Why Poverty? Zuckerrohr, das Gold der Zukunft, denn Zuckerboom statt Ölkrise – doch zu welchem Preis? Spekulanten, Landraub, Menschenrechtsverletzungen, Genmanipulation

Zucker„Zucker ist süß für die, die ihn essen, süßer für die, die von ihm Gewinne einstreichen, und bitter für jene, die ihn produzieren müssen.“ Weltweit wird der meiste Zucker aus Zuckerrohr gewonnen. Die weltweit steigende Nachfrage sorgt für einen Aufschwung dieser Kulturpflanzen, doch zu welchem Preis?

War Ihnen bekannt, dass Rohstoff-Gurus schon seit längerem auf Zucker setzten? Der süße Rohstoff ist als billiger Kohlenhydratlieferant bekannt. Weil der Preis für Zucker so niedrig war, stürzten sich die Investmentbanker auf diesen Rohstoff und seit dem gibt es eine sogenannte Zucker- Rallye. Allein von Februar 2016 bis Oktober 2016 hat der Kurs über 80 % zugelegt.

War Ihnen bekannt, dass die EU der zweitgrößte Zucker – Importeur der Welt ist? China steht auf Platz 1. 3.5 Millionen Tonnen Zucker importiert Europa. Die Verwaltung der Quoten endet am 30. September 2017. Laut dem Chemiekonzern Bayer, der erst kürzlich Monsanto übernommen hat, gibt es einen Grund dafür, dass die Welt zunehmend an Zuckerrohr interessiert ist: Durch die Gärung lässt sich Zucker auch in Bioethanol umwandeln. Dadurch besitzt der Zuckerrohrmarkt die höchste Wachstumsrate von allen Hauptanbaukulturen.

Die EU ist mit 138 000 t ein wichtiger Exportmarkt für sambischen Zucker – Landraub inbegriffen

Wiederholt deckte FIAN auf, dass die deutsche Entwicklungshilfe Geld in großflächige Agrarprojekte steckt. Offiziell ist von der „Zukunft der Landwirtschaft“ und einer „effektiven Hungerbekämpfung“ die Rede. In der Realität stoßen sie  jedoch immer wieder auf Landvertreibungen und Verletzungen des Rechts auf Nahrung. Durch solche Entwicklungshilfe für Konzerne wird das Machtgefälle zwischen Investoren und armen ländlichen Gemeinden meist weiter verschärft. FIAN Deutschland und FIAN Sambia führten nun eine Recherchereise zu Großfarmen in Sambia und der betroffenen Bevölkerung durch. Befürchtungen von Menschenrechtsverletzungen wurden bestätigt. FIAN veröffentlichte hierzu nun einen 4-seitigen Reisebericht (hier herunterladen).

Seit der Reform der Zuckermarktordnung ist die EU zu einem Nettoimporteur von Zucker geworden. Die für die Raffinade bestimmten Einfuhren von Rohrzucker kommen vor allem aus den sogenannten AKP-Staaten (Afrika, Karibik und pazifischer Raum) und den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC), die quoten- und zollfrei in die EU exportieren dürfen. Bereits 2014 sorgte Nordzucker für Kritik, nachdem bekannt wurde, dass der Konzern in Zukunft in Afrika seinen Zuckerrohr anbauen will. In Sambia, Tansania oder Kenia sollte eine neue Zuckerfabrik gebaut  werden. 9500 Hektar sollte ein Großbauer in Sambia bewirtschaften. 2015 hießt es laut Top Agrar, dass das Projekt in Sambia gescheitert sei. Doch es gibt ein anders Land, welches sich als Land zur Verfügung stellt – Äthiopien will Großexporteur von Zucker werden, trotz Wassermangel und Unruhen. Kein Land in Afrika erlebt so viel Landraub wie Äthiopien, ein Land, wo Millionen Menschen hungern. Anstatt Nahrungsmittel anzubauen, um den Hunger zu lindern, wird jetzt auch noch Zuckerrohr angebaut.

Erinnern Sie sich noch an die großen Schlagzeilen zahlreicher NGOs, die mit dem Slogan „Mit Essen spielt man nicht“ warben? Was hat sich seither getan? Nichts, denn auf Grund der niedrigen Zinsen wird mit fast allem spekuliert, auch mit Zucker.

