Glauben Sie, dass die Meeresfrüchte aus Fukushima unbedenklich sind, zumal die radioaktiven Strahlen an manchen Stellen im maroden Atomkraftwerk so hoch sind wie seit der Atomkatastrophe nicht mehr? Trotz radioaktiver Gefahr fischen die Fischer aus Fukushima wieder seit mehreren Jahren im Pazifik und erhoffen sich ein Comeback der vor der Atomkatastrophe beliebten Meeresfrüchte der Soma-Futaba-Fischereikooperative. Bereits 2012 hatten sie mit dem Testfang begonnen, mussten aber immer wieder durch schwere Lecks am havarierten AKW das Fischen aufgeben. 2015 meldete die Soma-Futaba-Fischereikooperative 560 Tonnen unbedenkliche Meeresfrüchte und 2016 soll das erste Mal sein, dass 90% der Proben unterhalb der Sicherheitsgrenze von 100 Becquerel pro Kilogramm gemessen wurde. Sie fingen etwa 2072 Tonnen, so die Genossenschaft in einem aktuellen Bericht in der asahi.com. .
Auch Deutschland importiert Fische und Fischerzeugnisse aus Japan, während in Taiwan Tausende gegen die Aufhebung des Importverbots von Nahrungsmitteln aus Fukushima protestieren.
Tepco hat das ehrgeizige Vorhaben, bis zum Jahr 2021 die geschmolzenen Reaktorkerne zu bergen. Aber die Firma muss erst noch den Weg dorthin finden. Bereits im September 2013 berichteten wir in unserem Beitrag Der gefährlichste Moment in der Geschichte der Menschheit:„Bei der Sicherung der Brennelemente im Lagerbecken der Einheit 4 in Fukushima geht es um unser aller Überleben!“, dass abgebrannte Brennelemente unbedingt unter Wasser aufbewahrt werden müssen. Die darin enthaltenen Brennstäbe sind mit einer Zirconium-Legierung ummantelt, die sich,wenn sie mit Luft in Berührung kommt, spontan entzündet. Ein Brennstab ohne Ummantelung strahlt so viel Radioaktivität ab, dass jeder, der sich in seiner Nähe aufhält, in wenigen Minuten stirbt. Nach Aussage des Ingenieurs Arnie Gundersen, der 40 Jahre in der Atomindustrie gearbeitet und Brennstäbe für sie hergestellt hat, sind die abgebrannten Brennstäbe aus dem Kern der Einheit 4 verbogen, beschädigt und so brüchig, dass sie zu zerbröckeln drohen. Man fragt sich: Was hat sich in den nunmehr sechs Jahren wirklich in den zerstörten Atomkraftwerk getan? Denn auch die neuen Nachrichten sind sehr beunruhigend und bestätigen die Aussagen aus 2013.
Aber die Waren aus Fukushima sollen unbedenklich sein. Sogar landwirtschaftliche Produkte aus der Region werden wieder angeboten. Erst kürzlich sorgte eine Meldung für Entsetzen, nachdem Radioaktivität von Fukushima in Lachsen von USA und Kanada festgestellt wurde.
Während man in den neusten beunruhigenden Nachrichten aus Fukushima liest, dass sogar der Energiekonzern Tepco mitteilt, dass die Strahlungsrate sich auf dem tödlichen Niveau von mehr als 500 Sievert befindet, hat die zweitgrößte Handelskette in Japan, Lawson, Mittagessen und Miso-Suppen mit Schweinefleisch und Gemüse aus der Präfektur Fukushima freigegeben. Lawson Inc. ist einer der größten Betreiber von Convenience Stores in Japan. Es sind kleine Läden, die in der Regel Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs anbieten wie z. B. Fertiggerichte. Der Konzern teilte laut minyu-net.com. mit, dass etwa 10 000 Mittagessen und 4000 Miso-Suppen in der nächsten Zeit verkauft werden sollen. Die Verkaufserlöse sollen u .a. Studenten in der vom Erdbeben betroffenen Regionen helfen. Bento ist eine jahrhundertealte japanische Tradition der Darreichung von Speisen. Bento (弁当) ist japanisch und heißt wörtlich so viel wie „mit allem“. Dafür werden die verschiedenen Speisen in Kistchen und Kästchen mit verschiebbaren Trennwänden „gepackt“. Jetzt werden diese Bentos in 125 Geschäften angeboten, mit Schweinefleisch und Gemüse aus Fukushima.
