Auch japanische Forscher testeten 11 oft genutzte Insektizide, darunter fünf aus der Gruppe der umstrittenen Neonicotinoide (Neonics). Thiamethoxam von Syngenta und Clothianidin von Bayer sind laut Studie am giftigsten. «Syngenta, Bayer, BASF – The bee-killers» sind große multinationale Firmen, welche hochgiftige systemische Pestizide herstellen und verkaufen. Diese Pestizide sind für das Massensterben von Bienen und anderen Bestäubern mitverantwortlich, die für Umwelt, Landwirtschaft und die globale Nahrungsmittelproduktion wichtig sind. Das Geschäft mit den für Bienen tödlichen Pestiziden garantiert den Unternehmen einen Profit in Milliardenhöhe. Auf der anderen Seite: Die meisten Pflanzen und ein Drittel unserer Nahrung sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen.
Immer noch heißt es, es brauche eine saubere Analyse des Bienensterbens, um den Grund herauszufinden, warum Bienen sterben. Man spricht oftmals von einem mysteriösen Bienensterben. Auch in anderen Ländern macht man sich um das Bienensterben sorgen, so auch in Japan. Das Europäische Gericht prüft zurzeit, ob die EU die Bienen-Killer-Pestizide zu Recht verboten hat. Die Pestizid-Hersteller haben geklagt und versuchen alles, um dieses Verbot zu kippen, denn es entgeht ihnen ein Vermögen.
Im Oktober 2016 kam ausgerechnet Bayer AG mit einer eigenen Studie: Mit Clothianidin behandelter Raps ist laut Studien, die von Bayer in Auftrag gegeben wurde, nicht schädlich für die Gesundheit von Bienen. Man stelle sich vor, dass das Gericht diese Studie nutzt! Nicht auszudenken!
Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA veröffentlichte Mitte Januar 2013 ein Gutachten, demzufolge Bienen durch Insektizide geschädigt werden können. Sie sehe ein „hohes, akutes Risiko“ für Bienen durch die drei Stoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Daraufhin untersagte die EU-Kommission den Einsatz dieser speziellen Pflanzenschutzmittel, auch Neonicotinoide genannt, für den Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle ab 1. Dezember 2013 für zwei Jahre. Am 26. März 2013 teilte die EU-Kommission nach Protest von den betroffenen Konzernen mit, dass sie weiterhin zum Neonikotinoid-Verbot stehe. Daraufhin reichten die Agrarchemie-Konzerne BASF, Bayer und Syngenta eine Klage gegen die EU-Kommission ein, um das vorläufige EU-Verbot der drei neonicotinoiden Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiametoxam zu Fall zu bringen. Der chronologische Ablauf über die bisherigen Entscheidungsfindungen der EU-Staaten zum Schutze der Bienen und Studien, die das Bienensterben belegen, finden Sie hier: Bienen-Schutz: Wir fordern Verbot von Pestiziden!
Neonicotinoide – diese Gruppe hochwirksamer Insektengifte gilt als mitverantwortlich für das Bienensterben der vergangenen Jahre.
Das Bienensterben hat eine bedrohliche Geschwindigkeit und Menge angenommen – und es sind die Neonicotinoide, die in diesem Zusammenhang immer genannt werden. Bienen sind aber nicht deren einzige Opfer. „Neonic“-Pestizide können auch das menschliche Hirn, das Nervensystem und die Hormonproduktion belasten.
Das Europäische Gericht muss nun prüfen, ob die Kommissionsverordnung rechtens war, denn die Chemiekonzerne hatten zuvor eine Zulassung für ihre Pestizide erhalten. Wie solche Zulassungen zustande kommen, hatten wir Ihnen an dem Fall Jonathan Lundgren aufgezeigt. Als USDA-ARS-Mitarbeiter leitete Lundgren 11 Jahre lang ein eigenes Labor mit eigenen Mitarbeitern. Lundgrens Arbeit umfasste u. a. umfangreiche Untersuchungen einer bestimmten Klasse von Insektengiften, den Neonikotinoiden, (oder Neonics), welche überall von Farmern in den USA verwendet werden, um Insektenplagen und die daraus resultierenden Schäden bei Mais und anderem Getreide einzudämmen. Die Pestizide gibt es sowohl als Spray für Pflanzen als auch zur Behandlung der Samen, bevor diese ausgebracht werden. Auch für Pflanzen aus Gartenzentren werden sie verwendet.
Er hatte in einer Forschung herausgefunden, dass Bienen und Monarchfalter durch eine weit verbreitete Gruppe von Insektiziden geschädigt werden. Im Februar 2016 bestätigte auch die Environmental Protection Agency (EPA), dass das gängigste Pestizid ein Bienenkiller ist. Jonathan Lundgren nützt diese Erkenntnis der EPA nichts mehr, denn nach elf Jahren war auf Grund seiner Forschungsergebnisse Schluss bei der USDA.
