Die Mapuche – Angehörigen des größten indigenen Volkes in Chile müssen um ihr Territorium und ihr kulturelles Erbe bangen. Der norwegische Energielieferant Statkraft plant, am Pilmaiken Fluss ein Wasserkraftwerk zu bauen, inklusive Staudamm.
Update: Der weltweite Protest war erfolgreich – Die Machi Francisca wurde aus dem Gefängnis entlassen. Es erwartet sie Hausarrest, aber immer noch besser, wie im Gefängnis zu sein.
Machi Francisca Linconao deja el Hospital Intercultural de Nueva Imperial entre aplausos y afafanes y va rumbo a su Rewe a esperar el juicio pic.twitter.com/EQozS201lN
— Radio Villa Francia (@rvfradiopopular) 6. Januar 2017
Wir hatten bereits darüber berichtet, dass es in Chile eine Verhaftungswelle gegen Mapuche in April 2016 gab und immer noch gibt. Unter den Festgenommen ist auch die Machi Francisca Linconao. Eine Machi ist wichtig für die indigene Bevölkerung, Machi gelten als – die heilenden Schamaninnen. Nimmt man dem Stamm die Machi, nimmt man ihnen auch die Kultur. Der Zustand von Machi Francisca, die sich in einem Hungerstreik befindet, ist laut Aussagen von Ärzten besorgniserregend. Hinzu kommen die Drohungen, durch die Regierung Chiles, dass wenn sie ihren Hungerstreik nicht beendet, sie keinerlei Besuche mehr empfangen dürfe. Aus Protest wegen der willkürlichen Verhaftung und der Verweigerung, Machi Francisca frei zulassen, kommt es in Chile zu Demonstrationen, die mit Polizeigewalt niedergeschmettert werden.
Wir hatten Ihnen bereits 2015 den Umgang mit Menschenrechten in Chile erläutert, nachdem es vermehrt zu Todesopfern durch Polizeigewalt gekommen war. Wie auch in anderen Ländern schon üblich, werden Proteste unter dem Namen: „Terrorismus“ abgehandelt. Auch genehmigte Demos werden oft mit Wasserwerfern und giftigem Tränengas niedergeknüppelt. Wenn dann doch einmal auf starken Druck hin neue Gesetze geschaffen werden wie im Fall der Umwelt- oder Studentenbewegung, ist die Lobby der Unternehmer so stark, dass letztendlich keine Verbesserung zu spüren ist.
Andere Methoden der “Konfliktlösung” sind Bespitzelung der sozialen Bewegungen, Einschleusen von Agenten und Kriminalisierung mittels Anschuldigungen, die zwar nicht belegt werden können, aber die die Betreffenden trotzdem ins Gefängnis bringen, so zum Beispiel viele Anführer der Mapuche-Bewegung und die beiden Studenten Cristóbal Miranda und Germán Urrutia, die am 18. Juni 2015 unter dem Vorwand, sie führten Molotov-Cocktails mit sich, um Polizisten anzugreifen, festgenommen, schwerstens misshandelt und inhaftiert wurden. Erst nach 6 Wochen wurde die Untersuchungshaft auf Druck der Öffentlichkeit und von Menschenrechtsorganisationen umgewandelt in Hausarrest. So ist es auch bei Machi Francisca. Auch ihr ergeht es so, denn sie steht im Weg, damit die Regierung Chiles noch mehr Raubbau an der Natur verüben, kann um mehr „Kohle“ machen zu können. Immer in Zusammenhang mit Europa. Aber auf Kosten der Bevölkerung Chiles, die darunter zu leiden hat. Siehe auch: Menschenrechte in Chile: Neues Todesopfer von Polizeigewalt – Por el respeto del derecho a la vida y a la justicia: Alto a la represión
Schon länger wird Ethnozid an den Mapuche-Indianern verübt. Bereits 2005 kam es zu Gewalt, Massenverhaftungen und hohen Gefängnisstrafen gegen die „rebellischen Mapuche“. Auch hier ging es um Staudämme. Das gesamte Wasserkraftprojekt hätte die Umsiedlung von etwa 10 000 Menschen, meist Mapuche, zur Folge gehabt Kredite für das auch von der Weltbank kritisierte damalige Staudammprojekt gab es u. a. von der Dresdner Bank. Auftraggeber war der Großkonzern ENDESA, der die gesamte chilenische Stromerzeugung und -verteilung kontrolliert. Endesa gehört heute dem italienischen Energieriesen ENEL. Der teilt sich das Milliarden-Projekt „Hidroaysen“ mit Colbun, einem Unternehmen der Familie Matte, die zu den reichsten und einflussreichsten Chiles zählt und auch von der Deutschen Regierung bei ihren Projekten unterstützt wird.