Vielleicht ist das der Grund, warum Brüssel von der Öffentlichkeit fast unbemerkt den Zuckermarkt neu geregelt hat. Dabei wurden auch die Beschränkungen für den künstlichen Zucker aufgehoben. Ob Eiscreme, Schokolade oder Softdrinks, aber auch Back- und Teigwaren, Konserven, sogar Fitnessgetränke für Sportler – es gibt kaum noch Lebensmittel, die nicht mit flüssigem Industriezucker gesüßt sind: Isoglucose”….Doch  Isoglucose soll besonders gesundheitsgefährdend sein. Isoglucose – auch bekannt als Maissirup oder high fructose syrup. Siehe: Vorsicht! EU hat den Zuckermarkt neu geregelt – Gefährlicher Industriezucker – Maissirup, der neue Süßstoff

Zusatzinformationen

Folgende Statistik zeigt die Zuckerproduktion der führenden Zuckerhersteller weltweit in den Jahren 2013/14 und 2014/15. Die Südzucker-Gruppe war mit einer Zuckerproduktion von rund 5,44 Millionen Tonnen im Wirtschaftsjahr 2014/15 der größte Zuckerproduzent der Welt. Mit Nordzucker sowie Pfeifer & Langen finden sich noch zwei weitere deutsche Anbieter unter den Top 10.

Dazu auch: Die enorme Macht der Zuckerlobby

Zuckerrohr macht 70 bis 80 Prozent der globalen Zuckerproduktion aus und steht auf der Liste der erzeugten Agrarprodukte nach Gewicht ganz oben: Fast zwei Milliarden Tonnen wurden 2013 weltweit geerntet; doppelt so viel wie Mais, der am zweitmeisten geernteten Nutzpflanze. Mit anderen Worten: Die gesamte weltweite Agrarproduktion entfällt zu 20 Prozent auf Zuckerrohr.

In Zehntausenden Produkten stecken, von Süßwaren über Ketchup bis Kosmetik, 90 Prozent der im Ende September auslaufenden Wirtschaftsjahr in Deutschland erzeugten Menge von zuletzt knapp drei Millionen Tonnen. Diese landen bei Großabnehmern. Nur zehn Prozent gehen als Haushalts-, Puder- oder Gelierzucker direkt an die Konsumenten.

Die Biotreibstoffe tragen so indirekt zur Regenwaldabholzung bei. Zuckerrohr wäre dabei für 41% der „indirekten Entwaldung“ verantwortlich. Die anderen 59% sind dem Anbau von Soja (Biodiesel) zuzuschreiben.

Bayer – Monsanto

Um die Bioethanol-Produktion voranzutreiben, forscht Bayer CropScience gemeinsam mit Partnern an Zuckerrohrpflanzen. „Zusammen mit dem Zentrum für Zuckerrohrtechnologie CTC im brasilianischen Bundesstaat São Paulo planen wir eine umfassende Kooperation, um biotechnologisch optimierte Sorten zu entwickeln, die einen höheren Zuckergehalt aufweisen“, erklärte der Konzern Bayer in einer Presseerklärung 2012. „Erste Forschungsergebnisse deuten auf einen Anstieg um bis zu 40 Prozent hin. Damit lässt sich die Effizienz der Ethanolproduktion verbessern“, so der Bayer-Experte.

2008 erwarb Monsanto für $ 290 Millionen einen Konzern, der Zuckerrohr für Bioethanol anbaute. Das hohe Süßgras ist genügsam und lässt sich preiswerter auspressen als Mais oder Zuckerrüben. Das von Monsanto angebaute Zuckerrohr ist aber kein herkömmliches Zuckerrohr, sondern genmanipuliertes. Das brasilianische Unternehmen Cana Vialis hatte bereits vor der Übernahme mit Monsanto eng zusammen gearbeitet. Im Oktober 2015 wurde bekannt, dass Monsanto den Zuckerrohrmarkt in Brasilien verlassen wird. Doch durch die Übernahme durch Bayer dürfte sich dieses vielleicht erledigt haben.

BASF

BASF gab 2009 die Kooperation mit der Centro de Tecnologia Canavieira (CTC) im Bereich der Pflanzenbiotechnologie bekannt. Beide Unternehmen wollen ihre jeweiligen Kompetenzen in der Züchtung von Zuckerrohr und der Biotechnologie bündeln. Die Kooperation soll bei der „Produktivität und Qualität von Zuckerrohr einen großen Schritt nach vorn“ ermöglichen und „dazu beitragen, die Position Brasiliens als Weltmarktführer für Zucker, Ethanol und Energie auszubauen“, sagte damals der CTC-Vorsitzende Nilson Zaramella Boeta. Auch BASF arbeitet an genmanipuliertem Zuckerrohr .

