550 Brands aus 31 Ländern zeigten auf der GDS-Messe Düsseldorf in Februar ihre neuesten Kollektionen an Damen-, Herren- und Kinderschuhen, Taschen, Gürtel, Kleinlederwaren und weiteren Accessoires. Die Realität, in der diese Waren produziert werden, könnten die Damen und Herren abschrecken. Denn dort, wo Hunger und Dürre für die Menschen an der Tagesordnung sind, „klaut“ man ihnen auch noch das letzte Wasser, Äthiopien. Wenn die Damen und Herren wüssten, wie und wo die Schuhe produziert werden, würde der „Schrei“ verstummen.
Noch nie waren Schuhe so günstig wie heute. Musste man früher mindestens 2 Tage arbeiten, um sich ein paar schöne Pumps zu leisten, reicht heute schon der Lohn von 2 Stunden aus, um modisch up-to-date zu sein. Immer wieder finden Landesuntersuchungsämter gefährliche Gifte und krebserregende Stoffe in Schuhen.
Frauen und Schuhe, ein Liebesverhältnis der anderen Art. Im Durchschnitt besitzt in Deutschland jede Frau mehr als 13 Paar Schuhe. Beim Gerben des Leders werden Chemikalien eingesetzt. Besonders gefürchtet ist dabei das sogenannte Chrom VI, welches als hochallergen gilt. Langzeitgefahren sind vor allem die krebserzeugende und die erbgutschädigende Wirkung.
Immer wenn Sie ein Modeprodukt aus Leder kaufen – sei es eine schicke Handtasche oder ein Paar bequeme Schuhe – bedenken Sie bitte die unfassbare Grausamkeit, die am Beginn der Schöpfungskette für dieses Produkt steht. Hinzu kommt, dass auch Kinder in der Lederindustrie unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen. Sie arbeiten Tag für Tag mit giftigen Chemikalien.
Schuhe werden heute überwiegend im Ausland produziert und der benötigte Rohstoff Leder ebenso. In China, Indien, Bangladesh und Taiwan, um nur einige zu nennen. Billigstes Leder für den Weltmarkt nimmt keine Rücksicht auf Arbeitsbedingungen (auch Kinderarbeit), unter denen es entsteht, oder auf Umweltschutz. Eine Kennzeichnungspflicht besteht weder für die Art (von welchem Tier), aus welchem Land, noch für die dafür benutzten Chemikalien. Hauptsache: Billig, billig, billig!
Das wirtschaftlich wichtigste Nebenprodukt der Fleischindustrie ist die Haut der Tiere. In Zahlen ausgedrückt sind das bis zu 50 Prozent des Gesamtwertes der Rindernebenprodukte! Der Ledermarkt ist 12 Milliarden Dollar schwer.
Nachdem die Produktion von Leder in China immer teurer wird, wird vermehrt in Indien billiges Leder produziert. Paradox, gilt es doch als das Land der „heiligen“ Kühe. Je billiger Leder produziert wird, desto höher der Preis für Umwelt, die Tiere, deren Qualen beim Schlachten grausam sein müssen. Meist werden sie lebendig gehäutet, damit das Fell nicht mit Blut voll gespritzt wird. Die Menschen, die mit den gefährlichen Chemikalien das Leder herstellen müssen, erkranken. Da die Produktion in Indien, Bangladesch oder Pakistan viel günstiger ist als in China, hat China bereits selber in diese Länder seine Produktion outgesourct. Somit trägt auch China, zu diesem Leid bei. Immer wieder gerät China wegen mangelndem Tierschutz in die Kritik. Doch auch die anderen Länder holen auf. Siehe: Leder! Kühe werden lebend gehäutet und ihre Beine werden abgehackt – The truth about leather: Cows skinned skinned alive for leather have their limbs cut off
Im Zuge eines umfassenden Strukturwandels sind große Teile der textilverarbeitenden Industrie in den letzten Jahren in Niedriglohnländer abgewandert. Auch wenn mit Adidas, Puma und Hugo Boss einige der führenden Modemarken der Welt ihren Sitz in Deutschland haben, ist die Fertigungsstufe weitgehend ausgelagert. Heute importiert Deutschland mehr Textilien und Bekleidung, als es exportiert. Die wichtigsten Herkunftsländer liegen dabei im asiatischen Raum. China, Vietnam und Bangladesch nehmen hier prominente Positionen ein. Doch zwei weitere Länder kommen hinzu, zum einen das durch Brandrodungen zerstörte Land Indonesien und das, in dem zurzeit die schlimmste Dürre seit 30 Jahren herrscht:Äthiopien.
