Aufruf an UN: Töten für den Naturschutz muss verurteilt werden – Survival International has called on the UN expert on extrajudicial executions to condemn shoot on sight conservation policies

zur englischen Version BBC-Reporter Justin Rowlatt hatte die tödlichen Folgen untersucht, die Naturschutz für indigene Gemeinden im Umkreis des indischen Kaziranga-Nationalparks hat. Seine Reportage belegt Schläge, Folter und Tod in dem Nationalpark. Der World Wildlife Fund (WWF) hat die Ausbildung und Ausrüstung der Parkwächter*innen unterstützt, darunter ein Training für „Kampf und Hinterhalt“ und, nach Recherchen der BBC, Nachtsichtgeräte. Die Naturschutzorganisation wirbt auch für Touren in den Park. Die Parkwächter*innen in Kaziranga genießen faktisch Immunität vor Strafverfolgung. 

Wir hatten darüber berichtet, dass die indische Regierung der BBC das Filmen in Tiger-Schutzgebieten im ganzen Land für fünf Jahre untersagte, nachdem BBC-Reporter Justin Rowlatt über das kontroverse Shoot-on-Sight (Schießen bei Sichtkontakt) im Naturschutz berichtet hatte. Auch Survival-Botschafter Sir Mark Rylance, der m Jahr 2016 einen Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle im Film Bridge of Spies erhielt, erklärte: „Ich bin stolz darauf, Survivals Kaziranga-Boykott zu unterstützen. Bei Sichtkontakt auf Menschen zu schießen kann nicht gerechtfertigt werden, und zu viele unschuldige Indigene sind bereits verletzt oder getötet worden.“

Wir unterstützen schon viele Jahre Survival International im Kampf für die indigenen Völker weltweit, denn auch uns liegen die indigenen Völker sehr am Herzen. Multinationale Konzerne zerstören Flora, Fauna und so das Leben der indigenen Völker. Die transnationalen Konzerne genieβen Sonderrechte, Schutzmaβnahmen und Privilegien, die die soziale und umweltmäβige Ungerechtigkeit auf ein nie gekanntes Niveau gebracht haben, besonders in Entwicklungsländern, in denen nicht immer die legalen Mittel zur Verfügung stehen, um sich zu verteidigen.

Doch nicht nur multinationale Konzerne zerstören die letzten Lebensgrundlagen der indigenen Völker, sondern auch die „Geld bringende“ Großwildjagd, und dies durch Unterstützung der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem WWF. Die KfW Entwicklungsbank begleitet den Aufbau von KAZA TFCA, ddem größten Schutzgebiet in Afrika. im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit als größter Geldgeber mit 35,5 Millionen Euro. Sie kooperiert dabei eng mit anderen staatlichen Unterstützern wie den Niederlanden, der Schweiz und den USA sowie mit Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF und der Peace Parks Foundation.

Die Umweltorganisation WWF schätzte 2011, dass in Kaza auf sieben Touristen ein neuer Arbeitsplatz kommt, von dem in dieser Region bis zu 15 Menschen ernährt werden. Der WWF unterstützt laut eigenen Angaben das Kaza-Projekt seit Jahren mit Expertenwissen und jährlich zwei Millionen Euro. (Stand 2011) Siehe: Deutsche Entwicklungsgelder für afrikanische Großwildjagdfarm – Das blutige Vergnügen der Großwildjäger mit Hilfe von Entwicklungshilfe und WWF? KAZA TFCA – Human-animal conflict worsens

Es ist nicht das erste Mal, dass WWF-finanzierte Wildhüter in die Kritik geraten. Ein Baka-Mädchen wurde Anfang 2016 von WWF-finanzierten Wildhütern in Kamerun gefoltert. Damals war sie 10 Jahre alt. Anderen droht Gewalt durch WWF-finanzierte Wildhüter, wenn sie jagen, sammeln oder heilige Stätten besuchen. Erstmals wird mit dem WWF eine gemeinnützige Organisation in diesem Prozess geprüft. Dass die Beschwerde für zulässig erklärt wurde, deutet darauf hin, dass die OECD den WWF an den gleichen Menschenrechts-Standards messen wird wie profitorientierte Unternehmen. Siehe: Mit Hilfe von Steuergeldern und WWF leiden Ureinwohner! OECD leitet Untersuchung gegen WWF ein – Exclusive: OECD opens investigation into WWF in world first

Survival International hat sich in einem Brief an die UN-Sonderberichterstatterin Agnes Callamard gewannt., hier der Beitrag von Survival International.

