Früher gab es immer das Wort zum Sonntag, heute gibt es sicher immer noch viel zu sagen, doch wer hört wirklich noch zu?
Wir sind eine Gesellschaft voll Egomanen, nicht wirklich tolle Vorbilder für die Kinder! Wenn wir schon lesen, dass man 1,99 Euro für Rosen zum Muttertag ausgeben möchte, weil man sich ja nichts anderes mehr leisten könne, dann wird einem im wahrsten Sinne des Wortes schlecht!
Wie kann man sich an Blumen für 1,99€ wirklich freuen, wenn man doch weiss, welches Leid diese Blumen wirklich verursachen?
Ausschlaggebend war dieser Beitrag, über Blumen aus Afrika:
„Ich kann mir nichts leisten, mein Einkommen ist so gering….“ ein Argument, welches in der heutigen Zeit gerne für alles und jedes herhalten muss!
Nun mal Butter bei den Fischen, wer muss in Deutschland wirklich hungern? Der Umsatz an Fertignahrung steigt. Dr.Oetker freut sich und auch Nestlé mit seiner Marke Wagner kann sich über einen super tollen Umsatz freuen, denn im Geschäftsbericht von Nestlé steht: Tiefkühlpizza der Marken Wagner und Buitoni gehörten ebenfalls zu den Wachstumsmotoren.
Nun gehen Sie zu Aldi oder Lidl und schauen Sie in die Einkaufskörbe, besonders wenn diese mit tollen Angeboten locken. Die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, erwirtschaftete 2016 ca. 90 Milliarden Euro Umsatz. Dazu auch: The Big Four – Die Macht von Aldi, Edeka & Co.
Allein mit Non-Food, also alles was nicht in dem Bereich Nahrungsmittel gehört, verdienen ALDI und LIDL vielleicht sogar mehr, als mit Nahrungsmitteln.
Und wissen Sie, wie viel Geld für Süßigkeiten ausgegeben werden?
Nach Schätzungen des BDSI konnten die über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2015 auf eine Produktion von rund 3,99 Mio. t zurückblicken. Wertmäßig stieg die Produktion um etwa 2,6 % auf rund 12,58 Mrd. €.
Sie können sich nichts leisten? Komisch, dass sogar ein Bundestagsbeschluss „Gesunde Ernährung stärken, Lebensmittel wertschätzen“ ins Leben gerufen werden muss, die sich mit der Verringerung von Zucker, Salz und Fett auseinender setzt. Zur Finanzierung dieses Projektes wurden im Bundeshaushalt 2016 sogar 2 Millionen Euro eingeplant!
Wenn jetzt logischer Weise, alle auf diese Süßigkeiten u.s.w. verzichten, oder vielleicht weniger kaufen würden, was hätten wir mit diesem Geld, alles machen können!
Hier sei mir erlaubt auch diese Studie zu erwähnen: Wer Dick und Doof gleichermaßen darstellen und außerdem noch an Alzheimer erkranken möchte, hat es einer neuen Studie zufolge einfach: Er muss sich nur ungesund ernähren. Siehe: Neue Studie: Viel Fett und Zucker lassen das Hirn schrumpfen
Was glauben Sie, wer die Konsumenten für Bezahlfernsehen sind? Genau: diejenigen, die sich angeblich nichts leisten können.
Wer sind die Konsumenten für teuere Smartphones und diverse Apps? Genau: diejenigen, die sich angeblich nichts leisten können.
Wer bezahlt später die teuersten Arzneimittel? Genau: diejenigen, die sich ja vorher nie was leisten konnten.