Aus Brasilien, dem bedeutendsten Zuckerproduzenten und -exporteur kommen ca. 16% der Zuckerproduktion, gefolgt von Indien (14%), China (6%) und den USA (5%). Die wichtigsten Herstellerländer innerhalb Europas sind Frankreich, Deutschland und Polen. In Brasilien gilt Zuckerrohr als wichtigste Energiepflanze. Der größte Produzent und Exporteur verarbeitet nämlich die Hälfte seiner Zuckerernte zu Treibstoff für Autos. Über 60% der weltweiten Ethanolproduktion stützt sich auf Zucker. Speziell zuckerproduzierende Länder des Südens entwickeln ihre heimische Ethanol-Industrie, da die Raffinerien hochqualifizierte Arbeitsplätze im ländlichen Bereich schaffen. Strategisches Ziel dieser Staaten ist aber auch die Emanzipation von schwankenden Weltmarktpreisen für Zucker auf der einen und für Erdöl auf der anderen Seite.

Zucker zählt zu den wichtigsten Welthandelsprodukten und unterliegt einer ausgeprägten Rohstoffspekulation, da er lange lagerfähig ist und die Vorratsmengen von Jahr zu Jahr schwanken. Investmentbanker, Hedgefonds und andere Spekulanten tun nichts anderes, als die Preise irgend eines Gutes, oder den Preis eines Abkömmlings dieses Gutes, also eines Derivates, so schnell nach oben zu treiben, dass alle Dummköpfe dieser Welt sehr bald davon überzeugt sind, dass man mit solchen Papieren Geld verdienen kann. Wenn dann die Dummköpfe in die Märkte einsteigen, steigen die smarten Investmentbanker und Hedgefondsmanager aus.

Das Dumme ist aber, dass die Spekulationen mit Derivaten auf Zucker ganz eindeutig sehr großen Einfluss auf den Preis für Zucker haben.

Wie viel Kilogramm Zuckerrohr sind für einen Liter Ethanol erforderlich? Für einen Liter Ethanol sind rund Zuckerrohr: 11,4 Kilogramm (z. B. in Brasilien) erforderlich.

Landraub

http://www.weltagrarbericht.de/ Großflächige Landakquisitionen, abgeschlossene Deals (Quelle: www.landmatrix.org). Die von der Land Matrix erfassten Landgrabbing-Deals haben ein Gesamtvolumen von rund 70 Millionen Hektar (neben Landwirtschaft auch für Wald, Energie, Industrie und sogar Naturschutzzwecke). Die Datenbank umfasst sowohl tatsächlich abgeschlossene Käufe als auch beabsichtigte Transaktionen, über die Informationen öffentlich zugänglich waren. Eine Schätzung der Dunkelziffer nicht veröffentlichter Käufe ist kaum möglich. Andererseits scheitern viele beabsichtigte Käufe. Diese Karte ist eine Momentaufnahme der Hauptzielländer im Mai 2016 und stellt die Fläche der abgeschlossenen Deals in 1000 Hektar dar. Sie zeigt, wo die Schwerpunkte der Begehrlichkeit internationaler Investoren aktuell liegen und welche Dimensionen das Landgrabbing mittlerweile erreicht hat.

Beispiel Kambodscha  – In Kambodscha leben rund 70 Prozent der Bevölkerung von traditioneller Landwirtschaft, doch durch die Vergabe von Landrechten an fremde Investoren ist das Land knapp geworden.

Landraub mit EU-Geldern in Kambodscha! war 2011 die Schlagzeile. Einheimische und ausländische Firmen sind in illegalen „Aufkauf“ von Agrarflächen verwickelt. Der dort angebaute Zucker wird auch in die EU exportiert. Viele Bauern aus Omleang schlafen nachts schon auf den Reisfeldern, um ihren Besitz vor den anrückenden Bulldozern zu verteidigen. Vom Zucker mit dem bitteren Beigeschmack profitiert auch Europa. Die thailändische „Khon Kaen Sugar Industry“, an der auch die Deutsche Bank Group beteiligt ist, nutzt einen Vorteil Kambodschas aus: Den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt ist es erlaubt, bestimmte Produkte zollfrei in die EU zu exportieren. Doch was hat sich seither getan?