Über sieben Jahre dauerte die Kampagne, um HidroAysén zu stoppen, und sie war die größte Umweltbewegung in Chile – bekannt als „Patagonia Sin Represas“ (Patagonien ohne Staudämme). Dieser Kampf zeigt, dass, wenn sich lokale Gemeinschaften in Partnerschaft mit nationalen und internationalen Akteuren und Organisationen zusammentun, ein schlecht geplantes Projekt besiegt werden kann. Es ist wichtig, solche Vorfälle in die weltweiten Medien zu bringen, um solche Verbrechen gegen die Bevölkerung und die Natur zu verhindern. Siehe: Der größte Triumph der Umweltbewegung in Chile!
Doch Chile will den Handel mit Europa vertiefen, denn es will nicht nur mit Kohle „Kohle“ machen, sondern auch unter dem Deckmantel der „Erneuerbaren Energien“. Der norwegisch-staatliche Energielieferant Statkraft soll laut Gesellschaft für bedrohte Völker in der Region der Flüsse, 35km entfernt vom Río Bueno, ein Wasserkraftwerk und einen Staudamm errichten. Dafür sollen 150 Hektar Land überflutet werden. Dass dieses Gebiet das Zuhause einer Williche-Mapuche-Gemeinde ist, scheint weder Chile noch Norwegen groß zu stören. Für die Mapuche bedeutet dies nicht einfach nur den Verlust von besiedeltem Gebiet. Für sie ist es gleichzeitig der Verlust ihrer Kultur und Spiritualität.
Deutsche Firmen beteiligen sich an Projekten in Chile
Eine Auswertung der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Chile) vom Oktober 2011 zeigt die Möglichkeiten deutscher Unternehmen für ein Engagement im chilenischen Rohstoffsektor auf! Warum ist die Europäische Union an Chile interessiert?
Die EU stufte 2010 14 Rohstoffe als potenziell kritisch ein: Antimon, Beryllium, Flussspat, Gallium, Germanium, Graphit, Indium, Kobalt, Magnesium, Niob, Platingruppenmetalle, Seltene Erden, Tantal und Wolfram.
Ganz besonders für deutsche Unternehmen wird die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen auf Grund der aktuellen Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten zunehmend schwieriger. Daher trifft es sich besonders gut, dass Chile über diese Rohstoffe verfügt.
Die vertraglichen Bedingungen mit Chile machen es den Konzernen leicht, denn nur ein Unternehmen muss aus Chile dabei sein. Und Colbun, einem Unternehmen der Familie Matte, die zu den reichsten und einflussreichsten Chiles zählt, gilt als ein chilenisches Unternehmen.
Auch die Deutsche Regierung ist an Machenschaften in Chile wie Staudämmen beteiligt, und zwar mit Entwicklungshilfe durch die deutsche GIZ.
Was unsere Regierung im Namen von Entwicklungshilfe treibt, ist beschämend. Es ist kein Geheimnis, dass sich große deutsche, aber auch europäische Konzerne durch diese Steuergelder lukrative Aufträge einheimsen.
Das Bundeswirtschaftsministerium schreibt dazu: „Ob große Projekte in Peru gelingen, im Bergbau, der Landwirtschaft oder der Versorgung der Metropolen mit Trinkwasser und Elektrizität, hängt davon ab, ob die Wasservorhaben umgesetzt werden können. Diese umfassen den Bau von Staubecken, Bewässerungskanäle, Tunnel zur Umleitung natürlicher Quellen sowie Wasserkraftwerke. (…)
Bei dem Projekt Majes Siguas II planen die Unternehmen Cobra Instalaciones und Cosapi einen Staudamm am Fluß Apurimac, einen 18 km langen Wassertunnel durch die Anden sowie zwei Wasserkraftwerke am Fluß Siguas mit insgesamt 550 MW. Das Investitionsvolumen liegt bei insgesamt 400 Mio. US-$. Auch hier soll durch Bewässerungsvorhaben Wüsten- in Agrarfläche umgewandelt werden. Das private Konsortium kommt für 50% der Baukosten auf und betreibt die Anlage im Anschluss 16 Jahre lang.“ Nur ein Beispiel von vielen!
GIZ und KfW unterstützen die Sektorinstitutionen bei der Umsetzung der geplanten Reformen in der Siedlungswasserwirtschaft, dem Aufbau von Kapazitäten und Strukturen zum integrierten Wassereinzugsmanagement sowie der Finanzierung der notwendigen Infrastruktur. – Also mit Steuergeldern! Damit deutsche Firmen partizipieren können! Genau so ist es in Chile.
