Erst im Dezember 2016 sorgte Johannes Röring, Bundestagsabgeordneter (CDU) und Landwirtschaftsfunktionär mit der Aussage : „Ja, Bauern haben Boden, Luft, Wasser und Tiere geschädigt“, für Aufregung. Das scheint dem Landwirtschaftsminister Christian Schmidt von der CSU entgangen zu sein, denn dieser verlangt eine Entschuldigung von Umweltministerin Barbara Hendricks, die der Westfälisch Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) beim Wort nahm und eine Plakat-Aktion mit neuen «Bauernregeln» in siebzig Städten startet.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Wir wissen, dass die intensive Landwirtschaft die Belastungsgrenzen von Böden und Natur viel zu oft überschreitet. Das wollen die meisten Bürgerinnen und Bürger nicht. Landwirtschaft hat nur dann eine Zukunft, wenn sie naturverträglich ist und Artenvielfalt, Klimaschutz und die Gesundheit der Menschen mit berücksichtigt. Wir setzen uns deshalb vehement dafür ein, die EU-Agrarförderung umzubauen. In Zukunft sollen Landwirte stärker für öffentliche Leistungen wie den Naturschutz bezahlt werden.“
Die Regeln im Überblick
Regel 1: Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.
Regel 2: Gibt’s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur.
Regel 3: Zu viel Dünger auf dem Feld geht erst ins Wasser, dann ins Geld.
Regel 4: Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm.
Regel 5: Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.
Regel 6: Ohne Blumen auf der Wiese geht’s der Biene richtig miese.
Regel 7: Steh’n im Stall zu viele Kühe, macht die Gülle mächtig Mühe.
Regel 8: Gibt’s nur eine Pflanzenart, wird’s fürs Rebhuhn richtig hart.
Regel 9: Wenn alles bleibt, so wie es ist, kräht bald kein Hahn mehr auf dem Mist.
Regel 10: Strotzt der Boden vor Nitraten, kann das Wasser arg missraten.
Regel 11: Bleibt Ackergift den Feldern fern, sieht der Artenschutz das gern.
Noch im Dezember 2016 sah es Johannes Röring anscheinend genauso!
Der Westfälisch Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) hat kürzlich mit seiner „Offensive Nachhaltigkeit“ eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Die Reaktionen darauf waren gemischt. Sie reichen von kritischen Nachfragen über Verblüffung bis zur Zustimmung. Kritisiert wird dabei vor allem der Satz „…weil wir durch unsere Art und Weise der landwirtschaftlichen Erzeugung dazu beitragen, dass Boden, Wasser, Luft und Tiere (…) geschädigt werden.“
Diesen Satz hat der WLV jedoch nach intensiver Diskussion einstimmig beschlossen, bestätigte Verbandspräsident Johannes Röring im Interview mit top agrar. „Dieser Satz beschreibt die Realität zutreffend. Niemand, der in der Natur arbeitet, kann Schäden komplett verhindern. Entscheidend ist, ob wir jederzeit ausreichende Anstrengungen unternehmen, die negativen Folgen unseres Wirtschaftens zu reduzieren“, so der Schweinehalter und Biogaserzeuger aus Vreden.Nicht nachvollziehen kann der Präsident dabei Vorwürfe, der Bauernverband mache sich damit selbst klein. Vielmehr sieht Röring darin eine Stärke: „Wer eigene Schwächen erkennt, sie offen benennt und dann konsequent daran arbeitet, diese abzustellen, der handelt verantwortungsvoll und mutig.“ Außerdem seien die in dem Papier genannten Inhalte und Fristen keinesfalls unverrückbar. Zwar rechnet Röring nicht mit einer neuen Diskussion über die strategischen Ziele, er hofft aber auf eine intensive Debatte über die Leitprojekte und deren Umsetzung bis 2030.
Nach den Entwürfen einer „Vordenkergruppe“ und der Präsentation vor über 400 Ortsverbandsvorsitzenden freue er sich jetzt über die Gespräche mit den Bauern. Ein Affront gegen den Deutschen Bauernverband, wie es einige Zeitungen sehen, sei der Vorstoß dabei nicht, stellt der Landwirt klar. „Es ist völlig normal, dass Medien Aussagen zuspitzen und interpretieren. Damit müssen wir leben. Dass einzelne Landesbauernverbände eigene Impulse geben, ist nichts Neues.“ Quelle Topagrar vom 27.12.16
Sollte Ihnen der Namen Johannes Röring bekannt vorkommen, liegt es daran, dass man in einem Beitrag von Plusminus/ARD mit dem Thema: Massive Tierschutz-Probleme bei Bauern-Chefs auch bei dem Betrieb von Johannes Röring fündig wurde.
