Grillkohle: Kinderarbeit, Umweltzerstörung und Finanzierung von Terrorgruppen! Was für die Terrorgruppe IS der Handel mit Öl, ist für Al-Shabaab der Handel mit Holzkohle. Die Shabab-Miliz nimmt mit dem Export von Holzkohle in die Arabischen Emirate und nach Saudi Arabien mindestens 25 Millionen amerikanische Dollar pro Jahr ein. Ob der illegale Handel mit Holzkohle auch über Saudi Arabien nach Europa kommt, zeigen wir Ihnen an Beispielen.
Weit über 200 000 Tonnen Grillkohle und –briketts verglühen hierzulande jährlich, aber nur ein Bruchteil stammt tatsächlich aus Deutschland oder aus Europa. Vielmehr schütten wir Holzkohle aus Übersee bei uns in den Grill.
Bei Holzkohle aus Südamerika, Asien und Afrika liegt der Gedanke an Tropenholz nahe. Während manche Hersteller konkret mit heimischen Hölzern werben, schreiben andere gerne „kein Tropenholz“ auf die Verpackung. Nicht nur Kriege werden mit dem Export von Holzkohle finanziert, sondern Kinder in Brasilien, Namibia, Uganda und auf den Philippinen sind an der Herstellung von Holzkohle beteiligt. Während in Uganda und Namibia auch Bauern Holzkohle herstellen, um sie selbst als Brennstoff zu nutzen, und auch Unternehmen alle Produktionsschritte dezentral an Arbeiter auslagern, ist die Produktion in Brasilien hochindustralisiert, und meist werden Brennöfen verwendet. Auf den Philippinen wird Holzkohle vorwiegend in der Region um Manila in Handarbeit hergestellt.
Kinder sammeln Holz oder helfen bei der Abholzung von Bäumen. Sie müssen schwere Lasten tragen. Sie sind auch an der Verbrennung beteiligt, holen die Kohle aus dem verbrannten Material, legen sie zum Abkühlen in Schlamm und verpacken sie in Säcke. Meistens sind sie über Subunternehmer angestellt, um die Arbeitsgesetze zu umgehen. Viele verrichten auch Zwangsarbeit.
Die brutalen Terrorgruppen hinterlassen eine Spur der Verwüstung, ob in Syrien, Irak, Afghanistan oder Nigeria, Somalia, Mali oder in Burkina Faso.
Der Terror hat viele Namen, ob nun die Djihadistengruppe „Islamischer Staat“ (IS), Boko Haram, Al Shabaab, oder Al-Qaida im islamischen Maghreb. Aber egal welche Namen diese Terrorgruppen verwenden, sie haben die gleichen Beweggründe wie der IS, mit dem sie alle sympathisieren. Wir haben Ihnen den Terror in unserem Beitrag Nordafrika versinkt im Krieg bereits ausführlich vorgestellt.
Somalia- Al Shabaab
Bevor wir Ihnen erklären, wie der Krieg der Terrorgruppe finanziert wird, schauen Sie sich erst mal dieses Video an: Es geht hier nur um Holzkohle!
Kismaayo ist eine Hafenstadt im Süden Somalias, und was Sie im Video sehen, ist der illegale Holzkohlenhandel in Kismaayo, das von der Terrorgruppe Al Shabaab kontrolliert wird.
In Somalia kontrolliert die Terrorgruppe Al Shabaab, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, etwa die Hälfte des Landes einschließlich der wichtigsten städtischen Gebiete wie Mogadischu, Kismayo und Barawe. Al Shabaab hat sich diese städtischen Hochburgen von der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) erobert. Die Mission der Afrikanischen Union in Somalia ist die Bezeichnung einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union, die in Somalia dem dortigen Bürgerkrieg Einhalt gebieten soll. Aktuell sind 17 000 Soldaten der AMISOM aus Kenia, Äthiopien, Uganda und Burundi in Somalia. Der Hafen von Barawe zum Beispiel war der Knotenpunkt für den Multi-Millionen-Dollar-Holzkohlehandel, der einen großen Teil der Operationen der Gruppe AMISOM finanzierte.
Die radikale islamistische Miliz in Somalia braucht für ihre Kriege Geld. Die radikale islamistische somalische Miliz al Shabaab ist nicht nur eine Terrororganisation, sondern inzwischen auch wie auch die Terrorgruppe IS ein Wirtschaftsfaktor. Die Expertengruppe der Vereinten Nationen für Somalia (UN Monitoring Group for Somalia) schätzte bereits 2011, dass die Miliz Einnahmen erzielt, die zwischen 70 und 100 Millionen Dollar pro Jahr liegen sollen. Das Geld wird nach Angaben der UN-Expertengruppe für Somalia von den Mitarbeitern der eritreischen Botschaften eingesammelt und in erster Linie nach Dubai transferiert, weil die eritreische Regierung nahezu alle ihre Auslandsgeschäfte über Dollarkonten in den Vereinigten Arabischen Emiraten abwickelt. Ein Teil dieser Steuern aber wird regelmäßig von Dubai nach Nairobi transferiert – auf Konten, die der eritreischen Botschaft in Kenia gehören. Von diesen wiederum werden regelmäßig hohe Dollarbeträge in bar abgehoben, ohne dass klar ist, wohin das Geld geht.
Auf dem Schaubild sehen sie den Weg des Holzkohlehandels aus Somalia von der Terrorgruppe Al-Shabaab. Dschidda ist die wichtigste Hafenstadt Saudi-Arabiens am Roten Meer und es liegt in der Provinz Mekka. Kommt von da die Holzkohle nach Europa?
Laut einem Bericht der Expertengruppe der Uno zur Überwachung von Embargo-Maßnahmen gegenüber Somalia nimmt die Shabab-Miliz mit dem Export von Holzkohle in die Arabischen Emirate und nach Saudi Arabien mindestens 25 Millionen amerikanische Dollar pro Jahr ein. Private Frachtschiffe, die im Auftrag von Händlern und Hilfsorganisationen Nahrungsmittel nach Mogadischu bringen, legen laut dem Bericht regelmäßig auf dem Rückweg in Kismayo und Merka an, einer näher bei Mogadiscio gelegenen Hafenstadt. Der Export von Holzkohle ist die Einnahmequelle der islamistischen Al-Shabab, seitdem der Import und Schmuggel von Zucker nach Kenia weitgehend unterbunden wurde, allerdings wurde er wieder neu entfacht.
Dazu dieser Beleg: DER KATALOG DIE HERSTELLER SAUDI ARABIEN: HOLZKOHLE– Kategorie „Brennstoff für Kohlenbecken, Grill und Barbecue“
Oder Rus-Holzhandel Co. Ltd- Addresse
Jeddah, Saudi Arabia, 23216 Jeddah
Saudi-Arabien
Nach Erkenntnissen der UN-Expertengruppe wird dieses Geld – bis zu 100 000 Dollar im Monat – von Botschaftsangehörigen sowohl an kenianische als auch somalische Mittelsmänner weitergereicht, die Kontakte zu al Shabaab haben. Auch der Bericht aus 2015 sieht nicht besser aus. Das zeigt ein umfassender Bericht der Vereinten Nationen, der über das Ausmaß der Tier- und Umweltschäden aufklärt, die aus der Finanzierung von Kriegen und Terrorismus entstehen. 90 Prozent des afrikanischen Holzes wird dabei in Form von Holzkohle als Brennstoff genutzt. Die Terrorgruppen machen ihr Geschäft vor allem mit der illegalen Besteuerung des Brennstoffs. Siehe auch Nordafrika versinkt im Krieg.
Am 22. Februar 2012 nahm der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sogar die Resolution 2036 (2012) an, mit der er beschließt, dass alle Mitgliedstaaten die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um die direkte oder indirekte Einfuhr von Holzkohle aus Somalia zu verhindern, gleichviel, ob diese Holzkohle aus Somalia stammt oder nicht.
Sambia – Wälder werden zu Holzkohle
Ein langsames Geschäft: Das Holz wird gehackt, gestapelt, dann luftdicht mit Gras und Sand bedeckt und schließlich angezündet. In einem selbstgebauten Meiler schwelen die Scheite tage-und nächtelang zu Holzkohle. Holzkohle ist die billigste Energiequelle Sambias. Die Produktion des Brennstoffes vernichtet Jahr für Jahr mehr Wald. Berghänge erodieren, eigentlich fruchtbarer Boden wird weggeschwemmt, Bauern verlieren ihre Lebensgrundlage. Das einzige, was ihnen bleibt: Der Verkauf selbstgefertigter Holzkohle. Ein Kreislauf, der immer tiefer in die Armut führt. ARD-Korrespondentin Joana Jäschke (ARD-Studio Johannesburg) über Armut als Klimakiller.
Es sieht ein bisschen aus wie ein Kampf von David gegen Goliath. Nur langsam frisst sich die selbstgebaute Axt durch das Holz. Vier Tage werden Alvin und Victor hacken, bis der Mutondo-Baum endlich fällt. Einer der letzten großen Bäume ihres Dorfes. Und so etwas wie ihre „Lebensversicherung“. „Der Mutondo-Baum ist ziemlich ergiebig“, meint Alvin Munymani. „Daraus werden wir eine Menge Holzkohle machen. Aber es gibt nicht mehr viele von den ganz großen Bäumen. Deshalb haben wir oft lange Wege. Aber die müssen wir in Kauf nehmen, denn nur so können wir Geld machen und überhaupt überleben.“
Den Bericht des Weltspiegels können SIe in der Mediathek der ARD anschauen: Sambia – Wälder zu Holzkohle
In Deutschland besteht keine Deklarationspflicht, woher das Holz für die Grillkohle stammt, unter welchen Bedingungen es geschlagen und verarbeitet wurde. Der Verbraucher hat so keine Chance nachzuvollziehen, ob er nicht grade ein Stückchen Regenwald verbrennt, oder sogar Terrorgruppen damit finanziert.
Netzfrau Doro Schreier
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