Schon lange gefährden billige Importe auch aus Europa die Bauern in Afrika, doch damit ist jetzt in Sambia Schluss. Tomaten, Zwiebeln, Möhren, Mangos und Kartoffeln, Früchte wie Ananas, Zitronen und Wassermelonen dürfen nicht mehr aus anderen Ländern importiert werden. Die Sambia National Farmers Union (ZNFU) hatte bereist mehrfach darauf hingewiesen, dass die erhöhten Einfuhren von ausländischen Erzeugnissen den lokalen Markt negativ beeinflussen. Außerdem wird auch ein Einfuhrstopp von Speiseöl und Milchpulver verhängt werden.
Zusammen gefasst: Alles was die heimische Wirtschaft gefährdet, soll in Zukunft nicht mehr importiert werden dürfen. Negative Auswirkungen von Importen auf die heimische Landwirtschaft haben die Regierung dazu veranlasst, bei der Bewältigung von Herausforderungen, denen sich der Agrarsektor gegenübersieht, proaktiv zu sein und die Einfuhr von Dingen wie Milchpulver, Kartoffeln und Gemüse zu stoppen.
Wie schon mehrfach berichtet, zerstört die EU mit ihrer Politik den ganzen afrikanischen Kontinent :
— mit subventionierter Fischerei,
— mit subventionierten Landwirtschaftsprodukten (z. B. Zwiebeln und Tomaten)
— mit Milchpulver für Milch und Jogurt
— und mit gespendeten Altkleidern.
In unserem Beitrag Entwicklungshilfe als Mogelpackung sorgt für Hunger in Afrika – In Afrikas Kühlregalen stehen europäische Milchprodukte zu Billigpreisen haben wir Ihnen erläutert, dass Konzerne wie Nestlé, Danone u. a. nur eine Verpackungsfabrik errichten und Milchpulver wird dann aus Deutschland nach Afrika exportiert. Oft wird das Milchpulver auch noch mit billigen Pflanzenölen gemischt, welches ebenfalls aus der EU nach Afrika exportiert wird.
Afrika ist für die EU ein wichtiger Absatzmarkt. Allein aus Deutschland wurden 2016 Erzeugnisse aus der Landwirtschaft in Höhe von ca. 702 000 000 (Euro) nach Sambia exportiert. 2015 waren es noch 194 000 000 (Euro). Auch Waren im Bereich Nahrungsmittel und Futtermittel wurden für 856 000 000 (Euro) nach Sambia verkauft, 2015 waren es 668 000 000 (Euro). Der enorme Anstieg liegt auch daran, dass das Bundeswirtschaftsministerium im April 2015 Folgendes bekannt gab: In Sambia boomt der Nahrungsmittelkonsum! Mit anderen Worten, auf nach Sambia, dort finden wir das Wachstum. 2016 wurde auch gleich ein Büro des deutschen Auslandshandelskammer (AHK) eröffnet:
Johannes Kurt, der in Lusaka die gegründete Repräsentanz der AHK für das Südliche Afrika leitet : „Rückgrat der sambischen Wirtschaft war und ist der Kupferbergbau, der mit rund 70% zu den Exporteinnahmen beiträgt. Bis 2014 war Kupfer dank hoher Weltmarktpreise und erhöhter Förderung der treibende Faktor des Wirtschaftswachstums in Sambia. Auch abseits der reichhaltigen Bodenschätze ist die drittgrößte Volkswirtschaft im südlichen Afrika einer der interessantesten Wirtschaftsstandorte in der Region und verfügt über ein günstiges Klima, bedeutende ungenutzte landwirtschaftliche Nutzflächen sowie riesige Wasserreserven. Eine kaufkräftige und konsumfreudige Mittelschicht bevölkert die Einkaufszentren der Großstädte Lusaka, Kitwe und Ndola.“
Starke Importkonkurrenz für inländische Hersteller
Ein Auszug aus dem Beitrag der gtai. 04/2015: „Immer mehr Haushalte schaffen in Sambia den Aufstieg in die neue Mittelschicht und haben beim Konsum von Lebensmitteln großen Nachholbedarf. (…)
Dank der guten wirtschaftlichen Entwicklung nehmen die verfügbaren Einkommen zu. Für Konsum werden derzeit pro Jahr etwa 6% mehr ausgegeben. Die Kombination aus steigenden Bevölkerungszahlen und größer werdender Mittelschicht bringt die Lebensmittelindustrie auf Expansionskurs. Nach Daten der UN soll die Bevölkerung bis 2025 von derzeit rund 15 Mio. auf etwa 25 Mio. steigen. Die kaufkräftige Mittelschicht schwillt dabei kontinuierlich an.
Untersuchungen der südafrikanischen Standard Bank zufolge wuchs die Zahl der zur Mittelschicht zählenden Haushalte von 52 000 (1990) auf 290 000 (2014). Die Bank erwartet, dass zwischen 2014 und 2030 rund eine weitere Million Haushalte den Sprung in die Mittelschicht schaffen wird.
Da diese Menschen aus sehr armen Verhältnissen aufsteigen, besteht großer Nachholbedarf in Sachen Konsum. Viele Sambier verfügen das erste Mal über ausreichend Einkommen, um sich regelmäßig Produkte wie Käse, Joghurt oder einen Besuch im Fastfood-Restaurant leisten zu können. Steigendes Einkommen fließt deshalb in großem Maße in höheren Lebensmittelkonsum.(…)
Eine verstärkte Präsenz im sambischen Markt könnte sich für deutsche Firmen lohnen. Ein Blick in Einzelbranchen der Nahrungsmittelindustrie zeigt, dass sich in den kommenden Jahren viel bewegen dürfte. (…)
Die Getränkeindustrie wird durch SABMiller dominiert, zu der Zambian Breweries, National Breweries und Heinrichs Syndicate gehören. Zusammen bedienen diese Unternehmen rund 90% des Biermarktes und 67% des Absatzes für Softdrinks, zum Beispiel durch die Abfüllung für Coca-Cola. Ein wichtiger weiterer Marktteilnehmer ist Varun Beverages, die mit Pepsi kooperieren. Auf Grund einer Erhöhung der Biersteuer brach der Absatz für die Brauereien zuletzt stark ein. Die Konsumenten weichen auf traditionelles Sorghum(=Hirse)-Bier aus. gtai.de April 2015
Viele afrikanische Länder hängen finanziell vom Export von Rohstoffen ab. Da die Preise für die Produkte jenseits ihrer Landesgrenzen bestimmt werden, haben die Hersteller selbst kein Mitspracherecht. Kollabieren die Preise auf dem Weltmarkt, haben die betroffenen Staaten keine Chance. Den ohnehin schon armen Ländern bleibt dann gar nichts anderes mehr übrig, als weitere Schulden zu machen.
Doch neue Kredite sind immer auch an Bedingungen gekoppelt: Der Internationale Währungsfond (IWF) öffnet den Geldhahn nur dann, wenn das jeweilige Land seine Industrie und seine Landwirtschaft für den globalen Wettbewerb öffnet. Billige Produkte aus dem Ausland überschwemmen in der Folge die lokalen Märkte und ersticken die aufkeimenden Industrien der armen Länder im Keim. Dieses Schicksal ereilt auch viele afrikanische Bauern: Sie müssen plötzlich mit extrem billigen und zum Teil auch noch subventionierten Importprodukten Schritt halten.
Bereits 2011 hatte das ghanaische Parlament beschlossen, importiertes Geflügel mit einem Einfuhrzoll zu belegen. Doch der Internationale Währungsfonds meldete Bedenken an. Die Richtlinie wurde nie umgesetzt. Während Tomaten aus Europa den afrikanischen Markt überschwemmen, flüchten Menschen aus Ghana nach Europa, da ihnen zuhause jegliche Perspektive genommen wurde. Paradox, denn dann landen diese Menschen als billige Arbeitskräfte auf den Tomatenfeldern Apuliens in Italien. Dort gibt es das „ghetto ghanese“.
Viele afrikanische Flüchtlinge bzw. Migranten leben auch unter dramatischen Bedingungen in Europas Plastikgarten in Spanien als Erntehelfer. Das was sie ernten, wird genau dorthin exportiert, von wo sie geflüchtet sind. Denn durch die Billigimporte aus der EU müssen vermehrt afrikanische Unternehmen schließen und somit landen diese Menschen auf der Straße. Siehe: Gemüse aus dem Plastikgarten Europas – Ausbeutung, Lohndumping, Sklaverei, Pestizide, Genmanipulation.
Handel statt Hilfsgelder – so soll seit einigen Jahren die Entwicklung Afrikas vorangetrieben werden. Doch profitiert Afrika wirklich von der globalen Wirtschaft? Nein, auf dem Weltmarkt wird Afrika keine Chance gelassen . Hinzu kommt das rücksichtslose Freihandelsabkommen, mit dem Europa Afrika erpresst.
Etliche Länder Ostafrikas haben es gründlich satt, mit Second-Hand-Waren von westlichen Hilfsorganisationen und Großhändlern überschwemmt zu werden. Sie haben die Importe verboten, denn der Import gebrauchter Kleidung hat die regionale Bekleidungsindustrie zugrunde gerichtet und die Region zu abhängig vom Westen gemacht. Siehe: Diese Afrikanischen Länder wollen gebrauchte Kleidung nicht länger – These African Countries Don’t Want Your Used Clothing Anymore
Jetzt folgt Sambia im Bereich Obst und Gemüse.
Sambia verbietet den Import von Produkten, die vor Ort erhältlich sind
Laut africanfarming.com kündigte die sambische Regierung ein Verbot des Imports von landwirtschaftlichen Produkten an, darunter Tomaten, Zwiebeln, Möhren, Mangos und Kartoffeln. Früchte wie Ananas, Zitronen und Wassermelonen stehen auch auf der Verbotsliste.
Landwirte vor Ort begrüßten diese Maßnahme, aber multinationale Ladenketten sind erbost und fordern eine Aufhebung des Verbots. Im März 2017 sagte der ständige Landwirtschaftsminister Julius Shawa, das Verbot sei notwendig, um die lokalen Märkte vor den billigen Importerzeugnissen zu schützen. „Viele Landwirte haben sich darüber beklagt, dass die Importwaren sich negativ auf ihre eigenen Geschäfte auswirken. Erst kürzlich wurden einige Tomaten aus Nachbarstaaten nach Sambia importiert – zum Nachteil unserer Landwirte“, so Shawa.
Shawa wehrte die Proteste der multinationalen Ketten ab, weil nach seiner Aussage das Land die Kapazität habe, sich selbst dauerhaft mit den erforderlichen Sorten an Obst und Gemüse zu versorgen. „Sie [diese Ladenketten] wollten nur beweisen, dass die örtlichen Landwirte unfähig seien, die Produkte zu erzeugen, deren Import verboten wird“.
„Dieses Verbot ist gut und längst überfällig“, sagt Frank Kayula, Generaldirektor der National Union für sambische Kleinbauern. Nach seiner Meinung müsse es sogar noch verstärkt werden durch ein entsprechendes Statut, das lokal erzeugten Produkten einen Vorzug von bis zu 30 % gebe.
Viele Betreiber von Kettensupermärkten sind [jedoch] skeptisch, ob örtliche Bauern sie fortwährend mit Obst und Gemüse versorgen können. „Das Problem, das wir mit örtlichen Erzeugern haben, ist, dass ihre Belieferung sprunghaft und unregelmäßig ist“, äußerte ein Ladenbetreiber in einer Shopping Mall von Lusaka.
Anmerkung der Netzfrauen: Dass die Betreiber von Kettensupermärkten sich skeptisch zeigen, liegt auch daran, dass diese zum Beispiel aus Südafrika kommen und von dort auch ihre Ware beziehen. Viele europäische Waren werden nach Südafrika geliefert, dort sitzen viele spezialisierte Händler aus den westlichen Ländern und betreuen von dort aus die gesamte Region des südlichen Afrika.
Das Importverbot landwirtschaftlicher Produkte ist ein Erfolg für die Sambia National Farmers Union. Sie fordern ebenfalls ein Importverbot von Speiseölen, denn die heimische verarbeitende Industrie wird ihre eigene Öle nicht los, darunter leidet auch der Anbau von Sojabohnen. Die eigene Landwirtschaft muss gestärkt werden, damit unsere Bauern auch weiterhin existieren können. Hinzu kommt, dass die ganze Wirtschaft in unseren Händen bleiben muss. Es wird nicht leicht werden, da wir mit den billigen Preisen aus dem Ausland nicht mithalten können, doch mit etwas Geduld schaffen wir es, “ so Sambia National Farmers Union.
Gratulation nach Sambia.
EU ON ZAMBIA 07.12.2016
Zambia bans the import of locally available products
By Davis Mulenga africanfarming.com
The Zambian government announced a ban on the import of agricultural produce which include tomatoes, onions, carrots, mangoes and potatoes. Fruit like pineapple, lemons and watermelons are also on the list of prohibited imports.
Local farmers welcomed the move, but multinational chain stores are incensed and are demanding that the ban be lifted.
Last Friday, agriculture permanent secretary Julius Shawa said the ban was necessitated by the need to protect the local market from cheaply imported produce. “We have had numerous complaints from our farmers that the imported produce had a negative impact on their business. Just recently, some tomatoes from neighbouring countries were being imported into Zambia, hence undercutting our farmers,” Shawa said.
Shawa dismissed the protestations by multinational chain stores, saying the country had the capacity to produce and consistently supply fruit and vegetables to satisfy local demand. “They need to demonstrate the inability of local farmers to supply the produce whose importation has been banned,” he said.
“The ban is good and long overdue,” said Frank Kayula, director-general of The National Union for Small-scale Farmers of Zambia. He also said the ban must be strengthened by a statutory instrument which will give up to 30% preference for local produce.
But many chain store operators are sceptical about local farmers’ ability to steadily supply them with fruit and vegetables. “The challenge we have with local producers is erratic supply,’ said one operator in a Lusaka mall.
- Govt bans importation of edible oils
- increased importation of foreign agricultural produce adversely affecting the local market-ZNFU
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
Mehr Informationen:
Netzfrau Doro Schreier
Offener Brief! Afrika – die schwerste humanitäre Krise seit dem 2. Weltkrieg
Europa erpresst Afrika mit einem rücksichtslosen Freihandelsabkommen!
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