Die Schiffe der Gifte – Italienischer Geschäftsmann versenkt Nordkoreas nuklearen Abfall im Meer vor Taiwan – Italian businessman dumped North Korean nuclear waste in ocean near Taiwan

zur englischen Version Was macht man mit Giftmüll? Er wird vergraben, verschifft oder einfach im Meer verklappt. Hauptsache weg! Ein großer Müllskandal erschüttert Italien. Freigegebene Dokumente bestätigen, dass auch das Mittelmeer ein Friedhof von gefährlichen und radioaktiven Abfällen ist. 61 Dokumente belegen den internationalen Handel mit toxischen und radioaktiven Abfällen. Und nicht nur Taiwan ist betroffen, wie die jetzt veröffentlichen Dokumente zeigen. 

Über die Schiffe der Gifte, so nennt man die im Meer versenkte Schiffe, die radioaktive oder toxische Abfälle transportiert haben sollen, wurde schon vor Jahren berichtet. Nicht nur vor Kalabrien, sondern überall vor süditalienischen Küsten wurden Überreste von Giftmüllcontainern und Fracks gefunden. 

2013 berichteten wir, dass Dank der präzisen Aussagen eines reuigen Camorra-Bosses, Francesco Fonti, die Polizei die illegalen Giftdeponien exakt lokalisieren kann. Zudem hatte Fonti ausgesagt, die Versenkung von Schiffen voller Giftmüll vor der Küste Kalabriens veranlasst zu haben. Dann gab Oberstaatsanwalt Giordano den Fall an die Antimafia-Staatsanwaltschaft von Catanzaro ab.

Was kommt noch alles ans Tageslicht und auch die Frage, warum erst so spät. Bereits 1997 wurde in einer Untersuchungskommission das Parlament in Rom über die Aktionen der Müll-Mafia informiert. Namen beteiligter Transportfirmen wurden genannt und auch, dass Laster aus Deutschland radioaktive Abfälle in Bleikisten gebracht hätten. Das Netz der Müll-Mafia reicht inzwischen auch in andere europäische Länder, sogar nach China werden illegal Abfälle exportiert. Genau auf dieses Problem machte die Dokumentation „Biùtiful cauntri“ schon vor Jahren aufmerksam, doch geschehen ist bis dato nichts.

Die Camorra hat aus der Umgebung von Neapel und Caserta eine große Sondermülldeponie gemacht. Mit verheerenden Folgen für die Gesundheit von Mensch und Tier. Ausgerechnet dort, wo seit Generationen Gemüse gedeiht, betreiben Mafia und Politik ein besonders schmutziges Geschäft. Unter den Feldern lagert Sondermüll – und vergiftet über die Nahrungskette ganz Europa. Mithilfe von gezielt geschmierten Beamten und dank eines ausgeklügelten Systems können die Sondermülltransporter unbehelligt Italien passieren. Dazu auch unser Beitrag: Vorsicht – Gemüse vom Giftmüll in Italien

Nach den jetzigen öffentlich gewordenen Berichten wird klar, wie weit der Skandal geht. So landete vor den Küsten Taiwans Nordkoreas nuklearer Abfall.

Italienischer Geschäftsmann versenkt Nordkoreas nuklearen Abfall im Meer vor Taiwan

Wie Taiwan News berichtet, fordern die Umweltschutzorganisationen die Aufnahme von Ermittlungen. 

Am Mittwoch freigegebenen Unterlagen eines italienischen Nachrichtendienstes zufolge hat ein italienischer Geschäftsmann in den 1990er-Jahren radioaktiven Atommüll vor Taiwan im Meer entsorgt.

Diese Information war in 61 Dokumenten von SISMI, einer italienischen militärischen Nachrichtenabteilung, enthalten, die in Italien einer parlamentarischen Untersuchungskommission vorgelegt wurde, so die italienischen Medien.

Laut diesen Berichten hat Giorgio Comerio, ein italienischer Geschäftsmann, ein Vermögen damit gemacht, dass er mit nuklearem und anderem gefährlichen Material beladene Schiffe im Mittelmeer und in der Nähe von Somalia und Taiwan versenkt hat.

Seine enge Zusammenarbeit mit der Regierung von Nordkorea begann 1995, ist den Unterlagen zu entnehmen. Als Gegenleistung für die Zahlung von US $ 227 Millionen (NT $ 7 Milliarden) entsorgte Giorgio Comerio 200 000 Barrel radioaktive Abfälle, deren letzte Ruhestätte nun wohl der Ozean nahe Taiwan sein muss, so SISMI,

Die taiwanesischen Umweltverbände forderten von der Regierung, eigene Untersuchungen zu den Vorwürfen einzuleiten und Tests vorzunehmen, um festzustellen, ob das Entsorgen der Abfälle auf dem Meeresgrund Auswirkungen auf die Umwelt Taiwans und den Zustand des Ozeans hat. Die Regierung müsse darüber hinaus die genaue Position herausfinden, wo die italienische Firma den Abfall im Meer versenkt hat, so die Aktivisten. Das Atomenergie-Gremium im Kabinett antwortete, dass man von der in den SISMI-Dokumenten beschriebenen Vorgehensweise keine Kenntnis hatte.

