Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, kommt ursprünglich aus dem Verteidigungsministerium. Und eine Art „Verteidigungsminister“ ist er scheinbar immer noch und zwar für die Agrar- und Fleischlobby. So forderte er doch jüngst dazu auf, dass täglich Schweinefleisch in Schulen und Kitas auf den Speiseplan gehöre. Außerdem will er die Bezeichnung „vegane Wurst“ verbieten.
Ein Schnitzel darf nicht vegetarisch sein und eine Wurst nicht vegan – diese Bezeichnungen für Fleischprodukte seien „komplett irreführend und verunsichern die Verbraucher“, findet Christian Schmidt. Nun fragen wir uns, wann er den Leberkäse umbenennt, denn in Leberkäse ist weder Leber noch Käse enthalten. Außerdem wird der Verbraucher schon lange mit Gutshof-Idylle im Kühlregal geködert. „Gut Ponholz“, „Mühlenhof“ oder „Gut Drei Eichen“ gibt es gar nicht.
Er ist der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt. Aus dem Verteidigungsministerium zum Landwirtschaftsminister – Da geht mit uns die Fantasie durch:
Terminator Schmidt – bewaffnet mit einer Chemiekeule – unter dem Titel: „Killing Bees – Die Fortsetzung: Die Natur schlägt zurück – Pestizid-resistente Insekten kehren zurück – Deutschland ruft Notstand aus!“.
Ob nun das Schreddern von Küken, oder die Schlachtung hochträchtiger Kühe als auch der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung, all dies sei nicht akzeptabel. Im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung kündigte Schmidt an, das Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Verpackungen einiger Produkte zu streichen. Klingt alles super, doch was wir immer wieder feststellen müssen, es klingt eher, als sagte ein Bundesminister zu den Konzernen:“ Macht euch keine Sorgen, ich regele das schon.“
Trotz Kritik an der Massentötung von männlichen Küken ist die große Koalition gegen ein Verbot. CDU/CSU und SPD stimmten am 17. März 2016 gegen entsprechende Oppositionsforderungen. Eine Verbesserung des Tierwohls sei nur gemeinsam mit den Tierhaltern möglich, sagte Dieter Stier von der CDU. Sonst verlagere man die Tierhaltung ins Ausland. Christian Schmidt rechtfertigte die Entscheidung, an der Praxis festzuhalten, mit wirtschaftlichen Überlegungen. Das Töten der männlichen Küken von Legerassen lässt sich laut Schmidt aktuell nicht verhindern, weil die Produktion sonst ins Ausland abwandere, wo das weiter erlaubt sei.
Doch die Geflügelproduktion ist schon längst im Ausland. Während die Bauern in Europa auf die Straße gehen, befördert die EU Milliarden Euro in andere Länder und Kontinente wie Asien, Bulgarien, Ungarn, Russland, Serbien, Türkei und Ukraine. Auch Polen ist auf dem Weg, zum größten Geflügelproduzenten in Europa mit finanzieller Hilfe durch die EU zu werden, allein von 2007 bis 2013 nahm es EUR 67 Mrd. ein. Siehe Das unsägliche Leid der Weihnachtsgänse – Steuergelder für billiges Geflügelfleisch aus Polen, denn Polen ist billig – Tierquälerei und Keime incl.
Der deutsche Agrarriese „Tönnies“, der größte private Fleischhersteller in Europa, hat in Serbien ein Unternehmen gegründet. Nach aktuellen Berichten ist die Rede von zehn Schweinemastbetrieben mit einer Kapazität von 700 000 bis 800 000 Schweinen. Darüber hinaus wolle das Unternehmen Flächen und Schweineställe im Land pachten. Siehe: Hierzu: Gewusst? EU fördert mit Steuergeldern qualvolle Massentierhaltung in Osteuropa, Russland und Asien! – Public Financing Continues to Support Farm Animal Mistreatment
Jetzt soll es doch ein neues Tierwohllabel geben.