Machi Linconao kündigte am 23. Dezember durch einen Brief den Hungerstreik an. In einer Videobotschaft sagte sie, dass ihr keine andere Wahl bleibt. Immer wieder beteuerte sie ihre Unschuld im Fall „Luchsinger“. Es gibt keinerlei Beweise, dass sie beteiligt war. Sie wird beschuldigt, für den Tod von Bernard Luchsinger und Vivianne McKay verantwortlich zu sein. Ein von Unbekannten gelegtes Feuer hatte das Haus der Großgrundbesitzerfamilie am 4. Januar 2013 zerstört. Die Eheleute waren dabei ums Leben gekommen. Im Jahre 1906 hatte die Familie Luchsinger 60 Hektar Land in Vilcún von einem deutschen Einwanderer erworben und ihren Grundbesitz später auf bis zu 1.200 Hektar vergrößert. Innerhalb der Familien Luchsinger und MacKay gab es im Jahr 2013 Landstreitigkeiten, die mit gewaltsamen Auseinandersetzungen endeten.
Machi Linconao wurde in der Vergangenheit bereits mehrmals festgenommen, konnte ihre Unschuld jedoch immer beweisen. Wegen der gewalttätigen, demütigenden Festnahmen und der Missachtung ihrer angesehenen Stellung in der Gemeinschaft verklagte sie daraufhin erfolgreich den chilenischen Staat. Die Entschädigung über 30 Millionen chilenische Pesos (rund 39 000 Euro Euro) wurden bis heute nicht ausgezahlt.
Mapuche heißt so viel wie „Menschen der Erde“. Geschätzte rund 600 000 Mapuche leben noch im Süden Chiles, dazu mehrere hunderttausend, weitgehend kulturell entwurzelt, in der Hauptstadt Santiago. Sozial zählen die Mapuche in Chile zum ärmsten und am wenigsten gebildeten Teil der Bevölkerung. Bildung ist in Chile teuer, seitdem die meisten Schulen privatisiert wurden.
Auf den Ländereien, welche den Mapuche geraubt wurden, entstanden Wasserkraftwerke, Eukalyptus- und Kiefernplantagen für die Holzindustrie, industrielle Anlagen zur Lachszucht und Müllhalden. Die Mapuche werden systematisch vertrieben. Erst vor ein paar Wochen haben wir über den Völkermord um Platz für eine großflächige Landwirtschaft zu schaffen berichtet. In Brasilien wurden die Guarani-Kaiowá während einer Versammlung von 70 Farmern überfallen. Auch die Guarani werden systematisch vertrieben und umgebracht.
Auch in Kanada sind indigene Völker betroffen, gerade die indigenen Frauen trifft es hart. In Kanada sind in den letzten Jahren bereits 1200 weibliche Ureinwohner getötet worden oder sie werden vermisst. Und auch hier geht es um Land: In Kanadas Provinz Alberta tobt seit Jahren ein ungleicher Kampf. Multinationale Konzerne rufen den größten Ölboom seit Jahrzehnten aus. Die gigantischen Ölvorkommen in Kanada sprudeln nicht aus der Erde, sondern liegen tief verborgen im Sand. Hier klagen Kanadas Ureinwohner sauberes Trinkwasser ein.
Rücksichtnahme auf die indigenen Völker sucht man auch in Europa vergebens. In der Weite Lapplands, wo früher nur Schnee und Eis die Landschaft bedeckten, in der vorher nur Nomaden lebten, dem Land der Samen, der Mitternachtssonne und Nordlichter, auch dort hat der Hunger nach Rohstoffen seine Spuren hinterlassen. Siehe: Einsturzgefahren – In Schweden zieht eine ganze Stadt um.
Auch den Ureinwohnern in Chile geht es nicht besser, sie werden diskriminiert und es findet ein systematischer Landraub statt, mit Zwangsdeportation auf ärmere Böden.
Die Mapuche, die in dieser Region seit mindestens 2000 Jahren lebten, hatten sich 400 Jahre erfolgreich gegen Eroberer gewehrt. Sie waren in Familienverbänden von selten mehr als hundert Mitgliedern organisiert und kannten keine Zentralgewalt. Nur zu Verteidigungszwecken schlossen sich mehrere solcher Verbände zusammen. An der Küste lebten sie vom Fischfang und von Algen, im Landesinneren gingen sie auf die Jagd nach Pumas, Lamas und Guanacos, den kleinen Verwandten der Lamas. Wichtigstes Lebensmittel aller Mapuche aber war der Samen der Araukanie, eines hohen Nadelbaums in den damals noch ausgedehnten Wäldern. Sie lebten in Rukas, einer Art von Laubhütten, die sie einfach stehen ließen, wenn sie weiterzogen.