Zwischen 1989 und 1995 wurden im Mittelmeerraum schätzungsweise 90 Schiffe versenkt, die mit nuklearen Abfällen beladen waren, und erst 2003 legte der Nachrichtendienst der italienischen Regierung einen Bericht vor, nach dem zwei mit Industrieabfällen und anderen giftigen Stoffen beladene Schiffe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu angekommen waren.

Zwei Reporter der italienischen Rundfunkanstalt RAI, die hinsichtlich ähnlicher Deals recherchierten, wurden in Somalia getötet. Das führte dazu, dass Parlamentarier Druck auf die Regierung ausübten, weitere Dokumente über den Transport gefährlicher Abfallprodukte freizugeben.

Nach Jahrzehnten des Wegschauens sollte eigentlich aufgeräumt werden. Doch wer garantiert, dass bei den öffentlichen Ausschreibungen für die Sanierung der Böden nicht wieder die Camorra mitmischt? Heute geht es der Mafia nicht mehr um das Geschäft mit der illegalen Entsorgung, sondern um ganz legale Sanierungsaufträge. Ein zynisches Spiel, in dem nur der Profit zählt.

Erst gestern berichteten wir von einer neuen Studie von Britischen Meeresbiologen, die belegen, dass auch die Tiefsee ein Abfalleimer langlebiger Zivilisationsgifte ist. Vor allem die Belastungen mit PCB (polychlorierte Biphenyle) und PBDE (polybromierte Diphenylether) erreichten Spitzenwerte. Über die Nahrungskette gelangen diese z. T. schon seit über 40 Jahren verbotenen Gifte also nach wie vor in den Organismus von Walen bis hin zu den von Eisbären – und natürlich auch in unseren eigenen.

Somalia und die Giftmüllmafia

Vor den Küsten Somalias, des bitterarmen Landes am Horn von Afrika, wird seit Jahren giftiger Müll im Meer versenkt. Während ausländische Geschäftemacher hier eine ergiebige Geldquelle aufgetan haben, leidet die Bevölkerung Somalias unter den gesundheitsschädlichen Folgen dieses illegalen Treibens. Um eine Tonne Giftmüll vor der Küste Somalia abzuladen, werden lediglich 2,50 US-Dollar fällig. Das macht die Gewässer vor den Toren des bitterarmen ostafrikanischen Landes zur billigsten Müllhalde der Welt. Während diese illegale Müllentsorgung eine ergiebige Einnahmequelle für ausländische Geschäftemacher ist, macht der giftige Abfall, der zumeist aus den reichen Ländern Europas stammt, Hunderte von Somaliern krank.

ORIGINAL:

Italian businessman dumped North Korean nuclear waste in ocean near Taiwan

Environmental groups demand investigation

By Matthew Strong,Taiwan News, Staff Writer – 2017/02/10

TAIPEI (Taiwan News) – An Italian businessman dumped radioactive nuclear waste in the ocean near Taiwan in the 1990s, according to documents from an Italian intelligence service declassified Wednesday.

The information was contained in 61 documents from SISMI, an Italian military intelligence department, which were submitted to an Italian parliamentary investigation commission, according to the Italian media.

The reports named Giorgio Comerio as a businessman who made a fortune by sending ships loaded with nuclear and other dangerous materials to the bottom of the sea in the Mediterranean and near Somalia and Taiwan.

Comerio began collaborating closely with the government of North Korea around 1995, the documents said. In return for the payment of US$227 million (NT$7 billion), he disposed of 200,000 barrels of radioactive waste, whose final resting place must be the ocean near Taiwan, according to SISMI.

Taiwanese environmental groups demanded the government launch an investigation of its own into the allegations and conduct tests to determine whether the dumping of waste had impacted Taiwan’s environment and the condition of the ocean. The government should also find out the precise location where the Italian company dumped the waste, activists said. The Cabinet’s Atomic Energy Council replied it was not aware of the practice described in the SISMI documents.

Between 1989 and 1995, an estimated 90 ships carrying nuclear waste were sunk in the Mediterranean, and as recently as 2003, the intelligence service presented a report to the Italian government saying that two ships loaded with industrial waste and other toxic materials had arrived in the Somali capital Mogadishu.

Two reporters from Italian state broadcasting network RAI who were investigating similar deals were killed in Somalia, leading to parliamentarians pressuring the government to release more documents about the transportation of dangerous waste products.

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