Die Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam könnten bald komplett für den Freilandeinsatz verboten sein. Die EU-Kommission stützte sich bei dem Vorschlag auf eine Neubewertung der Risiken dieser Insektizide beim Einsatz zur Saatgutbehandlung und als Granulat durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), so heißt es aus einem aktuellen Arbeitspapier, das der britischen Zeitung Guardian mit Verweis auf vertraulich eingestufte EU-Dokumente zugespielt wurde.
Neonicotinoide – diese Gruppe hochwirksamer Insektengifte gilt als mitverantwortlich für das Bienensterben der vergangenen Jahre.
Das Bienensterben hat eine bedrohliche Geschwindigkeit und Menge angenommen – und es sind die Neonicotinoide, die in diesem Zusammenhang immer genannt werden. Bienen sind aber nicht deren einzige Opfer. „Neonic“-Pestizide können auch das menschliche Hirn, das Nervensystem und die Hormonproduktion belasten. Erst kürzlich berichteten wir, dass Bayer, BASF und Syngenta mit Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe drohen!
Im Oktober 2016 kam ausgerechnet Bayer AG mit einer eigenen Studie: Mit Clothianidin behandelter Raps ist laut Studien, die von Bayer in Auftrag gegeben wurde, nicht schädlich für die Gesundheit von Bienen. Man stelle sich vor, dass das Gericht diese Studie nutzt! Nicht auszudenken!
Doch laut Guardian könnte ein Verbot noch in diesem Jahr in Kraft treten, wenn der Kommissionsvorschlag von einer Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten in ihrer Sitzung am 17. Und 18. Mai genehmigt wird. Ist das der Fall, dürften die Produkte Clothianidin und Imidacloprid von Bayer sowie Thiamethoxam von Syngenta nur noch in Gewächshäusern verwendet werden.
- Neonicotinoide oder Neonics wurden in den 1990er-Jahren als sichere Alternative zu DDT entwickelt, aber man vermutet, dass sie Bienen töten, indem sie ihre Widerstandskraft gegen Infektionen schädigen und ihre Fortpflanzungsfähigkeit schwächen. Aus diesem Grund hat bereits der Stadtrat von Vancouver einstimmig beschlossen, Neonicotinoide zu verbieten. Siehe: Vancouver verbietet bienengefährliches Pestizid – Vancouver bans bee-killing pesticide
- Auch Frankreich entschied sich 2016 für endgültiges Verbot von Insektiziden, betroffen sind Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Neonicotin. Die Nationalversammlung billigte das Verbot mit knapper Mehrheit (2 Stimmen). Dieses Verbot tritt ab September 2018 in Kraft. Siehe: Insektizid-Verbot gegen Bienensterben in Frankreich – France Begins the Fight to Save the Bees by Banning Toxic Pesticides!
Neonicotinoid-Verbot gilt für Freilandeinsatz
Der Vorschlag sieht vor, die Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam im Freiland ausnahmslos zu verbannen. Lediglich der Einsatz im Gewächshaus bleibe erlaubt. Von den Mitteln gehe ein „hohes akutes Risiko für Bienen“ aus, hieß es in dem Papier.
Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA veröffentlichte Mitte Januar 2013 ein Gutachten, demzufolge Bienen durch Insektizide geschädigt werden können. Sie sehe ein „hohes, akutes Risiko“ für Bienen durch die drei Stoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Daraufhin untersagte die EU-Kommission den Einsatz dieser speziellen Pflanzenschutzmittel, auch Neonicotinoide genannt, für den Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle ab 1. Dezember 2013 für zwei Jahre. Am 26. März 2013 teilte die EU-Kommission nach Protest von den betroffenen Konzernen mit, dass sie weiterhin zum Neonikotinoid-Verbot stehe. Daraufhin reichten die Agrarchemie-Konzerne BASF, Bayer und Syngenta eine Klage gegen die EU-Kommission ein, um das vorläufige EU-Verbot der drei neonicotinoiden Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiametoxam zu Fall zu bringen. Den chronologischen Ablauf der bisherigen Entscheidungsfindungen der EU-Staaten zum Schutze der Bienen und Studien, die das Bienensterben belegen, finden Sie hier: Bienen-Schutz: Wir fordern Verbot von Pestiziden!