So hat auch der Berliner Online-Modehändler Zalando im April 2014 einen Rückruf gestartet. Auch ging es um die Chemikalie Chrom VI. Mehrere Schuhmodelle waren belastet. Bei der Chemikalie handelt es sich um ein Reaktionsprodukt, das bei Gerbprozessen entsteht. Der Körper kann mit juckenden Hautausschlägen reagieren, wenn er mit diesem chemischen Stoff in Kontakt kommt. Ist die Haut erst einmal sensibilisiert, ist eine klassische Allergie entstanden.
Wie viel Macht die Schuhgiganten haben, zeigt der Fall aus Indonesien:
Hersteller vor Abwanderung in „Billiglohnländer“
Indonesiens Hersteller von Textilien, Bekleidung und Schuhen bilden eine der größten Branchen des verarbeitenden Gewerbes. Nach Angaben des Industrieministeriums beschäftigten sie 2012 zusammen rund 1,5 Mio. Mitarbeiter. Insgesamt gab es 2011 fast 2900 Branchenbetriebe. Indonesien nahm 2012 die Position als weltweit zehntgrößter Textilexporteur ein, wozu auch Schuhe gehören. So sollen die Ausfuhren von Textilien und Bekleidung 2013 in Indonesien weiter rückläufig gewesen sein. Bei Schuhen verzeichnete hingegen die Indonesian Footwear Association eine Zunahme von mehr als 10%.
Nachdem die Mindestlöhne in Indonesien angehoben werden sollten, drohten laut Angaben der Indonesian Footwear Association gleich 46 ausländische in Indonesien produzierende Schuhhersteller, ihre Fertigungsschritte in andere Länder mit geringeren Lohnkosten wie Myanmar oder Vietnam zu verlagern. Sie klagen unter anderem über zunehmende Arbeitskämpfe und „komplett überzogene Lohnforderungen von Seiten der Gewerkschaften“. Ähnlich sah die Lage auch in der Textil- und Bekleidungssparte aus.
Folge: Der Gouverneur von Jakarta beispielsweise erhöhte die gesetzlichen Mindestlöhne zum 1.1.14 nur um 10% im Vergleich zum Vorjahr, auch andere Provinzen folgten dem Vorbild der Hauptstadt. Die meisten Bekleidungs-, Textil- und Schuhhersteller wollen nach Angaben von Branchenkennern dem Land nicht den Rücken kehren, zumal außerhalb der Hauptstadt die Löhne immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau liegen. Es dürfte vielmehr zu Wanderungsbewegungen innerhalb des Archipels kommen. Viele der noch in Jakarta produzierenden Fabriken werden in den nächsten Jahren in die angrenzenden Provinzen West- und Mitteljava umziehen, denn dort geht es immer noch billiger. Konkurrenz zu Indonesien bleiben Billiglohnländer wie Myanmar oder Bangladesch.
Myanmar möchte nach jahrzehntelanger isolierter Militärdiktatur das neue Bangladesch werden. Wöchentlich eröffnen Textilfabriken, auch deutsche Unternehmen wittern ihre Chance.
In den Textil- und Schuhfabriken in Kambodscha sollen Arbeiterinnen künftig mehr Geld bekommen. Noch gilt Kambodscha im Textilbereich als Billiglohnland. Nur Sri Lanka, Bangladesch und Pakistan haben nach einer Zusammenstellung der Internationalen Arbeitsorganisation ILO noch niedrigere Mindestlöhne.
Aber es geht noch billiger ….Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederwarenindustrie – auf nach Afrika, in ein Land, in dem zurzeit die schlimmste Dürre seit 30 Jahren herrscht: Äthiopien
Die Schuhindustrie hat festgestellt: Es geht noch billiger – also zieht die Karawane weiter – nach der Verlagerung der Schuhproduktion von Europa nach Asien wird zunehmend Afrika als Standort erschlossen. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei Äthiopien ein. Das ostafrikanische Land will sich vom Rohhautlieferanten zum Schuhexporteur wandeln. Äthiopien hat auf diesem Gebiet für die Unternehmen Vorteile: Es gibt Arbeitskräfte ohne Ende, die äthiopischen Arbeiter gelten im afrikanischen Kontext als leistungsbereit und diszipliniert und sind zudem extrem billig und Äthiopien will sich in den kommenden Jahren als ein neues internationales Zentrum der Textil-, Bekleidungs- und Lederproduktion etablieren. Gegenwärtig werden in Äthiopien 28 Ledergerbereien und 18 Schuhfabriken betrieben. Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex 2013 steht Äthiopien auf Platz 111.