In Kambodscha vergibt die Regierung Konzessionen für die Nutzung von Land an Unternehmen. Häufig handelt es sich dabei um Gemeinschaftsunternehmen mit einem kambodschanischen Partner und einem ausländischen Investor, der in aller Regel über die Ausrichtung des Projekts bestimmt. Die meisten der ausländischen Investoren in Kambodscha kommen aus Ost- und Südostasien. Ihre Projekte machten im Jahr 2014 rund 727 000 Hektar aus, insgesamt waren es 798 000 Hektar. Bei einer landwirtschaftlich nutzbaren Fläche von rund vier Mio. Hektar liegt der Anteil kommerziell erworbener Flächen bei rund 20 Prozent.

Rund um die Welt sind Unternehmen und Spekulanten in einem Wahnsinnstempo damit beschäftigt, Millionen Hektar Land aufzukaufen und dies ohne Rücksicht auf Menschenrechte. Die wachsende Nachfrage nach Rohstoffen, Lebensmitteln, aber auch Treibstoffen führt zu einer extremen Vernichtung von Lebensgrundlagen der dort lebenden Menschen, aber auch die Zerstörungen des Ökosysteme werden in Kauf genommen. Laut Global Witness Daten,wurden allen im Jahr 2015 mehr als drei Personen in der Woche umgebracht, nur weil sie ihr Land verteidigten.

Die am stärksten betroffenen Länder im Jahr 2015 waren Brasilien  (50 Morde), die Philippinen (33) und Kolumbien (26). Konflikte wegen Agribusiness folgen gleich nach Bergbau. Im Jahr 2015 stammten fast 40% der Opfer aus indigenen Gruppen.

Die Deutsche Bank zum Beispiel war einer der größten Investoren in vietnamesischen Gummiprodukten, die für eine Welle zu Landraub, Menschenrechtsverletzungen, den illegalen Waldrodungen  und zum Verlust der lokalen Nahrungsmittelversorgung der Menschen in Laos und Kambodscha führte. Die Deutsche Bank ist Unterzeichnerin der UN-Grundsätze Responsible Investment, des UN Global Compact und der Bankenumweltinitiative. Aber auch HSBC , BNP Paribas und Allianz fördern den Landraub. Schläge, Drohungen und Festnahmen von lokalen Gemeinschaften gehen mit dem Landraub einher. Nur damit Sie einen Überblick über die Machenschaften bekommen.

Auf dem Kontinent Afrika nehmen Zwangsvertreibungen zu

So muss eine wachsende Mehrheit von Menschen ihre Farmen verlassen, um einer Minderheit einflussreicher Politiker, Unternehmer und Konzerne Platz zu machen, die Böden und Immobilien verschachern.

Äthiopien

In Äthiopien sind seit Jahrzehnten Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen – während im Nordosten Millionen Menschen mit den Folgen der schwersten Dürre seit 50 Jahren kämpfen und die Regierung sogar im Herbst 2016 den Notstand nach Gewalt und Unruhen in der Region Oromia ausrufen musste, bietet die Regierung ausländischen Investoren die Rahmenbedingungen, die kaum günstiger sein könnten. Davon profitieren nicht nur die Türkei, Saudi Arabien, Indien und andere Länder, sondern auch die Zuckerindustrie.

Seit Beginn der Proteste im vergangenen November in den Regionen Oromo und Amhara sind mehr als tausend Menschen von der Armee erschossen worden. Bundeskanzlerin Merkel besuchte zum Abschluss ihrer dreitägigen Afrikareise im Oktober 2016  nach Aufenthalten in Mali und Niger die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Dort richten sich die Proteste gegen die Regierung der sogenannten Revolutionären Demokratischen Front der Äthiopischen Völker (EPRDF), die das Land seit 1991 autoritär regiert und jede Opposition brutal unterdrückt. Ungeachtet dieser Lage genehmigte die deutsche Bundesregierung zwischen 2001 und 2013 laut der CAAT-Datenbank Waffenlieferungen an Äthiopien im Wert von rund einer Million Euro. Darunter befanden sich Schutzgeräte, Fahrzeuge und Panzer, elektrische Geräte und Munition.

