Nach der Machtübernahme durch die Regierung von Michel Temer kommt Brasilien nicht zur Ruhe. Wie auch in Argentinien sind es die Investmentbanker, die das Zepter übernommen haben. Unter der Regierung Temers wird den Reichsten alles erlaubt. Am 12. Mai 2016 übernahm er für die Zeit der maximal sechsmonatigen Suspendierung von Präsidentin Dilma Rousseff die Regierungsgeschäfte. Nachdem der Senat endgültig für die Amtsenthebung Rousseffs in einer Abstimmung befunden hatte, wurde Temer am 31. August 2016 Präsident Brasiliens und bildete eine liberal-konservative Regierung.
Temer kündigte sofort nach der Übernahme der Interimspräsidentschaft ökonomische Maßnahmen an: Erhöhung der Steuern, neue Privatisierungen und Reduzierung der Sozialausgaben. Brasilien zählt 200 Millionen Einwohner. Das Durchschnittsalter liegt bei 29,3 Jahren. In Deutschland liegen wir bei 44 Jahren.Wir wissen alle, welche Folgen es gerade für Bildung hat, wenn hier der „Rotstift“ angesetzt wird. Auf der einen Seite Wachstum und Subventionen für Konzerne, auf der anderen Seite neue Reformen unter dem Motto: Sparsamkeit. Das kommt uns sehr bekannt vor.
In Bildung sparen finden die Schüler und Studenten in Brasilien gar nicht in Ordnung und sie haben sich kurz nach Bekanntgabe der vorläufigen Maßnahmen (MP) durch die Regierung von Michel Temer (PMDB) auf der Avenida Paulista in São Paulo versammelt, seither protestieren nicht nur die Schüler und Studenten, sondern auch die Wissenschaftler.
In Argentinien werden die Errungenschaften der alten Regierung vernichtet, in Brasilien wurde die Amtsinhaberin entmachtet, die Destabilisierungsversuche der Rechten in Venezuela, die mörderische neue Regierung in Peru und die massive Hinrichtung der Studenten in Mexiko. Genau das ist es, was wir zurzeit auch in den USA nach der Wahl vom Präsidenten Donald Trump erleben.
Gerade erst im Amt, machte Trump zuerst Geschenke für die Öl- und Finanzindustrie. Was auch nicht verwunderlich ist, denn wussten Sie, dass Trump ein Millionen-Depot gespickt mit Aktien hält, gegen die er während des Wahlkampfs so gewettert hat? Seine größte Position ist laut Investmentmanager übrigens Apple, gefolgt von Alphabet (Google). Wie sagt man so schön „Hunde, die bellen, beißen nicht“. Seien Sie also sicher, dass er dem Aktien-Markt gut gewogen ist. Immerhin ist er Unternehmer durch und durch und wer schießt sich schon gerne ins eigene Bein, auch das kommt von Investmentberatern, die schon mit neusten Anlageempfehlungen unter dem Motto „Setzen Sie jetzt auf den TRUMP-FAKTOR“ aufwarten.
Während in den USA die Investmentbanker gewonnen haben, nicht nur mehr Milliarden in ihrem Depot, so üben auch in Brasilien Banken und Finanzinstitutionen Druck auf Temer aus, die Sozialausgaben für die nächsten 20 Jahre einzufrieren. Am 13. Dezember 2016 hat der Senat dazu den Gesetzesantrag PEC 55 (Proposta de Emenda Constitucional – Verfassungszusatzantrag) mit 53 gegen 16 Stimmen angenommen. Die Veränderung des Sozialversicherungssystems soll den Weg für private Versicherungen freimachen, die von Banken ausgerichtet werden.
Wie sehr sich die Investmentbanker dieser Welt freuen, sehen Sie an folgenden Meldungen aus einer Anlageempfehlung zu Investitionen in Lateinamerika:
„In Argentinien: Mauricio Macri feierte einen spektakulären Wahlsieg im Dezember. Die argentinische Bevölkerung machte Schluss mit den sozialistischen Experimenten der Regierung Kirchner. Das ist das Ende von Enteignungen, Exportbeschränkungen, Preisdiktaten und der Ausplünderung des privaten Pensionssystems.