Äthiopien erhält Maschinen, Apparate und Geräte für die Textil- und Lederindustrie sowie Teile davon größtenteils aus der Türkei.
In Äthiopien ist die GIZ vorwiegend für das BMZ als Hauptauftraggeber aktiv. Zudem betrauen andere deutsche Bundesministerien die GIZ mit der Durchführung von Vorhaben, wie derzeit das Landwirtschaftsministerium. Internationale Geber wie die Europäische Union, Irland, Kanada und Norwegen sowie die Bill and Melinda Gates Foundation leisten finanzielle Beiträge zu laufenden Programmen.
Genmodifizierte Baumwolle soll die Versorgung in Äthiopien mit Einsatzmitteln nachhaltig verbessern. Im Juni 2014, gleich nach der Regenzeit sollten die Baumwollfarmer erstmalig genetisch modifiziertes Saatgut (GM crops) einsetzen und den Baumwollertrag, so die Erwartung, geradezu multiplizieren. Der Rohstoff soll dann die heimische Textil- und Bekleidungsindustrie beflügeln. Gegner solcher Pflanzen befürchten, dass das Beispiel in der Region Schule machen könnte, während Verkäufer von genetisch modifiziertem Saatgut genau dieses erhoffen, allen voran Unternehmen wie Dupont, Monsanto und Syngenta, die etwa 70% des weltweiten Saatgutmarkes kontrollieren. Wie wir nun feststellen müssen: mit Unterstützung der Deutschen Regierung. Lesen Sie dazu auch Skandal – BASF, Nestlé, Coca Cola, Deutsche Bank u.v.m. sind Profiteure der Entwicklungshilfe
Wir tragen übrigens T-Shirts, die aus GMO-Baumwolle gemacht sind, und was mit den Bauern geschieht, sehen wir weltweit: Sie werden versklavt. Sieht so Hungerhilfe aus? Dazu auch: Monsanto mit Gift und Genen und das „Superunkraut“
Hier einige Produzenten – größter Produzent ist die Türkei!
- Huajin, chinesischer Schuh- und Lederwarenproduzent, ist Vertragspartner von Calvin Klein, Coach und Louis Vuitton, das Ziel: 100 000 Arbeitnehmer binnen weniger Jahre, angepeilte Gesamtinvestition angeblich 2,2 Mrd. $.
- Pittards, britische Lederbekleidungsfirma, will ihr Engagement in Äthiopien in den nächsten fünf Jahren vervierfachen. Das Unternehmen produziert derzeit mit 1200 lokalen Mitarbeitern monatlich 100 000 Arbeits- und 5000 Bekleidungshandschuhe sowie 186 000 qm Qualitätsleder für die Weiterverarbeitung in hochwertige Bekleidung und Accessoires.
- Saygin Dima Textile Share Co ist ein Gemeinschaftsunternehmen der türkischen Bekleidungsfirma Saygin-Gruppe und der äthiopischen Regierung, Ziel ist ein Jahresumsatz von 100 Mio. $. Die äthiopische Regierung verkaufte 2014 alle ihre Anteile an der Saygin Dima Textilfabrik SC an seinen türkischen Partnerunternehmen Saygin.
Industrie-Boom – Äthiopien gemeinsam mit der Türkei
Die Akgün-Gruppe aus der Türkei unterzeichnete 2009 eine Vereinbarung mit der äthiopischen Regierung, die es ermöglicht, eine internationale Industriezone in der Region Oromia in der Nähe von Legetafo zu entwickeln. Mit einer Fläche von 600 000 km2 erstreckt es sich von den Grenzen mit dem Sudan zu den Grenzen mit Somalia und von den Grenzen des Afar-Land bis zur abessinischen Hochebene. Akgün hatte sich zunächst 100 Hektar Land von der regionalen staatlichen Regierung gesichert, die in Zukunft erweitert wird, sobald das Projekt fertiggestellt ist. Die Gesamtkosten des Projekts werden auf 10 Milliarden Dollar geschätzt und voraussichtlich soll eine Million Menschen beschäftigt werden. Akgün arbeitet mit vielen Geschäftspartnern von verschiedenen bekannten Marken in der Europäischen Union. Das Netzwerk erstreckt sich auf Länder wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Italien und Südkorea.