In Ställen von führenden Funktionären deutscher Landwirtschaftsverbände ist es offenbar zu massiven Tierschutzverletzungen gekommen. Dieser Verdacht gründet sich auf Aufnahmen, die Aktivisten der Organisation „Animal Rights Watch“ (ARIWA) im vergangenen Jahr erstellt haben und die NDR und Süddeutsche Zeitung überprüft haben. Nach Beurteilung von Tierschutz-Experten zeigen einige der Bilder eindeutige Gesetzesverstöße. Die Verantwortlichen müssten angezeigt werden, sagt etwa der Veterinärwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly von der Universität Bozen. Er ist Mitglied im Agrarbeirat der Bundesregierung.
Auf den Aufnahmen, die vom Familienbetrieb von Johannes Röring in Vreden (NRW) stammen, stellten die beiden Tierschutz-Experten Diana Plange und Matthias Gauly von Animal Rights Watch ebenfalls schwerwiegende Probleme fest. Auch hier sind mehrere schwer verletzte Tiere zu sehen, die offensichtlich nicht ausreichend tierärztlich behandelt wurden – unter anderem mit blutigen Wunden, einem eingerissenem Darm, Abszessen und Verletzungen an den Beinen. Ein Schwein kann sich anscheinend nur noch mühsam vorwärts robben. Von den Tierschutz-Aktivisten gemessene Ammoniak-Werte liegen mit mehr als 50 ppm ebenfalls deutlich über den zulässigen Höchstgrenzen. Außerdem zeigen die Bilder einen Tierkadaver, der von anderen Schweinen angefressen wird. Nach Einschätzung der Fachexperten lag das Tier dort bereits längere Zeit. Diana Plange kritisierte, dass der Halter anscheinend seine Schweine und die Ställe nicht ausreichend kontrolliert habe. Matthias Gauly sagte gegenüber NDR und SZ: „Zusammengefasst stellt das so die schlechteste Form der Schweinehaltung dar, die man sich vorstellen kann, mit einem hohen Potenzial an Tierleid und katastrophalen hygienischen Bedingungen.“
Johannes Röring hatte zunächst zugesagt, sich nach einer Prüfung der Bilder in einem Interview zu äußern. Ein Termin dafür kam jedoch nicht zustande. Stattdessen schickte die Röring GbR ein Anwaltsschreiben. Darin heißt es, die Haltungsbedingungen im Stall seien zum Zeitpunkt der Bildaufnahmen „einwandfrei“ gewesen.
Nun mag sich so manch einer aufregen, dass diese Kampagne für eine «umweltfreundliche Landwirtschaft» den Steuerzahler 1,6 Mio. €. kostet, doch wenn man bedenkt, dass Landwirtschaftsminister Schmidt 70 Millionen Euro für ein Tierwohllabel investieren will und die eigenen Funktionäre nicht mal ihren „Stall“ in Ordnung haben, dann ist es doch ein Klacks. Zumal wir doch gar nicht wissen, welche Verbrauchertäuschung dahinter steckt. Bereits im Januar 2013 wurde der Deutsche Tierschutzbund heftig kritisiert, nachdem Wiesenhof das Tierschutzlabel bekommern hatte – ausgerechnet Wiesenhof.
Erst im Januar 2017 machte der Agrar-Lobbyist Schmidt mit Schweinefleischpflicht an Schulen und Kitas und Verbot von „veganer Wurst“ Schlagzeilen und wurde dafür heftig kritisiert.
Der Berufsstand Bauer – ist schon längst verkommen !
Und wenn man bedenkt, dass die EU die Milchbauern mit 500 Millionen Euro unterstützt, weil es ihnen finanziell so schlecht geht, dann wundert es einen schon, dass der Milchbauer Stefan Bandholz (33), der 145 Kühe hat, in den KN vom 08. Februar 2015 sagt, dass die Bauern für dumm verkauft würden: „Man fühlt sich nicht ernst genommen.“ 2014 übernahm er den Familienbetrieb der.Elten und 1,2 Millionen Euro investierte er in einen modernen Kuhstall. Und nun das. „von Leuten, die in unserer Gesellschaft ein Beispiel geben sollten.“
Mal ehrlich, wer kann sich heute noch eine Investition in Höhe von 1,2 Millionen Euro leisten in der ohnehin schon unruhigen Zeit?
