In Frankreich ist der Verkauf von Plastikgeschirr und Besteck ab 2020 verboten, doch in Indien geht Neu-Delhi sogar noch weiter. Ab 2017 ist Schluss mit dem Einweggeschirr, und wer sich nicht daran hält, der wird bestraft.
Ab 2020 Plastikbecher adieu – Frankreich ging in Juli 2016 der Umwelt zuliebe gegen Einweggeschirr und Plastiktüten vor. Bereits im Oktober 2014 entschied die Nationalversammlung, dass es mit den Gläsern und Tellern aus Plastik bald vorbei sein sollte. Das Verbot von Einwegplastikgeschirr sollte ab 2020 im Rahmen des Gesetzentwurfs zur Energiewende umgesetzt werden. Es zielt darauf ab, die Abfälle zu verringern, die «aus der verbrauchten Energie für die Produktion der Gegenstände und aus der dadurch verursachten Umweltverschmutzung und bei ihren Absonderungen in der Natur» entstehen, wir hatten darüber berichtet. Außerdem verbietet Frankreich die Plastiktüten ganz.
Warum zieht das deutsche Umweltministerium nicht mit Frankreich in diesem Bereich an einem Strang? Ganz einfach, auch in Frankreich zeigt sich die europäische Plastikindustrie empört und man werde sogar gegen das Gesetz, gerichtlich vorgehen. Hätten Sie vermutet, dass das wichtigste Einsatzgebiet für Kunststoff in Deutschland der Verpackungsbereich ist?
Überall auf der Erde werden Menschen in Zukunft Plastik vorfinden, denn Plastik verrottet nicht.
Kunststoff wird mittlerweile für alles verwendet, auch in der Baubranche und im Fahrzeugsektor, denn es ist leicht herzustellen und unzerbrechlich. Doch an erster Stelle steht in der Tat der Verpackungsbereich. 2015 wurden in Deutschland laut PlasticsEurope 9,3 Millionen Tonnen Kunststoff im Wert von 15,4 Milliarden Euro importiert. Die 2015 produzierte Kunststoffmenge in Deutschland belief sich auf 18,45 Millionen mit Umsätzen der Kunststofferzeuger in Deutschland in Höhe von 24,4 Milliarden Euro. Wie Sie sehen, es geht um Milliarden Euro! Paradox – Kunststoff zersetzt sich nicht und die Auswirkungen von Kunststoff-Müll gelten als globale Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt. Und da die Kunststoff-Lobby eine enorme Macht ausübt, wird der Plastikwahn keine Ende nehmen, zumindest nicht in Europa. Die Kunststoffindustrie behauptet, dass infolge des Klimaschutzabkommens von Paris die weltweite Nachfrage nach Umweltschutzprodukten auch aus Kunststoff weiter steigt.
Die Kunststoffindustrie profitiert von einer Kultur der Einwegprodukte. Sie ist auf der ganzen Welt vertreten. Wenn wir durstig sind, kaufen wir eine Flasche Wasser. Wenn wir müde sind, bekommen wir schnell an fast jeder Ecke in einem Kunststoff-to-go-Becher Kaffee. Wenn wir hungrig sind, bestellen wir unser Essen in Fastfood-Ketten. Der hungrige Mensch braucht nicht mal mehr aus dem Auto aussteigen. Er bekommt sein Essen in Kunststoffbehältern mit Besteck aus Kunststoff in Plastiktüten verpackt. Wer denkt da an die weitreichenden Probleme, die durch diesen Kunststoff entstehen? Schränken wir das nicht ein, wird sich nichts ändern. Auf Gesetze der Regierungen können wir lange warten, zu mächtig ist die Kunststoffindustrie.
Schätzungsweise 300 Millionen Tonnen Kunststoff sind jedes Jahr im Umlauf. Davon werden etwa nur etwa 15 Prozent recycelt. Derzeit sollen etwa 270 Millionen Tonnen Kunststoff auf der Oberfläche der Ozeane schwimmen. 8,8 Millionen Tonnen kommen jedes Jahr hinzu. Bei diesen alarmierenden Zahlen ist es auch nicht verwunderlich, dass durch die Verschmutzung durch Kunststoff über 700 Meeresarten vom Aussterben bedroht sind.
