Sklaverei – auch in Deutschland

sklaveSklaverei hat viele Gesichter – 45,8 Mio. Menschen in der heutigen Welt sind versklavt. Jedes Land der Welt erlässt Gesetze gegen die moderne Sklaverei. Aber nur sehr wenige Regierungen haben versucht, Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen.

„Sklaven und Zwangsarbeiter gibt es bei uns nicht“, denken viele. Keine Frage: Die Zustände in asiatischen Textilfabriken, auf den Kakao- und Kaffeeplantagen oder in den Käfigen von Shrimp-Fischern im Pazifik sind auch hierzulande inzwischen bekannt. Aber Sklaverei direkt vor unserer Haustür? Gibt es das? Und wenn ja: Profitieren wir etwa alle davon?

Laut Global Slavery Index sind  45,8 Mio. Menschen in der ganzen Welt versklavt

Es passiert mitten unter uns, mitten in Europa, mitten im 21. Jahrhundert: Menschen, die wie Sklaven zur Arbeit gezwungen werden, verkauft, vermietet, ausgebeutet. Dabei handelt es sich nicht um Einzelschicksale, sondern weltweit können 45,8 Millionen Menschen nicht frei über ihr Leben entscheiden.

Schätzungsweise 45,8 Millionen Männer, Frauen und Kinder auf der ganzen Welt werden heute in der modernen Sklaverei gefangen gehalten. Sie werden durch den Menschenhandel versklavt, Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft, Zwangsehe oder kommerzielle sexuelle Ausbeutung.  Die australische Menschenrechtsorganisation Walk Free Foundation hat diese erschreckenden Zahlen in dem dritten Index über die globale Sklaverei veröffentlicht. Danach hat es in allen 167 Ländern auf der Liste Anzeichen für Sklaverei gegeben, so der Bericht. Es sind 28% mehr Menschen, die weltweit von der modernen Sklaverei betroffen sind, als angenommen. 

Höchste Prävalenz:

Prävalenz: 1. Nordkorea (4,37 %); 2. Usbekistan (3,97 %); 3. Kambodscha (1,65 %); Indien (1,40 %) Katar (1,36 %).

Absolute Zahlen: 1. Indien (18.35 m); 2. China (3.39 m); 3. Pakistan (2,13 m); 4. Bangladesh (1,53 m); 5. Usbekistan (1.23 m).

Der niedrigste Prävalenz: 52 (Alle mit 0,02 % Prävalenz): Luxemburg; Neuseeland; Irland; Norwegen; Dänemark; Schweiz; Österreich; Schweden; Belgien; Australien; Kanada; Spanien; Großbritannien; Frankreich; Deutschland; USA 51. Brasilien (0,08%); 50. Die Niederlande (0,1%).

Stärkste Aktion: 1. Niederlande; 2. US; 3. Großbritannien; 4. Schweden; 5. Australien. 

Immer wieder schreiben wir von moderner Sklaverei und dies im 21 Jahrhundert, wobei Sklavenarbeit schon vor 150 Jahren verboten wurde.