Aufruf an UN: Töten für den Naturschutz muss verurteilt werden


Dutzende Personen wurden von Parkwächtern in Kaziranga erschossen, darunter der behinderte Mann Gaonbura Killing. © BBC

Survival International hat die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche und willkürliche Hinrichtungen dazu aufgerufen, die berüchtigte Praxis des Shoot-on-Sight (Schießen bei Sichtkontakt) in Nationalparks zu verurteilen.

In einem Brief an die Sonderberichterstatterin kritisiert Survival, dass „die Praxis des Schießens bei Sichtkontakt direkt indigene Menschen betrifft, die in oder in unmittelbarer Nähe von ‚geschützten Gebieten‘ leben (…) insbesondere, weil Parkwächter*innen häufig nicht zwischen Subsistenz-Jagenden und kommerziellen Wilderern unterscheiden.“

„Niemand weiß, wann es Parkwächter*innen erlaubt ist, tödliche Gewalt gegen [verdächtigte Wilderer] einzusetzen, und es ist für Angehörige von Opfern unmöglich, Parkwächter*innen zur Rechenschaft zu ziehen, von denen sie glauben, dass sie ohne guten Grund getötet haben. Einige Länder sind noch einen Schritt weitergegangen und gestehen Parkwächter*innen Immunität vor Strafverfolgung zu“, heißt es weiter.

Der Brief nennt den Kaziranga-Nationalpark als ein besonders extremes Beispiel dieser Vorgehensweise. Einem kürzlich erschienenen BBC-Bericht zufolge wurden dort in den letzten 20 Jahren schätzungsweise 106 Menschen außergerichtlich getötet, darunter ein indigener Mann mit Behinderung, der in den Park gegangen war, um ein entlaufenes Vieh einzufangen.

Die Parkwächter*innen in Kaziranga genießen faktisch Immunität vor Strafverfolgung. Gegenüber der BBC erklärte ein Parkwächter, dass sie angewiesen sind, bei Sichtkontakt auf verdächtige Personen zu schießen. Dies hat ernsthafte Konsequenzen für indigene Gemeinden, die in der Nähe des Parks leben. Im Juni 2016 wurde ein damals 7-jähriger Junge von Wächtern angeschossen und auf Lebenszeit verstümmelt.


Akash Orang wird von seiner Mutter getröstet, nachdem Parkwächter ihn angeschossen haben. Er kann heute noch kaum laufen. © BBC

Ähnliche Praktiken werden auch in anderen Teilen der Welt angewandt, vor allem in Kenia, Tansania und Botswana neben anderen afrikanischen Ländern.

Rory Young, Experte für Wilderei und Mitbegründer der Anti-Wilderei-Organisation Chengeta Wildlife erklärte mit Blick auf seine Arbeit in Afrika: „Shoot-on-Sight macht keinen Sinn. Wenn wir bei unserer letzten Sting-Operation damit gearbeitet hätten, hätten wir eine Handvoll Wilderer erschossen und das wäre das Ende vom Lied gewesen. Jeder einzelne Wilderer ist aber eine Quelle für Informationen, um weitere Wilderer zu bekommen und sich bis zu den Drahtziehern hochzuarbeiten.“

Survival International hat die UN-Sonderberichterstatterin gebeten klarzustellen, dass das Schießen bei Sichtkontakt Grundrechte verletzt, die in dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte und in weiteren internationalen Konventionen verankert sind. Außerdem drängt Survival die UN, sich bei der indischen Regierung und der Regierung der Region Assam, in der Kaziranga liegt, über die Vorgehensweise zu erkundigen.

Die Praxis des Schießens bei Sichtkontakt wird damit gerechtfertigt, dass sie helfe, Wilderer abzuschrecken. Allerdings gibt es einige aktuelle Fälle, in denen Parkwächter und Offizielle in Kaziranga selber wegen ihrer Verwicklung in illegale Wilderei verhaftet wurden.