Die Mapuche verstanden die Welt nicht als etwas ihnen Fremdes, das man sich untertan machen müsse, sondern sich selbst als Teil dieser Welt. «Die Alten sagen uns, dass wir, bevor wir einen Baum fällen, den Berg um Erlaubnis fragen müssen, und dass wir, bevor wir trinken, das Wasser um Erlaubnis fragen müssen.» So zitiert eine Studie der staatlichen Universität von Temuco einen alten Mapuche, der Lonko in seiner Gemeinde war. Ein solcher Lonko ist so etwas wie der Älteste eines Familienverbands, geistlicher und politischer Führer zugleich. Ihm zur Seite steht die Machi, eine Art Schamanin, Heilerin und Hebamme, über die das Wissen über die Wirkung von Kräutern und Räucherwerk weitergegeben wird.
Auch dem Mapuche Galvarino Raimán geht es im Grunde um Respekt – um Respekt vor der Identität seines Volks, das schon mindestens zwei Jahrtausende länger dort lebt als die SiedlerInnen. «Wir hatten unsere Identität schon fast verloren», sagt er. Seit der Widerstand aber militanter geworden sei, kämen immer mehr junge Leute, die in die Städte abgewandert waren, zurück aufs Land. «Das alte Prinzip der gegenseitigen Hilfe lebt wieder auf, es gibt eine sich rückbesinnende Erneuerung des Denkens und der Kultur.» Zu kultischen Versammlungen kämen heute bis zu tausend Menschen. In vielen Dörfern gebe es wieder eine Machi – die heilende Schamanin – und der Lonko, der Älteste, werde wieder respektiert. «Es sind vor allem die jungen Leute, die unsere Kultur wieder aufleben lassen.» Und zu dieser Kultur gehört eben auch das freie Land ohne Zäune. Quelle
Die Land- und Wasserwegnahme bedeutet für die Mapuche auch die Zerstörung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Traditionen. Ohne ein funktionierendes Ökosystem und ohne Gemeinschaftsbesitz können die Mapuche nicht mehr von der Erde in Subsistenzwirtschaft und in der Folge nicht mehr ihre Kultur leben.
Diskriminierung und Raub an den indigenen Völkern dieser Welt, wohin man auch schaut. Nur des Profites wegen. Eine Schande!
Hier gibt es eine Petition zur Freilassung von Machi Francisca, mit der Bitte diese zu unterschreiben. Sie brauchen eine weltweite Aufmerksamkeit.
> Petiton: CIDH ¡La vida de la Machi Francisca Linconao peligra! Liberen a la Machi
#Chile: Barricades in #Temuco, on Dec 24, struggle for release of the #indigenous political prisoner #FranciscaLinconao. #LibertadALaMachi pic.twitter.com/3OwrdXf8DE
— ubique (@PersonalEscrito) 26. Dezember 2016
#LiberenALaMachi: Violaciones Sistemáticas a los Derechos Humanos
29. DEZ. 2016 — Un video de la página de Facebook de Moyenei hace un recuento de lo que ha sido un montaje en contra de la Machi Francisca Linconao y paralelamente un spot de la campaña de la entonces candidata y hoy Presidenta Michelle Bachelet que antes de ayer solo tuvo que decir “su caso está en la justicia, por lo tanto no me pronuncio“. Nada más, ni una sola palabra por la vida de la Machi que está en riesgo en el 7° día de huelga de hambre. ¿Qué pasó con las convicciones de la Presidenta con relación al Pueblo Mapuche?
¿A caso en el caso de la Machi no se le garantiza el derecho con respecto al principio de la presunción de la inocencia del proceso judicial?
Repudiable el actuar de la Presidenta y del Ministerio Público querellante de las acusaciones falsas en contra de la Machi.
La Machi será absuelta y nuevamente el Estado tendrá que ser responsabilizado por el terrorismo que ejercen en contra de los pueblos originarios.
Pueden revisar y compartir el video acá:https://www.facebook.com/41155726365/videos/10154036814451366/
Netzfrauen Birgit Steinmeyer und Doro Schreier
Viele arme Länder mit Rohstoffen versinken im Krieg und genau dorthin werden Rüstungsgüter verkauft!
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