Fukushima – Sechs Jahre nach der Katastrophe – Es sind noch viele Fragen offen

Fazit nach sechs Jahren der Katastrophe in Fukushima: alles wie gehabt. Japan fährt Atomkraftwerke wieder hoch, die EU genehmigt neue Atomkraftwerke und der Atommüll wird schon irgendwo seinen Platz finden oder verschwindet irgendwo im Meer. An einem Jahrestag wie heute findet Fukushima wieder Platz in den Medien, denn Terror, Krieg und andere schreckliche Ereignisse haben die Atomkatastrophe von Fukushima schon längst aus den Schlagzeilen verdrängt. Das Olympische Komitee erwartet voller Eifer in 2020 „strahlende“ Spiele und die Nahrungsmittelindustrie eine tolle Ernte von den Flächen um Fukushima herum.

Die Fischer fangen wieder Fische und ganz leise, fast unbemerkt, schmelzen radioaktive Brennstäbe in dem zerstörten Atomkraftwerk vor sich hin. Ja, eigentlich bräuchten wir gar nicht weiterschreiben, denn wen interessiert schon wirklich, ob durch Radioaktivität Menschen und Tiere sterben? Die Anti-Atombewegung hat schon längst aufgegeben, und wenn mal erhöhte radioaktive Werte veröffentlicht werden, reicht es gerade für einen kurzen Aufschrei. Ursachenforschung, woher die erhöhten Werte gekommen sind, braucht kein Mensch.

Gratulation an die Atomlobby. Geschafft, also weitermachen wie bisher. Am Ende glauben alle noch, Radioaktivität ist etwas, worüber man sich freuen kann. Und erkranken Menschen an den Folgen, freut sich die Pharma, denn wie in der Atombranche gibt es im Bereich Pharma auch nur noch wenige Konzerne, die die wahren Profiteure sind. Und mitten drin die Regierungen, die eigentlich für das Wohl der Bürger sorgen sollten. Tun sie aber nicht, denn alle suchen nach dem sogenannten „Wachstum“.

Ja, das ist das Fazit, sechs Jahre nach dem Desaster von Fukushima. Die einzige Chance, wirklich noch aufzurütteln, sind schockierende Fotos oder eine Schlagzeile, die aber dann so platziert werden muss, damit allen vor Entsetzen der kalte Schweiß den Rücken runter laufen muss.

In was für einer Welt leben wir? Was hinterlassen wir den folgenden Generationen? Wir werden es euch verraten: Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit, Herzlosigkeit und Dummheit. Die Folgen sehen wir Tag für Tag in den Medien. Neue Despoten kommen an die Macht, Rüstungsgüter werden in Krisengebiete verkauft, damit ihnen ja nicht das Pulver für weitere Kriege ausgeht.

Unschuldige Menschen werden in irgendwelche Lager eingepfercht, umgeben von Zäunen, bei denen der Stahlindustrie die Tränen in den Augen kommen müssen, denn so viel Stahl wie im 21. Jahrhundert für Stacheldraht verwendet wird, hätte nie jemand vermutet. Sicher nicht mal die Analysten.

Kinder werden krank, da die Luft zum Atmen mittlerweile mit soviel Schadstoffen belastet ist, dass noch mehr Radioaktivität, wie sie aus Fukushima durch die ganze Welt transportiert wird, egal ob über den Luftweg oder einfach nur über die Ozeane, gar nicht mehr interessiert. Nahrungsmittel aus Fukushima gelangen auch schon längst wieder in die Nahrungskette, man hat einfach die Grenzwerte abgepasst. 

Sollten Sie aber doch noch wissen wollen, was sich in Fukushima ereignet, hier noch ein paar Informationen.

Dieses Video zeigt die seismische Aktivität um Japan vor, während und nach dem großen Erdbeben am 11. März 2011. Beobachten Sie den Zähler oben links für das Erdbeben der Starke 9  um 14:46 Uhr. In einem Briefing der Atomexperten in Japan, veröffentlicht am 08. 03. 2017, wird bestätigt, dass die Erdbebensicherheit der Atomkraftwerke  „unzureichend“ ist.