Und Jahr für Jahr, sind die Top Fünf Kunststoff Verschmutzer – Länder aus Asien. Nicht verwunderlich, denn so werden zum Beispiel Plastiktüten in Pakistan hergestellt. Wir erfuhren davon, nachdem im November 2015 ein Fabrikgebäude in der Stadt Lahore / Pakistan, in dem Plastiktüten hergestellt wurden, einstürzte und viele Arbeiter der Abendschicht, darunter viele Kinder, unter sich begrub. Siehe: Viele Kinder unter den Toten bei Plastiktütenfabrikeinsturz in Pakistan. Und auch Spielwaren sind meist aus Kunststoff und werden zu 80% in China hergestellt.
Ganz anders in Indien: In Neu-Delhi wurde das Problem der Verschmutzung durch Kunststoff schon lange erkannt.
Indiens Hauptstadt verbietet Einweg-Kunststoff!
Die indische Regierung erließ Ende 2012 ein Verbot von Plastiktüten aller Art für die Hauptstadt Neu Delhi und verschärfte damit noch eine Regelung aus dem Jahr 2009. Die Behörden von Neu-Delhi verboten den Verkauf, die Lagerung und Nutzung von Plastiktüten aller Art in der indischen Hauptstadt. Verstöße werden mit Strafen in Höhe von bis zu 100 000 Rupien (ca.1200 €) geahndet oder bis zu fünf Jahren Gefängnis. Die Regierung führte ihre Entscheidung darauf zurück, dass Plastiktüten eine „ernsthafte Gefahr für die Umwelt“ darstellen. Plastik ist eine Umweltkatastrophe, diese Säcke verstopfen die Abflüsse der Stadt und sind biologisch nicht abbaubar, so die Begründung 2012. Dünne Plastikbeutel sind in Neu Delhi bereits 2009 verboten worden, mangels günstiger Alternativen packen aber vor allem Händler ihre Produkte noch immer darin ein. Der indischen Regierung zufolge fielen in Neu Delhi 2012 mit seinen 17 Millionen Einwohnern täglich 574 Tonnen Plastikmüll an. Jetzt geht Neu-Delhi noch weiter!
Indiens National Green Tribunal (NGT) hat ein Einweg – Kunststoff -Verbot im Regierungsbezirk Neu Delhi erlassen. Dieses Verbot tritt am 1. Januar 2017 in Kraft Die NGT verhängte auch eine 10 000 Rupie (etwa $ 150)-Strafe für alle Straßenhändler, die sich nicht daran halten.
Neu-Delhi macht es vor und auch Sie können entscheidend bei der Vermeidung von Plastik dazu beitragen. Vermeiden Sie Plastiktüten, Plastikverpackungen und trinken Sie Ihren Kaffee aus einer Tasse, denn soviel Zeit muss sein. Und wenn Sie einen Kaffee unbedingt im Gehen trinken wollen, dann bringen Sie Ihren Lieblingsbecher mit. Und wie wäre es, wenn Sie zu einer Fastfoodkette gingen und dort einmal fragen, ob Sie das Essen auf Ihren mitgebrachten Teller bekommen könnten? Welche Ironie, sogar Müllbeutel sind aus Plastik, doch auch dies lässt sich leicht ändern. Es ist alles machbar, man muss es nur wollen.
Plastiktütenverbot in anderen Ländern
Dass es auch ganz ohne Plastiktüten funktioniert, beweisen diese Städte und Länder, hier einige Beispiele:
- Die US-Stadt Los Angeles beschloss 2012, Plastiktüten aus den Geschäften zu verbannen.
- San Francisco schaffte 2007 als erste Stadt die umweltschädlichen Beutel in den großen Lebensmittelläden ab.
- In Mauretanien sind seit Neujahr aus Umweltschutzgründen Herstellung, Verbreitung und Nutzung von Plastiktüten verboten.
- Australien will die Kunststofftüten mit einem Totalverbot abschaffen.
- Kunststofftüten sind schon im Bundesstaat South Australia und in den Bundesterritorien Australian Capital Territory und Northern Territory verboten.