Der Berufsstand hat sich selbst in den Verruf gebracht! Die Bauern haben die Gier in den Augen – wollen immer größer werden und haben sich dabei immer mehr verschuldet – und nun sollen wir alle leiden? Schauen Sie sich Schleswig-Holstein an, alles mit Pestiziden und Nitrat verseucht! Und schauen Sie nach Niedersachsen, Rund 800 Mastbetriebe produzieren für den Geflügelgiganten Wiesenhof. Insgesamt schlachtet die PHW-Gruppe unter ihrem Wiesenhof-Label pro Jahr rund 240 Millionen Masthähnchen.
Was Massentierhaltung anrichtet!
Das Geschäft mit dem Fleisch boomt! Schweinemast: Die Tiere gebären mehr Ferkel, als die Sauen Zitzen haben. Sie sind weitaus größer, breiter und schwerer als noch vor 20 Jahren. Also werden überzählige oder zu kleine und schwache Ferkel einfach an der Stallwand totgeschlagen. In den ersten Tagen werden fast allen Ferkeln die Ringelschwänze gekürzt und die Eckzähne abgeschliffen. Nach etwa sechs Wochen kommen sie dann in die Mast.
Die immer größeren Sauen müssen ihr halbes Leben in viel zu engen Kastenständen leben, eingepfercht hinter Gittern, die sie oft annagen. Auch das Abschneiden der Schwänze wird von vielen Behörden geduldet. Lesen Sie dazu: Fleisch für die Tonne
Erschreckende Zustände in der Putenmast. Massiver Antibiotikaeinsatz in der Geflügelzucht. Nicht fachgerechte Tötung von Rindern. Futterexporte aus Dritte-Welt-Ländern führen dort zu Hunger und Elend. Der Fleischexport nach Afrika zerstört die Märkte dort vor Ort.
Gefährliche Gülle! Deutschland hat ein Nitratproblem
Deutschland gehört zu den größten Trinkwasserverschmutzern in der EU. Die Folgen sind seit Langem bekannt: Seit Jahren steigt die Belastung des Grundwassers mit Nitrat in vielen Teilen Deutschlands. Als Hauptursache gilt die Landwirtschaft, weil sie Nitrat als Dünger einsetzt. Bereits im April 2016 kündigte die Europäische Kommission an, die Bundesrepublik Deutschland zu verklagen, nun macht sie ernst. Wird sich jetzt etwas ändern? Wie sagte einst der Umweltminister aus Schleswig-Holstein? Die Agrarlobby ist zu mächtig. Denn es ist ja nicht nur Nitrat, welches das Grundwasser belastet: Eine aktuelle Studie zeigt, dass auch Pestizide das Trinkwasser belasten! Die heutige Qualität des Grundwassers wird in Zukunft nicht mehr sicherzustellen sein!
Landwirtschaftsminister Christian Schmidt von der CSU verlangt eine Entschuldigung. Der bäuerliche Berufsstand werde undifferenziert an den Pranger gestellt und der Lächerlichkeit preisgegeben, schrieb Schmidt. Hier amüsiere sich eine Meinungselite aus der Stadt auf Kosten der Menschen im ländlichen Raum. Das sehen wir nicht so, denn die Landwirte tun nichts, damit sich die Situation ändert. Sie werden sogar noch mit Steuergeldern belohnt.
Auch die Angstmacherei vor dem Herbizid Glyphosat würde irrationale Züge tragen. Daran sehen Sie, wie sehr unser Wohl dem Berufstand Bauern wert ist. Natürlich ausgenommen sind die Landwirte, die sich darauf spezialisiert haben, ökologisch anzubauen, und gerade denen müsste mehr Aufmerksam und Förderung durch den Staat gewidmet werden.
Vvielleicht sollten sich die Bauern mit diesem Thema beschäftigen: Die Natur schlägt zurück! Glyphosat: US-Farmer verlieren Kampf gegen Superunkräuter – Glyphosate: US Farmers Lose Superweeds Fight – denn immerhin müssen sie ja noch recht lange ihre selbst produzierten Schulden zurückzahlen.
Danke, Barbara Hendricks, die 1,6 Millionen Euro Steuergelder können wir auch noch verkraften.
Netzfrau Doro Schreier
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