Dramatische Zunahme von Schüler-Suizid in China – Zehnjähriger stürzt sich aus dem 20. Stock eines Hochhauses

Ein 16-Jähriger stürzte sich aus dem 30.Stock eines Hochhauses, nachdem seine Eltern ihm die PC-Spiele weggenommen hatten.  Ein Passant filmte diese Szene und stellte das Video ins Netz. Der Junge springt, während die Zuschauer, die diese Szene hilflos mit ansehen müssen, schreien. Der traurige Zwischenfall ereignete sich um ca. 13.00 Uhr am 29. April 2017 in Lanzhou, der Hauptstadt der Provinz Gansu. Ein Tag nachdem bekannt wurde, dass die 26-jährige Schriftstellerin Lin Yi-han, die in diesem Jahr einen Bestseller-Roman über ein von ihrem Lehrer vergewaltigtes Mädchen veröffentlicht hatte, Selbstmord beging. „Ich leide oft unter psychischen Erkrankungen, die mich daran hindern, in die Schule zu gehen. Lange Zeit fühlte ich mich minderwertig“, sagte die Schriftstellerin einmal in einem Interview.

Am 12. April 2017 stürzte sich ein 10-Jähriger aus seinem Schlafzimmer aus dem 20.Stockwerk eines Hochhauses, in Chongqing, China. Er war wütend, nachdem sein Vater ihm Fernsehverbot erteilt hatte. Der kleine Junge fiel auf ein parkendes Auto. Die Polizei bestätigte den Vorfall mit einer offiziellen Erklärung über die chinesischen Social Media Plattform. Auch Fotos von diesem Vorfall wurden in den Sozialen Medien verbreitet. (Titelfoto: zeigt die Mama, die um ihr Kind weint und ist aus den Sozialen chinesischen Sozial Medien)

Etwa alle zwei Minuten begeht in China ein Mensch Selbstmord, darunter viele Jugendliche, die sich überfordert fühlen.

China hat in den letzten drei Jahren die ZweiKindPolitik eingeführt, um die Zahl der Neugeborenen im Land zu erhöhen. Das Gesetz trat am 01. Januar 2016 in Kraft. Etwa 1,91 Millionen „förderfähige“ Familien haben Bewerbungsunterlagen für ein weiteres Kind eingereicht, 25 Prozent von ihnen aus Shandong. Im Jahr 2016 gab es 17,86 Millionen Neugeborene, davon waren 45 Prozent Zweitgeborene. Ein hochrangiger Forscher stellte fest, dass über 60% der Paare in China kein zweites Kind wollen. Als Grund wurden wirtschaftliche Bedenken angegeben und auch der Faktor Kinderbetreuung wurde genannt, das berichtete .chinadaily.com.cn am 27. 04. 2017. 

Chinesische Kinder gehen normalerweise im Alter von unter drei Jahren in den privaten oder öffentlichen Kindergarten, der bereits schulische Inhalte vermittelt. Aber können Kinder in diesem Alter schon mit solchen Ansprüchen umgehen? Der Blogger „Shenge“ beschreibt die scheinbare Überforderung der chinesischen Kindergartenkinder:

Angestellte aus dem Erziehungswesen nennen es „Grundschulbildung“, die den geistigen und körperlichen Entwicklungsstand und den Wissenshorizont der Kinder übersteigt sowie leicht schlechte Lerngewohnheiten verstärkt. Damit meinen sie das Auswendiglernen von Gedichten der Tang-Dynastie, die Addition und Substraktion von Zahlen bis 100, das Lernen der Umschrift chinesischer Zeichen in lateinische Buchstaben, das Schreiben und Lesen komplizierter chinesischer Zeichen und sogar das Rechnen auf dem Abakus, einem alten chinesischen Recheninstrument, und Kopfrechnen.

Sprach die Chinesische Regierung 2016 noch von einem Rückgang der Selbstmorde, so musste sie jetzt nach einer aktuellen Umfrage vom Gesundheitsministerium gestehen, dass Selbstmord die häufigste Todesursache junger Chinesen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren ist. Es gibt verschiedene Gründe, die aufgezeigt werden, doch auch die chinesischen Bildungseinrichtungen sind ein Teil des Problems. Vermehrt bringen sich junge Menschen wegen des Leitungsdrucks um. Dies haben Interviews von Journalisten ergeben, die zu dem Thema recherchiert hatten.