Im Juni 2014 veröffentlichte eine internationale Gruppe unabhängiger Wissenschaftler die Ergebnisse einer Analyse von 800 im Peer-Review-Verfahren untersuchten Studien – ein massives Unterfangen, das vier Jahre in Anspruch nahm.
Ihr Resümee: „… es gibt eindeutige Belege für eine Gefährdung, die ausreicht, um gesetzliche Maßnahmen anzustoßen.“ Die durchgeführte Auswertung hebt die hohen Risiken hervor, nicht nur für Bienen, sondern für weitere Nützlinge wie z. B. Schmetterlinge, Regenwürmer und Vögel.
Erst gestern berichteten wir, dass auch in den USA die Kämpfer für Umweltschutz und öffentliche Gesundheit sowie für Verantwortlichkeit von Behörden und Unternehmen, ein bisschen überrascht waren, aber überglücklich, nachdem aktuell der juristische Druck auch auf Monsanto zunimmt. Auch hier war es schon lange überfällig. Monsanto musste am Dienstag [14. 3. 2017] eine ziemliche Schlappe hinnehmen. Ein Bundesrichter in San Francisco eröffnete Dokumente, die die Forschungspraktiken des Agrochemie-Giganten und die Sicherheit seines bestverkauften Unkrautvernichters Roundup, des weltweit meistverkauften Herbizids, in Frage stellen. Die Dokumente widersprechen der von der Industrie gesponserten Forschung, die seit langem Monsantos „Flaggschiff“ als sicher bezeichnet, das von Heimgärtnern, Gärtnern öffentlicher Parks und von Farmern auf Hunderten von Äckern angewendet wird. Siehe: Offengelegte Gerichtsunterlagen deuten auf Skandal hin, sie belegen geheime Absprache zwischen Monsanto und EPA – Has Monsanto Orchestrated a Massive Cancer Coverup? Unsealed Court Case Documents Point to a Scandal
Am Ende gewinnen wir doch noch – gegen die Machenschaften der großen Agrarkonzerne. Studien gibt es ausreichend, die belegen, dass diese Produkte auch für das Bienensterben verantwortlich sind. Hoffen wir, dass die EU-Mitgliedstaaten sich in ihrer Sitzung am 17. Und 18. Mai wirklich für die Bienen entscheiden.
Denn wenn das Bienensterben nicht bald endet, könnte es ernsthafte Folgen für die Nahrungsmittelversorgung weltweit haben, denn nicht nur in Europa, auch in anderen Teilen der Welt kommt es zum Massensterben von Bienen. Bienen produzieren nicht nur Honig, sie bestäuben auch mehr als 90 Gemüse- und Obstsorten. Äpfel, Nüsse, Avocados, Sojabohnen, Spargel, Broccoli, Sellerie, Kürbisse und Gurken dürften ohne Bienen rar werden. Auch süße Dinge wie Zitrusfrüchte, Pfirsiche, Kiwis, Kirschen, Blau- und Erdbeeren und diverse Melonensorten sind auf die Befruchtung der fliegenden Arbeiter angewiesen. Bienensterben – Lebensmittelversorgung bedroht!
European Commission Urges Full Ban of Neonicotinoids
(Beyond Pesticides, March 27, 2017) The European Commission (EC) has proposed a complete ban of agricultural uses of the widely used bee-toxic neonicotinoid pesticides across Europe under draft regulations. The EC cites neonicotinoids’ “high acute risks to bees.” In 2013, three neonicotinoids were temporarily banned because of concerns about their high toxicity to bees. A vote by member states can happen as early as May 2017.
According to Pesticide Action Network (PAN) Europe, the European Commission has presented to Member States its draft regulations to ban the neonicotinoids: imidacloprid, clothianidin and thiamethoxam. Three draft regulations to ban the three bee-toxic neonicotinoids across the entire EU were submitted to the Standing Committee on Plant, Animal, Food and Feed. These will be open to comments from Member States and a first vote on the Commission’s proposal could take place in May 2017. The new proposals are for a complete ban on the three neonicotinoid uses in fields, with the only exception being for plants grown in greenhouses. There would need to be a positive vote from 55% of the Member States representing 65% of EU citizens (qualified majority) to implement the proposal.
In 2013, the European Commission voted to suspend the use of the neonicotinoid pesticides for two years in order to protect severely declining and threatened bee populations. The moratorium came several months after the European Food Safety Authority (EFSA) released a report identifying “high acute risk” to honey bees from uses of the neonicotinoids. After the 2013 moratorium, the pesticide manufacturers Bayer and Syngenta were requested to provide the Commission with additional data. Subsequently, EFSA carried out updated risk assessments in 2015 and 2016, which again confirmed risks to bees. According to PAN Europe, the information provided by Syngenta was not sufficient to improve the risk assessment and the majority of the risks could not be characterized, and EFSA concluded ‘high risk cannot be excluded.’ The agency identified new high risks to bees concerning Bayer’s clothianidin and imidacloprid. Further assessment of neonicotinoid uses (granules and seed treatment uses) is currently in progress by EFSA and should be formally released sometime this year.
Neonicotinoids are highly toxic to bees and a growing body of scientific literature has linked them to pollinator decline in general. Neonicotinoids are associated with decreased foraging and navigational ability, as well as increased vulnerability to pathogens and parasites as a result of suppressed bee immune systems. In addition to toxicity to bees, neonicotinoids have been shown to also adversely affect birds, aquatic organisms, and contaminate soil and waterways, and overall biodiversity. A recent review of the science, “The Environmental Risks of Neonicotinoid Pesticides: a review of the evidence post-2013,” authored by Dave Goulson, PhD, and Thomas James Wood, a PhD candidate, concludes that studies published since EFSA’s risk assessments in 2013 show even greater risks, and identify the range of lethal and sublethal effects of the chemicals on non-target organism.
The proposal to ban neonicotinoids in Europe comes as Canada’s Pest Management Regulatory Agency (PMRA) is finalizing its proposal to phase out imidacloprid after its reevaluation assessment finds that current levels of imidacloprid in aquatic environments pose risks to aquatic invertebrates. PMRA notes that, “Based on currently available information, the continued high volume use of imidacloprid in agricultural areas is not sustainable.” Uses proposed for phase out: trees (except when applied as a tree trunk injection), greenhouse uses, outdoor agricultural uses (including ornamentals), commercial seed treatment uses, turf (such as lawns, golf courses, and sod farms), and lawns.
Similarly, the U.S. Environmental Protection Agency’s (EPA) 2017 assessment also finds that imidacloprid poses risks to aquatic organisms, and has concentrations in U.S. waters that threaten sensitive species. However, at the same time, EPA said that the other neonicotinoids (clothianidin, thiamethoxam, dinotefuran) present “no significant risks” to honey bees, despite finding multiple instances where bees are at risk of toxic exposure. EPA, however, has not made a final decision on the registration of imidacloprid or the other neonicotinoids, nor on whether restrictions to protect vulnerable species will be implemented. The agency is scheduled to make a final decision in 2018.
In light of the shortcomings of federal action in the U.S. to protect these beneficial organisms, it is left up to us to act. You can pledge to stop using neonicotinoids and other toxic pesticides. Sign the pollinator protection pledge today. Beyond Pesticides also advocates the adoption of organic land management practices and policies by local communities that eliminate the use of toxic pesticides in our environment.
All unattributed positions and opinions in this piece are those of Beyond Pesticides.
Source: PAN Europe, The Guardian
Netzfrauen
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