Wie Superreiche von der Armut ihren Profit ziehen, habe ich Ihnen ebenfalls erklärt und damit sogar einen ganzen Sonntag verbracht, damit Sie wissen, wie das System funktioniert. Denn während sich die „Armen“ weiterhin verschulden, die Zeitarbeiter immer mehr werden, Schulen unter Sanierungsstau leiden und auch andere Reformen dazu führen, dass gerade die ärmere Bevölkerung vermehrt durch die Banken- bzw. Finanzkrise leiden, wurden und werden die Reichen immer reicher. Diese haben ein neues Investment gefunden. Da immer mehr Menschen arm werden, profitieren sie von der Armut. Ja, sie lesen richtig. Die Armut der Menschen ist ein Investment, das sich für die Reichen als eine profitable Anlageform herausgestellt hat. Siehe: Die Macht der Superreichen, wie sie aus der Armut ihren Profit ziehen! Militarisierung der Polizei weltweit – Major differences between rich and poor people
Sie gehören also zu der sogenannten „ärmeren Schicht“? Wir Banker würden jetzt sagen: Sie gehören zu der D und C – Gruppe, mit der man nicht viel Umsatz machen kann, daher minimaler Aufwand betreiben. Nicht umsonst wurden die Selbstbedienungszonen in Banken errichtet. Sie zahlen hohe Zinsen, wenn Sie für Ihren Konsum das Konto überziehen, während wir doch überall lesen, dass die Reichen gar keine Zinsen zahlen müssen. Siehe Ohne Zins und Verstand: Bekannte Krisen, weiter köchelnd
Schauen Sie sich Ihre Schränke an, was finden Sie dort, Chips?
Oder vielleicht Kisten mit Bier und andere alkoholische Getränke?
Wie sieht Ihr Kleiderschrank aus, wie viele Jeans haben Sie?
Oder schauen Sie in Ihrem Schuhschrank, stehen dort vielleicht 10 oder sogar mehr Paar Schuhe?
Gehen Sie ins Badezimmer, wie viele verschiedene Sorten Creme verwenden Sie?
Und da wäre noch die Zeitschriften, Bunte, Gala, Bild der Frau oder Frau im Spiegel und wie Sie alle heißen.
Ja, Ihr Einkommen reicht dann nicht mehr wirklich für Wichtiges aus, denn einmal ausgegeben, ist es weg.
Achnee, weg ist es ja nicht, hat ja nur jemand anderes, nämlich die, die sich wirklich gesund ernähren. Die ihre Schuhe vom Schuster nebenan anfertigen lassen und die sogar sich einen Gärtner leisten können, um das Gemüse selber anbauen zu können.
Aber Sie sind ja glücklich, mit Ihren Blumen für 1,99€, wie ich in den Kommentaren lesen konnte. Ja, man kann sich nichts mehr leisten. Doch sollte die Frage lauten, was kann ich mir leisten und wofür gebe ich mein Geld wirklich aus?
Wenn ich mir die Umsätze der Konzerne anschaue, weiss ich es. Die Quartalszahlen der Konzerne waren schon immer ein wichtiges Indiz, wofür die Menschen ihr Geld, welches sie ja angeblich nicht haben, ausgeben.
Beispiel, meine Tochter hat in ihrem Studium wirklich von wenig Geld leben müssen. Woran sie nicht gespart hat, war Nahrung. Dafür war die Jeans so was von durchlöchert, dass ich immer Mitleid hatte und ihr eine neue kaufen wollte. Nicht, dass ich es mir nicht hätte leisten können, sondern meine Tochter wollte nicht. Sie sagte immer, dass sie das Geld lieber für Fotokopien und Bücher für die Uni haben wollte. Ja, trotz Studiengebühren, die wir zahlen mussten, gab es noch zusätzliche Kosten, die wir für das Studium zu tragen hatten. Was Studenten nicht haben, ist Geld. Und glauben Sie mir, es wird, auch wenn keine Studiengebühren angeblich mehr anfallen, nicht besser, denn allein der Wohnungsmarkt frisst einen ganz schöner Batzen.
Nun wäre es einfach zu sagen, man isst in der Mensa, doch auch das kostet Geld. Was also machen?
Mein Tochter kaufte sich Kartoffeln und kochte diese. Not macht erfinderisch, also entdeckte sie Rote Beete auf dem Markt, die gerade günstig angeboten wurden. Sie rief mich an und erzählte ganz stolz, dass sie und ihre Mitbewohnerinnen, allesamt Studentinnen, ein wundervolles Essen hatten: Kartoffeln mit Roter Beete.
Von da an waren diese Mädels Stammkunden auf dem Markt und kauften, was gerade im Angebot war. Sie fingen an, ihr Brot selber zu backen, als Auflage gab es Spinatblätter. Dann entdeckten sie Gemüsesuppe u.s.w. Kochten Marmelade und wissen Sie was diese Mädels auch gemacht haben? Kekse gebacken und es sprach sich unter den Studenten rum. Anstatt in Diskotheken zu gehen, oder „Studentenkneipen“ wurde jetzt gekocht, man traf sich und jeder brachte was mit.
Heute sind diese Mädels keine Studenten mehr, sondern haben alle eine gut bezahlte Anstellung bekommen. Und was glauben Sie , was machen sie?
Sie fahren jedes Jahr zusammen für ein paar Tage in Urlaub.Und dann gibt es eine Liste, was jeder mitnehmen muss, damit sie Vorort nichts kaufen müssen.
Sie haben dann kleine Marmeladengläser, die sie gesammelt haben, gefüllt mit Zucker, Salz und Gewürze. Sie mieten sich kleine Wohnungen und haben viel Spass. Und obwohl sie keine Studenten mehr sind, haben sie sich eines bewahrt – weniger ist mehr.
Blumen für 1,99€ würden diese Mädels nie kaufen, sie würden lieber auf einer Wiese Blumen pflücken.
Sind das nicht schöne Erinnerungen, die eine Mutter erzählen kann?
Ja, ich könnte Ihnen noch mehr erzählen, denn wir wissen, welches Leid hinter so manchem Produkt steckt und Not, macht bekanntlich erfinderisch.
Und man will ja noch leben, so ein weiteres Argument, welches gerne genommen wird.
Doch, das tun wir auch und freuen uns jeden Tag über Zeit, die wir alle miteinander verbringen können. Wir haben gelernt, dass weniger mehr ist und besonders Zeit, ein wertvolles Gut ist.
Und wir erzählen uns Geschichten und wir lachen, dazu brauchen wir keine Blumen für 1,99€.
Denken Sie mal darüber nach. Nächste Woche ist Muttertag und da brauchen wir keine Blumen oder irgendwelche Geschenke, ich muss nur wissen, ob es meinen Kindern gut geht. Ein Telefonat, da wir alle sehr weit von einander entfernt wohnen, reicht schon aus. Nein, keine SMS oder Whatsapp- Nachricht, denn dann höre ich nicht ihre Stimmen. Ich will ja hören, dass es ihnen gut geht. Und dann setze ich mich hin, mit einer Tasse Tee und höre zu, was, meine Kinder mir neues zu erzählen haben.
Und da ich glücklicher Weise auch noch eine Mutter habe, die ebenfalls weit weg wohnt, rufe ich auch dort an und höre zu, wenn sie mir von ihren Bekannten erzählt, ich kenne diese zwar nicht und vielleicht interessiert es mich auch gar nicht, aber ist es so schlimm? Es ist doch schön, wenn meine Mutter etwas tolles erlebt, also teile ich ihre Freude. Wir rufen uns übrigens fast jeden Tag an, dies schon seit Jahrzehnten und wir haben uns immer noch etwas zu erzählen.
Denken Sie mal darüber nach, weniger ist mehr und ganz besonders Zeit und Gesundheit, dass man diese Zeit auch genießen kann.
Netzfrau Doro Schreier
Generation Aussichtslos – Zukünftige Generation Altersarmut trotz akademischer Bildung
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