Indios in Guatemala zeigen: Manchmal siegt David im Kampf gegen Goliath doch! Europäischer Konzern gibt auf! – Una hidroeléctrica española renuncia a un proyecto en Guatemala tras la resistencia indígena

Diesmal haben nicht die Konzerne gewonnen, sondern die indigene Gemeinschaften – Ein Grund zur Freude haben indigene Protestler in Guatemala, denn nach Jahre andauerndem Protest, gibt ein Europäischer Konzern auf und baut den umstrittenen Staudamm nicht mehr.

Zwei NGOs halfen der gefährdeten indigenen Bevölkerung, die durch den Bau ihre Lebensgrundlagen verloren hätten. Wie grausam solche Konzerne sind, zeigt allein dieser Kampf. Aktivisten wurden ermordet, andere verhaftet. Für den Profit werden Menschenrechte mit Füßen getreten. Die NGOs übergaben  23 000 Unterschriften an die spanische Botschaft in Guatemala. Sie beschuldigten den spanischen Konzern  Ecoener – Hidralia der „Verletzung der Rechte der Indigenen“ in Barillas.

Guatemala ist reich an Rohstoffen, doch mehr als 75 % der Gesamtbevölkerung lebt in Armut. Durch Rodungen kommt es immer wieder zu Erdrutschen. Palmöl und Zuckerrohr für Bioethanol rauben den Kleinbauern das Land, aber auch Rohstoffe wie Eisen, Zink, Silber und Kaffee machen das Land seit 2003 interessant für große nationale Konzerne. Die Mehrheit der ärmsten Bevölkerung hat nur kleine Anbauflächen zur Verfügung und genau diese wollte ein spanischer Konzern durch den Bau eines Staudammes auch noch zerstören.

Doch diesmal haben nicht die Konzerne gewonnen, sondern die indigene Bevölkerung. Schon 2014 hatten in Guatemala, auf Grund der starken Mobilmachung verschiedener Organisationen die Abgeordneten für die Aufhebung des nach dem großen US-Landwirtschaftskonzern benannten Monsanto-Gesetzes gestimmt. Nach dem Monsanto-Gesetz, dieses Gesetz war Bedingung für das 2005 geschlossene Freihandelsabkommen zwischen den mittelamerikanischen Staaten, der Dominikanischen Republik und den USA, hätten die Bauern ihr Saatgut jedes Jahr aufs Neue von Patenthaltern wie Monsanto kaufen müssen. Bei Verstößen hätten hohe Geld- und sogar Freiheitsstrafen gedroht.

Wir hören tagtäglich in den Medien von irgendwelchen terroristischen Anschlägen. Dass aber auch Menschen auf Grund von geplanten Großprojekten, in die auch europäische Konzerne und die EU involviert sind, getötet werden, berichten sie nicht. Auch dies ist eine Art Terror!

Diese Menschen, meist Frauen, kämpfen für ihre Lebensgrundlagen, die sie auf Grund der Großprojekte verlieren. Honduras und Guatemala gehören weltweit zu den gefährlichsten Ländern für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger, die sich für Landrechte und Umweltschutz einsetzen. Im März 2016 erhielten wir die traurige Nachricht, dass in Honduras die Aktivistin Berta Cáceres ermordet wurde. Sie war Mutter von vier Kindern. Wir Netzfrauen unterstützten Berta in ihrem Kampf und haben ihr Informationen zukommen lassen. Sie war sich der Gefahr bewusst, und wenn nun jemand fragt: Wie kann eine Mutter von 4 Kindern sich so in Gefahr begeben! Dem sei gesagt: Sind es nicht die Mütter, die kämpfen? Und zwar für ihre Kinder?! So zumindest in Lateinamerika, Kanada und Afrika. Siehe: R. I. P. Berta Cáceres – Sie wurde ermordet! Deutsche Beteiligung am Agua Zarca

Überall in Lateinamerika werden Staudämme im Namen der erneuerbaren Energien gebaut. Ob in Chile, wo die Mapuche – Angehörige des größten indigenen Volkes – um ihr Territorium und ihr kulturelles Erbe bangen, da der norwegische Energielieferant Statkraft am Pilmaiken Fluss einen Staudamm plant, oder in Brasilien das Großprojekt Belo Monte. Die Geschichte vom Todesurteil der Menschen an der großen Biegung des Xingu-Flusses bewegt seit Jahrzehnten die Welt. 40 000 Menschen sollen zwangsumgesiedelt werden. Viele Indigene fanden im Kampf um ihr Land den Tod. An diesem Projekt sind nicht nur deutsche Konzerne beteiligt, sondern auch deutsche Banken. Immer wieder machen die betroffenen indigenen Völker auf ihre fast aussichtslose Situation aufmerksam: Euer Profit zerstört unser Leben!

