalt vor. Daraufhin riefen die Frauen zu einem Generalstreik auf. In über 80 Städten in Argentinien legten Frauen ihre Arbeit nieder und gingen auf die Straße. Die Frauen in Lateinamerika wollen es nicht mehr hinnehmen, dass immer mehr Mädchen und Frauen vergewaltigt werden. Auch andere Länder solidarisieren sich mit den Frauen in Argentinien: Generalstreik der Frauen in Argentinien nach brutaler Vergewaltigung einer 16-Jährigen – Women set for first-ever general strike in Argentine history
Weltweit protestierten Frauen, aber auch Männer gegen die Zunahme von Gewalt an Frauen.
16 days of activism to end Violence against Women, https://t.co/XKQ66Dg77n pic.twitter.com/Hb9Txgv28z
— We Resist (@ProtestWatch) 25. November 2016
In West Kurdistan thousands march in Kobani city to protest violence against women and young girl’s. pic.twitter.com/CdytUNGIzm
— zerdest (@kastenrahmen1) 24. November 2016
Thanks to @renfrewfc & @ArnistonRangers for supporting @WhiteRibbonScot to highlight 16 days of action to end violence against women #EVAW pic.twitter.com/OpsuAmHkfM
— Gavin Newlands MP (@GavinNewlandsMP) 19. November 2016
The women’s rights movement in Argentina is driving new policies to stop ‘machista’ violence https://t.co/ZAORv5Pac2 pic.twitter.com/kx7WCCcYKS
— VICE News (@vicenews) 29. November 2016
#Youth4GenderEquality from all across #Kashmir commemorating #16DaysOfActivism to end gender-based violence, Lets #OrangeTheWorld @UN_Women pic.twitter.com/MkoLPwWOoG
— Zeeshan Haider (@ZeeKazmi) 25. November 2016
A man walks between red shoes displayed as part of a protest to highlight violence against women in Barcelona. (AP Photo/Manu Fernandez) pic.twitter.com/nRXNk4yiYK
— Marie-José Azzi (@MJAZZI) 25. November 2016
With 1st-ever orange illumination of Minar-i-Pakistan in Punjab &orange march, Pakistan raises awareness to #endVAW. #orangetheworld #16days pic.twitter.com/tuMF3scMoV
— UN Women (@UN_Women) 30. November 2016
Anstatt dass die Gewalt gegen Frauen abnimmt, nimmt sie immer noch zu. Gewalt gegen Frauen ist laut den Vereinten Nationen die am weitesten verbreitete Verletzung der Menschenrechte. Demnach wird jede dritte Frau Opfer von Gewalt.
Neue Studie: Jeder vierte Europäer hält Vergewaltigungen unter Umständen für gerechtfertigt
Wenn eine Frau mit mehreren Männern geschlafen hat, ist es nach Ansicht von sieben Prozent der Europäer in Ordnung, wenn sie vergewaltigt wird. 27 Prozent der Europäer glauben, dass es Situationen gibt, in denen Geschlechtsverkehr ohne Einverständnis gerechtfertigt ist.
Das erinnert uns an den Beitrag, den wir kürzlich veröffentlichten, nei dem sich aber keine Frau empörte, sondern Männer sogar drohten, wenn der „frauenfeindliche“ Film „The Red Pill“ nicht am 19.November 2016 in Berlin gezeigt werden würde, wir mit Konsequenzen zu rechnen hätten.
Ende 2014 sorgte der selbsternannte „Pick-Up-Artist“ Julien Blanc für Schlagzeilen, weil er auf seinem Twitter-Account und via Youtube frauenfeindliche „Aufreiß“-Tipps verbreitet. In Japan ermutigte Julien Blanc Männer: „Jungs, packt sie euch einfach.“ In manchen Seminaren propagiert er, Frauen zu würgen. Er ist ein Prediger der ‚Rape Culture‘ – und Julien Blanc macht weiter – mittlerweile hat er ein neues Video – veröffentlicht im August 2016 mit neuen Kursen – auch via Internet. Für Schlagzeilen sorgte auch Bill Cosby: Der US-Komiker soll mehrere Frauen vergewaltigt haben. Diese Szene ist schlimmer, als was wir uns vorstellen können.
Hoteliers wurden aufgefordert, die Räume für die Seminare der Pick Up-Firma Real Social Dynamics aus den USA zu stornieren. Das australische Innenministerium setzte den Pick-Up-Trainer Julian Blanc auf die Liste unerwünschter Personen und entzog ihm das Visum – und Deutschland? Hüllt sich in Schweigen, denn auch hier gibt es eine große Anhängerschaft, wie Sie in unserem Beitrag: #takedownrsd – Achtung – neue Termine! Julien Blanc, wir wollen dich und deine Kumpane nicht im Netz! lesen können. Verschiedene Veranstaltungen finden statt. Unternommen wird dagegen nichts, die Pick-Up-Trainer können ungehindert ihr Unwesen treiben.