In Peru löste im Juni der liberale ehemalige Weltbank-Ökonom Pedro Pablo Kuczynski den linksnationalistischen Ollanta Humala als Präsidenten ab.“
Ein ganzer Kontinent mit 500 Millionen Menschen erwacht, macht sich frei und eröffnet einen gigantischen Marktplatz, so die Investmentbanker.
Brasilien ist gemessen an seinen Ressourcen wohl das reichste Land der Welt ist: Gold, Uran, Diamanten, Gas, Öl, Nickel und vieles mehr. In Brasilien wurde zuletzt die Ex-Präsidentin Dilma Rousseff aus dem Amt gehoben. Die westlichen Investoren behaupten, sie hätte „erfolgreich“ und jahrelang jedes Wirtschaftswachstum am Zuckerhut abgewürgt.
In Brasilien hat die Militärpolizei rund 3000 Siedler aus ihren Hütten im Stadtteil São Mateus im Osten von São Paulo vertrieben. Proteste gibt es auch, da der neue Bürgermeister eine Privatisierung von öffentlichen Institutionen verkündete. Eine staatliche Universität in Rio de Janeiro soll ganz geschlossen werden. Der folgende Beitrag, den wir für Sie übersetzt haben, zeigt, wie dramatisch die Situation in Brasilien ist.
Erst vor zwei Tagen berichteten wir, dass in den USA nicht nur Aktivisten der Zugang zu Facebook verwehrt wird, sondern der von der Regierung des neuen US-Präsidenten Donald Trump verordnete „Maulkorb“ für Behörden wie die NASA und die für den Umweltschutz zuständige EPA stößt auf Widerstand. Neue Erkenntnisse in der Forschung dürfen momentan nicht ohne Freigabe veröffentlicht werden. Siehe: Nach den Angriffen auf Meinungs- und Medienfreiheit nun auch ein Maulkorb für die Wissenschaft. Die Intelligenz flieht in den Untergrund …Federal Agencies Told to Halt External Communications
Chaotische Zustände führen dazu, dass Wissenschaftler aus Brasilien fliehen
Dieser Bericht macht die Folgen der Minderung der Bundesunterstützung der Wissenschaftler im Lande deutlich.
Vor zwei Jahren war Fernanda de Felice auf dem Höhepunkt ihrer Forschung, erzählt sie in einer Publikation in „Science“ am Dienstag, dem 24. Januar 2017. Die Biochemikerin der Bundesuniversität von Rio de Janeiro (UFRJ) hat eine sehr wichtige Forschungsarbeit zur Entwicklung der Alzheimer-Krankheit entwickelt und in renommierten wissenschaftlichen Zeitungen publiziert.
Durch die Krise wurde ihr die finanzielle Unterstützung durch den Staat gestrichen. De Felice ging daraufhin 2016 nach Kanada, wo sie an der Queen’s Universität in Kingston ihre Arbeit fortsetzte. Ihren Ehemann und Mitarbeiter Sergio Ferreira, der ebenfalls an der UFRJ arbeitet musste sie zurücklassen.
„Das ist nicht, was ich wollte, sondern mehr, was ich im Moment machen muss.“, sagt De Felice. „In Brasilien zu bleiben würde das Ende meiner Karriere bedeuten.“ Die Massenflucht der Wissenschaftler ist ein großes Risiko, warnen die Wissenschaftler.
Tausende andere Wissenschaftler aus Rio de Janeiro, der zweitgrößten Stadt Brasiliens, sind von den Sparmaßnahmen betroffen. Sehr viele wichtige Forschungseinrichtungen kämpfen mit der chaotischen Situation. Das Einstellen der staatlichen Unterstützung für die Wissenschafts- und Forschungsarbeit und das Vernichten der Fonds für Stipendien und Laborinfrastrukturen lassen immer mehr Wissenschaftler ins Ausland abwandern.
Die Finanzierungsagentur aus Rio de Janeiro (FAPERJ) ist in die Insolvenz gegangen. 150 Millionen US-Dollar für die Zahlung von Stipendien und die seit zwei Jahren erfolgte Unterstützung von 3670 Forschungsprojekten sind gestrichen worden.