Dieses Label will Christian Schmidt im Januar 2017 anlässlich der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin vorstellen. Damit soll Fleisch von Tieren gekennzeichnet werden können, deren Haltungsbedingungen über dem gesetzlichen Standard liegen.
Klingt super, doch ob es umgesetzt wird? Warum nicht gleich die gesetzlichen Standards zum Wohle der Tiere ändern? Schon längst bekommen Edeka, Rewe, Lidl und Aldi Fleisch zum Beispiel auch aus Brasilien. Wir erinnern uns an ein anderes Tierschutzlabel.
Bereits im Januar 2013 wurde der Deutsche Tierschutzbund heftig kritisiert, nachdem Wiesenhof das Tierschutzlabel bekam – ausgerechnet Wiesenhof. Wiesenhof und artgerechte Tierhaltung, das passt für viele so gut zusammen wie Werder und der HSV.
Doch ausgerechnet zum Nordderby machten Wiesenhof und der Deutsche Tierschutzbund gemeinsame Sache auf der Brust der Werder-Spieler. Für Marketingforscher nichts anderes als Greenwashing!
Wenn also Bundesagrarminister Christian Schmidt Angst hat, dass die Produktion ins Ausland verlegt wird, warum fördert dann auch Deutschland die Produktion im Ausland?
Schmidt fordert Schweinefleisch für Schulen und Kitas
Erinnern Sie sich noch an die Schweinefleischpflicht im März 2016? 900 Schweinebauern zählt Schleswig-Holstein. Da man so besorgt war um unsere Ernährung, forderte die CDU in Schleswig-Holstein eine „gesunde und ausgewogene Ernährung: „Die Landesregierung wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass insbesondere Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittelangebot sowohl öffentlicher Kantinen als auch in Kitas und Schulen erhalten bleibt“, hieß es in einem Antrag der CDU-Fraktion im Kieler Landtag zur nächsten Plenarsitzung. Als Minderheiten, die die Mehrheit zumindest partiell zu überstimmen drohen, machte der CDU-Landwirtschaftspolitiker Heiner Rickers zum Beispiel Vegetarier, Veganer und Moslems aus. Die Drucksache 18/3947 zum Schweinefleisch-Antrag der CDU in Schleswig-Holstein sorgte in den sozialen Netzwerken für reichlich Spott. Siehe: #Schweinefleischpflicht – Denn sie wissen nicht mehr, was sie tun…
Als ob Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt nichts aus dem damaligen Spott gelernt hat, fordert er doch tatsächlich auch die Schweinefleischpflicht! Kantinen von Schulen und Kindergärten sollten nach Ansicht von Christian Schmidt regelmäßig Gerichte mit Schweinefleisch anbieten. „Dass unsere Kinder kein Schweinefleisch mehr bekommen, ist völlig inakzeptabel“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Ende Dezember 2016.
Es sei ein „Versagen der Schulträger“, wenn Kinder keine ausgewogene Ernährung bekämen. Auch wenn die Zahl der Muslime im Land steige, dürfe man nicht aus Bequemlichkeits- oder Kostengründen für die Mehrheit in der Gesellschaft die Auswahl einschränken, sagte Schmidt. Weiter sagte Schmidt: „Fleisch gehört auf den Speiseplan einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, auch in der Kita- und Schulverpflegung. Jedes Kind sollte die Auswahl haben, ob es Rind-, Schweinefleisch, Fisch oder eben vegetarisch essen möchte.“ Schmidt kündigte an, das nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule werde künftig Mustervorschläge für eine ausgewogene Ernährung machen.
Da läuten doch alle Alarmglocken, wenn man bedenkt, dass die Einfuhr von chinesischen Lebensmitteln erhöht wurde.
Erinnern Sie sich noch an die Erdbeeren aus China? Ein Norovirus in einer Portion Tiefkühlerdbeeren aus China war im Oktober 2012 eindeutig als Auslöser des akuten Brechdurchfalls identifiziert worden, an dem in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin über 10 000 Menschen, überwiegend Kinder und Jugendliche, erkrankt waren. Siehe: Sie sind von allen guten Geistern verlassen – Lebensmittel aus China, verdorben, gefährlich und hochbelastet auf Ihrem Teller!