Survival International führt den Kampf gegen diese Rechtsverletzungen an und fordert ein neues Naturschutz-Modell, das indigene Völker respektiert. Indigene ins Visier zu nehmen lenkt die Aufmerksamkeit von den wahren Wilderern ab – Kriminelle, die mit korrupten Offiziellen unter einer Decke stecken. Indigene Völker zur Zielscheibe zu machen, schadet dem Naturschutz.

Der Direktor von Survival, Stephen Corry, sagte: „Wenn irgendeine andere Industrie solch schwere Menschenrechtsverletzungen beginge, gäbe es einen internationalen Aufschrei. Warum diese Stille, wenn Naturschützer*innen beteiligt sind? Folter und außergerichtliche Hinrichtungen sind niemals gerechtfertigt – das macht internationales Recht klar. Manche Menschen denken, dass der Tod von Unschuldigen gerechtfertigt sei, dass ‚Kollateralschäden’ im Kampf gegen Wilderei nötig sind. Wir fragen sie: Wo ist eure Menschlichkeit? Natürlich spielt Rassismus hier eine Rolle: Bei Sichtkontakt zu Schießen wäre in Schutzgebieten in Nordamerika oder Europa undenkbar.“

Mehr Informationen auf : www.survivalinternational.de

Survival International ist die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker. Wir helfen indigenen Völkern, ihr Leben zu verteidigen, ihr Land zu schützen und ihre Zukunft selbst zu bestimmen.

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Survival International has called on the UN expert on extrajudicial executions to condemn shoot on sight conservation policies.

In a letter to the Special Rapporteur charged with the issue, Survival stated that “shoot on sight policies directly affect tribal people who live in or adjacent to ‘protected areas’… particularly when park guards so often fail to distinguish subsistence hunters from commercial poachers.”

The letter adds that “nobody knows when wildlife officers are permitted to use lethal force against [suspected poachers], and it is impossible for dependents to hold to account officers whom they believe to have killed without good reason. Many countries have gone further, and granted wildlife officers immunity from prosecution.”

The letter cites Kaziranga National Park in India as an especially striking example of the tactic. According to a recent BBC report, an estimated 106 people have been extrajudicially executed there in the last 20 years, including one disabled tribal man who had wandered over the park boundary to retrieve cattle.

Kaziranga guards have effective legal immunity from prosecution and have admitted that they are instructed to shoot poaching suspects on sight. This has had serious consequences for tribal peoples living around the park. In June 2016, a seven-year-old tribal boy was shot and maimed for life by guards.

Similar policies are used in other parts of the world, notably Kenya, Tanzania and Botswana, among other African countries.

Speaking about his own anti-poaching work in Africa, poaching expert Rory Young from the organization Chengeta said: ”Shoot on sight is stupid. If we had been shooting on sight during this latest sting operation we would have shot a handful of poachers and that would have been the end of it. Every single poacher is an opportunity for information to get more poachers and work your way up the chain to the ringleaders.”

Survival has asked the Special Rapporteur to clarify that shoot on sight violates fundamental rights enshrined in the UN’s Civil and Political Rights Covenant and other international conventions. It also urges the UN to enquire about the policy with the Indian government, and the government of Assam state, where Kaziranga is located.

Shoot on sight is justified on the grounds that it helps to deter poachers. However, there have been several recent cases of guards and officials at Kaziranga being arrested for involvement in the illegal wildlife trade themselves.

Survival International is leading the fight against these abuses, and calling for a new conservation model that respects tribal peoples. Targeting tribal people diverts action away from tackling the true poachers – criminals conspiring with corrupt officials. Targeting tribal people harms conservation.

Survival’s Director Stephen Corry said: “If any other industry was guilty of this level of human rights abuses, there would be an international outcry. Why the silence when conservationists are involved? Torture and extrajudical killing is never justified – the law is clear on this. Some people think that the death of innocents is justified, that ‘collateral damage’ is necessary in the fight against poaching. We ask them, where is your humanity? Of course, there’s a racist element at play here: Shoot on sight policies would be unthinkable in North America or Europe.”

More Information: www.survivalinternational.org

Survival International is the global movement for tribal peoples’ rights. We’re the only organization that champions tribal peoples around the world. We help them defend their lives, protect their lands and determine their own futures.

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