Anfang des Jahres startete der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan seine Afrika-Tour und traf sich mit seinem äthiopischen Amtskollegen Mulatu Teshome Wirtu, danach mit Ministerpräsident Heilemariam Desalegn. In diesem Zusammenhang wurde die Beziehung zwischen den beiden Ländern noch weiter gefestigt und Abkommen zur Zusammenarbeit wurden unterschrieben. Anschließend wurde eine Pressekonferenz veranstaltet.
Dabei sagte Erdoğan, sie hätten den äthiopischen Behörden mitgeteilt, dass die Privatschulen der parallelen Struktur im Ausland geschlossen werden müssten. Der äthiopische Ministerpräsident seinerseits sagte, sie wären diesbezüglich bereit, direkt mit der türkischen Regierung zu kooperieren. Die nächste Station von Erdoğan war das türkisch-äthiopische Arbeitsforum. Erdoğan betonte dabei, die Handelsbeziehungen beider Länder müssten weiter ausgebaut werden, wobei das Handelsvolumen in kürzester Zeit auf 500 Millionen US-Dollar gesteigert werden dürfte.
Das Unternehmen Akgün-Gruppe hat mit den ersten Arbeiten begonnen. Maschinen und Anlagen sind auf dem Weg nach Äthiopien. Jedoch ist das neue Ethio-türkische Gewerbegebiet ins Stocken geraten. Die anfängliche Baustelle liegt genau im Einzugsgebiet vom Staudamm des Legedadi. Von hier aus werden 50% der 3 Millionen Einwohner von Addis Abeba mit sauberem Trinkwasser versorgt.
Wir möchten noch einmal daran erinnern: Äthiopien steht vor der schwersten Hungerkrise seit Jahrzehnten. Seit März ist Äthiopien von einer anhaltenden Dürre betroffen, die in diesem Jahr durch das Wetterphänomen El Niño so stark ist wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. In Äthiopien sind bereits jetzt 4,5 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Bis Jahresende werde die Zahl voraussichtlich auf 7,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder steigen. Wenn eine weitere Ernte wegen Regenmangel ausfällt, könnten im nächsten Jahr sogar bis zu 15 Millionen Menschen von Hunger bedroht sein. Lesen Sie dazu: Nestle eröffnet Abfüllanlage in Äthiopien – dem Land droht die schlimmste Dürre seit 30 Jahren
Hier ein Video, das zeigt, wie das neue Ethio-türkische Gewerbegebiet aussehen soll.
Mehr Informationen zur Türkei und zu Äthiopien finden Sie hier: Äthiopien und Türkei auf Englisch.
Niedrige Produktionskosten locken Investoren
Namhafte internationale Textil- und Lederfirmen geben sich in der äthiopischen Hauptstadt die Klinke in die Hand. Dabei sind westliche Unternehmen vornehmlich am Bezug preiswerter Waren und dem Verkauf von Produktionstechnik interessiert, während türkische und asiatische Firmen in kostengünstige Produktionsstätten investieren wollen. So haben zum Beispiel die britische Handelskette Tesco, die irische Primark und die schwedische Hennes & Mauritz (H&M) angekündigt, in Zukunft mehr Kleidung in Äthiopien einkaufen zu wollen. Der staatliche Swedfund will Zulieferer von H&M mit 8,6 Mio. US$ Investitionskapital unterstützen. Aus chinesischer Sicht sind das allerdings alles Peanuts. So will der chinesische Schuh- und Lederwarenproduzent Huajin nach eigenen Angaben 2,2 Mrd. $ investieren, der indische Baumwollspinner ShriVallabh Pittie 550 Mio. $ und die chinesische Jiangsu Lianfa Textile Co. Ltd. 500 Mio. $. Quelle
„Bekleidungsfirmen sind Nomaden“, sagt ein auf das Gewerbe spezialisierter Berater, „sie gehen dorthin, wo es für sie am billigsten ist. Steigen Löhne und Nebenkosten in Ländern wie der VR China zu stark, zieht die Karawane weiter.“ Südlich der Sahara hat sich bislang nur Mauritius einen Namen als Produzent hochwertiger Bekleidung gemacht. Versuche, in Namibia und Lesotho in größerem Stil Textil- und Bekleidungsfirmen anzusiedeln, waren bislang nicht sonderlich erfolgreich. Kenia und Ghana haben derweil viel zu teure Produktionsbedingungen.
