Malawi hat die höchste Rate an Kinderehen weltweit. Jedes zweite Mädchen heiratet, noch ehe es 18 ist. Vor allem in ländlichen Gegenden werden die Kinder bereits im Alter von neun oder zehn Jahren zwangsverheiratet, um die finanzielle Lage der Familien zu verbessern.
Kinderheirat ist ein weltweites Problem und das Land, welches die traurige Statistik anführt, hat einen wichtigen Schritt unternommen, um dies zu ändern. Malawi hat das Mindestalter für die Ehe per Verfassung erhöht. Die Eheschließung ist erst ab 18 Jahren möglich. Jetzt wird sich das Leben vieler Mädchen in Malawi verändern, denn anstatt zu heiraten, können sie jetzt eine Schule besuchen. Auch eine Zustimmung der Eltern für eine Heirat im Kindesalter wird untersagt.
Wie gefährlich das Leben von Mädchen ist, haben wir Ihnen erst kürzlich geschildert. Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt sind Erfahrungen, die Millionen Mädchen in vielen Ländern der Erde täglich machen müssen. Die Menschenrechte von Millionen Kindern werden verletzt, nur weil sie Mädchen sind. Mädchen werden von Geburt an vernachlässigt, schlecht ernährt, mangelhaft versorgt und sie dürfen nicht zur Schule gehen.
Mädchen sind Kinder, die ihre Ausbildung, nicht Zwangsverheiratung verdienen. Erst kürzlich sorgte die Türkei für einen großen Aufschrei, nachdem bekannt wurde, dass die Türkei angeblich den Sex mit Minderjährigen legalisieren wollte. In der Türkei wurde beim Verfassungsgericht die Entscheidung getroffen, dass sexuelle Handlungen, bei denen 12- bis 15-Jährige beteiligt sind, nicht mehr prinzipiell als Kindesmissbrauch zu ahnden sind. Zum Glück konnte auf Grund von Protesten dieses Gesetz verhindert werden.
Wir hatten bereits 2016 von Theresa Kachindamoto berichtet (Mutig – Bezirkschefin Kachindamoto in Malawi löst Kinderehen auf und schickt die Mädchen wieder zur Schule – She’s Malawi’s Terminator Of Child Marriages. Meet Theresa Kachindamoto). Sie wurde die höchste Beamtin im Dedza-Distrikt in Zentral-Malawi. Dort regiert Theresa über nahezu 900 000 Menschen… und sie zögerte nicht, ihre Machtstellung zu nutzen, um den Mädchen und Frauen in ihrem Bezirk zu helfen. In den vergangenen drei Jahren annullierte sie über 850 Kinderehen und schickte Hunderte junger Frauen zurück in die Schule, damit sie ihre Ausbildung fortsetzen. Und sie unternimmt Schritte zur Abschaffung von „Reinigungsritualen“, bei denen Mädchen bereits im zarten Alter von sieben Jahren zur sexuellen Einweihung in spezielle Camps geschickt werden.
Gemäß einer UN-Untersuchung im Jahre 2012 sind mehr als die Hälfte der Mädchen in Malawi verheiratet, bevor sie 18 Jahre alt sind, und der HDI (Index der menschlichen Entwicklung) liegt durchgehend auf den unteren Rängen. Durch ihre konsequente Haltung und effektive Maßnahmen ist Kachindamoto zu einer wichtigen Verbündeten für die Rechte von Frauen und Kindern geworden.
Theresa Kachindamoto wurde im Dedza-Distrikt geboren und arbeitete später 27 Jahre lang in einer anderen Bezirksverwaltung, als sie nach Hause zurück berufen wurde, um dort als Chefin gewählt zu werden. Bei ihrer Rückkehr war sie entsetzt von dem Anblick 12-jähriger Mädchen mit Kleinkindern und jungen Ehemännern. Sie begann umgehend, etwas dagegen zu unternehmen. Im letzten Jahr wurde das gesetzliche Mindestalter für Eheschließungen in Malawi auf 18 Jahre angehoben, wobei eine Hintertür zur Heirat für jüngere Mädchen aufblieb bei Zustimmung der Eltern.
Theresa Kachindamoto beauftragte 50 der ihr unterstellten Beamten, eine Vereinbarung zur Abschaffung der Kinderehe im Dedza-Distrikt zu unterzeichnen. Als einige männliche Beamte weiterhin solche Eheschließungen genehmigten, suspendierte sie sie vom Dienst, bis sie die Verbindungen wieder annullierten.
Zusätzlich zu der Annullierung der Ehen (allein 330! im Juni 2015) schickte die resolute Bezirkschefin die Kinder wieder in die Schule. Das Schulgeld zahlte sie oftmals aus eigener Tasche. Darüber hinaus beantragte sie im Parlament, das gesetzliche Mindestalter für Eheschließungen erneut anzuheben – auf 21 Jahre.
In einer Gegend, in der Mädchen oft früh verheiratet werden, um die finanzielle Belastung der Familien zu erleichtern, und in der jedes fünfte Mädchen ein Opfer sexuellen Missbrauchs wird, setzt sich Theresa Kachindamoto stark gegen sogenannte Reinigungs-Camps sein, in die die Mädchen routinemäßig geschickt werden, bevor sie heiraten. Die dort stattfindenden Rituale zur „sexuellen Einführung” sind bestürzend, besonders in einem Land, in dem jeder Zehnte HIV-infiziert ist. Kachindamoto droht jedem Beamten, der die Fortführung dieser kontroversen Praktiken zulässt, mit der Entlassung. Bei ihren Bemühungen erfährt Kachindamoto sehr viel Gegenwind von Seiten der Eltern und Gemeindemitglieder. Sie erhielt sogar Morddrohungen. Dennoch war sie entschlossen, das Bewusstsein und die Gesetze zum Wohle der malawischen Frauen und für deren Zukunft zu verändern. In ihren eigenen Worten klingt das so: „Wenn wir ihnen Bildung ermöglichen, können sie sein und haben, was immer sie wollen.”
