Welche Rohstoffe stecken in Waschmaschinen, Handys oder Autos und woher kommen diese?
Das kann kaum einer wirklich beantworten. Dabei handelt es sich um Rohstoffe, die von Millionen Menschen tagtäglich unter schwersten Bedingungen in Bergbauschächten abgetragen werden. Um zu überleben, riskieren die Arbeiter ihr Leben und werden dann oftmals vom Militär ihres Lohnes beraubt. Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind die Verbraucher in den Industrieländern. Billige Rohstoffe = billige Computer oder Handys.
So müssen unter archaischen Bedingungen Arbeiter z. B. im Kongo mit bloßen Händen Rohstoffe wie Tantal, Zinn und Wolfram aus der Erde buddeln. Die Metalle werden dringend gebraucht, sind sie doch Hauptbestandteil zahlreicher elektronischer Geräte.
Bei den Lebensmitteln soll inzwischen alles Bio sein. Denn da weiß man, was drin ist, ja sogar von welchen Bauern die Eier oder die Milch kommen. Was allerdings in den Waschmaschinen, Handys oder Autos steckt und woher es kommt, das kann kaum einer wirklich beantworten.
Afrika ist reich an natürlichen Ressourcen und könnte im Prinzip reich sein und trotzdem ist Afrika einer der ärmsten Kontinente. In Afrika hungern Millionen Menschen. Allein in Kenia seien 2,5 Millionen Menschen von Nahrungsmittel- und Wassermangel betroffen. 15 Millionen Menschen hungern in Äthiopien, Dschibuti, Eritrea und Somalia. Hunger herrscht auch im Südsudan auf Grund eines Bürgerkrieges. Über zwei Millionen Menschen sind im Südsudan selbst auf der Flucht, 1,3 Millionen sind in die Nachbarländer geflohen. Auch in Nigeria und um den Tschadsee hungern sieben Millionen Menschen.
Von 2009 bis 2014 erzielten die vier größten Rohstoffhändler der Welt – Vitol, Glencore, Cargill und Trafigura – 816 Milliarden Dollar Einnahmen – diese vier nehmen im Jahr jeweils mehr als 100 Milliarden Dollar ein. Damit spielen sie in derselben Liga wie etwa Apple oder Chevron, nur mit dem Unterschied, dass letztere jeder kennt. Die Schweiz ist mittlerweile Europas wichtigste Drehscheibe im Rohstoffhandel. Mehr als 500 Handelshäuser sind hier dank niedriger Steuern und schwacher staatlicher Kontrolle tätig. Während die Rohstoffhändler Milliarden verdienen, bleiben die Menschen der Förderländer arm und haben mit Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu kämpfen. Lesen Sie hier: Die Welt will von Afrika vor allem Rohstoffe und nimmt den Hunger in Kauf – Companies are at the forefront of a new “scramble for Africa” – New colonial invasion
- Schweizer Rohstoffhandelsfirmen wie Trafigura nutzen die schwachen Standards in afrikanischen Ländern systematisch aus: Sie überschwemmen diese Märkte mit schmutzigen Treibstoffen, die in Europa niemals verkauft werden dürften – mit verheerenden Folgen für die Gesundheit der Menschen.
- Der Schweizer Rohstoffhändler Trafigura hat in der Elfenbeinküste vor Jahren eine halbe Million Liter Ölschlamm entsorgen lassen. Der Giftmüll beschäftigt das Land bis heute. Diese Umweltverschmutzung forderte laut Uno-Angaben mindestens 16 Tote. 100 000 Menschen beklagten Gesundheitsbeschwerden. Trafigura bezahlte mehrere Millionen als Entschädigung für die Opfer und zur Säuberung der verschmutzten Mülldeponien, doch Tausende warten bis heute auf ihre Entschädigungen.
- Zwischen 2011 und 2013 kauften in Genf oder Zug ansässige Rohstoffhändler staatliches afrikanisches Rohöl im Wert von mindestens 55 Milliarden Dollar. Dies entspricht rund 12 Prozent der Gesamtbudgets aller 10 untersuchten Sub-Sahara-Staaten.