Die Katastrophe ist auch 6 Jahre nach dem verheerenden Erdbeben und dem durch den nachfolgenden Tsunami ausgelösten GAU am 11. März 2011 in den japanischen Reaktoren lange nicht beendet. Viele Fragen sind offen, und während Tepco weiterhin darauf beharrt, dass diese Katastrophe nicht wegen des Erdbebens, sondern wegen des nachfolgenden Tsunamis entstanden ist, zweifeln in Japan die Atomexperten an dieser Behauptung. Sie sind der Meinung, dass die Atomkraftwerke nicht sicher genug für das erdbebengefährdete Land gebaut sind.
Neue Atomkraftwerke sollen wieder hochgefahren werden. Zurzeit laufen drei von Japans 42 verwendbaren Reaktoren. Die Betreiber versuchen, Regulierungs-, Sicherheits- und Rechtshürden zu überwinden, um die Katastrophe von Fukushima herunterzuspielen. Denn trotz des Desastes sollen bis 2030 mit aller Macht, 22% der benötigen Energie aus Atomkraftwerken erzeugt werden. Das vierte Atomkraftwerk hat gerade erst die Erlaubnis erhalten, im September wieder ans Netz zu gehen. Dass die Erde um Japan permanent bebt und ein weiteres Erdbeben wie seiner Zeit 2011 erwartet wird, stört niemanden.

Mittlerweile macht die Atomkraftindustrie langsam Fortschritte beim Neustart anderer Reaktoren in Japan. Hideo Kishimoto, Bürgermeister der Stadt Genkai in der Präfektur Saga, sagte am Dienstag, dem 07. März 2017, dass er grünes Licht für den Neustart der Reaktoren Nr. 3 und 4 des Genkai-Atomkraftwerkes der Kyushu Electric Power Co. gegeben hat.

Karte der japanischen Atomkraftwerke. Foto: Japan Atomic Industries Forum Inc, 2016

Erst  im vergangenen Monat wurde Tepco aufgefordert, Dokumente einzureichen, nachdem der Konzern darauf hingewiesen hatte, dass die bisherigen Zusicherungen über die Sicherheitsmaßnahmen in Kashiwazaki-Kariwa falsch waren. Tepco entdeckte im Jahr 2014, dass ein Hauptgebäude am Standort nicht in der Lage sein wird, auch nur der Hälfte des vermeintlichen seismischen Beben standzuhalten, aber diese Informationen wurde nicht an den Regulator weitergegeben, das berichtete die Asahi-Zeitung.

Daran sehen Sie, dass weiterhin viele Fragen offen sind, vieles vertuscht wird und wir am Ende genauso viel wissen wie kurz nach dem Unglück am 11. März 2011.

Am 3. Februar 2017 teilt der Energiekonzern Tepco mit, dass sich die Höhe der Strahlung gegenwärtig auf einem tödlichen Niveau befinde, nämlich auf 530 Sievert pro Stunde allein im unteren Teil des Schutzmantels vom Reaktor 2. Dieser Reaktor ist eines der am stärksten durch die Katastrophe vom 11. 3. 2011 beschädigten Elemente. Er steht unmittelbar am Ufer des Pazifiks.
  • Noch 2012 waren 73 Sievert im selben Reaktor gemessen worden. Miyano Hiroshi, emeritierter Professor der Universität Hôsei, führt die stark erhöhten Strahlenwerte darauf zurück, dass möglicherweise ein Teil der Brennstäbe nicht von Kühlwasser bedeckt war. Laut Empfehlungen der Internationalen Kommission für Strahlenschutz CIPR dürfen Arbeiter auf der Anlage keinen höheren Dosen ausgesetzt sein als 20 Millisievert, und das pro Jahr, wobei es auf einen Mittelwert von 100 mSv über fünf Jahre ankommt, so die CIRP.
  • Anfang Dezember ließ Tepco eine kleine Öffnung in den Schutzmantel von Reaktor 2 bohren, um den Zustand des Reaktorkerns zu erkunden. Das Internationale Institut zur Erforschung der nuklearen Zerstörung berechnet, dass sich dieses geschmolzene Material von insgesamt 880 Tonnen zwischen den Einheiten 1, 2 und 3 von Fukushima verteilt hat. Tepco versucht ebenfalls herauszufinden, wo genau sich diese geschmolzene Masse befindet.
  • Mittels einer installierten Kamera, die auf einem schwenkbaren Teleskop installiert ist, filmte Tepco das Innere des Reaktors. Auf den von Tepco zusammengestellten Bildern sieht man eine vergitterte Plattform, die um etwa einen Meter abgesunken ist. Dies könnte dadurch passiert sein, dass die zufällige Konstruktion der wie Mikadostäbe durch- und übereinanderliegenden geschmolzenen Brennstäbe zusammengebrochen ist.
  • Im folgenden Monat, also jetzt im März, hatte Tepco vor, einen Roboter hineinzuschicken. Dieser Roboter soll eine Strahlung von 1000 Sievert aushalten und ungefähr zwei Stunden funktionieren können. Während der zwei Monate zuvor hatte Tepco bereits zwei Roboter in den Reaktor geschickt, die nach einiger Zeit auf Grund der Strahlung kaputtgingen. Diese herumliegenden, funktionsuntüchtigen Roboter drohen nun die Arbeiten am Reaktor zu behindern. Das Entfernen der Brennstäbe wird die riskanteste aller Arbeiten an dem Umglücksreaktor sein, voraussichtlich vierzig Jahre dauern und zusammen mit allen anderen Maßnahmen (Dekontamination, Entschädigungszahlungen etc.) am Ende astronomische 177 Milliarden Euro verschlingen bzw. verschlungen haben, wenn nicht mehr.
  • Siehe: Höchste Strahlung seit der Havarie – Essen Sie unbewusst Produkte aus Fukushima? Größter Convenience Store in Japan jetzt mit Gemüse und Schweinefleisch aus Fukushima – Taiwan protestiert gegen Aufhebung von Importverbot