Kennen Sie die Blaue und die Rote Pille?
War Ihnen bekannt, dass sich Männer in eine solche Kategorie einordnen? Frauen sind manipulativ, statusgeil und Lügnerinnen – das ist die selbst erstellte Wahrheit, an die die User des Reddit-Forums „The Red Pill“ glauben. „Red Pill“ ist leider nicht die kleine frauenfeindliche Schmuddelecke von Reddit. „Red Pill“ ist eine verdammt große Selbsthilfegruppe. Das Subreddit hat fast 130 000 Abonnenten. Typen, die offenbar glauben, bisher nicht den ihnen in dieser Welt zustehenden Anteil Frauen und Sex bekommen zu haben. Die keinem weiblichen Wesen über den Weg trauen und Vergewaltigungsopfer zu Lügnerinnen erklären:
Es gibt Alpha-Männer und es gibt Beta-Männer. Alphas haben mit vielen Frauen Sex, im „Red Pill“-Slang ausgedrückt: Ihr sexueller Marktwert ist höher. Betas dagegen müssen Frauen mit Geld locken. Sie führen zum Beispiel ihre Freundin in teure Restaurants aus – doch bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wird die ihren Beta mit einem Alpha-Mann betrügen.
Schaut man sich die Foren der „Roten Pille“ an, dann findet man auch Äußerungen wie diese: Ein amerikanischer Dating-Coach rät dazu, Treffen immer abends zu initiieren, damit man die Frau dann von Location zu Location und eventuell ins Bett führen kann.
Ob Reddit, Twitter oder Facebook, nach frauenfeindlichem Hass muss man im Netz nicht lange suchen.
Denn als wir das erste Mal über den Pickup-Künstler Julien Blanc berichteten, erhielten wir sogar von Frauen einen Shitstorm, die diese „Kerle“ auch noch gut fanden. Verkehrte Welt!
Juliane Frisse vom Bayrischen Rundfunk hat sich in solchen Foren wie dem Reddit-Forum “The Red Pill” umgeschaut. In Ihrem Beitrag schrieb sie Folgendes :
Philosophie-Seminare für Frauenhasser:
Dahinter verbirgt sich eine zentrale Lehre der roten Pille. Es gibt Alpha-Männer und es gibt Beta-Männer. Alphas haben mit vielen Frauen Sex, im „Red Pill“-Slang ausgedrückt: Ihr sexueller Marktwert ist höher. Betas dagegen müssen Frauen mit Geld locken. Sie führen zum Beispiel ihre Freundin in teure Restaurants aus – doch bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wird die ihren Beta mit einem Alpha-Mann betrügen. AFBB: Alpha fucks, beta bucks.” Hier im Subreddit „The Red Pill“, einem Forum auf Reddit sind fast nur Männer unterwegs und sprechen eine eigene Sprache. Mit eigenen Vokabeln und kryptischen Abkürzungen wie AFBB.
Studie: Einstellungen zur Gewalt gegen Frauen
Insgesamt gaben 27% der Befragten an, dass Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung in mindestens einer der beschriebenen Situationen gerechtfertigt sein kann. Am häufigsten meinen die Befragten dies von Situationen, in denen die Betroffenen betrunken sind oder Drogen genommen haben (12%), freiwillig zu jemandem nach Hause mitgegangen sind (11%), freizügige, provozierende oder sexy Kleidung tragen bzw. nicht deutlich nein sagen oder sich körperlich nicht deutlich wehren (beide 10%).
Die Befragten der Umfrage durch die EU sollten angeben, inwieweit sie mit drei Aussagen zu Gewalt gegen Frauen einverstanden bzw. nicht einverstanden sind.
Nahezu ein Drittel (31%) stimmt zu, dass es wahrscheinlicher ist, dass Frauen von einem Fremden vergewaltigt werden als von jemandem, den sie kennen, während 22% mit der Aussage einverstanden sind, dass Frauen Missbrauchs- oder Vergewaltigungsvorwürfe oftmals erfinden oder übertreiben, und 17% zustimmen, dass Gewalt gegenüber Frauen oft vom Opfer provoziert wird. Die Studie finden Sie hier: Special Eurobarometer 449: Gender-based violence
Das ist die Welt in der wir leben – und wo bleibt Aufschrei?
November 2017:Digitale Gewalt gegen Frauen ist weiterverbreitet und hat schwerwiegende Folgen!
Netzfrauen
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