„GELD für Waffen tötet“ – Die 86-jährige Friedensaktivistin Louise Schneider sprayte am Dienstagmorgen diesen Slogan an einen Bauzaun vor der Nationalbank in Bern. Sie will mit ihrer Aktion die Investitionen in Rüstungskonzerne anprangern. Prompt kam die Polizei und verhaftete die 86-jährige Friedensaktivistin.
Louise Schneider ist so etwas wie eine Mutterfigur für die GSoA (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee). Seit den 1980er-Jahren ist Louise Schneider bei Demonstrationen in Bern anzutreffen. Die Achtziger-Unruhen waren für sie ein einschneidendes Erlebnis. Die Polizeigewalt, die sie da gesehen hat, habe sie aufgerüttelt. Sich für Menschen einzusetzen, besonders für jene, die zu kurz kommen, das sieht Louise als Lebensaufgabe an. Die Mutter dreier Kinder nahm immer wieder Pflegekinder auf. Den Ostermarsch in der Schweiz hat sie initiiert. Vor sechs Jahren, als Louise 80 wurde und der Ostermarsch zum zehnten Mal statt fand, war es das letzte Mal, dass sie den Marsch mitorganisierte: „Das Alter und seine lästigen Nebenerscheinungen lassen es künftig nicht mehr zu. Aber mitlaufen werde ich ganz bestimmt weiterhin,“ sagte Louise Schneider in einem Interview mit derbund.ch
Solange sie die Beine noch tragen.
Man ist nie zu alt,um sich für den Frieden zu engagieren. Das wissen auch wir Netzfrauen, denn unsere Netzfrau Lisa Natterer aus Österreich ist bereits über 70 und wird nicht müde, sich gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt einzusetzen. Auch unsere Netzfrau Ursula Rissmann-Telle hat nach Ihrer Pensionierung als Lehrerin in dem Kampf gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt eine neue Lebensaufgabe gefunden.
Mit über achtzig Jahren eine Politaktivistin zu sein – was daran besonders ist, sieht Louise Schneider nicht ein. „Warum ist das speziell? Nur weil ich alt bin?“ Nein, man ist nie zu alt sich für den Frieden einzusetzen. Und ihre Aktion – „GELD für Waffen tötet“ – an einen Bauzaun vor der Nationalbank in Bern zu sprayen, ist genau richtig.
Das Aktivisten-Grosi: Die 86-jährige Bernerin Louise Schneider besprayt die Baustellenbegrenzung der #SNB. ^sk pic.twitter.com/mphtkI57xY
— SRF News (@srfnews) 11. April 2017
Die Nationalbank, Stiftungen und Pensionskassen sollen nicht mehr in Kriegsmaterialproduzenten investieren dürfen. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und die Jungen Grünen haben am Dienstag, dem 11. 04. 2017 eine Volksinitiative mit diesem Anliegen lanciert. Heute werde weltweit für fast 400 Milliarden Dollar Kriegsmaterial verkauft. Die Kriegsmaterialkonzerne profitierten ganz direkt von Kriegen und Konflikten. Die Sammelfrist für die Initiative läuft am 11. Oktober 2018 ab. Bis dahin müssen die Initiatoren 100 000 beglaubigte Unterschriften sammeln.
Während heute Millionen von Menschen in die Flucht vor Krieg und Elend gezwungen werden, läuft das Geschäft mit dem Tod auf Hochtouren: Jährlich wird Kriegsmaterial im Wert von mindestens 370 Milliarden Dollar verkauft. Dabei spielt die Schweiz als einer der größten und wichtigsten Finanzplätze der Welt eine fragwürdige Rolle. Die Kriegsgeschäfte-Initiative will, dass Investitionen in die Rüstungsindustrie durch die Schweizer Nationalbank (SNB) und Pensionskassen verboten werden. Zudem soll der Bund entsprechende Bedingungen für Banken und Versicherungen fördern. Gerade heute hat die NZZ am Sonntag berichtet, dass die SNB ihre Investitionen in Atomwaffenproduzenten ausgebaut hat. Dies zeigt die Dringlichkeit der Kriegsgeschäfte-Initiative.
GSoA-Sekretär Lewin Lempert meint zur Kriegsgeschäfte-Initiative: „Mit unseren Hauptpartnern, den Jungen Grünen, und 37 weiteren Organisationen wird am 11. April offiziell die Kriegsgeschäfte-Initiative lanciert. Mit dieser Initiative schieben wir der Kriegstreiberei endlich einen Riegel vor.“
Wo das Geld der Schweizer investiert wird: Im Folgenden werden die fünf größten Rüstungskonzerne weltweit, die Schweizer Beteiligungen daran und deren Verwicklung in Kriege und Konflikte aufgezeigt.
- Der Konzern Lockheed Martin ist das größte Rüstungsunternehmen der Welt. Die UBS besaß im Jahr 2015 Anteile in Höhe von 532 Millionen USD an diesem Konzern. Die Vereinigten Arabischen Emirate bombardierten mit von Lockheed Martin produzierten F-16-Kampfjets Stellungen in Syrien und im völkerrechtswidrigen Jemen-Krieg.
- Boeing ist ein US-Konzern, welcher oft nicht als Rüstungskonzern bezeichnet wird. Dem widerspricht jedoch ein Rüstungsanteil am Gesamtumsatz von 28%. Die SNB hatte im 2. Quartal 2016 mindestens 229 Millionen USD in Boeing investiert. Boeing ist unter anderem am Geschäft mit Nuklearwaffen beteiligt.