In Katar erfreut man sich wieder an Fukushima-Reis. Es war der erste Export nach der Reaktorkatastophe in einen Staat des Nahen Ostens. Vorab hat es eine japanische PR-Kampagne auf einer großen Lebensmittelmesse in Dubai gegeben. Und das Mineralwasser, direkt aus Fukushima, wurde sogar ausgezeichnet.
Auch die Europäische Kommission ist davon überzeugt, dass die Waren aus der Präfektur Fukushima in Ordnung sind. Sie lockerte die Bestimmungen für Lebensmittel-Importe aus Japan. Fast alle Lebensmittelprodukte der Präfektur Fukushima wurden wieder für den Handel in der EU freigegeben.
„Und macht euch auch keine Sorgen, dass Forscher Cäsium-Glas-Körnchen in Boden- und Luftfilterproben in einem Umkreis von 230 Kilometern um Fukushima herum nachgewiesen haben. Die Radioaktivität kann zwar daher länger in Umwelt und Organismen erhalten bleiben, aber so bleiben wir weiterhin im Gespräch: ein „strahlendes“ Ergebnis“ – könnte die Japanische Regierung von sich behaupten.
Das auch nach Deutschland immer noch Fische und Fischerzeugnisse importiert werden, können Sie der folgenden Liste entnehmen:
In Taiwan scheinen die Verbraucher zu wissen, was gut für sie ist, denn hier demonstrieren sie gegen die Aufhebung des japanischen Nahrungsmittelimportverbots.
In Taiwan gab es einen Regierungswechsel. Am 20. Mai folgte auf Präsident Ma dessen Nachfolgerin Tsai Ing-wen. Bislang galt ein Einfuhrstopp von allen japanischen Lebensmitteln aus fünf japanischen Präfekturen, nämlich aus Fukushima, Ibaraki, Tochigi, Gunma und Chiba. Doch nach dem Beschluss der neuen Regierung wird das Verbot von Lebensmitteln von vier der fünf verbotenen Präfekturen aufgehoben. Daraufhin kam es zu einer Demonstration, denn die Menschen aus Taiwan wollen nicht die Lebensmitteln, die nicht mal die japanischen Menschen essen. Die neue Regierung will sich von China unabhängig machen und nimmt so die japanischen Lebensmittel aus den verseuchten Regionen in Kauf, wie jetzt auf mainichi.jp zu lesen ist.
Den folgenden Text haben wir aus dem .liberation.fr übersetzt, der sehr beunruhigend ist.
Japan: Gipfel-Strahlenwerte und klaffendes Loch im Innern von Fukushima
von Arnaud Vaulerin, Korrespondent in Japan 3. Februar 2017
Der Energiekonzern Tepco teilt mit, die Strahlungsrate befinde sich auf dem tödlichen Niveau von mehr als 500 Sievert, was dem Niveau des Reaktors 2 des Atomkraftwerks entspricht, der am 11. März 2011 durch den Tsunami verwüstet worden war.
In dem großen zerstörten Zentralbereich von Fukushima-Daiichi hat Tepco Entdeckungen gemacht, die seine Aufgabe in Frage zu stellen drohen. Am Donnerstag hat der Energiekonzern, der die beschädigte Anlage verwaltet, Strahlungen in Rekordhöhe festgestellt: 530 Sievert pro Stunde im unteren Teil des Schutzmantels von Reaktor 2, der einer der am stärksten beschädigten der sechs Einheiten der Anlage ist, die unmittelbar am Pazifikufer steht. Möglicherweise sind die Werte so astronomisch hoch, weil ein Teil der Brennstäbe nicht vom Kühlwasser bedeckt war, äußerte Miyano Hiroshi, emeritierter Professor der Universität Hôsei, gegenüber dem japanischen Sender NHK.