Im letzten Jahr hat die Agentur die Mehrzahl ihrer Ausgaben von 30 Millionen US-$ für Stipendien der Post-Graduation gewidmet. Die Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung kämpft mit der gleichen Schwierigkeit wie auch in anderen Bundesländern Brasiliens. Die Massenflucht der Wissenschaftler ist ein reales Risiko, warnen die Wissenschaftler.
„Ich kenne viele, die hier raus wollen“, sagt Stevens Rehen, Stammzellenforscher der UFRJ und Mitarbeiter beim Instituto D’Or für Forschung und Erziehung. Diese Warnung wird auch im Bundesland Sao Paulo gemacht. Die Regierung hat im letzten Monat zum ersten Mal signalisiert, dass sie nicht die rechtliche Zuordnung des Haushalts ihre Bundesagentur für Forschung und Wissenschaft (FAPESP) einhalten wird. Mit dem Recht auf 1% der Bundessteuereinkünfte muss die FAPESP für 2017 mit nur 0,89% auskommen. Ein Minus von 35 Millionen US-$, berichtet die Zeitschrift „Science“ in diesem Artikel. „Die Situation in Brasilien ist genau so schlimm, wie sie aussieht,“ sagt Suzana Herculano-Houzel, eine Neuroforscherin, die im Mai letzten Jahres auch die UFRJ verlassen musste und zurzeit ihre Arbeit in der Vanderbilt University in Naschville fortsetzt, so der Bericht, der am 24. Januar 2017 in „Jornal do Brasil“ veröffentlicht wurde.
Wie Sie dem Bericht entnehmen können, wird an der Bildung und Forschung gespart, während die großen Konzerne weiterhin mit reichlichen Geschenken rechnen können.
Rund 1300 vor allem im Großraum São Paulo ansässige deutsche Firmen sind der größte Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands. Brasilien ist zudem Deutschlands größter Handelspartner in Lateinamerika.
Dazu schreibt Germany Trade Invest am 30. 09. 2016, die übrigens zum Wirtschaftsministerium unter der Leitung des damaligen Wirtschaftsministers und jetzigen Außenministers Sigmar Gabriel steht:
„Mit der erfolgreichen Absetzung von Dilma Rousseff und der Bestätigung von Michel Temer als Präsident scheint sich Brasiliens politische Lage stabilisiert zu haben. Auch wirtschaftlich gesehen könnte eine Trendwende beginnen, wie einige Indikatoren zur Jahresmitte hin andeuten. Für an Brasilien interessierte Unternehmen könnte dies ein guter Zeitpunkt sein einzusteigen, denn noch sind die Terminkalender der Manager in Brasilien frei und der Wechselkurs relativ günstig für Investitionen.(…)
Mit der Absetzung von Dilma Rousseff ging die 13-jährige Ära der Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores) und einer eher linksorientierten Wirtschaftspolitik zu Ende. Der bisherige Übergangspräsident Michel Temer wurde als Präsident bis 2018 bestätigt. Er steht für ein liberaleres Wirtschaftsprogramm und verspricht schnelle Maßnahmen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dazu gehören Privatisierungen und Konzessionen im Infrastrukturbereich, die Kontrolle von Inflation und Staatsausgaben sowie Reformen des Arbeitsmarktes und des Rentensystems. Auch im Erdölsektor werden Neuerungen erwartet. So sollen die Regeln zur lokalen Wertschöpfung gelockert werden und es wird ein Ende der Vorrangstellung des halbstaatlichen Ölkonzerns Petrobras bei der Ölförderung im Tiefseegebiet Pré-Sal erwartet…“
„Unternehmer sind Temer wohlwollend gesonnen, so sagte der Präsident des Industrieverbandes von São Paulo FIESP (Federação das Indústrias do Estado de São Paulo): „Es ist an der Zeit, eine neue Seite aufzuschlagen, die Differenzen hinter sich zu lassen, die Ärmel hochzukrempeln und Brasilien zusammen wieder aufzubauen.“
Foto Quelle
#africa #tech
Fernanda De Felice, a biochemist studying Alzheimer’s disease at the Federal University of Rio de J… https://t.co/igR8sH6rGm— Boris PADONOU (@padbor) 25. Januar 2017
Here’s what happens when a government stops funding science
Fernanda De Felice, a biochemist studying Alzheimer’s disease at the Federal University of Rio de Janeiro, never wanted to move to Canada. But because of budget cuts from her primary source of funding, the Rio de Janeiro State Foundation to Support Research (FAPERJ), she doesn’t have any other option. “Staying in Brazil would mean the end of my career,” she told Science. She’s packing her bags for Queen’s University in Kingston in March.