- BAE Systems ist ein britischer Rüstungskonzern. Die UBS hat auch von diesem Konzern einen Aktienanteil von mindestens 1% und die Credit Suisse hat zwischen 2012 und 2015 mindestens 130 Millionen Franken in den Konzern investiert.
- Trotz der Produktion von international geächteter Streumunition hat die SNB 2016 mindestens 113 Millionen USD in Raytheon investiert. Deren Material kam unter anderem im Irak-Krieg zum Einsatz: So wurden allein in den ersten 13 Tagen des Krieges 700 Cruise-Missiles verschossen, die pro Stück zwischen 600 000 und 1 000 000 USD kosten.
- In Northrop Grumman hat die SNB mit mindestens 113 Millionen und die Credit Suisse mit mindestens 200 Millionen investiert. Auch Northrop Grumman ist im Atomwaffengeschäft tätig
Hier finden Sie das kurze Argumentarium der Initiative (inkl. Initiativtext):
http://gsoa.ch/media/medialibrary/2017/03/Kurz_Argumentarium_D.pdfDazu aus Deutschland :
Geschäfte mit geächteten Waffen – Siemens, Deutsche Bank und Allianz finanzieren Streubomben!
Laut Louise Schneider handle es sich um eine eigenständige Aktion von ihr. Dennoch will die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) die Aktion nutzen, um auf die heutige Lancierung ihrer Initiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten» aufmerksam zu machen.
Von der Polizei abgeführt
Kurz darauf tauchen mehrere Polizeibeamte auf und wollen wissen, wer für die Sprayerei verantwortlich ist. Schneider meldet sich und gesteht ihre Schuld. Es folgt eine kurze Unterhaltung mit den Polizisten, dann dreht sie sich lachend zu der versammelten Menge um: «Sie glauben nicht, dass ich das gemacht habe!» Nach einem weiteren Wortwechsel wird die 86-Jährige schließlich mitgenommen. Die Beamten führen sie zum Polizeiauto und fahren sie auf die Wache.
Lange hatte die Botschaft von Louise Schneider übrigens nicht Bestand: Schon wenige Stunden nach der Aktion wurde das Graffiti der alten Dame entfernt.
Die Aktion aber nimmt jetzt richtig Fahrt auf und bekommt jetzt erst recht die mediale Präsenz. „Wir wollen entscheiden, was wir mit unserem Geld finanzieren“, erklärte auch GSoA-Sekretär Youniss Mussa. Seiner Meinung nach trägt die Schweiz mit Investitionen in Rüstungsbetriebe auch zur Vertreibung von Millionen von Menschen bei. Die Initiative bekämpfe Fluchtursachen, indem sie für weniger Waffen in Kriegsgebieten sorge. „Künftige Konflikte können nur dann verhindert werden, wenn man ihre Ursachen bekämpft“, sagte Mussa.
Da wo Krisen und auch Kriege stattfinden, werden Rüstungsgüter gebraucht und auch geliefert, denn mit dem Krieg lassen sich die Kassen der Aktionäre füllen
Bis Ende 2015 wurden 65,3 Mio. Menschen weltweit gewaltsam vertrieben. Im Gegenzug stiegen weltweit die Umsätze an Rüstungsgütern. Viele Länder versinken im Krieg und genau dorthin hat Deutschland Rüstungsgüter verkauft. Auch hat Deutschland in diesem Halbjahr 2016 so viel Rüstungsmaterial exportiert wie nie zuvor. Waffen, Munition und Fahrzeuge für knapp vier Milliarden Euro wurden ins Ausland verkauft. Aber auch andere Länder punkten mit neuen Rekorden ihrer Rüstungskonzerne.
Kurzum, in der Finanzwelt gehören die Aktien der Rüstungskonzerne zu einer sicheren Anlage. Paradox, denn: je unsicherer das Weltgeschehen, desto sicherer die Anlage in so einem Segment. Krisenherde haben wir reichlich auf dieser Welt und laut Aussage von Investmentberatern ist mit einer Besserung nicht zu rechnen.
Siehe: Viele arme Länder mit Rohstoffen versinken im Krieg und genau dorthin werden Rüstungsgüter verkauft!
Wir wünschen der 86-jährige Friedensaktivistin Louise Schneider und ihrem Team viel Glück und Erfolg bei ihren Aktionen – Gemeinsam für den Frieden
GSsA: une tagueuse de 86 ans arrêtée par la police https://t.co/tjnOd4RTrF #Suisse pic.twitter.com/jVtNPSP055
— Tribune de Genève (@tdgch) 11. April 2017
Woman, 86, arrested for spraying anti-war graffiti on Swiss National Bank
Source: thelocal.ch
An 86-year-old woman has been arrested in Bern for spray painting an anti-war message on a billboard surrounding the Swiss National Bank, reported news agencies.
The incident occurred on Tuesday morning after the pacifist Group for a Switzerland without an Army (GSsA) launched a popular initiative to ban Swiss financing of any company that produces arms.
If it gathers the required 100,000 signatures by October 2018, the issue will go to a national referendum.
The text of the initiative demands that institutions such as the Swiss National Bank, foundations and pension funds be banned from investing in the arms industry.
To mark the launch, 86-year-old peace activist Louise Schneider spray-painted ‘Money for weapons kills’ on a billboard surrounding the Swiss National Bank, currently undergoing renovations.
She was promptly arrested by police.
Photo:anthony anex
Netzfrau Doro Schreier
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