Nachdem 2016 bekannt wurde, dass innerhalb eines halben Jahres fünfzehn Schüler und Studenten in Hongkong Selbstmord begingen und mindestens acht weitere versuchten, sich das Leben zu nehmen, teilten Social-Media-Nutzer besorgt Tafeln wie diese, auf denen Todestag, Alter und Selbstmordgrund zu lesen sind:

hongkonger Facebook-User wollen so auf die Schüler- und Studentenselbstmorde aufmerksam machen, via Scholarism, Screenshot 02.03.2016.

Der am 07.November 2016 vorgelegte Abschlussbericht des Staatssekretärs für Bildung unter dem Titel „Schüler-Selbstmord-Komittee – Verhinderung von Selbstmord“ empfiehlt Maßnahmen, Präventionen und Hotlines, wo sich gefährdete Schüler Hilfe holen können. Die hohe Anzahl der Selbstmorde kann zu einer Krise führen, gerade in den Bildungszentren. 

Yau Tsim Mong Youths ‚Community Concern Group ist eine Gruppe von Jugendlichen in Hongkong, die sich regelmäßig treffen, um die Politik zu besprechen, die die Jugend betrifft. Quelle http://hello.mingwailau.hk/2017/02/02/ce-note/

Lau Ming-Wai, Vorsitzender der Kommission für Jugend, fordert Resilienz – die Stärkung von Kindern und Jugendlichen

2016 wurde ein SUICIDE & SELF-HARM Projects eingerichtet. Der WeCare Fund wird von Lau Ming-Wai unterstützt. Lau Ming-Wai ist nicht nur Milliardär und im Vorstand eines großen Konzerns, der der Familie von Ming-wai gehört, sondern auch Vorsitzender der Kommission für Jugend, die auch den Austausch, Ausflüge und Praktika nach China sponsert. Außerdem hat er einen Blog, in dem er seine Gedanken niederschreibt, aber auch nutzt, um mit der Jugend zu kommunizieren. Ming-Wai ist 36 Jahre alt, hat den Ultratriathlon gemeistert und Jura studiert. Und er hat sich ein Ziel gesetzt: Er hat den Selbstmorden bei Jugendlichen den Kampf angesagt. Das Institut hat sich mittlerweile weltweit in der Selbstmordforschung und der Prävention etabliert.

Im März 2015 ernannte die Regierung von Hongkong Lau Ming-Wai zum Vorsitzenden der Kommission für Jugend, eines beratenden Gremiums für die Entwicklung der Jugend. Lau Ming-wai ist ein ehemaliger Angestellter von Goldman Sachs. Sein Vater Joseph Lau hat Ming-Wai als Vorstand für den Bauträger Chinese Estates Holdings ernannt. Nachdem Lau durch die vielen Selbstmorde auch an den Schulen in Hongkong auf das Problem aufmerksam wurde, gründete er eine Art Stiftung, die sich mit dem Thema Suizid auseinandersetzt.

Es ist ruhig um die Hongkonger Jugend geworden, die 2014 durch die Occupy Central 和平佔中 – die Umbrella Revolution in den Schlagzeilen war und nach 79 Tagen durch die Regierung gewaltsam aufgelöst wurde. Und hatte man den Zehntausenden Protestierenden versprochen, dass sie ihren eigenen Kandidaten zu den Wahlen 2017 benennen dürfen, so hat sich auch dieses durch die chinesische Regierung zerschlagen. Eine Wahlversammlung bestimmte Ende März 2017 den neuen Stadtchef, ganz linientreu, im Sinne Pekings. Und wie es auch in China der Fall ist, steigen die Selbstmordraten in Hongkong. 

Am 30  März 2016 ließ die Regierung von Hongkong die Einrichtung eines Ausschusses von Experten bestehend aus einem 21-köpfigen Team von Eltern, Studenten, Professoren der Universitäten und Parteien, um die Ursache für die steigende Zahlt der Selbstmorden von Studenten der Sache auf den Grund gehen. Außerdem sollen Maßnahmen und Empfehlungen erfolgen. Ausschlaggebend waren die jüngsten Vorfälle der oben genannten Selbstmorde.