Und auch Lebensmittel aus Fukushima landen wieder auf unserem Tisch.
Außerdem: Weit mehr als nur Gammelfleisch – Woher kommt unser täglich Fleisch?
Nicht jeder, der die Sau rauslässt, hat auch Schwein. Denn geht es um unsere Gesundheit, so sollte die Regierung sich gefälligst um die hohe Nitratbelastung kümmern, die eine ernste Gefahr für unsere Gesundheit ist. Außerdem hat Christian Schmidt, der Verteidigungsminister der Agarlobby, sich für den Einsatz von Glyphosat ausgesprochen:
Die Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums, vertreten durch Bundesagrarminister Christian Schmidt, vom 29. März 2016 zu der Verlängerung von Glyphosat (aiz.info)
Die Position des deutschen Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Wiederzulassung von Glyphosat ist „rein wissenschaftsbasiert“, erklärte Bundesagrarminister Christian Schmidt gegenüber agrarzeitung.de. Die einheitliche Linie von Bundeswirtschaftsministerium, -umweltministerium sowie -landwirtschaftsministerium, die in Deutschland für Entscheidungen auf EU-Ebene über die weitere Verwendung von Glyphosat erforderlich ist, sehe deshalb eine Verlängerung der Zulassung des Herbizidwirkstoffs vor.
Fleisch vom „Bauernhof”? Die Verbraucher wollen das „gute Gefühl“ gleich mitkaufen. Bodenständiges Landleben liegt voll im Trend. Und jeder möchte sich davon ein Stückchen kaufen.
Auch McDonald’s Country-Wochen zeigen gerne die Idylle des Farmers auf dem Lande oder in Deutschland mit einem angeblich echten Landwirt, der morgens früh raus muss. In den USA kann dieser Farmer Holz hacken, pflügen und glühende Hufeisen schmieden – alles mit der bloßen Hand. Für den bärenstarken Bauern im jüngsten McDonald’s-Spot kein Problem. Gleichzeitig hat der liebenswerte Landwirt auch seine weiche Seite und knuddelt gerne kleine Schäfchen und schüttelt auch mal den Nachbarskindern einen Apfel vom Baum. Doch am Ende eines langen Arbeitstages gönnt er seinen Fingern auch eine Belohnung: Sie dürfen dann den McFarmer-Burger halten, den es dann in speziellen Country-Wochen der Fastfoodkette als Aktion zu kaufen gibt. Dass das nicht der Wirklichkeit entspricht, das sollte mittlerweile jeder von uns wissen. Siehe Demnächst XXL Hähnchen bei Wiesenhof und McDonald’s
So ködern Supermärkte und Discounter ihre Kunden: Aldi Nord verkauft Fleisch und Wurst vom „Gut Drei Eichen“ und vom „Güldenhof“. Penny hat den „Mühlenhof“ – und Tengelmann den „Birkenhof“. Bei Norma: gleich zwei „Güter“, „Gut Langenhof“ und „Gut Bartenhof“. Und bei Netto gibt es Produkte vom „Gut Ponholz“. Netto, Aldi Nord, Norma und Tengelmann geben zu, dass die Höfe gar nicht existieren und die Namen nur dem Marketing dienen.
Wo ist da der Unterschied zu „Veganer-Schnitzel“oder „vegetarische Wurst“? Tatsächlich, nach deutschem Markenrecht ist es völlig legal, Produkte unter einem Bauernhofnamen zu verkaufen, auch wenn sie gar nicht von dort kommen. Aber diese Irreführung ist erlaubt und wird nicht geändert werden. Dafür will Bundesagrarminister Schmidt die Fleischbezeichnungen für vegetarische und vegane Produkte verbieten – sie seien irreführend.