Auch die aktuelle Studie aus Japan, die am 01. März 2017 veröffentlicht wurde, bestätigt die Aussagen von Jonathan Lundgren.
Aus der aktuellen Studie: Die meisten toxischen Pestizide waren Thiamethoxam (0,003 μg / Biene) und Clothianidin (0,004 μg / Biene), gefolgt von Ethofenprox (0,007 μg / Biene) und Imidacloprid (0,008 μg / Biene).
Lundgren meldete 2012 Zweifel an ihrer Umweltverträglichkeit an. Er fand heraus, dass Clothianidin, vertrieben von Bayer, schädlich für den Monarchfalter ist und dass Thiamethoxam (Syngenta) Sojapflanzen zwar nur wenig vor Blattläusen schützt, dafür aber Insekten schadet, die sich von Blattläusen ernähren. Diese Aussagen kostete, wie schon erwähnt, Lundgren den Job.
Die Nahrung der Zukunft hängt an den Bienen. So gab das USDA sogar 2015 bekannt, dass man 4 Millionen Dollar für Farmer, Viehzüchter und Waldbesitzer zur Verfügung stellen werde, die eine bestäuber-freundliche Flora anpflanzen wollten. Dazu gehören z. B. Wildblumen, Wiesen und Gründüngung wie Klee, Sonnenblumen, Senf und Buchweizen. Der Natural Resources Conservation Service (NRCS) der USDA arbeitet dabei mit landwirtschaftlichen Betrieben in sechs verschiedenen westlichen Bundesstaaten zusammen: Michigan, Minnesota, Montana, North Dakota, South Dakota und Wisconsin — um bienenfreundlichere Zustände zu erreichen.
Die aktuelle Studie aus Japan zielte darauf ab, wichtige Wissenslücken zu schließen. Zwar bestätigen die japanischen Forscher, dass die japanische Biene weitaus empfindlicher sei als die westliche, allerdings wird in Japan auch Dinotefuran verwendet. In den Staaten der EU und in der Schweiz sind keine Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff zugelassen.
Wir haben für Sie folgenden Beitrag aus dem entomologytoday.org übersetzt:
In welchem Maß schaden Pestizide japanischen Wildbienen?
Die Auswirkungen von Pestiziden auf die asiatische Honigbiene (Apis cerana, s. o.) wurden von der Wissenschaft vernachlässigt – im Gegensatz zu ihrer Wirkung auf die Apis mellifera [= die weltliche Honigbiene]. Ein japanisches Forscherteam zeigt die Grade von Vergiftungen durch 11 gebräuchliche Pestizide auf die Apis cerana
von Josh Lancette
In einem kürzlich auf der Reddit Science Community erschienen Artikel listen die Bienenexperten May Berenbaum, Ph.D., und Gene Robinson, Ph.D., vier Faktoren auf, die Bienen beeinträchtigen können und die alle mit „P“ beginnen: Pathogene (Krankheitserreger), Pestizide, Parasiten und Poor Nutrition (Mangelernährung). In einer kürzlich im Journal of Economic Entomology veröffentlichten Studie testeten japanische Forscher die Auswirkungen eines dieser Faktoren, Pestizide, an der Honigbiene Apis cerana japonica, die die Forscher als „japanische Honigbiene“ bezeichnen.
Sie testeten 11 oft genutzte Insektizide, darunter fünf aus der Gruppe, die die umstrittenen Neonicotinoide (Neonics) enthalten. Dabei wandten sie ein Verfahren an, das als akuter Giftigkeitstest bekannt ist, bei dem eine kleine Menge eines Pestizids an den Bauch einer jeden Biene angebracht wird. Danach werteten die Forscher aus, wie viele Bienen nach 24 und nach 48 Stunden starben.
Es ist nicht weiter erstaunlich, dass, wie sich herausstellte, verschiedene Pestizide unterschiedliche Wirkungen hatten. Jedoch hatten sogar verschiedene Neonics verschiedene Grade von Gifitgkeit. Zum Beispiel erwies sich sowohl nach 24 als auch nach 48 Stunden Acetamiprid (ein Neonic) als am wenigsten giftig von allen getesteten Pestiziden, wohingegen Thiamethoxam und Dinotefuran (beide Neonics) am giftigsten waren.
Das bedeutet, dass nicht alle Neonics über einen Kamm geschoren werden und für gut oder schlecht befunden werden sollten. Es kommt ebenso darauf an, welches besondere Neonic verwendet wird, wie viel dosiert und wofür es verwendet wird und welches Tier mit ihm in Kontakt kommt.