Während deutsche Unternehmen sich nach Äthiopien aufmachen und während die Bundeskanzlerin Merkel die Bedeutung der nachhaltigen Entwicklung als Voraussetzung für den Kampf gegen Flucht und Terrorgefahr hervorhob – macht das Bundesministerium darauf aufmerksam, dass das Land eine arbeitsbereite Bevölkerung mit einem sehr niedrigen Lohnniveau habe. Auch deutsche Firmen sind sicherlich gut beraten, sich näher mit Äthiopien zu befassen und langfristig strategisch zu planen“, so die GTAI. am 11. 10. 2016. 

Äthiopien will 2016 erstmals in nennenswertem Umfang ins Zuckerexportgeschäft einsteigen. Nach erheblichen Verzögerungen, unter anderem bedingt durch Trockenheit, sollen von indischen und chinesischen Interessen geleitete Projekte zum ersten Mal kräftige Überschüsse produzieren, sagt die staatliche Sugar Corporation. Die Erzeugung von noch nicht raffiniertem Zucker soll im laufenden Finanzjahr (8.7.15 bis 7.7.16) 900 000 t erreichen. Äthiopien werde damit vom Zuckerimporteur zu einem -exporteur, sagte ein Sprecher der Sugar Corporation. Das Land hat das Ziel, zehn neue Zuckerfabriken aufzubauen und bis 2023 zu einem der zehn größten Zuckerexporteure der Welt aufzusteigen, so ein Beitrag aus der gtai.de

Deutsche Firmen engagieren sich in Mosambik

Staatliche Hilfe erhalten vor allem ausländische Investoren. Land für den Anbau von Tabak, Cashewnüssen oder Zucker wird damit günstig. So günstig, dass den Großbetrieben oft Landraub vorgeworfen wird. Das Agrarprojekt ProSavanna im Entwicklungskorridor Nacala  ist so groß wie Bayern. Kleinbauern werden verdrängt und die Gewinne gehen nur an wenige Mosambikaner und ausländische Firmen, sagen Kritiker.

Sambias Landwirtschaft – Zuckerrohr im Fokus ausländischer Investoren

Bereits 2014, so FIAN, seien neben großen Zuckerkonzernen auch viele private Finanzinvestoren mit jeweils mehreren zehntausend Hektar in Sambias Farmblöcken und Farmen aktiv, darunter die Amatheon Agri Holding mit ihrem Mehrheitseigner Sapinda, „Chayton Africa“, Agrarland-Fonds DWS und vermutlich auch MAN Ferrostaal. Etwa 85 Prozent der sambischen Bevölkerung, von der sechs Millionen Menschen sogar hungerten, seien von der Landwirtschaft abhängig, hätten aber kaum Zugang zu Ackerland. Dazu auch: Die neue Art der Versklavung im 21. Jahrhundert

  • Dominiert wird der Zuckerrohranbau zu etwa 90% von Zambia Sugar, die mehrheitlich zur südafrikanischen Illovo Sugar gehört. Diese betreibt das rund 17 000 ha große Nakambala Sugar Estate, das 2014 rund 424.024 t an raffiniertem Zucker produzierte. Die EU ist mit 138 000 t ein wichtiger Exportmarkt für sambischen Zucker.
  • Des Weiteren investiert das Unternehmen Greenfuels des simbabwischen Millionärs Billy Rautenbach rund 500 Mio. US$ in eine 30 000 ha Zuckerrohrplantage im Luena Farmblock der Luapala Provinz. Dort wird neben einer Zuckerraffinerie auch eine Anlage zur Produktion von Bioethanol entstehen. Sambia plant die verbindliche Einführung von E10 Kraftstoff, wobei später sogar auf E20 erhöht werden soll.
  • Derzeit werden pro Monat rund 36 Mio. l Benzin und 60 Mio. l Diesel benötigt. Für die sich dadurch ergebenden Geschäftschancen interessiert sich auch die britische Sunbird Group, die in Partnerschaft mit der sambischen Mahtani Group ebenfalls im Luena Farmblock aktiv werden will. Rund 150 Mio. US$ sollen in eine Bioethanolanlage gesteckt werden, die neben Zuckerrohr auch Kassava als Rohstoff verwenden wird. Dafür will das Joint Venture ebenfalls rund 30 000 ha bewirtschaften. Quelle gtai.de 

Die Folgen sind verheerend – für Mensch und Umwelt.