Lau Ming-Wai, als Vorsitzender der Kommission für Jugend:

„Während meiner Amtszeit als Vorsitzender der Kommission für Jugend (CoY) habe ich großen Wert darauf gelegt, mit unseren Jugendlichen zu kommunizieren. Abgesehen von offiziellen Aktivitäten des CoY, hatte ich in Kontakt mit jungen Leuten und hörte ihre Ansichten durch weniger formale Kanäle, einschließlich Small-Group-Meetings und Social Media. Viele der Jugendlichen, die ich getroffen habe, sind Schüler aus allen Altersstufen und Hintergründen, aber ich habe auch mit jungen Politikern und Aktivisten, Athleten, Unternehmern, Künstlern und ethnischen Minderheiten gesprochen. Um unsere Jugend und die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, zu verstehen, müssen wir die Art und Weise verstehen, in der Jugendliche mit der Gemeinschaft zusammenarbeiten. Deshalb habe ich auch darauf geachtet, auch andere Stakeholder zu engagieren, darunter Eltern, Lehrer und Parteien, Sozialarbeiter und Nichtregierungsorganisationen (NGOs).“

In der Policy-Address 2017 wurden Lau Ming-Wai und seine Kommission für Jugend (CoY)  aufgefordert, Vorschläge für eine Jugendentwicklungspolitik vorzulegen.

„Die Selbstmordfälle unter Studenten hatten im vergangenen Jahr zu Diskussionen über die psychische Gesundheit der Jugendlichen geführt“, so Lau Ming-Wai, als Vorsitzender der Kommission für Jugend. Daraufhin wurde ein Ausschuss, der sich mit diesem Thema befasst, gegründet. Dabei stellte er auch fest, dass die Hongkonger Jugendentwicklung etwas übersehen hat: Resilienz! [in der Psychologie wird so die Widerstandskraft genannt, Krisen zu überwinden.]

 Resilienz ist ein Thema, das vielen Regierungen in der Jugendpolitik auf der ganzen Welt zugrunde liegt, so Lau Ming-Wai, darunter Großbritannien, Australien und Neuseeland. Um die Definition des Vereinigten Königreichs zu verwenden, ist die Widerstandsfähigkeit die „mentale Zähigkeit“, die jungen Menschen hilft, sich mit Herausforderung, Stress und Druck zu befassen. Sobald wir den Fokus von der Selbstmordprävention auf eine proaktive, ganzheitliche Strategie verlagern, um die Widerstandsfähigkeit zu vermitteln, hier die Frage:

Wie rüsteten wir unsere Jugend mit der Fähigkeit aus, mit Widrigkeiten fertig zu werden und Hürden im Leben zu überwinden? Dies sollte das HKSARG bei der Gestaltung von Strategien zur Jugendentwicklung fördern. 

Das Thema Resilienz muss in allen Kontexten berücksichtigt werden. Schule, Lehrer, Eltern, Sozialarbeiter und Organisatoren von Jugendprogrammen spielen alle eine Rolle. Es gibt zwei Punkte, nach denen wir uns alle richten können, wenn wir mit unserer Jugend zusammenarbeiten.

  • Zuerst müssen wir jungen Menschen mehr Möglichkeiten bieten, den Erfolg auf unterschiedliche Weise zu erleben. Wir müssen uns von Elitismus und einer utilitaristischen Sicht auf außerschulische Aktivitäten entfernen und eine Kultur der Vielfalt fördern, in der die Schüler lernen, ihre Individualität und ihre Stärken zu schätzen.
  • Zweitens müssen wir unsere Jugend dazu ermutigen, eine Denkweise zu entwickeln – das heißt, Misserfolge und Rückschläge als Wachstumschancen wahrzunehmen. Um dies zu tun, sollten wir als Erwachsene junge Menschen mit Lob für ihre Bemühungen fördern, sogar Fehler willkommen heißen.

Der HKSARG sollte die Führung bei der Anerkennung der Widerstandsfähigkeit als übergreifendes Prinzip der Jugendentwicklung übernehmen. Dieses Prinzip sollte die Entscheidungsfindung über die Zuweisung von Mitteln für Jugendprogramme informieren. Das HKSARG sollte auch das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Resilienz, Vielfalt und der Denkweise des Wachstums fördern und bewahren, um ein unterstützendes Umfeld für unsere Jugend zu schaffen.

Eine Jugendentwicklungspolitik ist die langfristige Vision von Hongkong für seine Jugend, eine einheitliche Aufforderung für alle Stakeholder und ein strategisches Roadmap für zukünftige Aktionen.