- Kunststofftüten sind seit dem Jahr 2000 in Bangladesch komplett verboten. Sie verstopften während der Monsun-Zeit die Abwasserkanäle und erhöhten das Überschwemmungsrisiko.
- Auch in Bhutan wurden Kunststofftüten abgeschafft.
- Seit dem 1. Juni 2008 ist es chinesischen Supermärkten, Kaufhäusern und Großhandelsmärkten untersagt, Plastiktüten kostenlos abzugeben. Sehr dünne Tüten wurden vollständig verboten. Mit dieser Anordnung sollen der Plastikmüll und die daraus resultierende Verschmutzung reduziert werden. Bei Verstößen droht eine Strafe von bis zu 10 000 Yuan.
- In Paris trat 2007 ein Verbot von Kunststofftüten in Kraft. Ein landesweites Verbot gibt es seit dem 1. Januar 2010.
- In Indien wurden Plastiktüten verboten. Verstöße werden mit bis zu 1500 Euro bestraft.
- Plastiktüten sind im Inselstaat Papua-Neuguinea seit 2003 offiziell verboten. Die Gründe dafür liegen in der zunehmenden Verschmutzung der Umwelt durch weggeworfene Plastiktüten und andere Kunststoffe.
- Im ostafrikanischen Staat Ruanda sind seit 2006 und in Tansania seit 2005 Kunststofftüten verboten. Bis zu sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von 2000 Dollar drohen Umweltsündern beim Gebrauch von Kunststofftüten auf der tansanischen Insel Sansibar.
- In Südafrika dürfen Kunststofftüten von Einzelhändlern nicht mehr umsonst verteilt werden. Seit dem Jahr 2003 droht ihnen eine Geld- oder Gefängnisstrafe, wenn sie dagegen verstoßen.
San Francisco verbietet sogar Plastikflaschen – Strafe $ 1000
Wir hatten bereits darüber berichtet, dass San Francisco ein Verbot für den Verkauf von Einweg-Wasserflaschen auf öffentlichen Grundstücken und bei städtischen Veranstaltungen ausgesprochen,hatte. Es waren die ersten Schritte, die die US-Stadt unternahm, um vollständig „grün“ zu werden. SF nimmt schon lange in den USA eine Vorreiterstellung ein. Das Verbot lautete, schrittweise alle Flaschen, die 21 Unzen (595,34 g) oder weniger wiegen, innerhalb der nächsten vier Jahre aus der Stadt zu verbannen.
Nun geht SF noch weiter. Wer erwischt wird, muss zahlen und zwar Geldstrafen von bis zu $ 1000. Das ist sicherlich ein Anreiz, in eine Glasflasche zu investieren. Und das, was in San Francisco begann, setzt sich in ganz USA fort.
Alternativen wurden bereits geschaffen, damit der Verbraucher nicht zu einer Plastikflasche greifen muss. Vielen dürften Trinkbrunnen noch aus der Schulzeit bekannt sein, diese werden vermehrt aufgestellt.
„Kunststoff herzustellen ist keine Kunst mehr, aber diesen Stoff zu beseitigen, ist eine Kunst, denn Kunststoff ist nicht von Pappe.“ Gerhard Uhlenbruck |
Wir Verbraucher haben es in der Hand, überall dort, wo Plastik-Tüten verwendet werden, darauf hinzuweisen. Was in Indien möglich ist, dürfte doch hier in Europa kein Problem darstellen, oder?
NGT bans use of ‘disposable plastic’ in Delhi-NCR from January 1
The National Green Tribunal (NGT) on Friday banned the use of disposable plastic, which is mainly used in grocery and plastic tea cups like items in Delhi and National Capital Region (NCR) with effect from January 1, 2017.
A bench headed by NGT chairperson Swatanter Kumar gave directions for the enforcement of the ban.
The NGT also directed the Municipal Corporation of Delhi (MCD), Delhi Development Authority and other public authorities including NCT OF Delhi to take fast steps for reduction and utilisation of dumped waste.The green body also said that the Okhla plant will continue to operate subject to the order of the tribunal.
The National Green Tribunal had earlier lashed out at Delhi government for showing ‘laxity’ while dealing with alarming situation of air pollution and smog in the city.
Netzfrau Doro Schreier
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