Infolge des weltweiten Booms der Agrotreibstoffe sind die brasilianischen Anbauflächen von Zuckerrohr in den letzten Jahren rasant gewachsen. Belief sich die Anbaufläche 2007 noch auf 7 Millionen Hektar  stieg der Anbau nach Schätzungen des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums im Jahr 2015 auf 13 Millionen Hektar.

Immer schneller schrumpft der Amazonas–Regenwald. Urwaldriesen werden auch auf indianischem Land abgeholzt, um Zuckerrohr anzubauen.

Allein der hohe Wasserbedarf bei der Zuckerrohrverarbeitung hat negative Folgen, denn Brasilien leidet unter Wasserknappheit.
-> 2,11l Wasser/ 1l Ethanol
-> 1,78l Wasser/ 1kg Zucker

Das, was der Anbau von Zuckerrohr zerstört:

Brasilien besitzt mit dem Amazonasgebiet den größten feuchttropischen Regenwald der Welt, mit dem Pantanal die größte Feuchtebene sowie 3,5 Mio. qkm an marinen Ökosystemen mit Korallenriffen, Dünen, Mangrovenwäldern, Lagunen, Sumpfgebieten und Flussdeltas. Dazu kommen die Cerrado-Savanne und die semiaride Caatinga-Steppe im Nordosten, die Pampa im zentralen Westen sowie der atlantische Regenwald. Daraus ergibt sich eine einzigartige Biodiversität von schätzungsweise 1,8 Mio. Pflanzen- und Tierarten sowie Mikroorganismen, von denen bisher nur 200 000 bekannt sind.

Siehe auch: ‚ES HERRSCHT KRIEG‘ – Brasiliens Amazonasgebiet – ‚IT’S A WAR‘ – Brazil’s Amazon

In Agrarsektor und Viehzucht setzt Brasilien breitflächig und unbesorgt auf Biotechnologie und Gentechnik

Diese Entwicklung hat weitreichende ökologische und soziale Folgen. Wenigstens 27% der Ausdehnung fand auf Flächen statt, die zuvor dem Anbau von Lebensmitteln dienten. Die Folge sind Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln, z. B. Bohnen und Reis. Zudem bedroht die Expansion der Zuckerrohrplantagen Waldökosysteme von weltweiter Bedeutung. Im mittleren Westen Brasiliens führt der Zuckerrohr-Boom zu einer ungezügelten Abholzung des Cerrado-Waldes, eines der artenreichsten Waldtypen der Welt. Allein der Bundesstaat Bahia verlor in den letzten Jahren ca. 10 % seiner Cerrado-Vegetation.

Durch eine Ausdehnung des Anbaus von Zuckerrohr (Ethanol) werden einer Studie zufolge Rinderzüchter vor allem im Südosten Brasiliens verdrängt. Sie würden dann in die Nähe des Amazonas-Regenwaldes ausweichen und dort bewaldete Flächen für die Viehhaltung abholzen.

Der Energiehunger wird nicht gestillt werden. Das wissen auch die Spekulanten und somit bleibt Zuckerrohr neben Soja, Mais, und Getreide das Gold der Zukunft.

Fond erzielte mehr Rendite mit Rohstoffen als mit Aktien.  Mit Rohstoffen wie etwa Sojamehl konnten Fondsmanager 2016 erstmals wieder satte Gewinne einfahren. Im Februar begann die Rallye der Rohstoffe, die mit dem stärksten zweiten Quartal der Assetklasse seit 2010 ihren Lauf nahm. Vor allem die Agrar-Rohstoffe sorgten in der ersten Jahreshälfte für Stimmung im Fonds: Sojamehl, Sojabohnen und Zucker waren dabei die stärksten Werttreiber – auch auf Grund schlechten Wetters in Südamerika und einer steigenden globalen Nachfrage.

Und jetzt sehen Sie, das Spekulieren mit Nahrungsmittel geht weiter und viel Zuckerrohr wird benötigt: Zuckerboom statt Ölkrise! Landgrabbing, Zwangsvertreibung und Menschenrechtsverletzung incl.

Zuckerrohr, das Gold der Zukunft?

„Zucker ist süß für die, die ihn essen,
süßer für die, die von ihm Gewinne einstreichen
und bitter für jene, die ihn produzieren müssen.“

© Copyright 2017 Netzfrau Doro Schreier

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