Jetzt ist es vollbracht, Kinderehen sind in Malawi verboten.
Malawi-Parlament verabschiedet eine Änderung der Kinderheirat per Verfassung
Am 14. Februar 2017 unternahm das Malawi-Parlament eine grenzüberschreitende Entscheidung zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter durch das Verbot der Kinderheirat im Land. Das Parlament verabschiedete einstimmig eine Verfassungsänderung, die das Mindestalter der Ehe von 15 auf 18 Jahre erhöht. Damit schlossen die Abgeordneten die Lücke, wo Kinder mit Zustimmung der Eltern vor dem 18 Geburtstag heiraten konnten.
Der Minister für Justiz Samuel Tembenu sagte, dass Malawi an der Förderung von Rechten der Kinder festhält. In einem Interview mit Malawi24 lobte Emma Kaliya die Entwicklung. Emma Kaliya ist eine Menschenrechts- und Gender- bzw. Frauenrechtsaktivistin. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet sie in verschiedenen Menschenrechtsorganisationen und setzt sich für die Rechte der Frauen ein.
Nachdem die Verfassung verabschiedet wurde, sagte sie, dass man von Abgeordneten im Parlament erwarten könne, dass sie sich für uns einsetzen, für die Förderung von Rechten für Kinder, vor allem für die der Mädchen.
Jahrelang hatten Jugendgruppen und NOGs diese Verfassungsänderung gefordert. Nicht nur Emma Kaliya ist es zu verdanken, dass es jetzt endlich vollbracht ist, sondern auch Theresa Kachindamoto, denn ihr Mut im Dedza-Distrikt in Malawi hat weltweite Aufmerksamkeit erlangt.
In einem Land, in dem die Zahl der Kinderehen am höchsten ist, haben gerade Frauen gezeigt, dass Frauen durchaus in der Lage sind, wichtige Positionen in öffentlichen Ämtern zu besetzten. So waren es auch die Frauen aus Malawi, die auf der UN-Klimakonferenz in Marrakesch zugegen waren und sich für Malawi einsetzten. Sie forderten Frühwarnsysteme, um Dürren, Flut und Stürme vorauszusagen, denn von deren Folgen seien Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten besonders betroffen. Schließlich sind sie die tragenden Kräfte in der Landwirtschaft und familiären Wasserversorgung. (Siehe: Frauenstimmen zum Klimawandel im südlichen Afrika)
Wir gratulieren Malawi für diesen vorbildlichen Schritt.
Malawi MPs change law to end child marriage
...gender activist Kaliya hails amendment
Members of Parliament (MPs) on Tuesday approved an amendment to the constitution to outlaw child marriage.
The new approved bill will make all marriages of couples aged below 18 to be illegal, effectively ending child marriage.
Emma Kaliya : This what we expected
Malawian Parliamentarians voted 131 to 2 in favour of removing a legal loophole which allowed children between 15 and 18 to marry with parental consent.
Emma Kaliya : This what we expected
Minister of Justice Samuel Tembenu said Malawi was stuck in making progress on promotion of some children’s rights due to lack of the recommended age of marriage.
Nkhatabay central legislator Ralph Mhone disclosed that the bill will clear mist surrounding the age of marriage, as some documents approved 16 years while others put 14 years to be recommended age.
Speaking in an interview with Malawi24 on Wednesday morning, gender activist Emma Kaliya applauded the development saying the country is to make strides on promotion of children’s rights.
“That’s what we have been expecting that our MPs are to do for us in Parliament, this will take away all the challenges that rocked promotion of children especially girls who have been victims of lack of recommended age for marriage,” said Kaliya.
She further expressed worry on lack of National Identity cards arguing that some parents cheat on the age of their children to force them into marriage while young.
“The IDs can help to deal with a concern that many parents cheat that their children are aged so that they can get married as they wish,” she added.
Malawi has been experiencing teen marriages due to lack of recommended age set by authorities to reduce the trend of children getting married.
As of 2015, Malawi had the ninth highest rate of child marriage in the world. The practice is technically already prohibited by law in Malawi, having been banned in 2015 with the Marriage, Divorce and Family Relations Act which increased the minimum age of marriage from 15 to 18.
But in spite of this important step, the Constitution contained a legal loophole that still allowed children between 15 and 18 to marry with parental consent.
The historic amendment to the constitution to fully outlaw child marriage follows years of campaigning by youth groups and Non-Governmental Organisations (NGOs) in the country
One of the young people who had led the campaign Memory Banda, 20, said that they have worked with the government to help end child marriage – once and for all.
“When my little sister was just eleven, she was forced to marry the man who got her pregnant. At the time, I was young, and thought this was normal. But I quickly realised the devastating impact it had on her when she was further abused in marriage.
“When she came home, I saw the person who had been my little sister wasn’t my little sister anymore. Now, together with a team of young campaigners supported by Plan International, we’ve worked with the government to amend the constitution of our country to help end child marriage – once and for all,” Banda said.
Reacting to the law amendment Lilly Omondi, Country Director for Plan International Malawi has commended the move.
“This s is a momentous change for future generations of Malawi – and we are so pleased that young people have played a huge part in this success. By ensuring that they have had their voices heard, these young people have helped to secure the health and happiness of millions of Malawian girls to come,” she said.
Photo: USAID
Young girls study (file photo).
Netzfrauen Heike Garisch und Doro Schreier
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Grausam – Ehrenmorde und Säureattacken in Pakistan
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