Auch wenn, wie Tepco es gegenüber der japanischen Presse präzisiert hat, man eine Fehlertoleranz von 30 % in Betracht ziehen muss, bleibt doch dich Zahl sehr weit über dem vorherigen Wert von 73 Sievert, die 2012 im selben Reaktor gemessen worden waren. Eine solch hohe Strahlung, die für japanische Experten „unvorstellbar“ sei laut Nachrichtenagentur Kyodo, ist für Menschen unmittelbar tödlich. Laut Empfehlungen der Internationalen Kommission für Strahlenschutz CIPR dürfen Arbeiter auf der Anlage keinen höheren Dosen ausgesetzt sein als 20 Millisievert, und das pro Jahr, wobei es auf einen Mittelwert von 100 mSv über fünf Jahre ankommt, so die CIRP. Man ist sich bewusst, dass jenseits dieser Grenze das Risiko für Leukämie stark ansteigt.
Ein hochradioaktives „Magma“
Anfang Dezember ließ Tepco eine kleine Öffnung in den Schutzmantel von Reaktor 2 bohren. Die Firma will den Zustand des Reaktorkerns erkunden, dieses hochradioaktiven „Magmas“ bestehend aus Überresten und Brennstäben, die in den Stunden nach dem 11. März 2011 schmolzen. Das Internationale Institut zur Erforschung der nuklearen Zerstörung berechnet, dass sich dieses geschmolzene Material von insgesamt 880 Tonnen zwischen den Einheiten 1, 2 und 3 von Fukushima verteilt hat. Tepco versucht ebenfalls herauszufinden, wo genau sich dieses „Magma“ befindet.
Ende Januar installierte man eine kleine Kamera, fixiert auf einem schwenkbaren Teleskop mit einem Radius von circa zehn Metern. Dadurch konnte die Firma ein kleines Video erstellen, das einen kleinen Einblick in das Innere des Reaktors ermöglicht >>> Video. Ende des Monats wird sie einen Roboter dort hineinschicken.
Aus der Bilderflut hat Tepco Bilder erstellt, auf denen man deutlich sieht, dass ein eine Art vergitterte Plattform um ungefähr einen Meter eingesunken ist. Dies könnte verursacht worden sein durch den Zusammenbruch der Konstruktionen, der geschmolzenen Brennstäbe. Wenn diese Hypothese sich bestätigt, wäre dies das erste Mal, dass Tepco die geschmolzene Masse im Innern seiner Reaktoren lokalisiert.
Anfang der Woche hatte die Firma bereits Bilder veröffentlicht – schwer für Laien zu beurteilen – um die geschmolzenen Brennstäbe zu zeigen. Darauf sah man Arten von schwarzer Masse verteilt auf eine metallene Gitterstruktur im unteren Teil des Schutzmantels. Das könnte bedeuten, dass der atomare Brennstoff geschmolzen ist und sich über den Boden der Anlage verteilt hat.
Feststeckende Roboter
Der Roboter, den Tepco vorsieht, in den nächsten Tagen diesen Teil von Einheit 2 zu schicken, erlaubt eventuell weitere Erkenntnisse. Er soll eine Strahlung von 1000 Sievert aushalten können und er wird ungefähr zwei Stunden funktionieren, legt man das Strahlenniveau von 530 Sievert der letzten Tage zugrunde. Während der letzten zwei Monate waren bereits zwei Roboter auf Mission in den Reaktor geschickt worden. Sie gingen auf Grund der starken Strahlung kaputt.
Diese drohen die Arbeiten an dem Reaktorkern zu verlangsamen. Tepco hat das ehrgeizige Vorhaben, bis zum Jahr 2021 die geschmolzenen Reaktorkerne zu bergen. Aber die Firma muss erst noch den Weg dorthin finden. Nach einer Studie des Wirtschafts-, Handels- und Industrieministeriums (Meti), die im Dezember veröffentlicht wurde, dürfte allein die Zerstörung der Reaktoren mindestens 8 Billionen Yen (ungefähr 8 Milliarden Euro) kosten, was das Vierfache dessen ist, das ursprünglich veranschlagt worden war. Am Ende wird die Rechnung 177 Milliarden Euro für das Abtragen, für Schadensersatzleistungen für die Anwohner und für die Dekontaminierung der Umgebung betragen. Das Entfernen der Brennstäbe bleibt die riskanteste aller Operationen des Großreinemachens von Fukushima-Daiichi und sie wird voraussichtlich mindestens vierzig Jahre dauern.
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
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