De Felice’s story is not unique in Brazil. Federal funding for research has been dwindling in recent years (paywall), and the FAPERJ is broke: over the past two years, it’s discontinued funding for almost 3,700 projects and owes close to $150 million to scientists in grants it has promised them. Another state funding agency, the São Paulo State Foundation, is also running out of money; one of the labs it supports had its phones cut off because of unpaid bills. Although the state governments have promised these agencies more cash, they’ve fallen short in 2015 and 2016.
“We have to be honest, and tell [scientists] they should leave if they can,” Suzana Herculano-Houzel, a Brazilian neuroscientist who relocated to Vanderbilt University in Tennessee in May 2016, told Science.
It’s not always a bad thing when scientists leave one country for another. Brazil itself has benefitted from a project called Science without Borders, which sends students in the STEM field to study internationally with the promise that they’ll return. But when scientists leave permanently, research can slow down. Labs without adequate personnel just don’t have the bandwidth to do as many experiments, which makes it harder to apply for future grants, and harder to attract new members. Additionally, there could be fewer scientists trained at universities who go on to work for their governments or national industry.
Stories of the Brazilian brain-drain sound ominously foreshadowing in the US in a time when science’s fate feels uncertain under president Donald Trump. In his first few days in office, he’s issued a gag-order to employees in the the Environmental Protection Agency, and has plans to deny that climate change even exists (it does) by eliminating certain government websites. His government hiring freeze will eliminate positions for scientists and engineers, and his pick to lead a vaccine safety commission believes vaccines could cause autism (they don’t).
So far, Trump hasn’t issued an official federal budget request yet. But as The Hill reports, his team is working on a budget proposal that could completely eliminate the Department of Energy’s (DOE) Office of Energy Efficiency and Renewable Energy, Office of Electricity, and Office of Fossil Energy, and the Department of State’s (DOS) funding for fulfilling commitments made to the Paris Climate Change Agreement and the Intergovernmental Panel on Climate Change. Based on previous budgets, these departments have been busy: in 2016 the DOE spent$3,107,194,000 (pdf) on their respective programs, and the DOS has requested $310.3 million (pdf, p. 80) in the 2017 budget to support the2015 Paris agreement.
While they may not leave the US just yet, some scientists are becoming politically engaged. On Jan. 24, scientists began organizing a march in Washington, DC, to protest policies that deny scientific facts and gained thousands of members in a Facebook group overnight. Others are contemplating running for office, despite not having political experience. The organization 314action (named in honor of the first three digits of pi) is helping scientists run by providing campaign guidance and access to donors. According to the Atlantic, in two weeks more than 400 scientists have submitted a form to 314action’s website to apply for the organization’s help.
Science doesn’t exist in a national bubble: It’s a global field marked by collaboration among international universities and groups working towards unearthing data and discoveries that ultimately benefit the planet. Although it’s protected by the fact that it can be practiced anywhere with the right resources, one thing is for sure: When scientists have to leave their labs to fight a political war on science—whether that takes the form of financial or ideological attack—they’re not bringing us solutions to climate change or life-saving medicine.
Netzfrauen
Nach den Angriffen auf Meinungs- und Medienfreiheit nun auch ein Maulkorb für die Wissenschaft. Die Intelligenz flieht in den Untergrund …Federal Agencies Told to Halt External Communications
‚ES HERRSCHT KRIEG‘ – Brasiliens Amazonasgebiet – ‚IT’S A WAR‘ – Brazil’s Amazon,
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