Nein, diesmal geht es nicht um Hatespeech und Mobbing, sondern bloß um die simple Nutzung von Facebook, Twitter, Google+, YouTube und Co., welche laut einer neuen Studie eigentlich den genau gegenteiligen Effekt bei jungen Menschen erzeugt, als man glaubt. Statt der erhofften Chance, eine vom modernen Leben erzeugte soziale Leere füllen und bereichern zu können, wartet eher die Chance auf erhöhte soziale Isolation.
Je mehr Zeit vor allem junge Erwachsene in sozialen Medien verbringen, desto wahrscheinlicher werden sie sich sozial isoliert fühlen. Wer soziale Medien mehr als zwei Stunden am Tag benutzt, erlebt Einsamkeitsgefühle doppelt so häufig wie Kollegen, die weniger als eine halbe Stunde täglich surfen. Wer öfter als 58 mal pro Woche auf Online-Plattformen unterwegs ist, hat gar die dreifache Chance auf Isolationsgefühle, als jene, die weniger als neun Mal pro Woche ihre Likes checken.
So lauten die Erkenntnisse aus einer Studie von Präventivmedizinern und Verhaltensforschern der University of Pittsburgh, an der 1787 19- bis 32-Jährige teilgenommen haben, welche zumindest nahelegen, dass die Verwendung von Social Media kein Allheilmittel darstellt, um eventuell empfundene soziale Isolation zu verringern – wenn dem Menschen ein Gefühl sozialer Zugehörigkeit, echtes gemeinsames Engagement mit Anderen und reale Beziehungen fehlen.
Social-Media-Nutzung verdrängt authentischere soziale Erfahrungen, weil die Zeit, die eine Person online verbringt, auch weniger Zeit für Real-World-Interaktionen mit sich bringt. Auch wenn man Fotos von Freunden sieht, die Spaß bei einem Event haben, zu dem man selbst nicht eingeladen ist, kann dies ein Gefühl des „Nicht-Dazu-Gehörens“ fördern. Und die zumeist idealisierten Darstellungen vom erfolgreichen Leben Anderer können zu Neid und zum Gefühl eigenen Versagens beitragen.
Die Ergebnisse der Studie sind aber nicht nur zur Steuerung des persönlichen Onlineverhaltens interessant, sondern auch unter dem Aspekt der Volksgesundheit zu betrachten – denn erlebte soziale Isolation hat nicht nur psychische Auswirkungen, sondern steht auch mit erhöhter Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit in Verbindung.
University of Pittsburgh News http://www.upmc.com/…/NewsRelea…/2017/Pages/primack-smu.aspx
Die komplette Studie in AJPM http://www.ajpmonline.org/ar…/S0749-3797(17)30016-8/fulltext
„Wir wissen nicht, was zuerst da war – die Nutzung der sozialen Medien oder die empfundene soziale Isolation“, sagt Seniorautorin Professor Dr. Elizabeth Miller in einer Mitteilung der Universität. Es könne zum einen sein, dass sich einsame Menschen verstärkt den sozialen Netzwerken zuwenden. Es sei aber auch möglich, dass die erhöhte Nutzung dieser Medien bewirkt, dass man sich von der sozialen Welt isoliert fühlt. „Aber selbst wenn die soziale Isolation zuerst da war, wird diese durch online verbrachte Zeit nicht abgemildert“, folgert Miller.
Bereits eine andere Studie zeigt: Menschen nutzen Facebook für gesellschaftliche Unterstützung, Twitter für Wissenszuwachs
Gesellschaftliche Unterstützung ist das Hauptmotiv für die Nutzung von Facebook, wohingegen die Nutzung von Twitter mehr auf Wissenszuwachs und auf das Suchen von nützlichen Hinweisen gerichtet ist. Das offenbart eine Studie, die über einen Zeitraum von 10 Jahren die gesellschaftliche Unterstützung mittels sozialer Medien erforschte.
Forscher an der Michigan State University und der San Diego State University untersuchten die Rolle sozialer Netzwerke und die dynamische Beziehung zwischen ihnen. Sie analysierten die Studien der letzten10 Jahre, die sich mit diesem Thema befassten. Ihre Ergebnisse zeigen die Grenzen sozialer Unterstützung in sozialen Medien sowie mögliche Richtungen auf, in die man sie auf bedeutungsvolle und wirksame Weise bewegen könnte.
„Soziale Netzwerke (SNS) bieten Nutzern alternative Wege an, gesellschaftliche Unterstützung zu erlangen“, sagt Brenda K Wiederhold vom Interactive Media Institute der USA.
„Bei der Untersuchung der Frage, warum Patienten soziale Netzwerke nutzen, scheint es, dass gesellschaftliche Unterstützung das Hauptmotiv für den Gebrauch von Facebook ist, wohingegen die Nutzung von Twitter mehr auf Wissensvermehrung und die Einholung von Rat abzielt“, sagt Wiederhold.
Die Studie wurde in der Zeitschrift Cyberpsychology, Behaviour and Social Networking veröffentlicht.
Social Media Use and Perceived Social Isolation Among Young Adults in the U.S. [REPORT]
Perceived social isolation (PSI) is associated with substantial morbidity and mortality. Social media platforms, commonly used by young adults, may offer an opportunity to ameliorate social isolation. This study assessed associations between social media use (SMU) and PSI among U.S. young adults.
To download report CLICK HERE.
Study shows people use Facebook for social support, Twitter for knowledge
Social support is the main motive for the use of Facebook, while Twitter usage focuses more on gaining new knowledge and seeking advice, suggests a new study which reviewed 10 years of research on social support via social networking sites.
Researchers at Michigan State University and San Diego State University in the US examined the role of social networks as avenues of social support and the dynamic relationship between the two.
They analysed the past 10 years of studies covering this topic with their findings serving as a starting point for identifying the frontiers of social support in social media research and potential directions for moving it forward in a meaningful and efficient way.
“Social networking sites (SNS) offer users an alternate avenue by which to gain access to social support,” said Brenda K Wiederhold from Interactive Media Institute in the US.
“In reviewing why patients use SNS, it appears that social support is the main motive for Facebook use, while Twitter usage focuses more on gaining new knowledge and seeking advice,” said Wiederhold.
The study was published in the journal Cyberpsychology, Behaviour and Social Networking.
Netzfrauen
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