  • Thailand ist einer der wichtigsten Fischexporteure der Welt und einer der größten Lieferanten an Staaten der Europäischen Union. Haben Sie in letzter Zeit Garnelen gegessen? Wenn diese aus Thailand kamen, dann könnte Ihnen gleich der Appetit vergehen. Wer Garnelen aus Thailand kauft, kauft das Produkt von Sklavenarbeit.  > Sklavenarbeit und Kinderarbeit für billige Shrimp-Importe!
  • Sklavenarbeit auf Kakaoplantagen > Bittere Schokolade – eine Nestlé-Geschichte – Nestlé wurde wegen erzwungener Kinderarbeit angeklagt!
  • Es ist erschreckend: 215 Millionen Kinder arbeiten weltweit unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und zu Dumping-Löhnen. Sie arbeiten in der Textilbranche, auf Kakaoplantagen, in der Fischindustrie, in Minen, als Kindersoldaten oder, wie im März in Brasilien unweit der Olympischen Spiele aufgedeckt, in der Kinderprostitution. Weltweit werden geschätzte 1,8 Millionen Kinder zur Prostitution oder Pornographie gezwungen. Kinderhandel, Kinderpornografie und Kinderprostitution haben sich in zurückliegender Zeit weltweit ausgebreitet und sind zu riesigen Märkten mit enormen Gewinnspannen geworden. Aber auch für große Konzerne, in den unterschiedlichen Branchen, sorgen Kinder dafür, dass auch hier die Gewinnspannen steigen. Kinder sind „billig“ und ihren Peinigern schutzlos ausgeliefert. Kinder sind das schwächste Glied in der Kette unserer Gesellschaft, und obwohl das bekannt ist, wird weggeschaut anstatt zu helfen.
  • In manchen Staaten, etwa in Indien, sind Kindersklaven sehr verbreitet. In vielen Regionen des Landes müssen dort Familien hart für ihr Überleben kämpfen. In ihrer Not nehmen Bauern Kredite – meist verbunden mit horrenden Zinsen – bei unseriösen Geldverleihern auf, um etwa Saatgut oder andere lebenswichtige Dinge zu kaufen. Als Gegenleistung verlangen die Geldgeber, dass die Familienmitglieder, vor allem aber die Kinder, die Schulden abarbeiten müssen. Dabei sind sie schutzlos den Ausbeutungspraktiken und der Willkür ihrer »Arbeitgeber« ausgeliefert. Nach Schätzungen arbeiten heute noch immer Millionen Kinder in Schuldknechtschaft. Schuldknechtschaft (bonded labour) bezeichnet wirtschaftliche Ausbeutung in Form sklavenähnlicher Abhängigkeit. Schuldknechtschaft findet überall auf der Welt statt und die Kinder zahlen den Preis. >Kinder sind „billig“ und ihren Peinigern schutzlos ausgeliefert – Kinderprostitution, Kinderhandel, Kindersoldaten, Kinderarbeit
  • Welche Rohstoffe stecken in Waschmaschinen, Handys oder Autos und woher  kommen diese? Das kann kaum einer wirklich beantworten. Dabei handelt es sich um Rohstoffe, die von Millionen Menschen tagtäglich unter schwersten Bedingungen in Bergbauschächten abgetragen werden. Um zu überleben, riskieren die Arbeiter ihr Leben und werden dann oftmals vom Militär ihres Lohnes beraubt. Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind die Verbraucher in den Industrieländern. Billige Rohstoffe = billige Computer oder Handys. So müssen unter archaischen Bedingungen Arbeiter z. B. im  Kongo mit bloßen Händen Rohstoffe wie Tantal, Zinn und Wolfram aus der Erde buddeln. Die Metalle werden dringend gebraucht, sind sie doch Hauptbestandteil zahlreicher elektronischer Geräte.> Wohlstand auf dem Rücken der Dritten Welt – Sklavenarbeit für unseren Fortschritt!
  • Sie leben unter uns und bleiben dennoch unsichtbar. Sie putzen unser Klo, machen unsere Betten und pflegen unsere Eltern. Wir lassen sie in unser Haus, doch kaum jemand kennt ihre Geschichte. Drei Mütter verlassen die bittere Armut Moldawiens, um illegal in Österreich und Italien als Putzfrauen zu arbeiten. Während diese Frauen getrennt von ihren Familien und ihrer Heimat dem Traum von einem besseren Leben folgen, wachsen ihre Kinder alleine auf. > Preisgekrönte Doku – Mama Illegal – Ein Film über den Preis des Traumes von einem besseren Leben

Menschenhandel ist laut den Vereinten Nationen mit geschätzt 30 Milliarden Euro jährlich an die dritte Stelle unter den umsatzstärksten Geschäftszweigen des internationalen Verbrechens aufgerückt. Nur im Drogen- und Waffenhandel wird mehr Geld gemacht.

http://www.globalslaveryindex.org/index/

http://www.globalslaveryindex.org/index/

Im vergangenen Jahr hat Papst Franziskus den Menschenhandel als „eine schädliche Plage, unwürdig einer zivilen Gesellschaft“ bezeichnet und anlässlich des Welttages zur Abschaffung der Sklaverei Anfang Dezember gemeinsam mit Spitzenvertretern anderer Kirchen und Weltreligionen eine Erklärung unterzeichnet. Darin wird jede Form von Menschenhandel als Verbrechen gegen die Menschheit und als moderne Form der Sklaverei verurteilt, eingeschlossen Zwangsarbeit, Zwangsprostitution und Organhandel.

Indien sei das Land, in dem es insgesamt am meisten moderne Sklaven gebe: geschätzte 18,4 Millionen bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. Doch gibt es auch in Deutschland moderne Sklaven?

In der folgenden Dokumentation von Joanna Michna : Treffen sie Schlachtarbeiter, Pflegekräfte privater Haushalte, Frauen, die nach Deutschland verkauft und prostituiert wurden, und Flüchtlinge, die in Gefahr sind, Deutschlands nächste Schattenarbeiter zu werden. Sie suchen nach Formen von illegaler Beschäftigung. Sie beschreiben die Grenze zwischen schlecht bezahlten Jobs, Menschenhandel und moderner Sklaverei. Sie sprechen mit Betroffenen, Helfern, Polizisten und Experten.

Fleischindustrie – Silicon Valley der Agrarindustrie“ – Das billige Fleisch hat einen Preis!