Unsere Jugend ist unsere Zukunft. Sie braucht unsere Unterstützung, um glücklich, gesund und belastbar zu sein. Eine Jugendentwicklungspolitik gibt unseren Weg vor, um dieses Ziel zu erreichen, und ich bitte darum, dass der nächste Chief Executive uns bei diesem Bestreben unterstützt. (Mehr in englisch: An Open Note to all Chief Executive Candidates)

Zwischen Leistungsdruck und Suizid

Die erste und wichtigste Regel im Leben eines chinesischen Kindes: Bildung. Der Leistungsdruck ist enorm. „Eltern und Lehrer haben ständig ein Auge auf dich“, erklärt Fengjie Jiang, Austauschstudentin aus der Provinz Jiangsu in Mittweida.

Harte Prüfungen müssen bestanden werden, allein um von der Grundschule auf das Gymnasium zu kommen. Nicht anders verhält es sich bei der Zulassung zum Studium. Der Wettbewerb ist hoch – allein in Jiangsu nehmen jährlich mindestens 400 000 Schüler an dieser Prüfung teil. „Ein gutes Studium ist alles in China. Es ermöglicht einen guten Job und somit ein gutes Leben“, sagt Jiang. Sie erhofft sich das von ihrem deutschen Abschluss. Wer in China studiert, braucht eine gute Kondition – vor allem psychisch. Die Gründe liegen nicht nur im Leistungsdruck, sondern vor allem auch in der Erziehung. Durch die Ein-Kind-Politik werden Jugendliche zwar in Schule und Ausbildung in jeder Hinsicht von den Eltern unterstützt, aber nicht auf eventuelle zwischenmenschliche Probleme vorbereitet: Streit mit Kommilitonen, keine Freunde, schlechtere Noten als andere. Quelle die-novum.de

Wenn man Daten für China recherchiert, sind diese mit Vorsicht zu genießen. Fakt ist allerdings, dass die Selbstmorde bei den Kindern und Jugendlichen in China steigen. Über Kinderselbstmord wird in den meisten Ländern nicht berichtet, noch gibt es kaum wissenschaftliche Studien, die sich mit dem komplexen Thema befassen.

callar“ kommentiert in einem Forum:

Wenn Abschlussprüfungen waren, gab es an meiner Universität immer ein paar, die es nicht ausgehalten haben und vom Dach gesprungen sind. Damals hatte ich zwar Mitleid, aber ich dachte, es liegt daran, dass diese Menschen einfach zu schwach sind. Jetzt bin ich es, der seinen Abschluss macht, in Prüfungen schlecht abschneidet, bei der Arbeitssuche an seine Grenzen stößt und zu Hause immer nur hört: „Wenn du nicht fleißig bist, können wir dir auch nicht helfen“. Man kann eben nicht wissen, welche Schwierigkeiten und Unsicherheiten andere gerade durchmachen. Quelle

Tatsächlich ist der große Druck, Bestnoten erzielen zu müssen, Hauptgrund der Schüler-Selbstmorde. Immer mehr Kinder werden psychisch krank und haben Angst, ihre Eltern zu enttäuschen.

Was ist das Ziel der Bildung? Ist unser Bildungssystem so konzipiert und umgesetzt, dass dieses Ziel erreicht wird? Genau das fragte Lau Ming-Wai in seiner Stellungnahme die Regierung. Wie schon erwähnt, ist er der Sohn eines Milliardärs, ein Hochleistungssportler und muss sich um seine Zukunft bestimmt keine Sorgen machen. Doch wer weiß, Geld ist nicht alles und vielleicht wurde auch er von seinen Eltern gedrillt, denn schließlich sollte er ja den Konzern einmal übernehmen.

Jeder möchte das Beste für sein Kind und an erster Stelle steht die Bildung, denn ohne Bildung gibt es keinen Job. Laut WHO bringt sich alle 40 Sek. ein Mensch um. Laut Welt-Suizidpräventionstag 2012 ist Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen. Seelische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheiten der Kinder.

Stark fürs Leben – Was kann die Gesellschaft dazu beitragen? Vielleicht sollten wir die Worte von Lau Ming-Wai, des Vorsitzenden der Kommission für Jugend, ernst nehmen, denn ansonsten verliert nicht nur China eine ganze Generation, sondern auch wir, die wir aus der weltlichen Welt kommen.

Netzfrau Doro Schreier

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