„Neonics […] wirken sich nicht einheitlich auf alle Honigbienen aus“, so die Forscher. „Es kommt sehr darauf an, dass mittels sorgfältiger Vorgehensweise die Populationen der Apis cerana geschützt werden“.
Interessanterweise reagiert die Apis cerana japonica, die überall in Japan vorkommt, 8 bis 14 Mal empfindlicher auf Pestizide als die Apis mellifera, eine Honigbienenart, die sonst auf jedem Kontinent mit Ausnahme der Antarktis vorkommt. Dies war bei früheren Studien festgestellt worden. Laut den Autoren werden die meisten Giftigkeitsstudien auf die Apis mellifera angewendet, keine jedoch bisher auf die Apis cerana japonica. Das bedeutet, dass mit dieser Studie begonnen wird, die Praktiken der Pestizidanwendung an Gebiete anzupassen, wo die Apis cerana japonica und Unterarten heimisch sind.
„Unsere Untersuchungsdaten zur Giftigkeit liefern dem ersten Anschein nach ziemlich überzeugende Beweise dafür, dass sich einige der Pestizide bzw. Insektizide viel stärker auf die Japanische als auf die als auf die Westliche Honigbiene auswirken“, schreiben die Autoren. „Das beinhaltet, dass die Pestizidanwendung in ostasiatischen Staaten viel mehr die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen muss, als das in allen anderen Regionen der Fall ist. Zu diesen Rücksichtsmaßnahmen muss gehören: Mengenbegrenzung, differenziertere Anwendung und gründlichere Tests der Nebenwirkungen (Wirkungen auf Tierarten, die nicht zur Zielgruppe gehören)
Die künstlichen Bestäuber von morgen
Mittlerweile haben Forscher in Japan Drohnen geschaffen, die so groß wie Insekten sind. Diese sollen in Zukunft die Pflanzen bestäuben oder zumindest die Honigbienen unterstützen. Die Roboter haben Tierhaare auf dem Rücken und ein spezielles klebriges Gel. Die kleinen Drohnen wurden angeblich aber noch nicht außerhalb des Labors getestet.
How Do Pesticides Affect Wild Japanese Honey Bees?
March 2, 2017 – By Josh Lancette
The effects of pesticides on the Asian honey bee (Apis cerana, shown above) have been understudied compared to their impact on Apis mellifera. A research team in Japan offers insights into toxicity levels of 11 common pesticides on Apis cerana.
In a recent Reddit AMA, honey bee experts May Berenbaum, Ph.D., and Gene Robinson, Ph.D., listed four P’s that drive problems with honey bees: pathogens, pesticides, parasites, and poor nutrition. In a recent study published in the Journal of Economic Entomology, researchers from Japan tested the effects of one of the P’s, pesticides, on the honey bee Apis cerana japonica, which the researchers refer to as the Japanese honey bee.
They tested 11 commonly used insecticides, including five of the controversial neonicotinoid class (often called neonics), using a technique known as an acute toxicity test, where a small amount of a pesticide is placed on the abdomen of each bee. Then, the researchers measured how many bees had died after 24 and 48 hours.
The results of the study showed that different pesticides had different effects, which is perhaps unsurprising. However, even different neonicotinoids had different levels of toxicity. For example, after both 24 and 48 hours, acetamiprid (a neonic) was the least toxic of the pesticides tested, while thiamethoxam and dinotefuran (also neonics) had the greatest toxicity after 24 and 48 hours, respectively.
The fact that nenoics had different levels of toxicity suggests that all neonics can’t be grouped together and classified as either good or bad. Rather, determining the positives and negatives of neonics depends on which specific neonic is used, how it is used, how much is used, for what reason it is used, and which species it contacts.
“Neonicotinoid pesticides should not be considered as a single group that acts uniformly on all honey bees,” write the researchers. “Careful management strategies are required to conserve A. cerana populations.”
Interestingly, A. cerana japonica, which is commonly found throughout Japan, was eight to 14 times more sensitive to pesticides than Apis mellifera, a honey bee found on every continent except Antarctica, has been found to be in other studies. The authors mention that most toxicity studies are performed on A. mellifera and that none have been performed on A. cerana japonica, meaning this study can serve as a start for customizing pesticide management practices in areas where A. cerana japonica and other A. cerana subspecies are present.
“Our toxicity bioassay data provide strong prima facie evidence that the broader ecological effects of some of these contaminants are more severe in A. cerana than those in A. mellifera,” write the authors. “This implies that pesticide management strategies in East Asian agricultural systems should be more site specific than those in other global regions, and these strategies should include application rate limits, more careful discrimination of specific uses for the different pesticides and more thorough testing of their effects on important non-target species.”
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
Informationen:
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