Dazu auch unser Beitrag: Die billige Masche von H&M – Die Karawane zieht weiter: „Made in Ethiopia“
Die äthiopische Regierung hat den Export von Leder extra begrenzt, damit die gesamte Wertschöpfungskette von der Tierhaut bis zum Lederschuh im Land bleibt.
Die britische Supermarktkette Tesco und das schwedische Textileinzelhandelsunternehmen Hennes & Mauritz (H&M) haben 2013 in Äthiopien Büros eröffnet. Tesco kauft Presseberichten zufolge bei fünf äthiopischen Textilunternehmen ein (es dürfte derzeit etwa 60 Bekleidungs- und 15 Textilunternehmen in Äthiopien geben.). H&M bezieht nach eigenen Angaben bereits seit mehr als einem Jahr Textilien aus Äthiopien. Das Unternehmen lobt die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen, Zoll- und Steueranreize für Textilexporteure, die lokale Wollproduktion sowie die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte.
In partnerschaftlicher Zusammenarbeit der Bundesrepublik und Äthiopien wurden sechs zukunftsträchtige Wirtschaftszweige des afrikanischen Staates gefördert, darunter auch der Leder- und Schuhsektor. Interessant: auch für ausländische Investoren in der Schuhindustrie äußerst günstig, denn es fallen keine Import- oder Exportzölle an.
In der folgenden Dokumentation wird der deutsche Schuhhersteller Ara genannt, der das Potential Äthiopiens erkannt hat und sich trotz bürokratischer Hürden im Großraum Addis Abeba ansiedelte. Ara soll sich laut dem Schuhkurier mittlerweile vom Produktionsstandort Äthiopien getrennt haben.
Woher kommt der Leder-Reichtum Äthiopiens? Das Agrarland hat mehr als 30 Millionen Rinder, 45 Millionen Schafe und Ziegen – ein riesiges Reservoir für die Leder- und Schuhindustrie. Das grüne Äthiopien hat augenscheinlich nichts gemein mit dem westlichen Klischee vom Hunger- und Dürreland. Mittlerweile wird aber das „grüne“ Äthiopien von der größten Dürre seit 30 Jahren heimgesucht.
Missstände in der Leder- und Schuhindustrie
95 Prozent des für Schuhe verarbeiteten Leders wird mit Chromsalzen gegerbt. Diese Chromsalze haben nicht nur verheerende Folgen für die Ökologie des Produktionslandes, sondern auch gesundheitliche Folgen für die Arbeiter in der Lederfabrik, die Anwohner und die Endverbraucher.
Auch Kinderarbeit ist gängig in der Leder- und Schuhproduktion. Die Kinder werden dort eingesetzt, wo ihre kleinen Körper einen Vorteil bringen. Sie holen zum Beispiel Leder aus den Wasch- und Färbetrommeln heraus. Das gefärbte Leder ist oft mit den gefährlichen Chromsalzen verarbeitet worden. Trotzdem fassen die Kinder und die erwachsenen Arbeiter die mit Chemikalien verseuchten Materialien mit bloßen Händen an – denn Schutzkleidung gibt es keine. Es wird also unter schlimmsten Bedingungen gearbeitet. Immer wieder passieren Unfälle. Die Arbeiter sind permanent den toxischen Stoffen ausgesetzt, dessen Rückstände selbst noch an Körpern der Endverbraucher landen und über die Haut aufgenommen werden. Diese Chromsalze können Allergien, Verätzungen, Asthma und Krebs auslösen.