Um so schöner, dass wir Netzfrauen aus Guatemala erfahren haben, dass der Bau eines neuen Staudammes gestoppt werden konnte. Seit 2007 kämpften die dort lebenden Indigenen gegen den spanischen Konzern  Ecoener-Hidralia, jetzt umbenannt in Hidro a Cruz S.A.

Auch dieser Kampf forderte Menschenleben. So kam es 2012 zu einem 18-tägigen Belagerungszustand in Santa Cruz Barillas, bis die gualtemaltekische Regierung den Ausnahmezustand in der Region aufhob und die stationierten 480 Soldaten und 350 Polizisten unter Beifall der lokalen Bevölkerung wieder abzogen. Vorausgegangen war der Mord an einem Aktivisten, der sich gegen das Staudamm-Projekt des spanischen Unternehmens Hidro Santa Cruz S.A. engagiert hatte. Zwei weitere Aktivisten überlebten den Mordanschlag schwerverletzt.

Raubbau an der Natur gefährdet Überleben indigener Völker weltweit

Sauberes Wasser und ausreichend Land für den Nahrungsanbau sind für die meisten von uns selbstverständlich. Doch vielen der etwa 350 Millionen Angehörigen indigener Völker weltweit werden diese elementaren Grundrechte vorenthalten. Siehe: Mapuche-Ureinwohner in Chile! Überall Völkermord an Indigenen mit der Beteiligung der EU – #LiberenALaMachi: Violaciones Sistemáticas a los Derechos Humanos

Das Vorgehen der profitierenden Konzerne ist fast immer gleich, ob bei Staudämmen oder Bergbau:

Neben den Einschnitten in die Grundrechte ist eine zunehmende Angst in der Bevölkerung auf Grund des Vorgehens der Beamten und Militärs: Hausdurchsuchungen, Befragungen, Verhaftungen, die teilweise unter Anwendung von Gewalt und Einschüchterung stattfinden. Es kommt immer wieder zu Verhaftungen, wo man den Aktivisten den Zugang zu ihnen durch Familie und Menschenrechtsorganisationen erschwert, Landraub und Verletzungen der Menschenrechte nur des Profites wegen, unter Beteiligung der EU.

Ein spanisches Wasserkraftprojekt in Guatemala wird nach indigenem Widerstand aufgehoben

Der Konzern Ecoener-Hidralia Galizisch (jetzt umbenannt in Hidro a Cruz S.A.) teilte mit, dass der Damm in einem Gebiet mit hohen Umweltstandards nach Jahren des Konflikts, der Kriminalisierung, Gewalt und Verhaftungen gegen Aktivisten der dort lebenden Indigenen nicht mehr gebaut wird.

Nach Jahren der Proteste von indigenen Gemeinschaften verzichtet die spanische Firma Ecoener-Hidralia auf den Bau eines Staudamms am Fluss Indian Cambalan in Guatemala, wie das Unternehmen in einer Presseerklärung mitteilte. Zuvor hatte das spanische Unternehmen die Klage gegen den Anführer der indigenen Gemeinschaft auf Druck verschiedener Organisationen fallen gelassen.

Am 4. November 2016 hatten die NGOs Allianz für Solidarität und Friends of Earth 23 000 Unterschriften gegen das Projekt dem spanischen Botschafter in Guatemala, Dernando Molina Girón, überreicht. Auch wurde der UNO dieser Fall vorgelegt und ein Ende der Straffreiheit von  multinationalen Unternehmen, die Verletzungen der Menschenrechte begehen, gefordert.

Beide Organisationen forderten den spanischen Konzern auf, das Projekt endlich zu verlassen und auch ein anderes Projekt im Gebiet durch eine Tochterfirma einzustellen. Sie forderten auch endlich bindende Verträge, die auf internationaler Ebene notwendig sind, da diese Konzerne aus dem In- und Ausland mit Unterstützungen der jeweiligen Regierungen den Raubbau an dem Land der indigenen Bevölkerung betreiben, ohne die Indigenen zu involvieren.