„Ich setze mich dafür ein, dass sie im Sinne einer klaren Verbraucherkennzeichnung verboten werden.“ Niemand dürfe „bei diesen Pseudo-Fleischgerichten so tun, als ob es Fleisch wäre“, forderte Schmidt in der „Bild“. Hersteller sollten eigene Namen für ihre pflanzlichen Produkte finden.
Auch Lebensmittelketten wie Aldi, Netto, Lidl u. s. w. greifen gerne in diese Trickkiste. Die Verpackungen sind geschmückt mit Bildern von alten Gutshäusern. Und man kann nicht mal von Verbrauchertäuschung sprechen, denn hier ist sie ja legal.
„Gut Ponholz” ist längst Geschichte – Nur ein Ort findet sich auf der Landkarte überhaupt: Ponholz bei Regensburg. Dort steht gleich nach der Autobahnausfahrt die Zentrale von Netto. Doch ein Gut, das Fleisch produziert, kennt hier niemand. Nur das alte Post-Gebäude. Heute ist darin eine Gastwirtschaft. Der Wirt weiß jedoch: Vor Jahrzehnten war es mal ein Gutshof mit Tierhaltung. Doch Netto wurde von hier nie beliefert. Siehe: Tricks der Supermärkte – „Gut Ponholz“, „Mühlenhof“ oder „Gut Drei Eichen“ gibt es gar nicht
Übrigens, Bayerischer Leberkäse besteht gar nicht aus Leber und Käse!
Die Zutaten für bayerischen Leberkäse sind gepökeltes, grob entsehntes Rindfleisch und fettreiches Schweinefleisch, Speck, Wasser, Salz und Majoran, die mit dem Kutter zu einer feinen Masse verarbeitet werden. Anschließend wird das Brät in einer Backform gebacken, bis sich eine braune Kruste gebildet hat.
Vorsicht: Nicht von unbestimmten Werbebegriffen wie „aus der Region“ oder „von hier“ täuschen lassen!
Der Begriff „Region“ ist gesetzlich nicht geschützt. Beim Einkauf regionaler Lebensmittel ist es deshalb ratsam, immer genau zu fragen, wofür die Angabe „regional“ steht. Für verarbeitete Produkte schreibt das Gesetz keine Angaben zum Herkunftsland vor. Es genügt die Information, für wen das Produkt hergestellt beziehungsweise, wo es verpackt wurde.
Beispiele:
- Fruchtaufstrich: Hersteller müssen nicht angeben, woher das Obst kommt.
- Bei Milchprodukten muss der Hersteller nicht angeben, woher die Zutaten stammen. Der Hersteller muss ebenfalls nicht genannt werden. Lediglich die Veterinärkontrollnummer gibt Auskunft über das Unternehmen, in dem die letzte Verarbeitung stattgefunden hat. Mehr Infos: http://www.verbraucher.de/regionale-lebensmittel
Ein Stückchen Landleben kaufen – das es so gar nicht gibt. – Wenn wir wüssten, was wir essen, würden wir es vielleicht gar nicht mehr essen wollen.
Am 30. 12. 2016 stellte der „Verteidigungsminister der Agarlobby“ das „Grünbuch Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume“ vor.
„Mit dem Grünbuch stellen wir einen Fahrplan für die zukünftige deutsche Ernährungs- und Agrarpolitik auf. Es beschreibt wichtige Wegmarken und Schwerpunkte einer Politik für zukunftsfeste Agrarstrukturen und lebendige ländliche Räume. Das Grünbuch unterstützt unser Ziel, die Landwirtschaft wieder fest in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. In diesem Sinne ist es auch eine Einladung zur gesellschaftlichen und politisch parlamentarischen Debatte, so Schmidt in einer Presseerklärung.
Denken Sie immer an „Gut Ponholz“, „Mühlenhof“ oder „Gut Drei Eichen“, denn die gibt es gar nicht. Genauso wenig wie einen Verbraucherschutzminister, der sich für die Verbraucher einsetzt
„Verbraucher sind für die Wirtschaft das, was der Wähler für die Politik ist”. Jim Turner, amerikanischer Wirtschafts-Journalist
Netzfrau Doro Schreier
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