Es wird geschätzt, dass mehr als 25 000 Kinder weltweit an der Schuhfabrikation beteiligt sind. Die meisten dieser Kinder leiden an Erkrankungen der Atemwege, Lungenerkrankungen und Hautinfektionen. Neben den gesundheitlichen Problemen sind auch die niedrigen Löhne und die fehlende soziale Absicherung für die Arbeiter ein großes Problem. Die Angestellten verdienen zwischen einem und zwei Euro am Tag, arbeiten jedoch weit über zehn Stunden täglich. SÜDWIND und das INKOTA-Netzwerk haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Missstände mit der Kampagne „Change Your Shoes“ ins Visier zu nehmen. Quelle Aktiv gegen Kinderarbeit
Skandal um vergiftete Schuhe
Mit Chromsalzen gegerbtes Leder für die Schuhproduktion kommt oft aus Indien. Es enthält Gift, das Allergien und Krebs erzeugen kann. Löst der Schuh eine Allergie aus, dann schwellen bei direktem Hautkontakt die Füße an. Es entstehen Blasen und die Haut entzündet sich und aus dem Schrei nach Glück wird dann prompt der Schrei vor Schmerz. Aber auch die Arbeitsbedingungen lösen einen fürchterlichen Schmerz aus.
Auch wenn die Schuhe meist aus China kommen, so wird bei der Fertigung meistens auf Leder aus Indien zurückgegriffen, das mit Chromsalzen gegerbt wurde. Dieses Gerben unter schlechten Arbeitsbedingungen birgt nicht nur für die Arbeiter Gesundheitsgefahren. Und das auch noch unter Mithilfe deutscher Entwicklungshilfe.
Bereits verbotene giftige Schuhe bleiben im Handel. Es fehlt an ausreichenden Kontrollen und offenbar wird kein Händler bestraft. Ein besonderes Problem: Der Hamburger Hafen. Immer wieder fallen dem Zoll stinkende Schuhe auf. Aber die Bundesbehörde hat keinerlei Handhabe, die dubiose Ware aufzuhalten. Für Menschen, die durch die Gifte krank werden, ist das fatal. Sie leiden unter schweren Hauterkrankungen. Quelle NDR
Warum Leder giftig sein kann, sehen Sie im folgenden Beitrag.
Anders als Klebstoffe und Lösungsmittel sind Chrom-VI-Rückstände geruchlos. Um das Gift nachzuweisen, sind aufwendige Labortests erforderlich. Wer unter einer Chromallergie leidet, darf nur noch Schuhe tragen, deren Leder mit pflanzlichen Stoffen gegerbt wurden. Diese sind wesentlich teurer, weil sich das Leder nicht maschinell verarbeiten lässt. Chromfreie Schuhe können allerdings auch andere Schadstoffe enthalten. Wenn ein Verbraucher Hautreizungen oder Ekzeme durch Schuhe bekommt, sollte er sich sofort beim Verkäufer beschweren und sie in sein zuständiges Landesuntersuchungsamt bringen.
Wir haben für Sie viele Informationen rund um den „Schrei im Glück“ zusammen getragen. „Stinkende Schuhe sollten Sie unbedingt im Regal stehenlassen!!“
Gefährlich für die Gesundheit sind sowohl Kunststoff- als auch Lederschuhe. Da der Preisdruck in der globalen Schuhproduktion so groß ist, verwenden etliche Hersteller oft billige Kunststoffe und Kleber und achten nicht so genau darauf, ob die Stoffe Allergien oder Hautreizungen auslösen können. Teerartige Gerüche etwa sind ein klares Indiz dafür, dass in dem Schuh Polyaromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, stecken. Sie können sowohl über die Haut als auch durch Einatmen Krebs erzeugen und sogar die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen. Schuhe, die nach Klebstoffen und Lösungsmitteln riechen, sollte der Kunde auf jeden Fall im Regal stehenlassen.
Gift auf unserer Haut
Wir Netzfrauen fordern eine grundlegende Verbesserung in der globalen Leder- und Schuhindustrie. Ziel ist es, sozial gerechte und ökologisch verträgliche Bedingungen zu schaffen. Auch soll der Verbraucher besser rückverfolgen können, wie seine Schuhe produziert wurden – durch mehr Transparenz. Die Öffentlichkeit soll über die Missstände aufgeklärt werden!!
Schuhe, die nach Klebstoffen und Lösungsmitteln riechen, sollten Sie auf jeden Fall im Regal stehenlassen, denn so ersparen Sie sich den Schrei vor Schmerz.
Netzfrau Doro Schreier
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