Guatemala hat seine Türen für europäische Investoren geöffnet, die zunehmend Druck auf die lokalen Gemeinschaften und die Umwelt ausüben. Es kommt zu Menschenrechtsverletzungen. Dies oft in Zusammenarbeit mit der Regierung und den Ländern, die die Gold- und Nickel-Lagerstätten für sich nutzen, aber auch Landgrabbing für Zucker und Palmöl betreiben.

Guatemala – Raubbau wegen Rohstoffen

Die wachsende Nachfrage nach Rohstoffen und Biotreibstoffen auf dem Weltmarkt treibt in Guatemala die Ausbreitung von Zuckerrohr- und Palmölplantagen voran. Die Flächenkonkurrenz führt dazu, dass die Produktion von Nahrungsmitteln in Guatemala erheblich zurückgegangen ist. Was den dortigen Armen noch bleibt, sind meist die Flächen, die sich auf steilen Hängen befinden. Doch hier rutscht den Einwohnern buchstäblich der Boden unter den Füßen weg. Erst 2015 wurde ein ganzes Dorf in den Tod gerissen. Bei einem Erdrutsch in der guatemaltekischen Ortschaft El Cambray 15 Kilometer östlich von Guatemala-Stadt wurden 125 Häuser unter Tonnen von Schlamm begraben, wobei viele Menschen starben.

Guatemala grenzt zwischen El Salvador und Mexiko an den Nordpazifik und zwischen Honduras und Belize an die Karibik. Mehr als die Hälfte des Landes besteht aus Gebirgen mit nur schmalen Küstenebenen. Das Tiefland findet sich im Nordosten des Landes, der überwiegend mit Regenwald bedeckt ist. Der Vulkan Tajumulco ist mit 4211 m der höchste Punkt Mittelamerikas.

Seit der Jahrhundertwende gehört die Abholzungsrate in Guatemala zu den höchsten des Kontinents.

In diesen abgelegenen Regionen haben Regierungen kaum Einfluss. Hier sind die lokalen Machthaber Großbauern, Landspekulanten oder Holzhändler, aber auch große Konzerne. Guatemala ist eines der bedeutendsten Kaffeeländer der Welt. Um eine höhere Produktion gewährleisten zu können, werden weitere Flächen für den Kaffee gerodet. Auf einer um 8 % auf 248 597 Hektar erweiterten Anbaufläche konnte der Ertrag um 134 % auf 1025 kg/Hektar gesteigert werden. Im weltweiten Vergleich verbesserte sich Guatemala bei der Ertragskraft um 28 Plätze auf Rang 13. Daran sehen Sie, wie Regenwald für Rohstoffe wie Kaffee gerodet wird. Dies ist nicht ohne Folgen, wie die Katastrophen, zum Beispiel Erdrutsche, zeigen. Und immer trifft es die Ärmsten der Armen, denn in diesen Region leben nur arme Familien, die nicht nur ihr Hab und Gut verlieren, sondern auch Familienangehörige.

Die Biospritproduktion ­gefährdet die Welternährung, sagen Entwicklungsexperten. Wie real diese Warnung ist, zeigt Guatemala. Im Laufe der vergangenen Jahre haben Großkonzerne riesige Ländereien gekauft. Sie wollen die Landwirtschaft ganzer Regionen auf den Anbau von Ölpalmen und Zuckerrohr umstellen, aus denen Ethanol und Biodiesel gewonnen werden können. Für die Familien, die seit Generationen auf dem Land leben, bleibt weder genug Platz noch ausreichend Arbeit. Ganze Gemeinden werden vertrieben und verlieren ihre Überlebensgrundlage.

Reich an Rohstoffen und trotzdem arm!

Ein Bericht vom Oktober 2014 zeigt die Dimensionen, in welcher Höhe mit Rohstoffen Dollars verdient werden: Exporte von Edelsteinen und Halbedelmetallen betrugen ca US $ 319,7 Millionen. Der Ertrag für Eisen und Stahl lag bei  US $ 107,3 Millionen, Nickel  bei US $ 88,6 Millionen; Aluminium  bei US $ 81,5 Millionen und 25,3 Millionen US$ für Zink.

Warum es sich lohnt, in Guatemala zu investieren, finden wir auf der Seite investinguatemala.org. Da ist die geographische Lage, reich an natürlichen Ressourcen, die Qualität der Arbeitskräfte und hohe logistische Leistung – das sind Teile der Faktoren, die dazu führen, dass seit 2003 immer mehr große ausländische multinationale Konzerne sich dort niederlassen. Guatemala hat eine solide Infrastruktur und zunehmende technologische Gier, sich als Metropole der Region zu positionieren. Seit 2003 wuchsen die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) um 375,6 %, nicht ohne Folgen für die Bevölkerung und die Natur Guatemalas.