Rumänen, Ungarn oder Bulgaren zerlegen als Akkordarbeiter im Schichtbetrieb auf deutschen Schlachthöfen Putenteile am Fließband. Die Arbeiter werden nicht von den Schlacht- oder Verarbeitungsunternehmen angestellt, sondern über Werkverträge von Subunternehmern. Gegen diese gibt es zahlreiche Vorwürfe. In dieser Gegend, wo die Orte Oldenburg heißen, Garrel, Essen, Visbek oder Badbergen, haben diese Männer einen Namen. Waldmenschen. Sie schlafen in Mulden unter Bäumen, ohne Dächer und ohne Schutz, sie decken sich mit Blättern zu. Sie liegen da zusammengekauert wie wilde Tiere, darüber schrieben wir in unserem Beitrag: „Silicon Valley der Agrarindustrie“- Massentierhaltung stoppen!

Sklavinnen, die als Pflegekräfte arbeiten.

Die Pflegekräfte sind oft 24 Stunden im Einsatz. Sie leben isoliert und sind fern der Heimat. Wie schon die Dokumentation Mama Illegal beschrieb, haben viele nur Kontakt
zu ihren eigenen Familien über Skype und Telefon. Beleidigt, geschlagen, keine Freizeit: Hunderttausende Osteuropäerinnen versorgen in deutschen Haushalten Menschen. Das ist meist verboten, wird aber selten verfolgt. Der überwiegende Teil der Frauen, die hier in dem Pflegebereich arbeiten, kommt aus Polen. Wie viele es sind, weiß niemand, denn viele arbeiten illegal. Eine Studie für das polnische Arbeitsministerium schätzt sogar, dass 94 Prozent dieser Frauen illegal in Deutschland arbeiten. Doch auch Frauen aus anderen Ländern wie Litauen, Rumänien oder Bulgarien arbeiten als Pflegekräfte und deren Schicksale ähneln dem der Frauen aus Polen.

Rassistische Beleidigungen, sexuelle Übergriffe, Schläge, ein Leben im Keller ohne Fenster oder zu wenig zu essen. Das passiert täglich. Wie viele Frauen derzeit in Deutschland in solchen Verhältnissen leben, weiß niemand genau. Experten schätzen, dass es zwischen 100 000 und 300 000 sind.

Menschenhandel in der EU
In den Mitgliedstaaten der EU sind Schätzungen zufolge 880 000 Menschen von Menschenhandel betroffen, davon 610 000 Menschen zur Arbeits-, 270 000 zur sexuellen Ausbeutung (nicht berücksichtigt in diesen Zahlen sind Organhandel, Pharmasklaverei, Zwangsheiraten und Zwangsadoptionen).

Menschenhandel in bzw. nach Deutschland
Der Menschenhandel in und nach Deutschland führt auf den Straßenstrich und in die Bordelle, aber auch in die Gastronomie, die Landwirtschaft, das Baugewerbe, Privathaushalte (Hauswirtschaft und Pflege), die fleischverarbeitende Industrie und den Reinigungssektor.

Menschenhandel – ein lukratives Geschäft
Der jährliche Ertrag aus Menschenhandel sowie aus Arbeits- und sexueller Ausbeutung innerhalb der EU wird auf 25 Mrd. Euro beziffert (Europaparlament, Sitzungsbericht Sonderausschuss Organisiertes Verbrechen, 2013). Die weltweiten Profite werden auf 110 Mrd. Euro geschätzt (Internationale Arbeitsorganisation, 2014). Gewinne aus missbräuchlichem Organhandel sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt. Quelle : sklavenlos.de

Wo liegt die Grenze zu moderner Sklaverei?

Während Indien mehr Menschen als jedes andere Land versklavt hat, hat es erhebliche Fortschritte bei der Einführung von Maßnahmen gegeben, um das Problem zu lösen. Indien hat Handel, Sklaverei, Zwangsarbeit, Kinderprostitution und Zwangsheirat unter Strafe gestellt. Die indische Regierung verschärft derzeit Gesetze gegen den Menschenhandel mit härteren Strafen für Wiederholungstäter. Und Europa?

In tausend Sklaven stecken 999 Sklavenhalter. Emil Gött
(1864 – 1908), deutscher Dramatiker

Netzfrau Doro Schreier

Mehr Informationen:

Terrorgruppen am illegalen Organhandel beteiligt – Flüchtlinge als mobile billige Ersatzteillager

Sklavenarbeit und Kinderarbeit! Von Kindern gepulte Garnelen landen auch in Deutschland!

Kinder sind „billig“ und ihren Peinigern schutzlos ausgeliefert – Kinderprostitution, Kinderhandel, Kindersoldaten, Kinderarbeit

Lohndumping, Zeitarbeitsfirmen – Arm durch Arbeit

Frauenarmut – man hat uns einfach vergessen

Zwangs- und Kinderheirat – Der Terror hat einen Namen – sie entführen Frauen und Kinder und versklaven sie auf grausame Weise

Grausam! Der bisher größte Verlust von Menschenleben im Mittelmeer – Das vergessene Schiffswrack – The untold story of the biggest shipwreck of a migrant boat in 2016

An billigen Blumen aus Afrika für Europa klebt Blut – Rosen für die Welt statt Gemüse gegen den Hunger! Aldi und die Rosen aus Äthiopien!

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