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  • Am 2. März gestand Naohiro Masuda, der leitende Beamte des Stilllegungsprogramms für Fukushima, die geschmolzenen Brennstäbe der Reaktoren 1, 2 und 3 seien nicht mehr auffindbar.  Er fügte hinzu, dass man aber Fortschritte anderswo gemacht habe, so z. B. bei der Kontamination von Wasser. Auch sei das Leck, durch welches kontaminiertes Wasser in den Pazifischen Ozean ungehindert gelaufen war, abgedichtet worden.
  • Am 27. Februar wurden drei frühere leitende Direktoren von Tepco wegen Vernachlässigung ihrer Pflichten zu einer Geldstrafe verurteilt.

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Der Atomunfall im japanischen Fukushima zählt zu den schlimmsten Katastrophen der Menschheit. Bis heute ist kein Ende abzusehen. Am 11. März 2011 erschütterte ein Beben mit katastrophalen Folgen Japan. Damals war diese Katastrophe über Wochen das Thema in allen Nachrichten. Heute ist kaum noch etwas darüber zu lesen, zu hören oder zu sehen. So viel aber steht fest: Die Betreiberfirma Tepco hat die Katastrophe bis heute nicht im Griff. Ob wir je erfahren werden, was wirklich in Fukushima los ist, kann bezweifelt werden. Also bis zum nächsten Jahrestag, denn dann wird Fukushima wieder zwischen Terror, Krieg und anderen schrecklichen Ereignissen einen Platz in den Medien finden. Es sei denn, das erwartete Erdbeben mit einer genau solchen Stärke wie 2011 erschüttert bis dahin Japan.

Quellen: alle blau unterlegten Wörter stellen die Herkunft dar. Wenn Sie dieses Wort anklicken, können Sie den ganzen Artikel lesen, aus dem ein Exzerpt stammt.

Netzfrauen Lisa Natterer, Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier

Mehr Informationen:

Fukushima – Fünf Jahre nach der Katastrophe – es geht um das Überleben der Menschheit – doch Transparenz nicht erwünscht

Was Sie über Fukushima wissen sollten – News zur aktuellen Lage – Where Did Fukushima’s Melted Fuel Go?

28 Belege dafür, dass die ganze Westküste der USA durch radioaktiven Fallout aus Fukushima belastet ist

The Ocean is Broken – a Fukushima reality – Deutsche Übersetzung!

Guten „strahlenden“ Appetit! Vertrauen Sie Tepco – EU lockert Bestimmungen für Lebensmittel-Import aus Fukushima

Fukushima: Spuren von radioaktivem Caesium-137 in Floridas Zitrusfrüchten-Trace levels of radioactive cesium-137 from Fukushima now being detected in Florida citrus fruits

Fukushima: Radioaktivität in Kanada nachgewiesen – Fukushima radiation nearing West Coast

Der gefährlichste Moment in der Geschichte der Menschheit:

AKW Fessenheim wie Fukushima – es wird vertuscht und gelogen – Deutsche Bank, Allianz und Blackrock unterstützen umstrittene Atomkraftwerke in Europa

New York das nächste Fukushima?

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