Mehr als 75 % der indigenen Bevölkerung leben in ländlichen Regionen. Da die Landwirtschaft nach wie vor eine der wichtigsten Einkommensquellen für die Maya darstellt, sind sie von Landmangel und ungerechter Landverteilung besonders betroffen:

  • Armut ist in Guatemala vor allem ländlich und indigen: Über 90 % der indigenen Bevölkerung des westlichen Hochlandes leben von Einkünften weit unter der  Armutsgrenze

  • Sehr viele Angehörige der indigenen Volksgruppen sind aus wirtschaftlicher Not gezwungen, sich unter oftmals unzumutbaren Arbeitsbedingungen auf den Plantagen an der Pazifikküste oder in den Betrieben der Maquiladora-Industrie als billige Arbeitskräfte zu verdingen

  • Kinderarbeit betrifft vorwiegend die indigene Bevölkerung   Quelle 

  • Vertreter der EFTA-Staaten (Norwegen, Island, Schweiz, Liechtenstein) und der Zentralamerikanischen Staaten Costa Rica, Panama und Guatemala haben am 22. 6. 2015 das Protokoll zum Beitritt Guatemalas zum Freihandelsabkommen EFTA/Zentralamerikanische Staaten unterzeichnet. Das Abkommen ist seit August/September 2014 zwischen den EFTA-Staaten und Costa Rica und Panama in Kraft. Mit Inkrafttreten des Beitritts von Guatemala zum Freihandelsabkommen wird der Marktzugang für EFTA-Ursprungswaren verbessert. Bei Industrieprodukten (einschließlich Fisch und Meeresprodukte) und bei verarbeiteten Landwirtschaftsprodukten gewährt Guatemala der EFTA Marktzugangsbedingungen vergleichbar denen im Freihandelsabkommen der EU mit den Zentralamerikanischen Staaten. Der Zollabbau in Guatemala für Ursprungswaren der EFTA-Staaten erfolgt mit Inkrafttreten des Abkommens bzw. für sensiblere Waren in einem Übergangszeitraum von 5 bis 15 Jahren. Quelle 
  • Im Rahmen des Instruments für Entwicklungszusammenarbeit/EZI (Development Cooperation Instrument/DCI) unterstützt die Europäische Kommission das Jahresaktionsprogramm 2014 für Guatemala durch einen Beitrag in Höhe von 25 Mio. Euro. Es konzentriert sich auf die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Kleinst-, Klein- und mittleren Unternehmen (KKMU) und Kooperativen in Guatemala. Dafür sind u.a. Maßnahmen zum Institutionenaufbau, zur Verbesserung des Geschäftsklimas und zur Erleichterung des Marktzugangs und des Handels vorgesehen. Quelle
  • Europa wird in Guatemala von der Deutsch-Guatemaltekischen Industrie-und Handelskammer vertreten und ist gleichzeitig der wichtigste Handelspartner Guatemalas.
  • In Guatemala kontrollieren 88 Prozent kanadische Konzerne die Bergbauproduktion, deren Wert 2012 auf 600 Millionen Dollar geschätzt wurde. Sowohl indigene als auch nicht indigene Gruppen in Guatemala protestieren gegen die Errichtung von Bergwerken in der Nähe ihrer Dörfer und ihres Landes, um Umweltverschmutzung und langfristige Schäden für die lokale Landwirtschaft zu verhindern.

Die Indigene Bevölkerung kämpft gegen die Landkonzentration und Umweltzerstörungen, die von den Unternehmen vorangetrieben werden, die Staudämme bauen, die Brennstoff aus Palmöl und Zuckerrohr gewinnen und Rohstoffe aus Minen fördern.

Jetzt konnten sie in Guatemala einen Erfolg gegen einen europäischen Konzern verzeichnen. Doch weitere Konzerne werden folgen. Und immer wieder kommt es bei Großprojekten, an denen auch Europäische Konzerne involviert sind, zur Ermordung von Aktivisten, zu Umsiedlungen ganzer Dörfer und Zerstörungen der Lebensgrundlagen. Das muss ein Ende haben.

Honduras und Guatemala gehören weltweit zu den gefährlichsten Ländern für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger, die sich für Landrechte und Umweltschutz einsetzen.

Quelle Foto- Archiv 

Netzfrauen Birgit Steinmeyer und Doro Schreier

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