- Im November 2012 genehmigte die europäische Wettbewerbsbehörde den Zusammenschluss der Rohstoffgiganten Glencore und Xstrata. Es war die größte Fusion in der Rohstoffbranche seit Jahren. Die EU-Kommission hatte den Weg zu dieser Fusion freigemacht. Wen wundert es noch… Mit der Glencore-Zusage sei der Wettbewerb auf dem Zinkmarkt in Europa gewährleistet und die Kunden könnten weiter Produkte zu günstigen Preisen und von guter Qualität kaufen, erklärte der damalige EU-Kommissar Joaquin Almunia. Nyrstar hat das Metall bislang über Glencore abgesetzt.
Allein 2014 wurden knapp sieben Tonnen Gold aus Togo in die Schweiz eingeführt, und das, obwohl Togo kaum Gold produziert. Recherchen der Organisation Public Eye ergaben, dass das Edelmetall im Nachbarland Burkina Faso abgebaut wurde. Die Mineure in Burkina Faso leisten 12-Stunden-Schichten und sind existenziellen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken ausgesetzt. 30 bis 50 Prozent dieses Goldes wird von Kindern gefördert. Durch den Schmuggel entgehen Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, zudem wichtige Einnahmen. Die Tessiner Firma Valcambi, wo das Gold aus Kinderhänden raffiniert wurde, wäre eigentlich durch einen Branchenstandard und ihren eigenen „Code of Conduct“ freiwillig zur Überprüfung ihrer Lieferkette verpflichtet gewesen.
- Zwei Drittel aller Energie- und Metall-Ressourcen und ein Großteil der Agrarrohstoffe stammen aus Entwicklungsländern.
- In vielen rohstoffreichen Entwicklungsländern leben 300 Millionen Menschen in Armut, d. h. von maximal 2 Dollar pro Tag.
- Die vornehmlich in den Handelszentren Genf und Zug erwirtschafteten Erlöse des Rohstoffsektors sind zwischen 2001 und 2011 um das 14-Fache gestiegen.
- Sechs der zehn umsatzstärksten Schweizer Unternehmen sind Rohstoffkonzerne.
- Mindestens 20 Prozent des globalen Rohstoffhandels läuft über die Schweiz.
- Das Vermögen der sechs Top-Manager von Glencore lag beim Börsengang 2011 höher als das jeweilige Bruttoinlandsprodukt der 96 ärmsten Länder der Welt im selben Jahr.
- Käme der Rohstoff-Reichtum effektiv der Bevölkerung in Entwicklungsländern zugute, könnten bis 2030 etwa 540 Millionen Menschen den Weg aus der Armut finden. Das sind mehr Menschen als jene, die diesen Schritt seit 1994 in China geschafft haben.
- Mehr Informationen: Zocken auf Kosten der Ärmsten – Am Anfang stehen die Rohstoffe – Die geheimen Deals der Rohstoffhändler – Manipulation und Ausbeutung incl.
Die Dokumentation „Sklavenarbeit für unseren Fortschritt“ zeigt erschütternde Bilder dieser Ausbeutung. Ob Waschmaschine oder Handy, ob Windrad oder Auto, zur Herstellung von Wohlstandsprodukten werden seltene Rohstoffe wie Zinn, Wolfram, Tantal oder auch Gold benötigt.
Weil die Nachfrage boomt, strömen in Asien, Afrika und Südamerika Millionen Menschen in den Bergbau und graben die Rohstoffe für die Hightech-Produkte aus der Erde. Oft illegal, unkontrolliert und unter unsäglichen Bedingungen. Archaisch, wie zu biblischen Zeiten, holt Clement im Kongo mit bloßen Händen Gold aus dem Berg. Militär, Polizei und Behörden kassieren ihn ab.
Dann wird das Gold aus dem ehemaligen Kriegsgebiet Ostkongo geschmuggelt. Clements Familie ist hoffnungslos verschuldet, obwohl Clement oft Tag und Nacht schuftet. Christina in Bolivien gräbt nach Wolfram. Das Metall ist extrem hart, das bedeutet zwölf Stunden täglich Steine zertrümmern, bei Kälte und Nässe auf 4300 Metern Höhe. Sie hat keine Wahl. Sie muss sich und die Kinder durchbringen. Ihr Mann ist tot. Krankheit und Unfälle in der Wolframmine gehören zum Alltag. Dazu auch Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger?
Der Autor Tilmann Achtnich macht sich auf die Suche nach der Herkunft seltener Rohstoffe in den Minen Afrikas und Südamerikas und erzählt die Geschichten der Minenarbeiter. Und er fragt nach: Welche Rolle spielt die Industrie? Gibt es Auswege?
Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone – bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man “geplante Obsoleszenz”. Siehe dazu Geplante Obsoleszenz: Kaufen für die Müllhalde
Apple – Das “blutige” Geschäft mit dem iPhone
Der Verkauf von IPHONE 5 boomte – Zwei Millionen Bestellungen in 24 Stunden,und weltweit twitterten Fans, er ist da – der NEUE von Apple. Stundenlang standen Fans weltweit vor den Applestores und warteten, dass sie ihr erspartes Geld für das „teure“ Handy auf den Ladentisch legen konnten. Würden diese Fans von dem neuen iPhone auch dann kaufen, wenn sie wüssten, unter welchen Missständen diese gebaut wurden? Ich befürchte ja.
Mittlerweile gibt es das IPHONE 6 und als nächstes steht das iPhone 7 an und auch hier wird der Hype sehr groß sein – weltweit natürlich.
Trotzdem sollten wir immer wieder darauf aufmerksam machen, wie viel Leid mit diesen iPhones verbunden ist.
Mehr als 90% aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren besitzen heute ein eigenes Handy. Der Siegeszug des Handys in dieser Altersgruppe ist gleichzeitig ein Beleg für die wichtige Rolle, die dieses Produkt in der Alltagswelt von Jugendlichen spielt.
Gerade bei diesen Altersklassen sollte eine besondere Aufklärung erfolgen. Hier sind u. a. die Schulen und Eltern gefragt.
Ein Leben ohne Handy – kaum noch vorstellbar!
Die schöne Welt der Mobiltelefone hat eine dunkle, blutige Seite. Rebellengruppen im Ostkongo erobern Coltanminen und verkaufen illegal das seltene Erz, das für die Herstellung von Handys benötigt wird. Die Zivilbevölkerung wird brutal vertrieben. Vergewaltigungen werden als Kriegswaffe eingesetzt. Wenn man weiß, dass man Coltan verwendet oder kauft, für das eine ganze Dorfgemeinschaft niedergemetzelt worden ist, dann muss uns das zum Umdenken bringen.
Das Apple-Handy mag für viele ein tolles Gerät sein, keine Frage. Aber jede(r) KäuferIn sollte sich über Folgendes bewusst werden:
Mindestens 240 Euro Gewinn macht Apple mit jedem verkauften iPhone 5. Denn Apple produziert zu relativ niedrigen Kosten – und greift den Käufern trotzdem tief in die Tasche.
In einem Dreivierteljahr kommt wieder das Neue, und danach das Neue und so weiter. Hinzu kommt ein Raubbau an Ressourcen (Apple-Handys sind kaum wartbar und müssen weggeschmissen werden), die Ausbeutung der Mitarbeiter in den Zuliefer-Firmen, überhöhte Preise und vieles mehr.
… und das alles für ein mobiles Telefon. Siehe auch: U2 & Apple: Bono verkauft sich an Apple und unterstützt somit den Krieg im Kongo
Billige Rohstoffe = billige Computer oder Handys. Doch wollen wir Konsumenten diese Bedingungen akzeptieren? Und was macht die Industrie? Weiß sie, woher ihre Rohstoffe kommen? Hat sie überhaupt ein Interesse an „sauberen“ Rohstoffen? Fakt ist: Ob Waschmaschine, Handys, Autos und Computer, Sklavenarbeit wird für unseren Fortschritt geleistet – Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind wir Verbraucher. Ein hoher blutiger Preis für unseren sogenannten „Fortschritt“!
Netzfrau Doro Schreier
Viele arme Länder mit Rohstoffen versinken im Krieg und genau dorthin werden Rüstungsgüter verkauft!
Billig, billiger, am billigsten – Kinderarbeit und Umweltverstöße
Raubbau wegen Rohstoffen – Erdrutsch Guatemala – 32 Tote und 600 Vermisste
Rüstungsgüter gegen Rohstoffe – besichert durch Steuergelder
“Atomic Africa” – Uranbergbau, Atomindustrie & Widerstand in Afrika- und notfalls mit Gewalt
Google und Nestlé: Have a break, have an Android – Der Deal mit der “bitteren Schokolade”
Philip Morris und die unhaltbaren Zustände der dort geleisteten Kinderarbeit…
Aktiennotierte Unternehmen, die Moral und die unendliche Gier
1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar